die Redekunst der Männer
Hallo Roland,
vor langer, langer Zeit war ich mal in einem Kreisverband einer Partei recht engagiert. Und was soll ich sagen, so leid es mir auch tut (oder auch nicht), die schlimmsten Schwatzbacken unter den Gleichgesinnten waren die Männer. Es waren einige kluge Köpfe dabei, die Schulter an Schulter bei einem Glas Bier in knappen Worten einen auf ein paar gute Gedanken brachten. Aber wehe, sie durften an den Rednerpult…
Nun gut, ich will nicht abstreiten, dass es auch Rednerinnen geben mag, die es bei ihren Vorträgen an erkennbaren Strukturen mangeln lassen. Ich bemühe jetzt nicht die Suchmaschinen, um nach geschlechtsspezifischen Statistiken über rhetorische Fähigkeiten zu suchen.
Ich bin auch immer davon ausgegangen, daß langes und
ausgiebiges Reden eine Domäne der Frau ist.
Aber dazu mal eine (wirklich) ernsthafte Frage:
Wird auf reinen Frauenveranstaltungen, egal ob beim
Kaffekränzchen, Feministinnenkongressen oder Frauenauschüssen
wenig geredet? Oder weniger als bei Veranstaltungen wo Männer
dabei sind? (Ich weiß es wirklich nicht)
Ich weiss es auch nicht.
Im nachhinein finde ich die Erkenntnis, wer mehr zum Selbstdarstellerischen neigt (Mann oder Frau) unwichtig. Sachlichkeit ist nicht eine Frage des Geschlechts.
Aber nach meiner Erfahrung, und auch der vieler anderer Frauen, reagieren Männer bei Zweifel an ihrer Fähigkeit zur Sachlichkeit beleidigt. Dabei geht das so: wenn eine Frau darauf aufmerksam macht, hat sie Haare auf den Zähnen - es geht nicht darum, ob sie recht hat oder nicht. Ein Geschlechtgenosse darf das nur, wenn von vorne herein klar ist, dass er mehr Ansehen in der Gruppe genießt, ansonsten hat der dem Redner in die Suppe gespuckt. Frauen reagieren anders, wenn sie kritisiert werden.
Reden in der Politik ist das wichtigste "Handwerks"zeug, weil die Person möglichst viele nachhaltig überzeugen will. Von was er andere überzeugen will, ist eine eigene Frage: von seiner Person oder von seinen Aussagen. Politik hat viel mit Eitelkeit zu tun, die sich suptil äußern kann, besonders unter den Geschlechtern.
Weißt Du jetzt, was ich meine?
Aber einen weiblichen Redner auf der
Selbstverliebtheits-Wolke, wäre ok? Klingt alles so nach dem
Motto: Männlicher Politiker = schlechter Mensch (Schwätzer,
selbstverliebt usw.), weiblicher Politiker = guter Mensch
(Harmonie, sachbezogen usw.). Irgendwie scheint es in deiner
Farbpalette nicht mehr als weiß und schwarz zu geben, kann das
sein?
Es ist immer problematisch bei einem feministischen Thema eine Gegebenheit möglichst so zu erklären, dass nicht Männer oder Frauen schlecht gemacht werden. Die Wertung läßt sich nicht vermeiden, ist aber auch nicht vorrangig. Es geht um (Fehl-)Verhalten und (Un)Verhältnismäßigkeiten.
Kennst Du Vera Birkenbihl? Sie prangerte einmal diese
langweiligen Reden mit all ihrem unverständlichen Zeugs an -
eine sehr mutige Frau.
Kenne ich nicht. Aber zum Anprangern gehört nicht viel Mut.
Vera Birkenbihl unterrichtet unter anderem hochrangige Manager darin, wie sie ihre Leitungsfunktionen verbessern können. Sie hat zum Beispiel diesen wichtigen Leuten (Frauen und Männern) empfohlen ihre Reden so zu gestalten, dass sie auch von ihren Zuhörern verstanden werden. Denn es geht nicht darum mit Fremdwörtern zu prahlen, sondern auf verständliche Weise Sachverhalte zu erklären. Das erfordert sehr viel Selbstdisziplin und Präzession bei der Wortwahl. Qualität statt Quantität.
Wahrscheinlich bin ich jetzt ungerecht gewesen.
nanana, so war das nicht gemeint: ich bin ungerecht gegen Frauen, die statt motzen schweigen!!!
Ein bißchen schon
was ist ein Posting im Feministenbrett ohne Provokationen?! ))
viele Grüße
Claudia