Männer in Erziehungsurlaub?

Liebe WWWler,

da Abendsterns Ausgangsfrage im untigen Thread gar nicht mehr beantwortet wird, möchte ich mal ein neues aufmachen. Mir fällt auf, dass in den Beiträgen von einigen Frauen der Ruf nach mehr Männern in der Erziehungszeit geäußert wird. Mir leuchtet das ehrlich gesagt nicht ein.

Wäre es nicht viel sinniger, entsprechende Kinderversorgungseinrichtungen zu fordern, die es Frauen wie Männern gleichermaßen ermöglichen, ihren Beruf auszuüben? In unserem Nachbarland Frankreich können Eltern ihre Kinder wenige Wochen nach der Geburt in den Hort geben und beide arbeiten. Niemand muss seine Arbeit aufgeben. Keine Frau wird doof angemacht, Fragen wie sie sich Abendstern ausgesetzt sah, sind viel seltener. Da man maximal ein paar Wochen ausfällt, können Eltern sich diese Zeit auch problemlos aufteilen.

Was aber hier im Forum häufig geäußert wird, ist der Wunsch nach der Umkehr von unsinnigen Geschlechterverhältnissen, die nach der Umkehr von Frau auf Mann genauso unsinnig sind. Was ist daran erstrebenswert, wenn ein Vater die Windeln wechselt, wenn er studierter Chirurg ist? Das ist doch volkswirtschaftlich betrachtet nicht minder unverantwortlich, als eine Informatikerin an den Herd zu stellen.

Mir scheint das eigentliche Problem ehrlich gesagt schon gar nicht mehr im bösen Arbeitgeber zu liegen, der nach Kinderwünschen fragt, sondern viel mehr in den altertümlichen Frauen, die es für erstrebenswert halten, drei Jahre aus dem Berufsleben auszusteigen. Und es gibt sie immer noch in riesigen Rudeln. Der Schaden, der ihren arbeitswilligen Geschlechtsgenossinnen entsteht ist drei Mal größer, als jeder Personalchef, der – begründet oder nicht – eine Anstellung ablehnt.

Und was ich auch nicht verstehe: Wieso setzten Frauen diese Ansprüche eigentlich nicht durch? Als Mann würde ich mir das gar nicht gefallen lassen. Man stelle sich eine Stadt wie Frankfurt vor, in der sämtliche Eltern mit Ihren Babys und Kleinkindern zwischen drei Monaten und drei Jahren kollektiv morgens zum Büro der Oberbürgermeisterin im Römer marschieren, endlich genügend Betreuungsplätze fordern und dann ihr Kind dort einfach im Buggy abstellen und sechs Stunden zum Einkaufsbummel verschwinden. Was würde passieren? Den Kindern vermutlich gar nichts, die Verwaltung würde hingegen zusammenbrechen, weil jeder verfügbare Sachbearbeiter zum Sitten von 750 Kleinkindern benötigt würde. Das Medienbild wäre zum Schießen und spätestens nach dem dritten Babyabgeben würde Frankfurt genügend Hortplätze zur Verfügung stellen, da kann man sich aber ganz sicher sein.

Ich als Vater hätte überhaupt kein Problem damit, mein Kind mal für ein paar Stunden abzugeben. Wenn man das aber Frauen vorschlägt, geht das große Schreien los, wie unverantwortlich das doch wäre, und was dem Kind alles passieren könnnte.

Könnte es vielleicht sein, dass wir nicht etwa deshalb eine ungenügende Zahl an Betreuungsplätzen in Deutschland haben, weil es das patriarchalisch geprägte System so will, sondern weil ein Großteil der Frauen die momentane Situation im Herzen ganz bequem findet und nur gerne öffentlich jammert?

Fragt ratlos,

Matt

Hallo,

Mir
fällt auf, dass in den Beiträgen von einigen Frauen der Ruf
nach mehr Männern in der Erziehungszeit geäußert wird. Mir
leuchtet das ehrlich gesagt nicht ein.

Mir auch nicht!

Wäre es nicht viel sinniger, entsprechende
Kinderversorgungseinrichtungen zu fordern, die es Frauen wie
Männern gleichermaßen ermöglichen, ihren Beruf auszuüben?

Ganz Deiner Meinung! Ich finde man kann weder von Mann noch Frau erwarten, dass sie ihren Beruf aufgeben. Ich kenne auch keinen Mann, der das will. Was sich einige noch vorstellen können, ist eine reduzierte Arbeitszeit um die 60-80%, wenn das beide machen ist das ja schon quasi ein Halbtags und ein Vollzeit-Job.Und mit um die 70% hat man in den meisten Fällen beruflich wesentlich weniger Nachteile als wenn man nur halbtags arbeitet.

Mir scheint das eigentliche Problem ehrlich gesagt schon gar
nicht mehr im bösen Arbeitgeber zu liegen, der nach
Kinderwünschen fragt, sondern viel mehr in den altertümlichen
Frauen, die es für erstrebenswert halten, drei Jahre aus dem
Berufsleben auszusteigen.

Naja, das finde ich jetzt schon zu krass formuliert!

Ich als Vater hätte überhaupt kein Problem damit, mein Kind
mal für ein paar Stunden abzugeben.

Ich als Frau auch nicht, aber es ist im Falle einer Frau die falsche Antwort. Da ich noch kinderlos bin, aber davon ausgehe nach dem Mutterschutz (also den 8 Wochen) unbedingt wieder zu arbeiten, muß ich mir allerlei Gewäsch anhören:
Warte mal bis ein Kind da ist… Warte mal bis die Hormone… Man muß doch sein Kind selber erziehen… Da bleibt sicherlich ein Schaden!.. Das ist nicht gut!..

Fremderziehung ist leider in Deutschland für viele völlig tabu. Es geht immer darum ob Fremderziehung schädlich ist und nie darum, ob den Vollzeit-Selbsterzogenen Kindern vielleicht auch schadet, wenn sie dauerbegluckt werden?

Grüße
Juhe

Ganz Deiner Meinung! Ich finde man kann weder von Mann noch
Frau erwarten, dass sie ihren Beruf aufgeben. Ich kenne auch
keinen Mann, der das will. Was sich einige noch vorstellen

Doch, ich. Ich würde das sofort machen.

können, ist eine reduzierte Arbeitszeit um die 60-80%, wenn
das beide machen ist das ja schon quasi ein Halbtags und ein
Vollzeit-Job.Und mit um die 70% hat man in den meisten Fällen
beruflich wesentlich weniger Nachteile als wenn man nur
halbtags arbeitet.

Ja
Meine Idealvorstellung war, meine Frau und ich arbeiten jeweils 60
Prozent.
Einen Tag nimmt man eine Tagesmutter

Berufsleben auszusteigen.

Naja, das finde ich jetzt schon zu krass formuliert!

Ich habe noch keine Frau (mit einer Ausnahme) gefunden, de gesagt
hätte: Toll, Du bleibst zu Hause, ich gehe arbeiten. Super.
ALLE, alle mit denen ich gesprochen habe (ich meine in Beziehungen
nicht so larifari mal so nebenbei) haben dann als es ernst wurde
Antworten gegeben wie:
Ich lasse doch mein (!!!) Kind nicht von einem Mann erziehen
Das Kind braucht die Mutter
usw.

Fremderziehung ist leider in Deutschland für viele völlig
tabu. Es geht immer darum ob Fremderziehung schädlich ist und
nie darum, ob den Vollzeit-Selbsterzogenen Kindern vielleicht
auch schadet, wenn sie dauerbegluckt werden?

Jupp. Ich bin gegen Fremderziehung aber auch dagegen, dass das Kind
begluckt wird (sehe ich gerade in meiner näheren Umgebung).
Eine eigentliche Karrierefrau bekommt ein Kind. Dann wird es
beruflich eng, sie will auf einmal nicht mehr arbeiten und bekommt
das zweite. Und diese Kinder werden begluckt.
Nicht gut

Mutterschutz ersatzlos streichen
Hallo,

eigentlich die geniale Idee, müsst mal durchgerechnet werden. Aber ich glaube, das wäre billiger, als dafür dann Betreuungsplätze zu schaffen. Die will und muss ja nicht jeder nutzen, wäre überdenkenswert

und dann können ja alle arbeiten, sofern sie Arbeit haben. Vielleicht sollten wir mal einen Antrag bei den Sozis stellen.

Grüße

Sarah

Liebe WWWler,

Mir fällt auf, dass in den Beiträgen von einigen Frauen der Ruf
nach mehr Männern in der Erziehungszeit geäußert wird. Mir
leuchtet das ehrlich gesagt nicht ein.

Was ist da unklar? Gerechte Lastenverteilung wäre doch klasse. Eine männliche Bezugsperson, die wirklich da ist, ist auch für jedes Kind wünschenswert.

Wäre es nicht viel sinniger, entsprechende
Kinderversorgungseinrichtungen zu fordern, die es Frauen wie
Männern gleichermaßen ermöglichen, ihren Beruf auszuüben? In
unserem Nachbarland Frankreich können Eltern ihre Kinder
wenige Wochen nach der Geburt in den Hort geben und beide
arbeiten. Niemand muss seine Arbeit aufgeben. Keine Frau wird
doof angemacht, Fragen wie sie sich Abendstern ausgesetzt sah,
sind viel seltener. Da man maximal ein paar Wochen ausfällt,
können Eltern sich diese Zeit auch problemlos aufteilen.

Du kannst auch sehr gute staatliche Kinderbetreuungseinrichtungen in Thürigen finden. Sehr viel ganztages und viele freie Plätze. Aber ein paar Wochen nach der Geburt? Das würde ich ehrlich nie machen. Ich fand es großartig, dass wir nach der Geburt unserer Tochter beide fast immer zu Hause sein konnten.

Was aber hier im Forum häufig geäußert wird, ist der Wunsch
nach der Umkehr von unsinnigen Geschlechterverhältnissen, die
nach der Umkehr von Frau auf Mann genauso unsinnig sind. Was
ist daran erstrebenswert, wenn ein Vater die Windeln wechselt,
wenn er studierter Chirurg ist? Das ist doch
volkswirtschaftlich betrachtet nicht minder unverantwortlich,
als eine Informatikerin an den Herd zu stellen.

Volkswirtschaftlich müssen wir als Privatpersonen unser Leben doch noch nicht planen. Und eigentlich kommt doch eher der Ruf nach Gleichberechtigung, als nach Männerdiskriminierung, oder?
Am Ende ist es doch immer ne private Entscheidung. Mir ist da die Zeit mit meinem Kind viel wichtiger, als das Geld. Dann erstmal lieber keine große neue Familienkutsche und kein Eigenheim im Grünen und dafür viel Zeit, die man miteinander verbringt. Das ist wahrer Luxus…

Mir scheint das eigentliche Problem ehrlich gesagt schon gar
nicht mehr im bösen Arbeitgeber zu liegen, der nach
Kinderwünschen fragt, sondern viel mehr in den altertümlichen
Frauen, die es für erstrebenswert halten, drei Jahre aus dem
Berufsleben auszusteigen. Und es gibt sie immer noch in
riesigen Rudeln. Der Schaden, der ihren arbeitswilligen
Geschlechtsgenossinnen entsteht ist drei Mal größer, als jeder
Personalchef, der – begründet oder nicht – eine Anstellung
ablehnt.

Kannst du dir vorstellen, dass es einfach schön ist sich um die Kinder kümmern zu können? Seit wann ist es „altertümlich“, wenn man seine eigenen Kinder großziehen will? Und warum sollte man aus Solidarität mit
arbeitswilligen (-wütigen?) darauf verzichten?

Könnte es vielleicht sein, dass wir nicht etwa deshalb eine
ungenügende Zahl an Betreuungsplätzen in Deutschland haben,
weil es das patriarchalisch geprägte System so will, sondern
weil ein Großteil der Frauen die momentane Situation im Herzen
ganz bequem findet und nur gerne öffentlich jammert?

Da ist etwas dran. Medien haben halt so den Effekt, dass die Jammerer viel öfters gezeigt werden, als die die gerne zu Hause bleiben (wobei ich keines von beiden verurteilen würde). Hingegen würde ich nicht behaupten (was du leicht unterstellst) dass Frauen hier eine Doppelmoral haben. Es ist halt so, dass ein Teil schreit und ein anderer schweigt. Welcher fällt wohl mehr auf?
Ich mach gerade die Erfahrung, dass viele Frauen es überhaupt gar nicht klasse finden, wenn Männer die Kinderbetreuung übernehmen. Ständig muss ich mir hier blödes Geschwätz von Hausmütterchen anhören, die sich wahrscheinlich in ihrer Exsistenz von mir bedroht fühlen. Hier auf dem Land ist Kindererziehung immer noch Frauensache und die meisten Frauen verteidigen das auch bis zum letzten. Sobald meine Tochter mal in der Öffentlichkeit anfängt zu schreien, kommen Passantinnen auf mich zu und fragen, wo denn die Mutter ist. Das arme Kind braucht doch seine Mutter, bla bla bla, als wären Männer genetisch nicht in der Lage sich um Kinder kümmern zu können.
Ich kann inzwischen Männer viel besser verstehen, die keinen Babyurlaub nehmen. Es gilt doch einiges an Widerstand zu überwinden.

Trotzdem noch was zur Anfangsfrage. Ich sehe das so: Wer sich keine Zeit fürs Kinder erziehen nehmen will, der muss sich fragen lassen, warum er/sie dann Kinder haben will.

Gruß,
Hannes
(der lieber zu Hause beim Kind bleibt und seine Freundin arbeiten lässt :smile:

Hi Matt,

Wäre es nicht viel sinniger, entsprechende
Kinderversorgungseinrichtungen zu fordern, die es Frauen wie
Männern gleichermaßen ermöglichen, ihren Beruf auszuüben?

Yep, das wäre auf alle Fälle sinnvoller! Bisher wird die Diskussion vor allem von mehr oder weniger blödsinnigen Ideologien bestimmt. Die schlichte Praxis und der damit verbundene drastische Geburtenrückgang werden vergessen. Da die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hierzulande so schwierig ist, entscheiden sich eben viele Menschen (Männer und Frauen!) gegen Kinder.

In
unserem Nachbarland Frankreich können Eltern ihre Kinder
wenige Wochen nach der Geburt in den Hort geben und beide
arbeiten. Niemand muss seine Arbeit aufgeben. Keine Frau wird
doof angemacht, Fragen wie sie sich Abendstern ausgesetzt sah,
sind viel seltener. Da man maximal ein paar Wochen ausfällt,
können Eltern sich diese Zeit auch problemlos aufteilen.

Ja, genau! Eine Französin hat mal zu mir gesagt, es gäbe in Deutschland sicher mehr Kindergärten und -krippen, wenn die Menschen hier dies tatsächlich wollen würden. Und Recht hat sie! Wie du richtig schreibst, könnte man das schon durchsetzen.

Was aber hier im Forum häufig geäußert wird, ist der Wunsch
nach der Umkehr von unsinnigen Geschlechterverhältnissen, die
nach der Umkehr von Frau auf Mann genauso unsinnig sind. Was
ist daran erstrebenswert, wenn ein Vater die Windeln wechselt,
wenn er studierter Chirurg ist? Das ist doch
volkswirtschaftlich betrachtet nicht minder unverantwortlich,
als eine Informatikerin an den Herd zu stellen.

Exakt! Vor allem ist so etwas volkswirtschaftlich betrachtet, einfach nur sauteuer. Einzelbetreuung für Kinder durch akademisch gebildetete Eltern, deren Arbeitskraft viel sinnvoller eingesetzt werden könnte. Das ist einfach übertrieben!

Mir scheint das eigentliche Problem ehrlich gesagt schon gar
nicht mehr im bösen Arbeitgeber zu liegen, der nach
Kinderwünschen fragt, sondern viel mehr in den altertümlichen
Frauen, die es für erstrebenswert halten, drei Jahre aus dem
Berufsleben auszusteigen. Und es gibt sie immer noch in
riesigen Rudeln. Der Schaden, der ihren arbeitswilligen
Geschlechtsgenossinnen entsteht ist drei Mal größer, als jeder
Personalchef, der – begründet oder nicht – eine Anstellung
ablehnt.

Teilweise ja! Es gibt momentan einen regelrechten Kleinkrieg zwischen berufstätigen Frauen und „Hausfrauen“. Während die Berufstätigen mehr Betreuungsplätze fordern, schmeißen ihnen die „Hausfrauen“ beleidigungen wie „Rabenmutter“ und überholte Erziehungsvorstellungen an den Kopf. Die Wahrheit hat meines Erachtens nichts mit den Kindern zu tun. Es geht um alte Pfründe und vermeintliche Privilegien, wie z.B. sich versorgen zu lassen anstatt zum Familieneinkommen beizutragen.

Und was ich auch nicht verstehe: Wieso setzten Frauen diese
Ansprüche eigentlich nicht durch? Als Mann würde ich mir das
gar nicht gefallen lassen. Man stelle sich eine Stadt wie
Frankfurt vor, in der sämtliche Eltern mit Ihren Babys und
Kleinkindern zwischen drei Monaten und drei Jahren kollektiv
morgens zum Büro der Oberbürgermeisterin im Römer marschieren,
endlich genügend Betreuungsplätze fordern und dann ihr Kind
dort einfach im Buggy abstellen und sechs Stunden zum
Einkaufsbummel verschwinden. Was würde passieren? Den Kindern
vermutlich gar nichts, die Verwaltung würde hingegen
zusammenbrechen, weil jeder verfügbare Sachbearbeiter zum
Sitten von 750 Kleinkindern benötigt würde. Das Medienbild
wäre zum Schießen und spätestens nach dem dritten Babyabgeben
würde Frankfurt genügend Hortplätze zur Verfügung stellen, da
kann man sich aber ganz sicher sein.

Ich denke, die beruflich engagierten Frauen sind in Deutschland tatsächlich noch in der Minderheit. Da man nicht wirklich eine Lobby hat, ist es derzeit einfacher und bequemer sich gegen Kinder zu entscheiden. Ich habe das ehrlich gesagt auch so gemacht, bin hier also keine Ausnahme.

Ich als Vater hätte überhaupt kein Problem damit, mein Kind
mal für ein paar Stunden abzugeben. Wenn man das aber Frauen
vorschlägt, geht das große Schreien los, wie unverantwortlich
das doch wäre, und was dem Kind alles passieren könnnte.

Wie gesagt, ich glaube nicht, dass das etwas mit den Kindern zu tun hat. Es geht schlicht und ergreifend ums Geld!

Könnte es vielleicht sein, dass wir nicht etwa deshalb eine
ungenügende Zahl an Betreuungsplätzen in Deutschland haben,
weil es das patriarchalisch geprägte System so will, sondern
weil ein Großteil der Frauen die momentane Situation im Herzen
ganz bequem findet und nur gerne öffentlich jammert?

Leider fürchte ich, dass du damit (zumindest teilweise) Recht hast. Teilweise deshalb, weil es doch auch noch genug Männer gibt, die sich in der alten Patriarchenrolle ganz wohl fühlen und es sehr wohl auch eine politische Lobby für diese (männliche wie weibliche) Einstellung gibt.

Viele Grüße,

Sandra

PS: Ich bin für eine Abschaffung des Mutterschutzes. Die derzeitigen Regelungen machen Frauen als Arbeitnehmer (erst recht in Führungspositionen) uninteressant, weil die Risiken für die Betriebe zu groß sind. Statt dessen halte ich eine Ausdehnung der Sabbaticals für sinnvoll. Da kann dann Männlein wie Weiblein (auf eigene Kosten!) eine Auszeit nehmen und nutzen wie er/sie will (Familie, Weltreise, Weiterbildung …)

Hi Matt,

Deine Ideen sind von meiner Seite aus soweit in Ordnung, wie die Eltern das wollen.
Zu bedenken ist dabei aber:
Der Mensch kommt nicht fertig auf die Welt. Er ist gerade in den ersten Lebensjahren auf emotionale Zuwendung zur Förderung seiner Entwicklung angewiesen. Leider ist unser gesamtes Erziehungssystem aber nicht darauf eingestellt. Deine Forderung im Bild vom Römer hatte bereits mein Vater in den 60-igern und wurde gesteinigt. Soweit stimme ich Dir zu. (Meine Mutter konnte da schon nicht mehr, sie hatte die Frechheit besessen, die Qualifikation einer Lehrerin anzuzweifeln und wurde daraufhin zum x-ten Mal von frau zur Schnecke gemacht im gesamten Alltag.) Also wiederhole ich hier einen alten Spruch, der schon mal einem Menschen vor laufender Kamera das Leben kostete: ‚Unter den Talaren der Muff von 1.000 Jahren.‘

Was Deine Frage angeht, warum nun Mann sich auch mal um Kind kümmern soll und was z. B. Chirurg davon hat:
Seine emotionalen Kompetenzen werden endlich mal freigelegt. Dabei bin ich persönlich aus Erfahrung der Meinung, ein Chirurg kann hier in wenigen Wochen ein gutes Praktikum für seinen Beruf nachholen. Auch hier der Spruch mit den Talaren.
Bei anderen Berufen allerdings stelle ich mir bedeutend mehr Gewinn für die gesamte Gesellschaft vor. Mann kann nach einiger Übung sehr gut den Haushalt organisieren, hat oft von Mutter nicht gelernt, verknüpft zu denken, geschweige denn, mal eine Maschine im Haushalt zu bedienen. Architekten würden womöglich anders planen… - Ja, ja, das führt so zu nichts, ich weiß. Aber mir scheint tatsächlich, wenn wir Frauen es eben nicht hinkriegen vor lauter die Schuld auf alles andere schieben, dann brauchen wir eben Männer. Und wie sollen die wissen, um was es geht, wenn die keine Praxis haben?
Ganz ernsthaft, schau Dich um in unserer Gesellschaft: Da geht Mensch auf die Uni oder Hochschule, lernt brav eine Menge auswendig, macht brav den Buckel vor dem Prof. und darf dann in die Praxis ohne praktische Anleitung. So geht das einfach nicht. Das mag mit Maschinen gehen, aber nicht mit Menschen. - Ich erinnere den Chirurgen auf der Chrirugischen Aufnahme, der mir Schwesternschülerin im 1. Lehrjahr sagte, er könne keine Diagnose, das solle ich bitte leisten. -
Ich denke auch an eine Nachbarin,die sich aus einer unguten Ehe mit Kleinkind gekämpft hat. Geprügelt von Frauen, da man Mann nicht verlässt. Schon gar nicht, wenn er sich doch ‚bloß‘ volllaufen lässt. Anstatt das Kind nu als Gewaltopfer, das es sicher ist, zu behandeln, wird ihm ein Syndrom angehängt, Psychopharmaka verschrieben, der Mutter unter der Woche weggenommen, die ersten Anfänge von Lesen, Schreiben und Rechnen aus dem Kopf gemacht mit ihren komischen Versuchen und die Mutter ist die Böse und der Arzt ein Heiliger.

Im Land des Äußeren sind die mit der nächsten Generation befaßten Berufsbilder bedeutend höher qualifiziert, werden bedeutend länger im Praktischen begleitet, bis sie alleine arbeiten dürfen und kosten dementsprechend mehr. Das ist zu bedenken.
Ich möchte weiter die Frage aufwerfen, was ein deutscher Arzt vor einem englischen oder französischen zu fürchten hat, dass so laut gegen die Harmonisierung gejault wird? Der Pole wurde ja nicht ins Feld geführt. Es sei mir gestattet anzumerken, in meinen Augen hat so mancher was zu fürchten.

Mir scheint, in unserer GEsellschaft hat sich eine seltsame Kruste gebildet, welche reichlich lebensfern ist. Wie eine Mauer. Und das zieht sich durch. Wir können das nur gemeinsam schaffen.
Dann ist es vielleicht auch nicht mehr so ein großes Problem für ein klein- bis mittelständiges Unternehmen, den Betrieb an die nächste Generation abzugeben. Und erwachsene Nutzer der Öffentlichen Verkehrsmittel würden sich dann vielleicht auch in Grund und Boden schämen, würden sie sich über Kinder in dieser engen Umgebung öffentlich beschweren.

Ja, danke, dass Du es hier reingestellt hast. Wir Frauen hätten schon viel erreichen können in dieser Gesellschaft. Schließlich sind wir die Mehrheit der Bevölkerung.
Aber Väter sind sehr gute Erzieher. Sprich ihnen diese Fähigkeit nicht ab. Da kann sich manche Frau bei manchem Mann eine Scheibe abschneiden. Gerade auch im Loslassen und über den vorgegebenen Tellerrand schauen.

Gruß
R

willst du mich heiraten :wink: (owt)

Schade, dass Du das nu so spät für mich sagst. Da hätt ich mir sogar die Nägel für lackiert und so Sachen, für einen erwachsenen Mann. Und gegen Außen sind Menschen gemeinsam stark.

G

Hallo Matt,

Was aber hier im Forum häufig geäußert wird, ist der Wunsch
nach der Umkehr von unsinnigen Geschlechterverhältnissen, die
nach der Umkehr von Frau auf Mann genauso unsinnig sind.

vielleicht hast du obigen Satz ungeschickt formuliert und meinst es gar nicht so - aber von „Umkehr“ kann keine Rede sein. Es ist leider immernoch ein hartnäckiges Vorurteil, dass Frauen und Männer die sich für eine Veränderung in den Geschlechterverhälntissen einsetzen, deren radikale Umkehr fordern. Nein, es geht um Angleichung der Verhältnisse und damit um die Verbesserung für alle - nicht nur für Frauen.

Auch wenn das nur ein Detail im Bezug auf dein Posting ist, möchte ich doch hervorheben, dass du damit einigen Personen, die im Thread weiter unten geschrieben haben, unrecht tust.

Gruß,
Iris

Dieser Beitrag wurde von der Community gemeldet und ist vorübergehend ausgeblendet.

Hallo, Lidscha,
da möchte ich aber doch einiges zu bedenken geben:

Bei der menschlichen Fortpflanzung geht es ja gemeinhin nicht (nur) um das Vergnügen des Augenblicks oder darum Gene zu rekombinieren und weiterzugeben.

Wie wir ja mittlerweile als gegeben annehmen dürfen, bestimmen die genetischen Anlagen zu nur einem geringen Anteil das Wesen eines Menschen. In weitaus größerem Maße wird das, was aus einem jungen Menschen wird durch Umwelteinflüsse wie Beispiel und Erziehung geprägt. Nachkommen zu zeugen und zu erziehen war bisher doch immer von dem Wunsch getragen, die Familientradition fortzusetzen, eigene und ererbte Überzeugungen und Werte in der Stafette der Generationen weiterzureichen.

Wenn ich nun so ein kleines Menschlein nach Erfüllung der minimalen animalischen Bedürfnisse in „fremde“ Hände gebe, ist es dann noch mein Kind? Es wird möglicherweise zu einem nützlichen Mitglied der menschlichen Gesellschaft, keine Frage. Aber wieviele meiner Überzeugungen, Werte und Hoffnungen wird es in die nächste Generation weitertragen?

Und wenn dies so ist, warum sollte ausgerechnet ich (aus Sicht der Frau und potentiellen Gebärerin gedacht), mich der neunmonatigen Beschwernis und der Schinderei einer Geburt unterziehen? Wenn das, was dabei dann entsteht, nicht mehr als meine blauen Augen erbt?

Und wenn dies so ist, warum sollte ausgerechnet ich (jetzt aus der Sicht des potentiellen Erzeugers) mich um mehr als die Abgabe meines Samens kümmern? Geschweige denn darum, an wen ich diesen weitergebe?

Die Richtung, in die die von dir vorgetragenen Ansichten zielt, erscheint mir als zwar durchaus als denk- und vorstellbar, erfüllt mich jedoch mit Grausen, weil sie mir viel zu nahe an ein Orwellsches Szenario gerät.

Grüße
Eckard

Hallo Eckard,

Die Richtung, in die die von dir vorgetragenen Ansichten
zielt, erscheint mir als zwar durchaus als denk- und
vorstellbar, erfüllt mich jedoch mit Grausen, weil sie mir
viel zu nahe an ein Orwellsches Szenario gerät.

Das ist doch vollkommen übertrieben! In anderen Ländern klappt es ja auch wunderbar mit den Kinderbetreuungseinrichtungen und z.B. die Franzosen sind allesamt keine orwellschen Zombies. Besitzansprüche im Sinne von „mein“ Kind halte ich außerdem für gefährlich, wenn sie überzogen sind. Schließlich muss ein Kind in zunehmendem Maße auch ausreichend Freiräume haben, um eigene Überzeugungen zu entwickeln. Und die dürfen und sollen denen der Eltern ruhig auch widersprechen! In Sachen Werteerziehung: Ich (als nichtreligiöser Mensch) würde mein (besser unser!) Kind z.B. nicht in einen kirchlichen Kindergarten geben. Ich hätte aber nichts dagegen, wenn es in der städtischen Kinderkrippe auch religiöse Inhalte mitbekommt. Schließlich muss es ja in dieser Gesellschaft leben und daher deren Werte kennen und respektieren. Ob es diese Werte auch teilen will, muss es später dann selbst entscheiden.

Viele Grüße,

Sandra

Sinnlose Polarisierung
Hallo,

So sehr ich Dir recht gebe, was die Forderung nach Kinderbetreuung betrifft, so wenig halte ich dennoch Deinen Beitrag in dieser Diskussion für hilfreich (ebenso, wie einige Antworten, die gerade schon angelesen habe).

Warum sind Frauen altmodisch, die ihre Kinder selbst betreuen wollen? Kann diese Diskussion nicht einmal ohne gegenseitge Beschimpfung geführt werden? Ich kann mir jedenfalls eine ganze Reihe von gründen vorstellen, warum etliche Mütter (oder auch Väter) gerne bei Geburt eines Kindes ihre Arbeitszeit reduzieren wollen. Geld ist eben nicht alles und Karriere machen ohnehin nur die wenigsten. Selbst ohne Kinder kann ich mir vorstellen, dass es für etliche Leute attraktiv ist, ihre Arbeitszeit zu reduzieren.

Die einzig sinnvolle Forderung an Politik und Gesellschaft kann nur dahin gehen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die den vielfältigen Lebensentwürfen gerecht wird. D.h., man sollte bedarfsgerecht Kinderbetreuungsplätze schaffen, Ganztagsplätze, Halbtagsplätze, alles in der Anzahl, die gerade gebraucht wird. Wer seine Kinder selbst betreuen will, hat Anspruch auf Erziehungsgeld, die anderen haben Anrecht auf den passenden Betreuungsplatz.

Das werden wir aber nie erreichen, solange die beiden Gruppen Hausfrauen und arbeitende Mütter gegeneinander polemisieren oder gar sich aufhetzen lassen. Ein Beispiel ist die Artikelserie in der „Zeit“ (die ich sonst sehr schätze) über kinderlose Akademikerinnen: Der 1. Artikel beschimpfte unter dem Titel „Warum habt Ihr Angst vor mir“ kinderlose Akademiker als ängstliche Charaktere, der 2. Artikel griff unter dem Titel „Nervende Eltern“ dieses Thema ironisch auf und konterte „Wir haben doch nur Angst so zu werden wie Ihr, Ihr Eltern“. Ich fand den 1. Artikel bescheuert, den 2. ganz lustig (aber trotzdem in dieser schon überpolemisierten Diskussion wenig hilfreich). Die Leserbriefe, die jetzt auf beide Artikel hin eingegangen sind, sind leider komplett auf diese Schwarz-Weiss-Diskussion angesprungen. Diese Woche erschien der 1. sachliche artikel zu diesem thema unter dem Titel „Familienkrach“, nachzulesen unter http://www.zeit.de/2005/11/Frauen_2fMayer_11 (Über die gleiche Seite lassen sich auch die beiden 1. Artikel auffinden.)

Mir zeigt dies alles, dass keiner an einer Problemlösung interessiert ist, sondern dass mit diesem Thema Leserzahlen gewonnen werden sollen, oder einzelne Leute sich in Diskussionsforen profilieren. Am Ende werden wir bei 2 Bevölkerungsgruppen bleiben, von denen die eine gegen das Familiensplitting ist, die andere gegen Ganztagsbetreuung und ändern wird sich überhaupt nichts. Jede Gruppe sichert ihre Pfründe und Wahl des Lebensmodells gilt weiterhin nicht als Wert. (Ich bin mir übrigens nach Deinem Posting nicht sicher, ob dir klar ist, dass Ganztagsbetreuung mindestens 10 Stunden täglich garantieren muss, wenn damit ein normaler Berufsalltag mit Fahrtzeit und Mittagspasue gesichert werden soll?)

Wäre es nicht viel sinniger, entsprechende
Kinderversorgungseinrichtungen zu fordern, die es Frauen wie
Männern gleichermaßen ermöglichen, ihren Beruf auszuüben? In
unserem Nachbarland Frankreich können Eltern ihre Kinder
wenige Wochen nach der Geburt in den Hort geben und beide
arbeiten. Niemand muss seine Arbeit aufgeben. Keine Frau wird
doof angemacht, Fragen wie sie sich Abendstern ausgesetzt sah,
sind viel seltener. Da man maximal ein paar Wochen ausfällt,
können Eltern sich diese Zeit auch problemlos aufteilen.

Das wäre in der Tat vernünftig! Es wäre aber noch vernünftiger, dies alles zu fordern, ohne die Gruppe der Hausfrauen und selbstbetreuenden Eltern als altmodisch und zurückgeblieben zu beschimpfen. Dies könnte ihnen nämlich z.B. Angst machen, dass Zuhausebleiben vielleicht irgendwann verboten oder zumindest gesellschaftlich geächtet werden könnte. Oder dass der ganztägige Kindergarten zum Pflichtbesuch wird. Logischerweise wird niemand gerne eine Bewegung unterstützen, die ihm (oder ihr) selbst die Grundlage entzieht. Hier ist schon Solidarität und Respekt von beiden Seiten gefragt. Und ich sehe dies - leider - auf beiden Seiten NICHT!

Ich als Vater hätte überhaupt kein Problem damit, mein Kind
mal für ein paar Stunden abzugeben.

Auch für 10 Stunden? .Was mich betrifft, ich könnte mir das vorstellen. Ich kann aber auch respektieren, dass es Eltern gibt, die dies nicht wollen.

Könnte es vielleicht sein, dass wir nicht etwa deshalb eine
ungenügende Zahl an Betreuungsplätzen in Deutschland haben,
weil es das patriarchalisch geprägte System so will, sondern
weil ein Großteil der Frauen die momentane Situation im Herzen
ganz bequem findet und nur gerne öffentlich jammert?

Fragt ratlos,

Ich hoffe, ich konnte zur Erhellung beitragen, da die Lösung dieser Frage ganz einfach ist: Die Frauen, die „jammern“ (ich würde übrigens eher sagen: sich beschweren) und die Frauen, die die Situation ganz bequem finden, das sind nicht die gleichen, sondern sie bilden 2 unterschiedliche Gruppen. Der 1. Gruppe kommt die momentane Situation entgegen und sie hat daher kein Eigeninteresse an einer Änderung (sondern eher Angst, dass diese Änderungen sich eines Tages verselbstständigen und dann ihre Situation bedrohen könnten). Die 2. Gruppe von Frauen (auch mich zähle ich dazu) leidet unter der momentanen Situation, nur leider finden die wenigsten einen konstruktiven Umgang, über eine Änderung mit der 1. Gruppe zu verhandeln.

Die 1. Gruppe sitzt momentan am längeren Hebel, denn es immer einfacher auf dem Status Quo zu bestehen, als Änderungen herbeizuführen. Anstatt aber nun vernünftig für 2 nebeneinander mögliche Lebensmodelle zu werben, läßt sich die zweite Gruppe leider verleiten in völliger Selbstüberschätzung die 1. Gruppe als „Nur-Hausfrauen“ herabzusetzen und die Fronten weiter zu verhärten - eine Auseinandersetzung, an der sie selbst am wenigsten Interesse haben sollte.

Mit vielen Grüssen, Walkuerax

Hallo Walkuerax,

ich antworte mal auf Deinen Beitrag. Leider habe ich die Zeit nicht, auf alle anderen Antworten einzugehen.

Grundsätzlich stimme ich Dir zu, dass wir es in einer modernen Gesellschaft, möglichst große Freiheiten bei der Wahl von Lebensentwürfen gewähren sollten. In unserer Gesellschaft sieht es allerdings momentan so aus – Du beschreibst es sehr treffend – dass Gruppe 1 massive Unterstützung durch den Staat erhält und von Gruppe 2 im Grunde durchgefüttert wird (und ich halte diesen Ausdruck nicht für polarisierend sondern für sehr treffend). Gruppe 2 erhält keine nennenswerten Steuervergünstigungen, zahlt die Renten- und Krankenversicherungsbeiträge von Gruppe 1 mit und erhält ihrerseits kaum staatliche Unterstützung, ihren Lebensentwurf durchzusetzen, da entsprechende Betreuungsangebote fehlen.

Wenn Du nun ausführst, es sei sinnvoll, beide Lebensentwürfe nebeneinander zu ermöglichen, dann vergisst Du meines Erachtens, dass in unserer Gesellschaft Lebensentwurf 1 erst dadurch ermöglicht wird, dass Lebensentwurf 2 massiv behindert wird. Wollte man in einer Gesellschaft, in der wir im Grunde nur redistributive Politik machen können, beide Lebensentwürfe ermöglichen, so müssten wir massive Einschnitte beim Lebensentwurf 1 vornehmen, z.B. die Steuervorteile durch Ehegattensplitting erheblich reduzieren oder eine Versicherungspflicht für jeden Erwachsenen einführen. Steuerungspolitisch würde dies Lebensentwurf 2 erheblich aufwerten, und viele mit Lebensentwurf 1 an die Armutsgrenze führen. Andere Steuerungsmöglichkeiten sehe ich bei den drastischen Kosten, die bei einem Rechtsanspruch auf Vollzeitbetreuung entstehen, leider nicht. Insofern halte ich die Forderung, beide Lebensentwürfe zu begünstigen, für utopisch. Zumindest müsstest Du mir erklären, wie Du sie finanzieren möchtest.

Schauen wir in die Länder, in denen ein immerhin erklecklicher Teil der Männer Erziehungsurlaub nimmt, so stellen wir fest, dass

a) der Erziehungsurlaub erheblich kürzer ist als in Deutschland,
b) das Nettogehalt zu 80 Prozent weitergezahlt wird und
c) dass das Hausfrauendasein mehr (Schweden, Frankreich, Stadt) oder weniger (Frankreich, Land) geächtet ist.

In Schweden besipielsweise gehen Frauen im Schnitt sechs Monate in Erziehungsurlaub, Männer dreieinhalb (bei einer Inanspruchnahme von etwa 45 Prozent der Männer).

Deswegen kann es aus meiner Sicht nur richtig sein, Verhältnisse wie in diesen Ländern anzustreben. Und wir werden aus meiner Sicht auch nicht darum herumkommen. Der Ruf nämlich, mehr Männer für Lebensentwurf 1 zu begeistern oder generell Kinderbetreuung zwischen den Geschlechtern aufzuteilen, rüttelt nämlich an einem anderen Prinzip der Wahlfreiheit: Dem der Männer sich eben für die Arbeit und gegen Kinderbetreuung zu entscheiden. Es gibt Männer wie Kay, die gerne Erziehungsurlaub nehmen – und das sollen sie auch. Aber aus meiner Sicht ist es ein legitimes Recht zu sagen, ich will arbeiten und mich nicht um Kinder kümmern. Eine Frau muss dann entscheiden: Entweder kein Kind oder Kind in die Fremdbetreuung oder tradiertes Ernährermodell oder anderer Mann.

Das Ergebnis dieser Wahlmöglichkeiten sehen wir in erschreckender Deutlichkeit: Kinderreichtum gibt es nur noch bei MigrantInnen und Arbeitslosen. Ein Drittel aller deutschen Frauen bringt gar kein Kind mehr zur Welt, bei den Akademikerinnen sind es fast 40 Prozent. Und die leiden immer noch darunter, dass es Frauen gibt, die vehement Lebensentwurf 1 verteidigen und ihnen so den beruflichen Erfolg verwehren. Deshalb bin ich der festen Überzeugung, dass Lebensentwurf 1 langfristig verschwinden muss, da sich eine Gleichstellung der Geschlechter sonst nie verwirklichen lässt. Trotzdem entschuldige ich mich, wenn sich jemand durch mein Ausgangsposting beleidigt gefühlt hat.

Viele Grüße,

Matt

(der im Juni Vater wird, seine vier Wochen Jahresurlaub dafür nehmen wird, seinen Beruf nicht reduzieren wird, seine Verlobte aber voll dabei unterstützt, zu Weihnachten wieder in den Beruf einzusteigen und sich darüber aufregt, mit seinen Steuern und Versicherungsbeiträge Anhänger von Lebensentwurf 1 durchzufüttern.)

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Hallo Eckard,

hier muss ich mich doch einmal einmischen:

Wenn ich nun so ein kleines Menschlein nach Erfüllung der
minimalen animalischen Bedürfnisse in „fremde“ Hände gebe, ist
es dann noch mein Kind?

Ja. Kinder können auch in ausgefüllten Abendstunden und Wochenenden sehr viel von ihren Eltern annehmen. Übrigens auch das Weltbild, dass eine Frau einen interessanten Beruf mit einer Familie verbinden kann.

Ich habe zwar nur ein Kind, aber das lag an der Inkompatibilität der Vorstellungen von Familie, die ihr Vater und ich hatten. Das „Hausmütterchenbild“ gehörte durchaus zu den Problemen.

Es wird möglicherweise zu einem
nützlichen Mitglied der menschlichen Gesellschaft, keine
Frage. Aber wieviele meiner Überzeugungen, Werte und
Hoffnungen wird es in die nächste Generation weitertragen?

Sehr viele, wenn ich sie nur konsequent vorlebe.

Und wenn dies so ist, warum sollte ausgerechnet ich (aus Sicht
der Frau und potentiellen Gebärerin gedacht), mich der
neunmonatigen Beschwernis und der Schinderei einer Geburt
unterziehen? Wenn das, was dabei dann entsteht, nicht mehr als
meine blauen Augen erbt?

Wie „Wenn dies so ist?“ Wenn ich meine Überzeugungen auch so weiter trage? Oder hast Du da ne Aussage zuwenig dazwischen geschoben? Oder habe ich Deine Frage nicht verstanden bzw. hast Du sie nur rhetorisch gemeint?

Die Richtung, in die die von dir vorgetragenen Ansichten
zielt, erscheint mir als zwar durchaus als denk- und
vorstellbar, erfüllt mich jedoch mit Grausen, weil sie mir
viel zu nahe an ein Orwellsches Szenario gerät.

Also mit Orwell hat es wenig zu tun, wenn ich eine Betreuung für mein Kind aussuche und mich in meiner Freizeit mit Begeisterung zusammen mit meinem Kind an die Erledigung der vielfältigen Aufgaben sowie an viele wunderschöne Freizeitbeschäftigungen mache.

Gruß, Karin

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Nachkommen zu zeugen und zu erziehen
war bisher doch immer von dem Wunsch getragen, die
Familientradition fortzusetzen, eigene und ererbte
Überzeugungen und Werte in der Stafette der Generationen
weiterzureichen.

Wenn ich nun so ein kleines Menschlein nach Erfüllung der
minimalen animalischen Bedürfnisse in „fremde“ Hände gebe, ist
es dann noch mein Kind? Es wird möglicherweise zu einem
nützlichen Mitglied der menschlichen Gesellschaft, keine
Frage. Aber wieviele meiner Überzeugungen, Werte und
Hoffnungen wird es in die nächste Generation weitertragen?

Und wenn zu meinen Überzeugungen und Werten nun mal gehört, daß Familie und Beruf für Väter UND Mütter vereinbar sein sollten?
Dann widerspreche ich doch diesen indem ich gegen meine Überzeugung wegen der Kinderbetreuung auf meine Berufstätigkeit verzichte.

Um Werte zu Vermitteln müssen die Eltern auch nicht 24h präsent sein. Meine Eltern haben mir, obwohl sie immer berufstätig waren eine Menge ihrer Werte und Überzeugungen mitgegeben.
Wenn ich mich in der Welt so umschaue, sehe ich in Ländern wie Schweden oder Frankreich keine Orwellschen Szenarien.

Aus dieser Befürchtung spricht das typisch deutsche Mistrauen gegen Einmischung des Staates in die Erziehung, die wohl aus zwei diktaturen resultiert
Für die Kindererziehung war in Deutschland die Familie zuständig, der Staat hatte da nichts zu suchen.
Wir sind das einzige europäische Land, das diese Überzeugung sogar in seiner Verfassung verankert hat.
In Frankreich sieht das anders aus. Erziehung wird als öffentliche Aufgabe verstanden, der Staat hat die Pflicht, allen Kindern gute Startchancen zu bieten.
Und deshalb verstehen die Franzosen staatliche Kleinkindbetreuung auch als Recht des Kindes und nicht als Notlösung für doppelt belastete Eltern wie hierzulande.

Ich tendiere dazu, die qualitative Zeit, die eine Mutter oder ein Vater mit den Kindern verbringt, höher zu werten als die quantitative. Will heißen: Ich denke, eine berufstätige Mutter, die Beruf und Kind genießt und sich bewusst mit dem Kind beschäftigt, ist für das Kind besser als eine, die den ganzen Tag mit dem Kind zusammen ist, aber sich insgeheim langweilt oder genervt ist.

Hier wurde meistens über die relativ kleinen Kinder diskutiert. Je kleiner ein Kind, desto mehr Fürsorge braucht es, das ist klar. Trotzdem sollte man meiner Ansicht nach auch mal fragen, was den heranwachsenden Kindern gut tut. Ich denke vor allem an Mädchen und vor allem an die zwischen ca. 12 und 25. Was macht ein Mädchen, dass im Laufe der Jahre zur Einstellung gelangt, dass es lieber Karriere macht und wegen Kindern - wenn welche da sind - den Beruf nicht aufgeben würde? Wie sieht die Unterstützung durch eine „Vollzeit-Mutter“ aus, auch wenn die Mutter nach einigen Jahren Kinderpause wieder in einen schlechter bezahlten und geringer qualifizierten Halbtagsjob eingestiegen ist? Wird diese Mutter ihre Tochter bei ihrem Berufs- und Lebenswunsch so unterstützen, wie es eine Mutter tut, die zeitlebens berufstätig war und eine entsprechende Position erarbeitet hat? Kann die Vollzeitmutter nachempfinden, was es heißt, jahrelang zu lernen und eben nicht mit 25 zu heiraten und eine Familie zu gründen? Kommen da neben dem vor Publikum geäußerten Stolz auf die Tochter nicht auch unter vier Augen Bemerkungen wie: „Ich will auch endlich Oma werden!“ oder „Warum verschiebst du denn deine Geburtstagsfeier? Man wird nur einmal 25, du hast eben Mitte Februar / Mitte Juli Geburtstag, und die Prüfungen am Semesterende werden schon nicht so schlimm sein?“ oder „Deine Cousine bekommt aber bald das zweite Kind!“ Muss nicht zwingend so sein, kann aber. Ich glaube, für Mädchen wären mehr Vorbilder unter den berufstätigen Frauen sehr gut - und weniger Frauen, die ihnen suggerieren, sie könnten nur das eine oder nur das andere haben.

Leandra

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Mutterschutz nicht gleich Elternzeit! o.T.

Hi,

ich misch hier mal bitte dazwischen. Österreich hast Du vergessen. Da bekommt eine Frau Unterstützung für ihre Lebensplanung. Genau weiß ich es nicht, aber die ersten Erziehungsjahre zahlt die Solidargemeinschaft. Und das seit nach dem Krieg. Eine Begründung: Sie soll nicht gezwungen sein in dieser Alpenrepublik, den Vater zu heiraten. Der darf sich erst mal als ordentlicher Vater erweisen. Jedenfalls haben auf einem Dorf, wo ich als Kind häufig war, die Hitlerüberlebenden diese Meinung vertreten. Und das ist bis heute so.

Aber lass mich noch ein paar andere Sätze verlieren:
Thüringen ist zur Zeit das einzige Bundesland, welches bei dieser Frage dem Grundgesetz Genüge tut. Alle anderen Bundesländer verstoßen dagegen. (Ich bitte, vor Protest besagtes Werk zu lesen.)
Was sagt mir das?
Die Menschen dort nehmen die Erde, aus der alle Gesetze, Bestimmungen, Richtlinien, Verordnungen und Erlasse wachsen wahr und berücksichtigen sie in ihrem Tun. Scheint ein gesunder Boden zu sein.

Offensichtlich ist dort ein verantwortungsbewußter, teamfähiger, respektvoller … Pool Humankapital zu erwarten.
Offensichtlich sind zumindest die entscheidenden Menschen in der Regierung nicht käuflich.
Fazit: Bin ich Arbeitgeber, nicht nur lippenbekennender Anhänger einer momoteistischen Glaubenslehre, dann gehe ich da hin.
Aber
So lange 60% des weltweiten Steuerrechts in deutscher Sprache sind, lockt es mich auch nicht, als juristische Firmenform europaweit die geringsten Steuern zahlen zu müssen. Ich heiße nicht Mercedes Benz und nicht Siemens. Die mögen es mit sich ausmachen, dass sie seit Jahr und Tag keine Gewerbesteuer gezahlt haben. Natürlich ist es für ein solches Land unerträglich, auch nur daran zu denken, das von einer durch einen ehemaligen Bundesrichter zusammengerufene Team entstandene kurze Recht annehmen zu wollen. - Natürlich muss mit allen Mitteln verhindert werden, dass das Steuerrecht eu-weit harmonisiert wird.
Weiter
In ein Land, welches zwar bei der Türkei lautstark protestiert, weil die gewalttätig eine ungenehmigte Demonstration aufgelöst haben, (ich bin mir sicher, dass die Mehrzahl der Frauen sich der Gefahr bewusst war, ihre Kinder ihnen das aber wert waren und wohl auch die Kinder der unbekannten Frau) während alleine in Berlin jedes Jahr 500 Kinder im elterlichen Umfeld getötet werden und kaum jemand protestiert auch nur auf Meldungen in den Medien

immer mehr Kinderkliniken Alterserkrankungen wie Diabetes mellitus II, Osteoporose, Herzinfarkt, Schlaganfall… behandeln
und als die Bundesministerin was tun will, fängt die Oppositionelle an zu schreien, sie will Macht und kaum jemand macht auch nur Piep

es passieren kann, dass die Kinder für Freizeitprobleme sich an wildfremde kinderlose Menschen um Hilfe wenden (diese auch noch erhalten durch entweder eine kurze und einfache Anleitung für die Eltern oder indem die Geschichte in Form eines Halbsatzes der regierenden Partei mit den meisten Gesichtern in der Presse an den Kopf knallt, auf dass die was anständiges zu tun haben - sie überraschen, wie gut sie das machen)
da überlege ich mir als Arbeitgeber vielleicht doch gründlich, was ich tue, oder? Immerhin, welcher Bauer kommt schon auf die Idee, sich auf verseuchtem Boden nieder zu lassen. Agraringenieure mögen ja studiert haben, welch komplizierte Verrenkungen da noch Ertrag erwirtschaften lassen. Aber dann werfe ich persönlich lieber gleich das Geld zum Fenster raus. Das tut niemand weh. Und wenn ich zu faul bin, mich zu bücken, dann kann wenigstens Fleiß sich da bewähren.

Ich bin 25 Jahre jetzt kinderlos und empfinde es als meine erste Bürgerpflicht, Erziehungsberechtigte zu unterstützen. Wer soll denn meine Rente zahlen? Ich hab das auch nicht zum anklagen aufgezählt. Aber vielleicht kommt ja der oder die eine MenschIn mal ins nachdenken und tut mal was anliegt.

Gruß
R