Hallo nochmal
das ist ebenfalls ein Kritikpunkt von meinem Mann. Ich sei
immer perfekt, wolle alles im Griff haben.
Du schreibst „wolle“… ist dem nicht so?
Ich kenne das
Argument, allerdings weiss ich echt nicht, wie ich das ändern
könnte.
Echt nicht?
Ich sag dir mal ganz ehrlich, dass sich meine Beziehung ebenfalls mal in die Richtung entwickelt hatte und ich kurz davor war alles hin zu schmeißen… einfach so 12 Jahre meines Lebens aufzugeben, weil ich das Gefühl hatte meiner Frau nichts recht machen zu können und egal was ich entschieden habe es gab was daran zu kritisieren und dann so zu ändern, dass es nach Ihrem Willen lief…
Habe ich darauf hin beschlossen bei irgendwas gleich von Ihr entscheiden zu lassen weil ich das Gefühl hatte eh alles falsch zu machen, obwohl ich von meinem Vorgehen eigentlich überzeugt war, war es auch nicht gut, weil ich mich dann ja um nichts kümmere.
Das tollste war dann aber wieso es eben doch nicht vor die Hunde ging.
Da hatte meine Frau die glorreiche Idee dass wir externe Hilfe bräuchten… nicht ohne im Hinterkopf zu haben, dass da mal festgestellt werden sollte, was bei mir alles nicht normal sei, weil ich manche Sachen anders sehe wie sie.
Angekommen bei der Paartherapie musste sie dann feststellen, dass es auf einmal… ohne mein großartiges Zutun vor allem um Sie ging.
Dass Sie einsehen musste, dass es Dinge im Leben gibt die ich zu entscheiden habe ohne dass sie so sein müssen wie sie es sich denkt und dass sie da vielleicht nicht alles kommentieren muss.
Ja, dass Sie ein Stück Kontrolle aufgeben muss, die sie wohl vergangenheitsbedingt irgendwie benötigt… etc. etc.
Dass sie sich auf Veränderung einlassen muss, weil sich sonst das Muster nie verändert.
Ich sage dir… das war nicht einfach für Sie… doch sie hat es irgendwie hin bekommen, darum sind wir heute wieder glücklich. Natürlich gibt es Rückfälle in dieses Muster… aber das ist kein Untergang mehr.
So treffe ich heute nicht nur im Job Entscheidungen wo ich das wohl eher gut mache, sondern auch daheim auch wenn die nicht immer so aussehen wie es Ihr gefällt.
Ich bitte diese Ausführungen nicht als Gottgegeben hinzunehmen, aber dein Schreibstil erinnert mich doch sehr an Ihre Art.
Ich kann doch nicht absichtlich Fehler machen.
Das verlangt er wohl ja auch kaum.
Und,
wenn ich mal einen Fehler mache, dann hält er mir das tagelang
vor.
Wundert dich das wirklich? Du kritisierst ihn laufend, da muss das ja gerade zu ein Triumpf sein dir vor zu halten, dass du doch nicht perfekt bist.
Ich wäre auch gerne manchmal „schwach“, aber das erlaubt er
dann auch nicht.
Ja das kenne ich… davon abhalten tut aber nicht er dich, sondern du dich selbst.
Wenn ich zb krank bin, oder eine schlechte
Phase habe, dann kümmert er sich nicht mehr um mich. Er lässt
es mich alleine ausbaden.
So weit ist es also schon gekommen, dass er dich in deinem Elend lässt, weil er auch dabei Angst davor hat nichts richtig zu machen…
Nun… vielleicht war er ja nie so kritikfähig sondern hat es
jedes mal als Schlag empfunden und ist nur aus Liebe zur dir
so vermeintlich positiv damit damit umgegangen.
Ja, das ist möglich.
Sogar hoch wahrscheinlich… und es ist natürlich auch ganz angenehm sich mal in die Hängematte zu legen und die Entscheidungen jemand anderem zu überlassen…
Wenn du um die Beziehung wirklich kämpfen willst, solltest du
vielleicht ein wenig Selbstreflexion betreiben, denn um eine
Beziehung in eine Trennung zu jagen… dafür braucht es immer
zwei.
Das ist mir auch klar. Aber es braucht auch zwei, um eine
Beziehung zu retten. Alleine kann ich das nicht.
Das ist wahr… aber abgesehen vor der Angst mit der Beziehung versagt zu haben - ja sich das ganze deiner Kontrolle entzieht - bist du aus meiner Sicht selbst auch nicht bereit dafür.
Aus meiner Erfahrung heraus sage ich dir… es lohnt sich zu kämpfen, aber fange bei dir an. Besser heute als morgen…
Möglicherweise wäre es sinnvoll wenn du dir überlegst mal einen Therapeuten zunächst alleine aufzusuchen… das ist einfacher wie den Mann gleich mit zu schleifen, der sich denkt was soll ich da… ich bin doch nicht verrückt.
Wenn du beim nächsten mal darauf ihn darum bittest mitzukommen um seine Sicht der Dinge zu schildern, wird er sich eher dazu herablassen.
Wenn du diesen Weg wählst, sei dir bewusst, dass du Dinge hören könntest, die dir nicht gefallen. Die dich verletzen. Die nicht dich vielleicht erst mal wütend machen…
Deine Beziehung wird sich verändern… so oder so. Entweder zum besseren oder zu einem Beziehungsende bei dem man zumindest normal miteinander umgeht.
Ich halte auch dich nicht für verrückt, falls du das denkst… genauso wenig wie deinem Mann.
Aber mit fremder Hilfe wird einem eher bewusst, in welche Rollen man sich zurückgezogen hat.
Und außerdem besteht natürlich immer die Gefahr - gehen wir mal davon aus ihr würdet euch gleich trennen - genau in die selben Muster bei einer neuen Beziehung zu verfallen…
Ich würde an deiner Stelle - aus meiner Sicht heute - in diese Richtung gehen, wenn ich die Beziehung erhalten wollte.
Gruss HighQ