Loveparade Duisburg 2010

Hallo WWW-lers,

ich bin von dem was ich über die Vorkommisse in die diesjährige Loveparade in Duisburg gesehen und gelesen habe, richtig bestürzt.

Dabei frage ich mich:
Kann jemand der für die Sicherheit eines solchen Events zuständig ist nicht im Vorfeld einschätzen wie gefährlich es ist über eine Million Menschen in einem Bereich versammeln zu lassen, die völlig umzäunt ist und den einzigen Ein- bzw Ausgang ausgerechnet einen Tunnel ist?

Ich frage mich was für Menschen überhaupt für unser alle Sicherheit verantwortlich sind…

Mein herzlichsten Beileid an die Freunde und Familie der bisherigen 18 Tote!

Traurige Grüße,
Helena

Hallo helena,

genau das ist der Grund, weswegen die Essener letztes Jahr das Ganze haben schlicht mal ausfallen lassen. Aus Verantwortungsbewußtsein. Es fand sich kein Areal, welches man hätte sinnvoll und sicherheitsrelevant für hunderttausende Veitstänzer bereitstellen können.

Aber, wie so oft, bei 1,4 Millionen Besuchern in der Stadt plinken bei so einigen doch ganz schön die Dollarzeichen in den Augen auf.

Genau wie hier in Berlin, an dem S-Bahn-Chaos (die Bahn hatte tausende Arbeitsplätze auch und umfangreichst im Wartungsbereich abgebaut, um für den Börsengang fit zu sein, woraufhin letztes Jahr mal eben fast 3/4 der Züge sofort aus dem Verkehr gezogen wurden, da die Achsen durchgeritten waren, dass es nicht noch zu viel entsetzlicheren Unfällen gekommen ist, ist reine Glückssache) knabbern wir heute noch.

Was ich damit sagen will ist, vor den elementarsten Sicherheitsbedenken haben rein wirtschaftliche Interessen allemal Vorrang.

Ich bin genauso erschüttert wie du, wobei mir die Love Parade schon immer ganz furchtbar auf die Ketten ging, aber so einen Tod wünsche ich keinem.

Gruß

Annie

Hallo!

Kann jemand der für die Sicherheit eines solchen Events
zuständig ist nicht im Vorfeld einschätzen wie gefährlich es
ist über eine Million Menschen in einem Bereich versammeln zu
lassen, die völlig umzäunt ist und den einzigen Ein- bzw
Ausgang ausgerechnet einen Tunnel ist?

Mit Sicherheit. Man kann eine Wahrscheinlichkeit abschätzen - vielleicht sogar berechnen - mit der ein Unfall passiert. Das machen z.B. auch Versicherungsmathematiker, wenn sie die Höhe einer Police festlegen. Aber ab wann genau ist gefährlich zu gefährlich? Und wann ist sicher sicher genug? Das ist die schwierige Frage.

Gruß,
Max

Ich frage mich was für Menschen überhaupt für unser alle
Sicherheit verantwortlich sind…

Mein herzlichsten Beileid an die Freunde und Familie der
bisherigen 18 Tote!

Traurige Grüße,
Helena

Die Schlamperei ist meines Erachtens noch viel größer…

man kann nicht ein Areal für 350´000 Menschen zur Verfügung stellen wenn man mit einer Million Menschen rechnet.

Moin,
kleine Korrektur: Bochum hat aus Sicherheitsgründen die Loveparade ausfallen lassen. Dort sollte sie laut „Fahrplan“ stattfinden. Man hatte dann auch in Essen und Dortmund angefragt, aber die Städte lehnten ab.

In Essen hat die Loveparade 2007 stattgefunden.

Kein wirklicher Trost für das was nun in Duisburg passiert ist…

Gruß
e

Zeitungsartikel vom 20.07.2010:
http://www.derwesten.de/kultur/musik-und-konzerte/lo…

Und Herr Prof. Dr. Schreckenberg, seines Zeichens Verkehrsguru, hat die Palnung und das Konzept in seinem Gutachten für unbedebklich gehalten.

Leider werden hiervon die 19 Opfer nicht wieder lebendig. Ich wünsche mir nur, dass die Verantwortlichen dafür gerade stehen (ja… utopisch…) und alle daraus lernen.

Ja, es wurde ein Gutachten erstellt für die Planung der Loverparade. Und hier wurde das Ganze für unbedenklich gehalten.
http://www.derwesten.de/nachrichten/Experte-verteidi…

Hallo,

Kann jemand der für die Sicherheit eines solchen Events
zuständig ist nicht im Vorfeld einschätzen wie gefährlich es
ist über eine Million Menschen in einem Bereich versammeln zu
lassen, die völlig umzäunt ist und den einzigen Ein- bzw
Ausgang ausgerechnet einen Tunnel ist?

nun, ich habe mich nicht zuletzt angesichts der Örtlichkeiten dagegen entschieden, die LP zu besuchen. Der Grund ist ganz einfach: Veranstaltungen mit mehr als 50.000 Besuchern (also alles, was nicht mehr Fußballspiel o.ä. ist) finden in der Regel auf nicht eingefriedeten Flächen statt, d.h. Karneval, CSD, Rheinkirmes, bisherige LP, Großdemonstrationen usw., sondern in mehr oder weniger frei zugänglichen Flächen wie eben Innenstadtbereiche, wo zig Straßen den Massen als Ausweichfläche dienen.

Das Konzept, Menschenmassen über einen 100 Meter langen Tunnel, der wohl noch aus zwei Richtungen zum eigentlichen Zugang zur Veranstaltungsfläche führen, auf ein eingefriedetes Grundstück zu leiten, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Im übrigen sei noch erwähnt, daß die Zahl von 1,4 Mio. (die Bahn hat angeblich nur rd. 100.000 Menschen nach Duisburg gekarrt), die derzeit kursiert, wahrscheinlich an den Haaren herbeigezogen ist. Allerdings hat der Veranstalter mit 1,4-1,6 Mio. gerechnet. Da muß man sich dann schon fragen, wie man Zugang und Veranstaltungsfläche so planen konnte. Die Fläche betrug nach Rundfunkangaben 230.000 Quadratmeter (ob inkl. Bebauung oder ohne weiß ich nicht), d.h. man erwartete 6 Menschen pro Quadratmeter. Daß das nicht funktionieren kann, ist offensichtlich.

Wenn man ein bißchen rechnet, kommt man übrigens überschlägig auf einen Durchsatz von 3.000-10.000 Menschen pro Minute. Ob das bei einem Tunnel, der eine Breite von angeblich 16 Metern hat, realistisch ist, kann sich ja jeder selbst überlegen.

Und noch ein Punkt: man hat die Veranstaltung fortgeführt, um eine erneute Panik zu vermeiden. Die „Evakuierung“ der Fläche hat dann - bei freigegebenen Nebenflächen - dann doch nur bis zwei Uhr gedauert…

Gruß
Christian

hi

Und noch ein Punkt: man hat die Veranstaltung fortgeführt, um
eine erneute Panik zu vermeiden.

Wobei ich diese Maßnahme allerdings als vernünftig erachtet habe.
Wenn die Veranstaltung abgebrochen worden wäre und alle gleichzeitig vom Gelände wegkommen hätten wollen, dann wäre es vermutlich zumindestens zu einem Riesenchaos für die Rettungskräfte gekommen.

Gruß
Edith

Hallo,

Wobei ich diese Maßnahme allerdings als vernünftig erachtet
habe.
Wenn die Veranstaltung abgebrochen worden wäre und alle
gleichzeitig vom Gelände wegkommen hätten wollen,

natürlich. Mit der Zeitangabe wollte ich nur verdeutlichen, wie „gut“ man auf eine solche Situation vorbereitet war. Man stelle sich vor, mitten in der Menge wäre Technik in Brand geraten oder eine Gaskartusche explodiert.

Mir wurde eben bei der Pressekonferenz übrigens erst klar, daß es überhaupt keinen separaten Ausgang gab, d.h. wer vor dem Unglück rauswollte, hatte überhaupt keine Chance gehabt, gegen die Massen anzukommen.

Wenn ich es richtig verstanden habe, hat die Polizei außerdem eingeräumt, daß man den Zugang zum eigentlichen Gelände unmittelbar vor dem Unglück abgeriegelt hatte, was dann die Panik wohl auslöste, weil von hinten immer weiter Leute nachdrängten. Außerdem wurde den Ordnern wohl untersagt, die Tore und Gitter zu öffnen - jedenfalls melden sich diese so zu Wort.

Es war in Berlin ja gerade der Charme, daß die Veranstaltung nach allen Seiten offen war und nur so war sie auch erträglich. Wenn ich mir überlege, daß die Polizei in Düsseldorf Public Viewing-Veranstaltungen auf dem Burgplatz (und der ist groß und offen) aus genau diesem Grund (also Gefahr einer Massenpanik) bei den letzten Fußballgroßereignissen nicht erlaubte, frage ich mich, welcher Teufel die Polizei ausgerechnet dieses mal geritten hat, einem solchen Konzept zuzustimmen.

Grüße
Christian

Hi

natürlich. Mit der Zeitangabe wollte ich nur verdeutlichen,
wie „gut“ man auf eine solche Situation vorbereitet war. Man
stelle sich vor, mitten in der Menge wäre Technik in Brand
geraten oder eine Gaskartusche explodiert.

Dann hätte es bei dem Gelände vermutlich eine mindestens 3stellige Todeszahl gegeben.

Mir wurde eben bei der Pressekonferenz übrigens erst klar, daß
es überhaupt keinen separaten Ausgang gab, d.h. wer vor dem
Unglück rauswollte, hatte überhaupt keine Chance gehabt, gegen
die Massen anzukommen.

Bei den ersten Nachrichten kurz nach dem Unglück dachte ich, daß ich mich verhört hätte, daß dieser Tunnel der einzige Zugang zu dem Gelände war.
Ich dachte mir, daß es ja nicht sein könne, daß ein paar 100.000 Menschen nur durch so einen Tunnel rein und raus gelotst werden, daß sowas nie und nimmer genehmigt wird.
Tja, ich wurde leider eines besseren belehrt.

Fußballgroßereignissen nicht erlaubte, frage ich mich, welcher
Teufel die Polizei ausgerechnet dieses mal geritten hat, einem
solchen Konzept zuzustimmen.

Ich verstehe es einfach nicht, wie man die Veranstaltung in dieser Art genehmigen hat können.
Auch wenn es die Toten nicht mehr lebendig macht, hoffe ich, daß sich die Verantwortlichen nicht einfach der Verantwortung entziehen können.

Gruß
Edith

Du hast völlig recht!
Hab ich mich vertan.

Gruß

Annie

Hallo,

dieses Beispiel zeigt auch wieder einmal die Instinkte des Menschen, seinen unbedingten Willen bei Gefahr zur Tötung, um selbst sein Ziel zu erreichen.
Wir werden damit schon leben müssen.Im Grunde tun wir das ja schon seit Jahrtausenden.Ändern können w i r daran nichts.

Gruß

Wader Hans

ot
Hallo,

dieses Beispiel zeigt auch wieder einmal die Instinkte des
Menschen, seinen unbedingten Willen bei Gefahr zur Tötung, um
selbst sein Ziel zu erreichen.

wo ist es der unbedingte Wille zu töten?
Ein in Panik befindlicher handelt irratinal also nicht nach dem Willen.

Gruß RS 99

Hallo Hans,

dieses Beispiel zeigt auch wieder einmal die Instinkte des
Menschen, seinen unbedingten Willen bei Gefahr zur Tötung, um
selbst sein Ziel zu erreichen.

So bestürzt ich von dem Ausmaß der Tragödie auch bin, so finde ich Deinen Wörter grundlegend ungerecht, unverantwortlich, beleidigend, falsch und nur als „Aufhetzt-Parolen“ zu definieren. Vorallem Dein „wieder einmal“ finde ich ätzend.

Wie schon jemand sagte, ein Willen zum töten sehe ich nirgends. Eine ungeheuerliche Mangel an Verantwortung seitens der Organisatoren aber schon.

Deine Wörter kann ich, bei aller Bestürzung, überhaupt nicht gut heissen

Noch bestürzteren Gruß,
Helena

Hallo,

dieses Beispiel zeigt auch wieder einmal die Instinkte des
Menschen, seinen unbedingten Willen bei Gefahr zur Tötung, um
selbst sein Ziel zu erreichen.

Unsinn. Dein scheinphilosophischer Allgemeinplatz
ist leicht zu widerlegen. Wenn 200 Leute hinter-
einander stehen und jeder mit einer Kraft von
10 kp in die selbe Richtung drückt (das ist nicht
viel, ich schaffe das 15-fache), ensteht hinten
„an der Wand“ eine Kraft, die einem Gewicht von
2 Tonnen entspricht - wer an der Wand steht, wird
in kurzer Zeit tot sein. Das war eine Todesfalle.

http://www.morgenpost.de/vermischtes/article1357059/…
vgl.:

 ...
 „Die Menschen wurden gegen eine Mauer gedrückt. 
 Ein ganzes Knäuel lag auf einer Fläche von 
 vielleicht 15 mal 15 Metern übereinander, bestimmt 
 einen Meter hoch. Es hat eine halbe Stunde gedauert, 
 bis sich das wieder aufgelöst hat. Dass Menschen von 
 einer Mauer gestürzt sind, stimmt einfach nicht.“ 
 ...

und

 ...
 Es war furchtbar, eine schreckliche Massenpanik. 
<u>Die Leute wurden an die Wände gedrückt</u>. Wir haben 
 noch versucht einige Frauen herauszuziehen. Aber 
 es ging weder vor noch zurück." 
 ...

Wir werden damit schon leben müssen.Im Grunde tun wir das ja
schon seit Jahrtausenden.Ändern können w i r daran nichts.

Nö, genau das Gegenteil ist passiert. Während durch
die Menschenmassen an einer Stelle enorme Kräfte
entstanden, versuchten die kräftigeren Leute sogar,
die Schwächeren zu retten.

Grüße

CMБ

Hallo,

wieder so ein klassischer Fall von Expertengutachten: Das Gutachten war astrein, aber wenn die Besuchder sich nicht an das Gutachten hallten…

Tschau
Peter

Ja, es wurde ein Gutachten erstellt für die Planung der
Loverparade. Und hier wurde das Ganze für unbedenklich
gehalten.
http://www.derwesten.de/nachrichten/Experte-verteidi…

Hallo Semjon,

mathematisch gesehen hast du vollkommen recht.Keine Frage.

Ich kann mir aber gut vorstellen, dass viele Menschen trotz drohender Gefahr noch durch den Tunnel wollten.
Man muss ja als Abreisender nicht augenblicklich wieder umkehren und den Tunnel ansteuern und als Anreisender nicht sofort mit Tunnelblick durch den selben steuern wollen.
Auch die Entscheidung der Duisburger pro Loveparade war ja eine menschliche Handlung.Mit mindestens genauso viel unbedingtem Willen zur Erreichung eines Zieles.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Es ist ausserordentlich tragisch was passierte,eine Katastrophe.Beinahe unvorstellbar.

Diese Handlungsentscheidungen der Menschen davor,die hier zu den Toten führten, können wir aber niemals ändern.Manche nennen es schlicht falsche Entscheidungen andere wiederum nennen es eben das unbedingte Erreichenwollen eines Zieles.

Grüße

Wader Hans

Hallo RS99,

um nicht falsch verstanden zu werden: Es ist eine Katastrophe.Unvorstellbar.Ich trauere.

Um deine Frage zu beantworten:
Du hast recht, w ä h r e n d einer Paniksituation handelt ein Mensch irrational.Das hat entwicklungsgeschichtliche Gründe.
Mich treibt aber die Frage um, warum die Handlungsentscheidungen
d a v o r gefällt werden, die ja auch in diesem Fall offensichtlich in die Katastrophe führen mussten.
Das betrifft sowohl Organisatoren wie auch Besucher.

Gruß

Wader Hans

Hallo

Wie schon jemand sagte, ein Willen zum töten sehe ich nirgends.

Den sehe ich auch nicht, zumal je jemand, der irgendwo versucht anzuschieben, ja nicht sieht, was 100 m weiter vorne passiert.

Aber trotzdem sollte meiner Meinung mal ausgesprochen werden, dass sowas definitiv nicht passieren kann, wenn niemand schiebt. Das ist nach meiner Meinung nach physikalisch nicht möglich. Ich finde, eine Schubserei und Schieberei bei so einer Menschenmenge sollte endlich mal strafrechtlich verboten werden, einfach um die Sache mal klarzumachen.

Allerdings weiß natürlich jeder Veranstalter oder sollte wenigstens wissen, dass es auf jeder solchen Veranstaltung Drängler gibt.

Eine ungeheuerliche Mangel an Verantwortung seitens der Organisatoren aber schon.

Am Samstag hatten sich irgendwelche Verantwortliche dahingehend geäußert, dass man ja nichts dafür könne, wenn die Leute sich nicht an die Anweisungen halten und eventuell sogar betrunken sind. - Also man hat da nicht mit Betrunkenen gerechnet? - Das war allerdings nur eine erste Reaktion. Ich denke nicht, dass man diese Entschuldigung nochmal hören wird.

Viele Grüße