Mein atheistisches Manifest

Das Absolute und die Negation
Hallo Uwe

Wieso „ist das Absolute seine eigene Negation“?

Der Gedankengang könnte etwa so aussehen - sorry, wenn es etwas terminologisch ist, aber es geht nicht ohne, und wenn dir dabei etwas schwindelig werden sollte: das ist schon ok :smile::

Das Absolute ist als das zu denken, zu dem es kein Anderes, kein Äußeres gibt (das ist mit diesem Begriff schlicht gemeint).
Das Absolute kann aber nicht als starr, unveränderlich, unbeweglich gedacht werden, weil es sonst nicht Gegenstand des Denkens sein könnte. Denn wir sind, indem wir denken, veränderlich, beweglich (können ja z.B. einen anderen Gegenstand als das Absolute wählen). Dann hätten wir dem Absoluten etwas voraus, was ihm selbst nicht zukommt. Dann aber wäre es nicht das Absolute, weil es etwas anderes gäbe als es selbst.

Wenn das Absolute aber veränderlich ist, dann ist es Werden. Werden aber ist Anderswerden (Meister Eckart: „Die Gottheit ist, indem sie nicht bleibt“). Dieses Anderswerden heiß somit: Das Absolute ist, indem es anders wird als es selbst ist. Anders gesagt: Das Absolute ist, indem es sich negiert. Aber wie vorausgesetzt, ist das Absolute dadurch, daß es sich negiert (oder Werden ist), erst das Absolute. Das Andere, zu dem das Absolute wird, um zu sein, was es ist, ist es also selbst. Dies auch wieder anders gesagt: Das Absolute ist das Resultat seiner Negation. Das Resultat der Negation ist somit dasselbe, wie das, was sich negiert. Da das Absolute nur durch seine Negation das Absolute ist, und zugleich Resultat und Ausgangspunkt, ist es seine Negation.

Wenn wir das Absolute nun theologisch denken, d.h. es ist Gott, dann ist diese Selbst-Negation die schöpferische Tätigkeit des (nunmehr absoluten) Gottes. Selbst-Negation = Selbst-Entäußerung. Der jüdische Schöpfungsmythos drückt in der Formulierung „und er sprach …“ und „nach seinem Ebenbild“ aus. Das stimmt mit der Formulierung „Schöpfung aus Nichts“ = „Schöpfung aus sich“ überein, das ist nur eine anderer sprachlicher Ausdruck.

Dem Begriff des Absoluten entsprechend muß also für einen absoluten Gottesbegriff notwendig die Bestimmung „ist Schöpfer“ zukommen, wobei „Schöpfung“ als Prozess die Selbstentäußerung oder das Anderswerden des Gottes ist, ohne das er nicht absolut wäre.

Wie sich das z.B. im Johannes-Prolog in den Logos-Formulierungen darstellt, kann ich, wenn du magst, noch nachfügen. Auch die sich selbst entwickelnde Schöpfung und die Verfügung des Menschen über seine Entscheidungsfreiheit (die die Möglichkeit des Leugnens impliziert) ist notwendig mit diesem absoluten Gottesbegriff verbunden. Der Ansatz findet sich ebenfals bereits bei Joh. Die Notwendigkeit der Schöpfung für den Gottesbegriff spiegelt sich z.B. bei Angelus Silesius wieder: „Ohne mich wäre Gott ein Nichts“

So, das war mal ein Versuch, es in Kurzform darzustellen …

Grüße

Metapher

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