Moin,
das streitet doch auch niemand ab, nur ist doch wohl
die Quelle der Meditation nicht wissenschaftlich:
Warum nicht? Die heilsamen Auswirkungen von Meditation aus Körper und Geist sind seit Jahrtausenden bekannt. Nur werden diese Auswirkungen erst in den letzten Jahrzehnten auch mit naturwissenschaftlichen Methoden dargelegt.
Gleiches gilt zum Beispiel für das Verwenden von Heilpflanzen. Auch hier weiß man häufig seit Jahrtausenden, wie diese auf bestimmte Krankheiten wirken, auch wenn die genauen körperlichen Prozesse vielleicht erst seit ein paar Jahrzehnten mit naturwissenschaftlichen Methoden dargelegt werden können.
Wenn man also alles, was sich erst seit ein paar Jahrzehnten naturwissenschaftlich darstellen läßt, als „esoterisch“ bezeichnen will, dann gilt das gleichermaßen für die gesamte westliche Medizingeschichte. In diesem Sinne hätte Meditation dann tatsächlich esoterische Wurzeln, genau wie das Händewaschen vor Eingriffen oder das Amputieren von zerfetzten Gliedern. (Alles Dinge, von denen man irgandwann wusste, dass sie fürs die Heilung des Körpers förderlich sind, wenn auch vielleicht nicht, warum).
Aber ich denke, diese Defintion von „esoterisch“ läßt sich kaum halten.
man hat diese Techniken also adaptiert und
innovativ(?) entwickelt.
Unter „Meditation“ läßt sich eine ganz große Bandbreit von Techniken zusammen fassen. Was heutzutage der Renner ist und was ja auch in dem Artikel genannt wird, ist die sogenannte Achtsamkeitsmeditation.
Und genau darauf zielt
meine Frage doch ab: Gibt es neben der Meditation
noch andere sinnvolle Techniken, Dinge…was
auch immer aus dem esoterischen Fundus?
Die Frage ist immer noch falsch gestellt. Was heutzutage passiert ist nichts anderes, als dass man Heilwissen anderer Kulturen genauer unter die Lupe nimmt und naturwissenschaftlich analysiert, was diese für Auswirkungen haben könnten, dazu zählen Heilpflanzen genau so wie Körperübungen, Atemübungen, Meditation, geistige Übungen usw. Das gleiche hat man auch mit dem Heilwissen unserer eigenen Kultur gemacht. Nur ist man mit dem der anderen Kulturen etwas später dran. Es gibt hier auch eine zeitliche Reihenfolge. Heilpflanzen waren z.B. das, was man als erstes untersucht hat (z.B. TCM), dann folgten Körperübungen (z.B. Yoga, Tai Chi) und jetzt eben Atemübungen und geistige Übungen (wie Meditation, Visualisierungen usw.)
Vieles davon hat mittlerweile in unserer westliche Medizin Einzug gehalten (als zeitlich letztes in dieser Skala würde ich z.B. die kognitive Verhaltenstherapie in der Psychologie und eben die Achtsamkeitsmeditation nennen). Nicht davon hat aber esoterische Wurzeln.
Lt. Brettbeschreibung ist Esoterik eine Reihe
östlicher und westlicher Weisheiten und Mystik,
also doch genau die Quellen der Meditation.
Dass ausgerechnet du das anders zu sehen scheinst,
erstaunt mich doch etwas.
Schon richtig, aber Meditation hat genau so wenig mit östlicher Mystik zutun wie Krankengymnastik. Weder sind Meditationstechniken irgendwie „geheim“, noch muss man diese mit irgend welchem Glauben oder philosophischen Anschauungen unterfüttern. Achtsamkeitsmediation funktioniert korrekt ausgeführt bei jedem, egal welchen Glaubens oder welcher Weltanschauung jemand anhängt, genau wie Krankengymnastik eben.
Mit Esoterik hat das soviel zu tun wie Krankengymnastik. Mit
Religion übrigens auch nichts.
Das ließe sich diskutieren, „der Erleuchtung ist
es egal wie du sie erreichst“, hab ich irgendwo
gelesen. Wenn es so etwas wie religiöse oder
mystische Erfahrungen gibt, dann sind es sicher
nicht die Menschen selbst, die hier differenzierend
die guten ins Töpfchen und die schlechten
ins Kröpfchen schmeissen.
Das ist schon richtig, aber mir ist nicht bekannt, dass z.B. bei den klinischen Studien zur Achtsamkeitsmeditation irgend welche „Erleuchtungserfahrungen“ protokolliert worden wären. Das war und ist bei dieser Art Meditation auch kaum Sinn der Übung. Hier geht es darum, achtsamer auf seinen Körper, seine Gefühle und Gedanken zu werden. Das mag zwar für einigen Menschen dann auch in gewisser Weise „erleuchtend“ sein, aber sicher nicht in dem Sinne, wie der Begriff z.B. im Buddhismus verstanden wird.
Wenn du diesen nächsten Schritt gehen möchtest, dann verläßt du allerdings den Bereich der „modernen, wissenschaftlichen Achtsamkeitsmeditation, von der in dem Artikel die Rede ist“ und wirst nicht umhin kommen, dich auch mit weltanschaulichen Fragen z.B. einer bestimmten Religion auseiander setzen zu müssen.
Hier spielen dann die Fragen rein, die man als subjektives Erleben bezeichnen kann (und die naturwissenschaftlich nicht mehr quantifizierbar sind wie z.B. der Blutdruck) und da musst du dich dann auch mit der Deutung dieser Erlebnisse in den jeweiligen Meditationstraditionen auseinander setzen. Als sehr gute Beispiele dienen hier dann eben z.B. „Gotteserfahrung“ bei christlichen Meditierenden/Mystikern, Erfahrungen von „Atman“, also einer mit allem verbundenen „Seele“ bei hinduistischen Meditierenden, oder Erfahrungen von „Anatman“, also „Nicht-Selbst“ bei buddhistischen Meditierenden (wobei hier eine ganz interessante Frage ist, ob nicht alle das gleiche erfahren, nur eben aufgrund ihrer jeweiligen Anschauung anders deuten, oder ob man nicht letztendlich nur das erfährt, was man erfahren will )
Wenn man diese beiden Bereiche (objektiv quantifizierbare Auswirkungen und subjektive innere Erfahung) auseinander hält, dann wird der ganze Komplex eigentlich ziemlich klar. So wird ein Mensch, der Achtsamkeitsmeditation praktiziert, weil es zu seinem buddhistischen Übungsweg zählt, automatisch auch den quantifizierbaren Nutzen erfahren (auch wenn dies vielleicht nicht mal sein ursprüngliches Interesse war). Nur wird ein Mensch, der Achtsamkeitsmeditation aus gesundheitlichen Gründen praktiziert, dadurch eben nicht zum Buddhisten.
Ob nun aber die Esoterik überhaupt irgend welche nennenswerten Meditationstechniken hervorgebracht hat und mit welchem Ergebnis entzieht sich meiner Kenntnis. Alles, was ich bisher von diesem Bereich mitbekommen habe, ist, dass hier mal hier mal da irgend welche Meditationstechniken von anderen Übungswegen entliehen wurden und mit neuen, eigenen (je nach Richtung) Deutungsversuchen des subjektiven Erlebens unterfüttert wurden.
Gruß
M.