absoluter Schöpfer
Hi Uwe
ok, dann erklär doch mal, wie Du das Ganze siehst. Oder wirfst
Du einfach die Flinte ins Korn, sagend, das sei „weder
begreif- noch erklärbar“?
Hier geht es nicht darum, wie das begreifbar und erklärbar ist, sondern wie diese Schöpfungsmythen verstanden wurden in den Zeiten, als sie für den rituellen Gebrauch wesentliche Bestandteile waren. Das kann man unter anderem aus einem Studium der Struktur solcher Mythen erkennen, die weltweit in vielen verschiedenen Kulten ähnlich war.
Auch die beiden jüdischen Schöpfungserzählungen haben viele Elemente, die schon in früheren Kulten existierten. Sie sind aber hier im Unterschied zu den Vorgängern in Ägypten, Syrien, Persien und Mesopotamien zu einer hcohbedeutsamen Anthropologie (und auch Ethik) weiterentwickelt worden.
Der christliche Konzeption von Schöpfung und Schöpfer, auf die du dich offenbar beziehst, ist in der Auseinandersetzung der frühen christlichen Theologie (in den ersten Jhdten) mit den Ausläufern der griechischen Philosophie und der Gnosis entwickelt worden - zugleich mit zahlreichen späthellenistischen Konzeptionen über die Natur der Materie. Hier entstand dann die Grundlage für einen nunmehr absoluten Gottesbegriff (der in der Christentumsgeschichte nur sporadisch wirklich realisiert wurde) und in dem Zusammenhang die Konzeption der „Schöpfung aus Nichts“ (die logisch identisch ist mit einer „Schöpfung aus sich“).
Auch wenn damit das uralte Mythem, daß den Schöpfergöttern jeweils eine Art vorweltlichen Substrates vorlag, dem sie eine Ordnung aufprägten (siehe mein Posting „Schöpfungsmyten“ unten in diesem Thread hier http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…), verlassen werden konnte, wodurch einige Probleme wegfielen, entstanden jetzt neue Probleme, die unter anderem auch mit der von dir angedeuteten Theodizeefrage zu tun haben: Einerseits läßt nämlich der Begriff des Absoluten ein quasi-räumliches „Außerhalb“ des Gottes nicht zu (sozusagen eine gottfreie Zone). Anderseits ist zunächst undenkbar, daß der Gottesbegriff zugleich ein an-sich-Nichtgöttliches (nämlich etwa ein abgeschlossenes „Resultat“ der Schöpfung) impliziert. Dazu hab ich in einem anderen Thread etwas geschrieben, das aus der Philosophie des Johannes-Ev. zu entnehmen ist:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
Mit diesen Problemen ist dann unmittelbar das (ebenfalls aus der griechischen Philosophie stamende) Theodizeeproblem verbunden (wie kann es Naturkatastrophen und das moralisch Böse in der Welt geben, wenn Gott das absolut Gute ist?) und zugleich - damit sehr eng zusammenhängend - einige Details der Trinitätslehre (der „Sohn“ ist zugleich Gott und nicht Gott).
Die Lösung dieser Fragen liegt, wie in den Links angedeutet - im Begriff des Absoluten, der einen (dialektischen!) Widerspruch enthält, oder besser: der der dialektische Widerspruch par excellence ist. Das konnte in der Philosophiegeschichte aber erst viele Jahrhunderte später formuliert werden, nachdem die Begriffsdialektik
entwickelt war (in Kurzform: Das Absolute ist seine eigene Negation). Daher findet man in den frühchristlichen und scholastischen Überlegungen zur Schöpfung, zur Trinität und zur Theodizee manche Probleme, die Kopfzerbrechen machen, die aber mit einem alles vom Tisch fegenden Anti-Theismus auch nicht wirklich vom Tisch sind.
Leider ist das alles ein bißchen zu kompliziert, um es in ein paar Sätzen zu bringen - und für diese Uhrzeit eh
Grüße
Metapher