Luther der film

hallo
ich denke das ich mit meiner frage hier besser aufgehoben bin als im filmbrett.

vorab: ich bin kein frommer mensch, in keinster weise bibelfest. ich weiss wer luther war und weiss vonm seinen 95 thesen. ich bin nicht mehr in der kirche.

nun zur eigentliuchen frage. ich habe oben genannten film angeschaut. zuerst dachte ich der wird bestimmt super öde. falsch gedacht. der film hat mich stellenweise sehr bewegt und nachdenklich gemacht.

wer von euch sah ebenfalls diesen film und kann mir sagen wie nah an der realität er ist.

danke

markus

Hallo Markus,
normal dürfte ich deine Frage nicht beantworten, da ich selbst
den Film nicht sah. Aber unsere Tochter und ihre Freunde.
Gerade die haben mich jetzt angestachelt,dir das dazu zu
schreiben, was in dem Film NICHT zur Anschauung kam.

Für uns jüdischen Schriftgelehrten ist über den Herrn Prof.
Dr. Martin Luther alles gesagt und wir reihen ihn ein zu den
berüchtigsten Personen der Weltgeschichte, genau zwischen
HAMMAN und HITTLER .

An dieser Stelle werde ich jetzt nicht lästern oder sonstige
wissenschaftliche Ausführungen machen, sondern Herrn LUTHER
selbst durch seine Predigten oder theologischen Komentare
reden lassen:
(alles kompl. in Nürnberg Nachzulesen)

. Eher werde ich zur SAU bevor ich der jüdischen Bibelausle-
gung (Talmud) glauben schenke.

. Sollte ich irgend einen „konvertierten“ Juden taufen, dann
hänge ich ihn einen Mühlstein um den Hals, und versenke ihn
in die Elbe.

. diese Taugenichtse und Plünderer sind keinster Nachsicht
oder Barmherzigkeit wert.

. Wenn du einen Juden siehst, schlage im guten Gewissen ein
Kreuz vor ihm und spreche: DA GEHT DER WAHRHAFTIGE TEUFEL.

. Was sollen wir Christen nun tun mit diesem verworfenen, ver-
dammten Volk der Juden.

. Ihre Synagogen und Häuser sollen niedergebrannt werden.

. Ihre religiösen Schriften sollen konfisziert werden.

. Ihren Rabinern muß verboten werden zu lehren.

. Nirgendsmehr darf ihnen freies Geleit gewährt werden.

. Schützt man Juden, so macht man sich vor Gott all ihrer
Gräultaten verantwortlich

. zu Handarbeiten und zur körperlicher Arbeit müssen sie ge-
zwungen werden.

. sie sind Schlangengezücht,Teufelskinder, vergiften Brunnen,
morden Kinder im Ritual, leben von gestohlenen Gut.

. Der Name Gottes darf vor christlichen Ohren nicht genannt
werden.

. Um nicht ihrer Sünde teilhaftig zu werden, müssen sie aus
unserem Lande vertrieben werden.

. denn sie bleiben im Herzen immer unsere täglichen Mörder
und blutrünstigen Feinde.

. >SUMMA SUMARUM[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi,
mit deinen Äußerungen outest du Dich leider selbst als religiöser Extremist. Denn Du wählst aus den Äußerungen Luthers genau die dir „genehmen“ aus , um ihn pauschal zu verteufeln. Genau die vorgehensweise, die du an ihm anklagst. Also zieh erst mal den Pfahl aus dem eigenen Auge…

A.

3 Like

Hallo Andreas,

verletzen wollte ich dich bestimmt nicht, aber ich darf dir
trotzdem antworten.

  1. Ich brauche mich nicht zu OUTEN , denn man kennt mich in
    Fachkreisen nur so.(und zwar als total gemäßigt)

2)„fast“ alle Juden sind irgendwo „religiöse Extremisten“,
ansonsten hätte GOTT dieses VOLK nicht dazu AUSERWÄHLT.

3)LUTHERS Ausführungen sind mir eher „unangenehm“ als angenehm.

  1. weiterhin heißt es in den christlichen Schriften:
    „… und dann sehe zu, wie du den Splitter aus dem Auge deines
    Nächsten herausziehst !!!“
    (was ich soeben im „Lutherkomentar“ zu tun versuche)

Schabat Schalom und Laila tov.
Rolf Schroth

(P.S. Deine Homepage funktioniert momentan nicht!?)

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Andreas,
nur eine kleine Nachfrage: welche Aeusserungen des
Dr. Luther koennten den die genannten Zitate in irgend-
einer Weise entschuldigen oder relativieren?
Mir fehlt da die Phantasie.

Gruesse, Elke

1 Like

Hallo Rudolf,

2)„fast“ alle Juden sind irgendwo „religiöse Extremisten“,
ansonsten hätte GOTT dieses VOLK nicht dazu AUSERWÄHLT.

Gefährlich wird es, wenn diese „Extremisten“ blasphe-
mische Dinge wie „Staatsgründung“ anstellen. Müssen
sich die „Juden“ auf diese Weise unbedingt selbst-
mörderisch unter das „Schwert am seidenen
Palästinensertuch“ legen?

Können das überhaupt Juden sein, die z.B. so etwas
http://www.jpost.com/servlet/Satellite?pagename=JPos…
machen – wenn nicht, was tun die dann dort?

Euer CMБ

Hallo Semjon,
Bei eine Debatte oder Diskusion um ein „BESTIMMTES“ Thema,
kann ein Anwesender sofort einwenden " Zur Geschäftsordung"
(oder makaber „zur Sache Schätzchen“); zumindest ist es hier
in Deutschland so üblich.
d.h. > ACHTUNG JETZT WIRD DAS THEMA VERFEHLT das Thema heißt Luther [Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi Rudolf,

[Luther]

[Luther und Juden]

[Juden und Luther]

[Palästina und Juden]

DU: kommst jetzt mit Argumenten die garantiert in
einen anderen Bereich von „wer-weiss-was“ gehören.
(Dort kannst du sie veröffentlichen; denn dort schaue
ich garantiert nicht hinein) DORT KENNEN SICH ANDERE
EXPERTEN BESSER AUS — ABSCHLUSSBEMERKUNG:
> das Thema heißt Luther

guten morgen

also das letzte was ich mit meinem posting wollte war ein heiliger krieg. ich wusste nciht das luther solche antisemitischen äusserungen von sich gab. die waren in der tat nicht zu sehen oder hören im film.

an eurer debatte möchte ich mich nicht anschließen, da meiner geschichts- und religionskenntnisse diesbezüglich nicht ausreichend sind.

ich danke euch trotzdem das ich euch dem thema angenommen habt.

schönen sonntag

markus

Hi,
für mich ist ein politischer oder religiöser Extremist nicht primär jemand, der gegen andere gewaltsam vorgeht, sondern jemand, der seine Ansichten (oder die seiner Gruppe/Religion) über alles andere stellt.

Das Dogma, das eigene Volk sei gegenüber anderen „auserwählt“, ist, wie Du selbst sagst, auch eine solche Extremposition, da sie alle Nichtjuden als „nicht auserwählt“ gegenüberstellt. Die Frage ist nur, was jemand daraus macht, Idioten, die es als Rechtfertigung für Gewalt nehmen, wird es immer geben.

Die Äußerungen Luthers waren zu dessen Lebenszeit aus moralischer Sicht für die Mehrzahl der Christen völlig in Ordnung. Heute haben wir andere Moralvorstellungen.
In unserem täglichen Leben spielt die herrschende Moral wohl eine wichtigere Rolle als übergeordnete ethische Überlegungen.

Genausogut könnten wir anführe, viele der Philosophen im antiken Griechenland seien Pädophile gewesen (da bestimmte Beziehungnen zwischen Knaben und älteren Männern als normal, wenn nicht gar vorteilhaft galten). Ich finde es deshalb fragwürdig, Deine Zitate (zumal sie im Film gar nicht vorkommen), als einzigen Beurteilungsmaßstab an Luther anzulegen.

Ich persönlich finde, dass der Film zu sehr ein Holywoodfilm ist, um eine kritische Auseinandersetzung mit Luther zu leisten. Die Dramatik, die emotionale Wirksamkeit steht vor der Historizität eindeutig im Vordergrund. Und z.B. ein orthodoxer Jude hätte bestimmt einen ganz anderen Film über Luther gemacht - und mit gleichem Recht dessen historische Authentizität behauptet.

Gruss Andreas

mehr als schwarz und weiß
Hallo Elke,

ich finde es schon ziemlich „unfair“ eine historische Person nach unseren heutigen Wissensstand zu verurteilen. Alles in allem ist die Sache wie immer etwas dfferenzierter zu betrachten - der junge Luther hat über Juden andere Dinge gesagt als der alte Luther. Der alte Luther war von Resignation und Verbitterung geprägt - er hatte sich erhofft, dass die Juden, wenn sie sehen, dass das „reine Evangelium“ endlich als Lehre gelebt werde kann, frei von katholischem Aberlauben, verstehen würden. Ihre „Verstockung“ hat dann zu diesen bösen Kommentaren verleitet. (Die damit nicht entschuldigt, aber erklärt sind und so aus dem Zusammenhang gerissen sowieso völlig unbrauchbar)Ob man das gut findet oder nicht, Luther hoffte auf _eine_ Kirche, eine Kirchenspaltung war nicht sein Ziel, seine Vision ging nicht in Erfüllung - da kann man schon mal etwas gefrustet sein:wink:. Ihn mit Göbbels auf eine Stufe zu stellen ist nicht nur „unfair“, sondern komplett unhistorisch.

Zitat:::

Der frühe Luther fand durchaus freundliche Worte für die Juden, denen er zugute hielt, dass der Messias aus ihrem Geschlecht stammte. So lautete auch der programmatische Titel einer Schrift: „Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei“ (1523). Er setzte sich dafür ein, die Juden im Sinne christlicher Nächstenliebe zu behandeln, sie auch gesellschaftlich zu integrieren, ihnen endlich freien Zugang zu den Handwerken zu gewähren, der ihnen im Mittelalter per päpstlicher Verordnung (4. Laterankonzil, 1215) verweigert wurde. Ganz selbstlos war diese Nächstenliebe freilich nicht: Sie sollte dazu beitragen, dass die Juden sich für die christliche Botschaft öffneten und von ihrem „Unglauben“ und ihrer „Halsstarrigkeit“ ablassen. Große Hoffnungen setzte Luther auf seine gerade erschienene Übersetzung des Neuen Testaments, wo die Juden nun endlich nachlesen konnten, dass Jesus der von den Profeten verheißene Messias ist.

Zitat Ende:::

aus:http://www.christen-und-juden.de/html/luther.htm

Ein bisschen was zum Kontext
http://www.luther.de/kontext/juden.html

Luther hat die Bibel übersetzt und den Menschen die Möglichkeit gegeben, sich selbst ein Bild zu machen. Luther hat das Gewissen über den bigotten Abverkauf von Sünden gestellt. Mag sein, dass das den meisten heute schon viel zu alltäglich und normal ist, um zu sehen, welche Leistng da dahinter steckt - Luther auf seinen Antijudaismus zu verkürzen verkennt komplett seine historische Leistung. Deshalb muss man nicht alles gut finden, was er gesagt hat, aber auch nicht alles verdammen, weil es einem in die eigene political correctness des 21. Jahrhunderts nicht passt.

grüße,

barbara

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nun zur eigentliuchen frage. ich habe oben genannten film
angeschaut. zuerst dachte ich der wird bestimmt super öde.
falsch gedacht. der film hat mich stellenweise sehr bewegt und
nachdenklich gemacht.

Ich habe den Film NICHT gesehen. Das zum ersten.

Aber Luther war ganz sicher nicht der schöne Mann, als der er den Plakaten nach gelten soll. Er war eher bodenständig, recht deftig im Ausdruck und soll Katharina von Bora nur aus einer Mischung von Verantwortung und Nachgeben wegen ständiger Sticheleien seiner Freunde geheiratet haben. Allerdings soll die Ehe dann recht gut gewesen sein.

Zu den judenfeindlichen Äußerungen Luthers muß man diese aber ganz sicher zum einen in die Zeit einordnen, in der sie geäußert wurden, zum anderen in die konkrete theologische Auseinandersetzung in der sich Luther befand, natürlich war er auf seine Art ein Eiferer und sowas hat zumeist zwei Seiten. Luther war wohl vor allem enttäuscht, daß sich die Juden nicht seiner Sicht auf die Dinge anschlossen.

Aber am besten machst Du Idr selbst ein Bild, es gibt ausreichend Seiten über Luther, in denen Du lesen kannst, was die Welt über weiß. :wink:

Gruß Maid

Hallo Barbara,
ich stimme dir zu. Ausser das mit der ‚political correctness‘,
mit diesem Argument wird heutzutage jedes Argument totgeschlagen,
im Sinne von: nur weil du ‚political correct‘ sein willst…
Nur war mir Andreas’ Rundumverteidigung auch suspekt - denn die
zitierten Aussagen Luthers kann man in ihren Kontext stellen,
man kann sie geschichtlich erklaeren, aber man kann sie nicht
ignorieren oder verzeihen.

Gruesse, Elke

einige wenige Details zur Historizität
Hallo Markus,

ich fand den Film nicht schlecht, und Deine Frage zeigt, dass er zum tieferen Nachdenken anregt.

Unmittelbar nach dem Film habe ich mich mit einigen Freunden unterhalten und wir haben die Unstimmigkeiten aufgezählt. Es war eine ganze Menge; mir fällt nur noch wenig ein:

  • eine Versammlung grummelt oder murrt nicht, wenn der Kaiser anwesend ist.
  • der ThesenANSCHLAG fand nicht statt.
  • die theologische Auseinandersetzung über den Ablass wurde falsch dargestellt

Tja, mehr weiß ich nicht mehr. Erkläre doch noch mal, was Dich bewegt hat.

Andreas

vorab: ich bin kein frommer mensch, in keinster weise
bibelfest. ich weiss wer luther war und weiss vonm seinen 95
thesen. ich bin nicht mehr in der kirche.

nun zur eigentliuchen frage. ich habe oben genannten film
angeschaut. zuerst dachte ich der wird bestimmt super öde.
falsch gedacht. der film hat mich stellenweise sehr bewegt und
nachdenklich gemacht.

wer von euch sah ebenfalls diesen film und kann mir sagen wie
nah an der realität er ist.

danke

markus

Ihn mit Göbbels
auf eine Stufe zu stellen ist nicht nur „unfair“, sondern
komplett unhistorisch.

Hallo Barbara,
Luther mit Goebbels oder Streicher auf eine Stufe zu stellen, finde ich absolut angebracht. Auch Goebbels hat sich auf Volksverhetzung beschränkt und sich nicht selbst die Hände mit Blut besudelt.

Wie lange muss Deiner Ansicht nach jemand tot sein, dass er Anspruch darauf hat, dass solche Äußerungen „etwas differenzierter zu betrachten“ sind? Wann dürfen wir anfangen, die antisemitischen Tiraden Hitlers und Konsorten „etwas differenzierter zu betrachten“?

Das Argument „aus dem Zusammenhang gerissen“ mag greifen, wenn dadurch die Aussage eines Zitates in ihrem Sinn entstellt wird. Das ist bei den hier vorgebrachten Zitaten durchaus nicht der Fall. Der „Zusammenhang“ den Du herstellst, entschuldigt nicht - da hast Du recht - aber er „erklärt“ auch nicht. Nicht in dem Sinne, dass er diese Ausbrüche des Hasses bei einem „Gottesmann“ in irgendeiner Weise nachvollziehbar macht.

Was bleibt, ist ein unübersehbares charakterliches Defizit. Da hilft keine Apologetik.

Freundliche Grüße,
Ralf

1 Like

ist eine alte Tugend, die versucht, sein Gegenüber mit Argumenten zu überzeugen…

Hallo,

Luther mit Goebbels oder Streicher auf eine Stufe zu stellen,
finde ich absolut angebracht. Auch Goebbels hat sich auf
Volksverhetzung beschränkt und sich nicht selbst die Hände mit
Blut besudelt.
Wie lange muss Deiner Ansicht nach jemand tot sein, dass er
Anspruch darauf hat, dass solche Äußerungen „etwas
differenzierter zu betrachten“ sind? Wann dürfen wir anfangen,
die antisemitischen Tiraden Hitlers und Konsorten „etwas
differenzierter zu betrachten“?

Es geht kaum darum, wie lange jemand tot ist, sondern darum, in welchem Kontext er gelebt hat.
Zunächst vorweg, nur zur Klärung: Antisemitismus ist rassistisch, Antijudaismus ist religiös. Jedem hier sollte klar sein, daß es zwischen dem christlichen, sehr alten Antijudaisums und dem Antisemitismus der Neuzeit eine direkte Verbindung gibt.
Na denn, nehmen wir mal denjenigen heraus, den unwissenden Menschen gerne als Antisemiten bezeichnen: den Evangelisten Johannes. Wer Johannes liest und die Geschichte der Menschheit bis heute kennt, wird sagen, das er ein Antisemit ist. Das ist trotzdem falsch. Johannes schreibt in einer Situation, in der er einer verfolgten und ausgegrenzten Minderheit angehört. Er hatte sicherlich nicht vor, um das Jahr 100 etwas zu schreiben, was man noch Jahrhunderte später als Entschuldigung für Massenmord benutzt. Können wir also Johannes vorwerfen, daß man dies getan hat, oder sind nicht die verantwortlich, die seine Schriften mißbraucht haben?

Das Argument „aus dem Zusammenhang gerissen“ mag greifen, wenn
dadurch die Aussage eines Zitates in ihrem Sinn entstellt
wird. Das ist bei den hier vorgebrachten Zitaten durchaus
nicht der Fall. Der „Zusammenhang“ den Du herstellst,
entschuldigt nicht - da hast Du recht - aber er „erklärt“ auch
nicht. Nicht in dem Sinne, dass er diese Ausbrüche des Hasses
bei einem „Gottesmann“ in irgendeiner Weise nachvollziehbar
macht.

Die Frage ist aber doch wohl, wessen Luther schuldig ist? Doch bitte nicht des Holocaust. Er ist zunächst „schuldig“ religiöser Intoleranz (mit den „Papisten“ ist er verbal auch nicht besser umgegangen). Dazu ist - und damit unterscheidet er sich WESENTLICH von all den Theologen, die sich Hitler angedient haben - festzustellen, daß es zu seiner Zeit den Gedanken religiöser Toleranz nicht gab. Er ist auch von selbst nicht drauf gekommen, ok. Es sei hier darauf hingewiesen, daß der große Humanist Erasmus so wie die anderen Humanisten seiner Zeit auch ebenfalls extrem judenfeindliche und haßerfüllte Äußerungen machten (so lobte er in einem Brief an Richard Bartholinus vom 10.03.1517, daß Frankreich „judenrein“ sei, es außerdem auch keine böhmische Schismatiker u.ä. gebe). Es waren eher die konservativen Fürsten jener Zeit, die Juden eine gewisse Rechtssicherheit garantierten (und das das nun auch nicht christliche Motive waren, kann man sich ja denken). Eine „politische“ Welle der antijüdischen Politik ergab sich zur Zeit Luthers, als es hieß, Juden würden in Böhmen Mission betreiben (die Historizität ist bis heute umstritten).
Luther ist also vorzuwerfen, daß er nicht auf eine Idee kam, auf die auch sonst keiner kam.
Ihm Antisemitismus vorzuwerfen, geht aber am Kern vorbei und entschuldigt zu leicht diejenigen, die religiöses mit nicht religiösem vermischt haben. Die Religion mißbraucht haben.

Was bleibt, ist ein unübersehbares charakterliches Defizit.

Luthers „charakterliches Defizit“ bestand darin, daß er es den Juden übel nahm, seine jahrelange Fürsprache für sie nicht zum Anlaß genommen zu haben, Christen zu werden. Darüber beklagt er sich immer wieder, daß sich niemand so sehr für sie eingesetzt hätte wie er. Und warum hat er es getan. Eben nicht, weil er religiös tolerant war, sondern weil er meinte, daß man sie missionieren sollte. Im Kontext seiner Zeit kann ihm kein Mensch ernsthaft übel nehmen, daß er missionieren wollte, aber was man ihm übel nehmen kann, ist seine verletzte Eitelkeit, die ihn, als er erfährt, die Juden missionierten in Böhmen (s.o., dies ist die Schrift, aus der der Threadgeber zitiert hat), zu derartigen Haßtiraden veranlaßt.
Diese Äußerungen sind selbstverständlich abzulehnen. Und dennoch ist Luther nicht auf einer Stufe mit Goebbels zu stellen. Sein „Lebensziel“ war nicht die Vernichtung der Juden, er hat sie nicht auf Volksversammlungen propagiert, er hat nicht unser Wissen und unsere historische Erfahrung gehabt und wollten wir ihn so beurteilen wie Goebbels, müßten wir fragen, was er in 1938 gesagt hätte, nicht 1540.
Und erfreulicher Weise hat Luther die kleine Weisheit besessen, nachfolgenden Generationen mit auf dem Weg zu geben, daß nicht die Tradition entscheidend ist, also auch nicht, was er gesagt hat, sondern „was Christum treibet“.

Grüße,
Taju

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Hallo Andreas,

  • der ThesenANSCHLAG fand nicht statt.

als das im Trailer lief war für mich (vielleicht leider) schon klar, dass ich den nicht sehen will. Warum zementiert so ein Film sowas auch noch?

Gruß
achim

P.S.: Das mit dem Ei in einem Kolumbus Film ist m.E. als klamauk o.k., ein Anschlag an die Tür aber verfälsch den Kern des Films doch beachtlich. (Falls es im Film nicht irgendwie revidiert wird, z.B. dass er das nur vorhatte oder träumte…)

Hallo Andreas,

fast geärgert habe ich mich über die Darstellung Melanchtons - bzw. Nicht-Darstellung. Er war 1530 die Schlüsselfigur (und damit endetet ja der Film), verfasste die confessio augustana, setzte Luther den Flo insohr, die Bibel zu übersetzen uswusf…:smile:, war seit seiner Witttenberger Zeit ein treuer Weggefährte und Freund und ist historisch ene wichtige Figur. Schade, dass der so unter den Tisch fiel.

Aber so darf man an solche Filme nicht rangehen, ich habe ihn als gutes Unterhaltungskino betrachtet - mehr nicht!

(und fand es deshalb sehr fein, dass Luthers Rolle nicht nach Ähnlichkeit gecastet wurde:wink:)…spielt Joseph Fiennes eigentlich auch ollen, die nach dem 17. Jahrhundert liegen? (ich kenne bisher Shakespeare in Love, Elisabeth und diesen hier…aber das ist jetzt sehr offtopic…)

grüßle,

barbara

Hallo Barbara et al.,

aus einem Interview mit Peter Ustinov zur Begegnung Friedrich der Weise / Luther:

„Ich habe die Theologen gefragt: Warum glauben Sie nicht, dass sich die beiden begegnet sind? Und sie: Das steht nirgends, dass sie sich getroffen haben. Da habe ich erwidert: Halten Sie es denn für möglich, dass ich eine Beziehung zu Doktor Hans Küng in Tübingen habe? Und die Theologen: Nein, ist doch eine ganz andere Welt. Und ich sage: Ich war Präsident eines UNESCO-Treffens in Valencia, und er war ein Delegat. Und wir haben uns lange gestritten und sind Freunde geworden. Das war auch nirgends zu lesen. Heißt das, dass wir uns deshalb nicht getroffen haben?“ (Chrismon, 10/2003)

Viele Grüße
;-Diana

Hi Markus,

Du hast ja schon eine ganze Reihe guter Antworten bekommen
ich möchte nur eine Ergänzung vornehmen.

wer von euch sah ebenfalls diesen film und kann mir sagen wie
nah an der realität er ist.

Der (bisher ungenannte) Hauptkritikpunkt, den ich vorbringen
möchte, bezieht sich auf die Darstellung von Friedrich v.
Sachsen, den Kaiser Maximilian und die Machtverhältnisse
und Interessen gegen Rom.

So ist die Besetzung Friedrichs durch Ustinov imho
die denkbar schlechteste Besetzung. Nach allem, was
wir von ihm (Friedrich) wissen, wäre wahrscheinlich der
inzwischen ausreichend gealterte Arnold Schwarzenegger eine
weitaus bessere (wenn auch nicht optimale) Besetztung (kein Witz).
Über einen „Fürsten“ wie Ustinov hätte man sich damals totgelacht.

Auch die Verwendung Luthers als Spielball im politischen Kampf
gegen Rom kam imho nicht mit wünschenswerter Deutlichkeit heraus.

Das soll erstmal reichen …

Euer CMБ