Man kann auch ordentlich übertreiben!

Gestern las ich in einem Volkshochschulprospekt die Vortragende „Prof.in Christine Z.“. Auf einem Türschild einer Zahnärztin las ich kürzlich „Dr.in XY“ Von mir aus soll man „ProfessorInnen“ schreiben und „Frau Doktorin“ sagen (obwohl ich das schrecklich finde), aber bei den Abkürzungen das „in“ anzuhängen ist echt übertrieben.

Was sagt Ihr dazu?

Liebe Grüße

Waldi

Hallo waldieter,

da teile ich deine Meinung!

Grus: Ge-es

Hallo,

was findest du denn daran schlimm? Es sind zwei Buchstaben; ich wette, dass dadurch weder das Schild noch der Zettel größer wird, die Verschwendung von Druckerschwärze dürfte marginal sein, und abgesehen davon, dass man ganz sicher über das Geschlecht der Person informiert ist, macht die Ergänzung doch keinen Unterschied, oder? Oder fühlst du dich durch diese „Übertreibung“ irgendwie angegriffen?

Von mir aus soll man
„ProfessorInnen“ schreiben und „Frau Doktorin“ sagen (obwohl
ich das schrecklich finde), aber bei den Abkürzungen das „in“
anzuhängen ist echt übertrieben.

Ich fände es noch eher nachvollziehbar, die geschlechtlich eindeutige Form zu schreiben, sie aber im mündlichen Sprachgebrauch zu schlabbern, wenn sie einem halt schwer über die Lippen kommt.

Grüße
Sonja

Ich finde die Frage schwer zu beantworten.

Natürlich gibt es in diesem Bereich Übertreibungen, nämlich spätestens dort, wo Begriffe, die es nicht in weiblicher Form gibt, zwanghaft feminisiert werden. Ich habe über die „GästInnen“ nicht schlecht gestaunt, von denen ich mal auf einer Speisekarte gelesen habe. Es heißt nun mal „der Gast“, und über die Tatsache, dass es „die Person“ heißt und dass etwa die 3. Person Plural *immer* „sie“ ist, regt sich ja auch kein Mann auf.

Dort aber, wo es eine weibliche Form gibt, ist es offenbar ein Anliegen von vielen Frauen, diese auch zu verwenden, und ich kann das gut verstehen. Dein Beispiel ist deswegen grenzwertig, weil das Wort „Doktorin“ zwar korrekt, aber eben absolut ungebräuchlich ist („Frau Doktor“ ist ebenfalls richtig und eben gebräuchlicher), außerdem weil „Dr.“ ja nicht auch „Doktorin“ abkürzen könnte und nicht nur für „Doktor“ stehen muss.

Übertreibung hin oder her - es ist Geschmackssache, und ich finde, die Grenze zum Absurden ist hier - anders als bei der der Gästin - nicht überschritten.

Levay

Ist hier (Österreich, das Land der TiteladeligInnen) schon seit Jahren Teil der ÖNORM. Man schreibt sogar Mag.a für Magistra.

Ich halte es auch für übertrieben, bescheuert und peinlich, aber nichtsdestotrotz gibt es Damen, deren Selbstwert davon abhängt.

Grüße Bellawa.

Fuer mich waere es wichtig meine Kunden, Patienten, Studenten usw. wissen zu lassen, dass ich ein gewisses Fachgebiet studiert und erfolgreich abgeschlossen habe. Weniger wichtig waere fuer mich dieselben wissen zu lassen ob ich nun maennlich oder weiblich bin.

Gruss: Ge-es

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Nachvollziehbar
Hi waldieter.

… aber bei den Abkürzungen das „in“
anzuhängen ist echt übertrieben.

Na, schön sieht´s vielleicht nicht aus, aber nachvollziehbar ist es schon. Dass es viele Frauen nervt, an männliche grammatische Formen gebunden zu sein, ist doch verständlich. Prof. heißt konventionell Professor, und das ist männlich.

Unter „Prof.in“ googeln ergibt, dass das auch in der BRD ziemlich gebräuchlich ist.

Das Problem ist (heutzutage) ein sprachliches. Vielleicht kommt es ja eines fernen Tages zu einer Sprachreform, die mit den grammatischen Einseitigkeiten aufräumt.

Gruß

Horst

Vielleicht
kommt es ja eines fernen Tages zu einer Sprachreform, die mit
den grammatischen Einseitigkeiten aufräumt.

Gibt es schon bei uns. Man zahlt 600 Euro für eine sprachlich politisch nicht korrekte Stellenanzeige. Die mußte erst kürzlich eine Schneiderei zahlen, die für ihre Dirndlproduktion dezidiert eine Schneiderin gesucht hatten, da die Kundinnen sich nicht gerne von Männern im Schritt vermessen ließen.

(Ein Ausweg wäre da der Übertritt zu einer Religion, bei der solche Dinge erlaubt wären.)

Grüße Bellawa.

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Moin
Wenn sich das Emanzipatorische lediglich in albernen Sprachverbiegungsversuchen ausdrückt, zeigt das das Niveau der Autorin.
Gruß,
Branden

Prof. heißt konventionell Professor

Wieso kann Prof. nicht auch für Professorin stehen? Dass es „konventionell“ für Professor steht, liegt doch - wenn man das überhaupt so sagen kann - eher daran, dass Professorinnen unterrepräsentiert sind und man sich unter der Professorenschaft v.a. Männer vorstellt.

Mir leuchtet nicht ganz ein, warum man Professorin anders abkürzen muss als Professor.

Levay

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Bitte Details
Hi Bellawa.

Man zahlt 600 Euro für eine
sprachlich politisch nicht korrekte
Stellenanzeige.

600 Euro Strafe?

Die mußte erst kürzlich eine Schneiderei zahlen …

Welche Begründung hatte der Strafbefehl? Wie lautete überhaupt diese Anzeige? Was war daran so verwerflich?

… die für ihre Dirndlproduktion dezidiert eine
Schneiderin gesucht hatten, da die Kundinnen sich nicht gerne
von Männern im Schritt vermessen ließen.

Was? War die geschlechtliche Spezifikation das Strafbare? Ist doch nicht dein Ernst.

Gruß

Horst

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Ideologiehaltige Grammatik

Prof. heißt konventionell Professor

Dass es
„konventionell“ für Professor steht, liegt doch - wenn man das
überhaupt so sagen kann - eher daran, dass Professorinnen
unterrepräsentiert sind und man sich unter der
Professorenschaft v.a. Männer vorstellt.

Das Problem liegt auf einer grundsätzlicheren Ebene. Das „-in“ ist ein - genau genommen - entwürdigendes Anhängel an die männliche Form, so als sei das Männliche das Ursprüngliche und das Weibliche ein Zusatz. Das ist aber ideologisch, wie schon der Adam-Eva-Mythos zeigt.

Im Italienischen z.B. steht dem professore die professoressa gegenüber. Ein ähnlicher Fall.

Eine sinnvolle emanzipatorische Sprachreform müsste also mit dieser Ideologie-Grammatik aufräumen.

Ob „Prof.“ n u r für Professor oder auch für Professorin stehen kann, ist ein davon unabhängiges und sicher nicht sehr wichtiges Teilproblem.

Gruß

Horst

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Gerne

Ist doch nicht dein Ernst.

Doch.

Wir leben in einem Staat à la 1984, in dem falsche Sprache bestraft wird.

http://salzburg.orf.at/stories/412485/

Grüße Bellawa (weiblich)

Anwältin ohne Logikvermögen
Hi Bellawa.

Wir leben in einem Staat à la 1984, in dem falsche Sprache
bestraft wird.

Ich denke aber, da geht es nicht um falsche „Sprache“, sondern um einen angeblichen Verstoß gegen ein Gleichstellungsgesetz. Das ist ein Unterschied.

Die Argumentation der Anwältin ist allerdings lächerlich. Ich zitiere:

„Auf Kundinnenwünsche ist generell nicht Rücksicht zu nehmen. Wenn ich jetzt von dem Schneidermeister ausgehe, dann fällt mir im Gegenzug dazu der Gynäkologe ein. Wenn man sich die Verteilung anschaut, sind 80 Prozent der Stellen durch Männer besetzt. Das stört in der Öffentlichkeit auch niemanden“, argumentiert Groser gegenüber ORF Radio Salzburg.

Zitat Ende.

„Auf Kundinnenwünsche ist generell nicht Rücksicht zu nehmen“:

Das ist eine Frechheit, weil Einmischung in legitime Angelegenheiten eines Unternehmens.

„… dann fällt mir im Gegenzug dazu der Gynäkologe ein. Wenn man sich die Verteilung anschaut, sind 80 Prozent der Stellen durch Männer besetzt. Das stört in der Öffentlichkeit auch niemanden.“

Das ist noch schlimmer, weil komplett unlogisch. Zum Arzt geht man aus anderen Gründen als zum Schneider. Der Arzt/die Ärztin sind Experten für biologische Körper. Der Schneider/die Schneiderin sind Experten für Kleidung.

Peinlich, dass das die Anwältin nicht auseinanderhalten kann.

Gruß

Horst

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Tja. Meiner Meinung nach ist auch der Wunsch nach einer GynakologIN legitim und ebenso ein Kundenwunsch wie der Wunsch nach einer SchneiderIN. Dem kann nur nicht so oft entsprochen werden, weil es keine gibt.

(Wobei ich selber weder mit dem Schneider noch mit dem Arzt ein Problem habe, aber ich bin auch nicht jede Frau.)

Grüße Bellawa.

Gestern las ich in einem Volkshochschulprospekt die
Vortragende „Prof.in Christine Z.“. Auf einem Türschild einer
Zahnärztin las ich kürzlich „Dr.in XY“ Von mir aus soll man
„ProfessorInnen“ schreiben und „Frau Doktorin“ sagen (obwohl
ich das schrecklich finde), aber bei den Abkürzungen das „in“
anzuhängen ist echt übertrieben.

Hallo,
vor allem führt es den Sinn von Abkürzungen ad absurdum. Gemeinhin bedient man/frau/mensch sich ihrer, um die Buchstaben h-i-n-t-e-r dem Punkt nicht ausschreiben zu müssen.

Wie du es sagst, auch von mir aus soll die Damenwelt sich als Magistra, Doktorin und dergleichen titulieren, wenns denn hilft. Aber als „verlängerte Abkürzung“ (=Mag.a, Dr.in) verwendet wirkt es einfach nur lächerlich. Oder übertrieben, you name it.

Freundliche Grüße, Jerry

Protzerei
Hiho,

ein -in macht in deisem Fall grundsätzlich keinen Sinn, weil man aufgrund des Vornamens herleiten kann, ob es sich um einen Mann oder um eine Frau handelt. Meistens steht der ja dabei.
Abgesehen davon, halte ich viele Titelkürzel wie beispielsweise rer. nat. oder univ. auf Türschildern oder in alltäglichen Kontexten nur für halbgebildete Protzerei. Schließlich sind diese Infos lediglich für einen sehr kleinen Kreis von Adressaten relevant und/oder interessant. Die meisten Menschen möchten ja lediglich wissen, ob es ein bestimmter Arzt, ein Jurist oder dergleichen ist, und das steht in aller Regel auch dabei.
Die zusätzliche Flexion -in wirkt auf mich folglich nur wichtigtuerisch. Es ist weder relevant noch interessant, ob ein Spezialist auf jedwedem Gebiet ein Mann oder ein Frau ist. Niemand benötigt diese Zusatzinformation. In letzter Konsequenz würde ich so jemanden auch nur ungern konsultieren, da der/die Gelehrte offenbar viel mehr mit Prestige beschäftigt ist als mit seinem/ihrem Sachgebiet.

Viele Grüße!

Bevormundung der Firma+
Hi Bellawa.

Tja. Meiner Meinung nach ist auch der Wunsch nach einer
GynakologIN legitim und ebenso ein Kundenwunsch wie der Wunsch
nach einer SchneiderIN.

Das hat keiner bezweifelt, eine Frau kann sich ihren Arzt/Ärztin bekanntlich frei auswählen. Darum geht es aber gar nicht.

Es geht doch vielmehr darum, dass die Schneiderfirma in ihrer Wahl des eigenen Personals bevormundet wird. Und das ist nicht legitim - finde ich.

Gruß

Horst

Es geht doch vielmehr darum, dass die Schneiderfirma in ihrer
Wahl des eigenen Personals bevormundet wird. Und das ist nicht
legitim - finde ich.

Ja, das ist mir klar.

Fakt ist ja, daß es gewisse Gesetze gibt, einen Bewerber wegen bestimmten Kriterien nicht ausschließen zu dürfen (Geschlecht, Hautfarbe usw.) Das wird jetzt auf Anzeigen ausgedehnt.

Ist ja sehr löblich, aber in der Praxis sowieso nur Augenwischerei. Denn wenn ich nicht will, daß japanische Männer bei mir arbeiten, dann stelle ich eben keine ein und begründe das mit „nicht passend für die Position“. Damit muß man leben, daß man bei anderen wegen bestimmten Eigenschaften eben nicht gemocht wird. So ist das Leben.

Außerdem würde ich nirgends arbeiten wollen, wo man mich per Gesetz nur deswegen einstellt, weil ich eine Frau bin.

Grüße Bellawa.

Lächerliche Anwendung eines sinnvollen Gesetzes
Hi Bellawa.

Fakt ist ja, daß es gewisse Gesetze gibt, einen Bewerber wegen
bestimmten Kriterien nicht ausschließen zu dürfen (Geschlecht,
Hautfarbe usw.) Das wird jetzt auf Anzeigen ausgedehnt.

Ich zweifle nicht am grundsätzlichen Sinn des Gleichstellungsgesetzes, aber in diesem speziellen Fall ist seine Anwendung einfach nur lächerlich. Schon die Begründungen der Anwältin - ich ging ja darauf ein - zeigten, wie unlogisch und schablonenhaft hier gedacht wurde.

Ist ja sehr löblich, aber in der Praxis sowieso nur
Augenwischerei. Denn wenn ich nicht will, daß japanische
Männer bei mir arbeiten, dann stelle ich eben keine ein und
begründe das mit „nicht passend für die Position“.

Klar, das ist die einzige Möglichkeit, die bleibt. Womit aber den Bewerbern, die von vornherein nicht dem Wunschkatalog der Firma entsprechen, unnötig Zeit und Nerven geraubt wird, während die Herren und Damen Gesetzgeber und Anwälte ihre Bleistifte spitzen, um sich neue Fragwürdigkeiten auszudenken (was man von den Idioten in Brüssel wunderbar lernen kann).

Gruß

Horst