Hallo zusammen!
Moin, moin würd ich sagen…
Ich wollte mal eine Frage in den Raum stellen die mich schon
lange interessiert: gibt es in Deutschland regionale Einflüsse
auf die Mentalität der Menschen?
Jo, auf jeden Fall!
Unterscheiden sich z.B. die
Nord- und Süddeutschen im Hinblick auf Sozialverhalten,
allgemeinen Vorlieben und kulturellen Einflüssen?
Ebenfalls jo - und zwar ganz ordentlich…
Als Süddeutscher in der Nähe von München (bin hier auch
geboren) kann ich hier nur meine eigene Perspektive darlegen,
welche vielleicht nicht völlig vorurteilsfrei ist, das geb ich
offen zu.
Als Holsteinerin aus der Nähe von Kiel (unsere Familie lebt seit 1580 immer in Schleswig-Holstein) werde ich hier nun auch meine eigene Perspektive darlegen. Vorurteilsfrei ist sie wahrscheinlich ebenfalls nicht, aber das schadet ja nicht unbedingt…
Zunächst einige Aspekte, die (wie ich finde) gerade bei
Norddeutschen ins Auge stechen, wenn man beruflich oder im
Alltag mit ihnen zu tun hat (und bei denen mich auch viele
„Einheimische“ in meiner Betrachtung bestätigt haben):
Und zum Vergleich eben einige Aspekte die bei den Süddeutschen (vorzugsweise Bayern)ins Auge stechen…
- Sie haben eine grundsätzlich andere Auffassung von Humor,
als wir (kann selten über deren Sprüche lachen - gleiches gilt
wohl auch umgekehrt…)
Jo, das seh ich ganz genauso. Der norddeutsche Humor ist eher tiefgründig und doppeldeutig. So ein Augenzwinkerhumor gepaart mit Situationskomik. Dafür muß man Gespür haben, sonst wirkt er nicht.
Mir sind die Bayern zu deftig und oft zu plump (sorry, aber du hast ja gefragt…). Da kann ich dann auch nur aus Höflichkeit lachen…
- Im Straßenverkehr verhalten sie sich wesentlich
regelkonformer und reagieren meist weniger impulsiv, es fällt
ihnen andererseits aber schwer, sich dem individuellen Verkehr
anzupassen („mittelspurschleichen“ )
Sie sind ja auch vom ganzen Temperament gemäßigter, das ist beim Autofahren nicht anders…
Norddeutschland hat insgesamt ein anderes Tempo. Ich finds scheusslich wieviel Druck und Drängeln in Bayern so herrscht.
Das gilt für fast alle Lebensbereiche…
- Bei der Kindererziehung scheinen sich norddeutsche viel
anti-autoritärer zu verhalten, während es hierzulande durchaus
noch etwas „zünftiger“ zugeht
Zünftig ist das Wort für Druck? Bayrische Kinder haben enormen Leistungsdruck und Gesellschaftsdruck (für mein Gefühl).
Hier ist man freier. Anderssein ist kein Manko. Anders sein und anders handeln als die Gesellschaft vorgibt ist hier viel leichter.
Und so werden eben die Kinder auch erzogen. Auch das man sich nix sagen läßt (von Anderen) gehört dazu.
Dann hat man eben "nen lütten Spleen " und wird trotzdem voll akzeptiert.
Mir wäre das Leben in Bayern zu eng…
- Im Ausland (vor allem südliche Urlaubsländer) sind sie
meiner Auffassung nach weniger anpassungsfähig und stoßen die
Einheimischen nicht selten mit komischen Aktionen vor den Kopf
(häufiges Rumkritisieren, kein Trinkgeld geben, etc.)
Das erscheint mir eher umgekehrt. Bayern stellen oft viel höhere Ansprüche und haben eine höhere Erwartungshaltung. Wenn die nicht erfüllt wird - oh je, oh je!
Trinkgeld geben ist im Norden weniger selbstverständlich als im Süden - das geht schon manchmal schief.
Kritisiert wird (glaub ich) eher weniger aber wenn, dann läßt man sich auch nicht abschütteln. Ich persönlich finde immer die Berliner sind so mäkelig (nicht bös gemeint)…
- In Italien kommen sie im Gegensatz zu uns eher schlecht bis
gar nicht mit dem Straßenverkehr klar.
Ist klar. Temperamentsfrage. Fahr doch mal nach Dänemark…
- Im Beruf legen sie viel Wert auf Effizienz und Disziplin
und weniger auf die Kommunikation mit ihren Kollegen.
Es wird sowiese weniger kommuniziert. Entweder es klappt oder nicht. „Nich lang schnacken“ - anpacken!
Reden kann ich zu Hause, auf der Arbeit soll ich auch arbeiten.
Wer sich mit Kollegen gut versteht lädt sie zum Grillen ein und redet da dann über die Arbeit…
Vielleicht nicht grad modern, aber viel angenehmer als Supervision und Brainstorming ;o)
In vielerlei Hinsicht wirken unsere Mitbürger aus den
nördlichen Gefilden auf mich häufig wie Holländer oder Dänen,
was aufgrund der Nähe durchaus plausibel erscheint.
Vor 150 Jahren waren wir ja auch noch Dänen…
Altona (heute Stadtteil von Hamburg) war einmal die größte Stadt Dänemarks (das war allerdings im 18.Jh.)
Genau hier sehe ich auch den Grund für die vielen
Unterschiede: es hat mit dem Einfluss der Nachbarländer zu
tun.
Wer hier nun wen beeinflusst ist nicht ganz klar, aber die Dänen sind den Holsteinern näher als alle anderen Deutschen.
Dazu kommt noch die Seefahrt. Die Küstenbewohner der Nord- und Ostseeanrainer sind einander ähnlicher (und einiger) als die Staatsbewohner (der heutigen Staaten) an sich.
Da Bayern und Baden-Würtemberg seit jeher in engem
kulturellen Austausch mit Österreich, Italien und der Schweiz
stehen, fühlen sich die Menschen automatisch dort hingezogen.
Ähnlich wird auch der skandinavische Einfluss auf
Norddeutschland seine Spuren hinterlassen haben.
Jo! Und das ist auch gut so!
Dieser Thread soll keine Bewertung in Richtung „gut“ oder
„schlecht“ sein, es geht mir vielmehr um die Differenzen und
besseres gegenseitiges verstehen.
Nu, ich finds gut das ich ein echtes Nordlicht bin! Ich würds schlecht finden wenns anders wär.
Gut ist es so wie’s ist; und mir ist am liebsten wenn ihr da im Süden bleibt und wir hier im Norden ;o)
Ich hab keine Antipathie gegen Bayern, aber (ums Verrecken) würde ich nicht in Bayern leben wollen.
Und das geht umgekehrt, bestimmt auch ganz vielen Bayern so :o)
Hat mich gefreut und Spaß gemacht,
viele Grüße von der „Waterkant“,
Yvisa