Liebe WWWler,
da Abendsterns Ausgangsfrage im untigen Thread gar nicht mehr beantwortet wird, möchte ich mal ein neues aufmachen. Mir fällt auf, dass in den Beiträgen von einigen Frauen der Ruf nach mehr Männern in der Erziehungszeit geäußert wird. Mir leuchtet das ehrlich gesagt nicht ein.
Wäre es nicht viel sinniger, entsprechende Kinderversorgungseinrichtungen zu fordern, die es Frauen wie Männern gleichermaßen ermöglichen, ihren Beruf auszuüben? In unserem Nachbarland Frankreich können Eltern ihre Kinder wenige Wochen nach der Geburt in den Hort geben und beide arbeiten. Niemand muss seine Arbeit aufgeben. Keine Frau wird doof angemacht, Fragen wie sie sich Abendstern ausgesetzt sah, sind viel seltener. Da man maximal ein paar Wochen ausfällt, können Eltern sich diese Zeit auch problemlos aufteilen.
Was aber hier im Forum häufig geäußert wird, ist der Wunsch nach der Umkehr von unsinnigen Geschlechterverhältnissen, die nach der Umkehr von Frau auf Mann genauso unsinnig sind. Was ist daran erstrebenswert, wenn ein Vater die Windeln wechselt, wenn er studierter Chirurg ist? Das ist doch volkswirtschaftlich betrachtet nicht minder unverantwortlich, als eine Informatikerin an den Herd zu stellen.
Mir scheint das eigentliche Problem ehrlich gesagt schon gar nicht mehr im bösen Arbeitgeber zu liegen, der nach Kinderwünschen fragt, sondern viel mehr in den altertümlichen Frauen, die es für erstrebenswert halten, drei Jahre aus dem Berufsleben auszusteigen. Und es gibt sie immer noch in riesigen Rudeln. Der Schaden, der ihren arbeitswilligen Geschlechtsgenossinnen entsteht ist drei Mal größer, als jeder Personalchef, der – begründet oder nicht – eine Anstellung ablehnt.
Und was ich auch nicht verstehe: Wieso setzten Frauen diese Ansprüche eigentlich nicht durch? Als Mann würde ich mir das gar nicht gefallen lassen. Man stelle sich eine Stadt wie Frankfurt vor, in der sämtliche Eltern mit Ihren Babys und Kleinkindern zwischen drei Monaten und drei Jahren kollektiv morgens zum Büro der Oberbürgermeisterin im Römer marschieren, endlich genügend Betreuungsplätze fordern und dann ihr Kind dort einfach im Buggy abstellen und sechs Stunden zum Einkaufsbummel verschwinden. Was würde passieren? Den Kindern vermutlich gar nichts, die Verwaltung würde hingegen zusammenbrechen, weil jeder verfügbare Sachbearbeiter zum Sitten von 750 Kleinkindern benötigt würde. Das Medienbild wäre zum Schießen und spätestens nach dem dritten Babyabgeben würde Frankfurt genügend Hortplätze zur Verfügung stellen, da kann man sich aber ganz sicher sein.
Ich als Vater hätte überhaupt kein Problem damit, mein Kind mal für ein paar Stunden abzugeben. Wenn man das aber Frauen vorschlägt, geht das große Schreien los, wie unverantwortlich das doch wäre, und was dem Kind alles passieren könnnte.
Könnte es vielleicht sein, dass wir nicht etwa deshalb eine ungenügende Zahl an Betreuungsplätzen in Deutschland haben, weil es das patriarchalisch geprägte System so will, sondern weil ein Großteil der Frauen die momentane Situation im Herzen ganz bequem findet und nur gerne öffentlich jammert?
Fragt ratlos,
Matt