Metareligion

Hallo,

analog zur Metaphysik könnte ich mir Fragen vorstellen, die man am ehesten als metareligiös einstufen könnte. Obwohl: strenggenommen hat Religion ja ohnehin „nur“ mit Glauben, Vermuten zu tun, nicht mit knallharter Wissenschaft. Insofern ist sowieso schon alle Relgion „meta“.

Z.B.:

1.) Wenn Gott allmächtig ist, kann Gott dann einen Stein erschaffen, den er (?) selbst nicht hochzuheben vermag?

Diese Fragestellung ist ziemlich bekannt. Mir fallen aber noch mehr ein:

2.) Nach dem Tod kommen Christen in den Himmel oder in die Hölle. Nur gibt es den Tag des jüngsten Gerichts, an dem über die Sünden der Menschen entschieden wird. Wenn erst dann feststeht, ob ein Mensch gut oder böse war, warum landen dann bereits jetzt Menschen in der Hölle? Und können Menschen, die aktuell ihren Taten nach in der Hölle schmoren, am Tag des jüngsten Gerichts freigesprochen und in den Himmel überwiesen werden?

3.) Gott ist allmächtig. Aber ist Gott dadurch automatisch auch perfekt (perfekt=fehlerlos, niemals irrend, niemals einen Fehler behehend)? Schließlich hat Gott eine Menge Dinge erschaffen und getan, die stark fehlerbehaftet sind oder die man als Fehler ansehen könnte (Menschen sind nach Gottes Ebenbild geschaffen, sind aber ziemlich fehlerbehaftet; Gott ersäufte alle Menschen, bis auf wenige Ausnahmen, in der Sintflut, als Gott sah, wie unausgereift die Menschen waren).

Und schließlich noch eine Frage zur Bibel.
4.) Wird Gott in der Bibel ausdrücklich als „ER“ bezeichnet? Oder wäre die korrekte Übersetzung und Lesart eher so: „Und Gott sah, dass es gut war“ (und nicht etwa: „Und er sah, dass es gut war.“).

Danke für diskussionswerte Antworten und viele Grüße,
Crypto.

Hallo,

1.) Wenn Gott allmächtig ist, kann Gott dann einen Stein
erschaffen, den er (?) selbst nicht hochzuheben vermag?

ein simples Paradoxon. Dazu hier http://de.wikipedia.org/wiki/Allmachtsparadoxon näheres. Es handelt sich um ein philosophisches (logisches) Problem, nicht um ein religiöses.

2.) Nach dem Tod kommen Christen in den Himmel oder in die
Hölle.

Das ist schlicht und ergreifend falsch. Selbst wenn man „Christen“ durch „Menschen nach christlicher Lehre“ ersetzt. Ich würde vorschlagen, Du machst Dich ein wenig sachkundig: http://de.wikipedia.org/wiki/Leben_nach_dem_Tod#Chri….

3.) Gott ist allmächtig. Aber ist Gott dadurch automatisch auch perfekt

Das ist das sog. Theodizeeproblem. Dazu mehr Material hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Theodizee

4.) Wird Gott in der Bibel ausdrücklich als „ER“ bezeichnet?

Nein. Eine nette Einführung mit Belegstellen findest du hier: http://www.kirchameck.de/FragAntwort25.htm

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Crypto,

traditionell gesehen sind das Fragen der Philosophie bzw. Metaphysik.

1.)

Gott ist paradox, das ergibt schon die an sich scheinbar logische Denkweise, dass Er nicht gleichzeitig allmächtig und allgütig sei; biblisch ausgedrückt „Meine Wege sind nicht eure Wege“. Die Kunst derjenigen Philosophie, die die Religion bejaht, (bzw. katholisch ausgedrückt: der theologischen Dogmatik) besteht darin, die Paradoxa systematisch zu ordnen und auf ein einziges zurückzuführen.

2.)
landen dann bereits jetzt Menschen in der Hölle

die Kirche sagt von keinem Menschen mit Sicherheit, dass er in der Hölle ist, und das Jenseits ist nicht zeitlich. Dazu Jesus: „Wer nicht glaubt, ist schon gerichtet.“

3.)
fehlerbehaftet

Ich kann eine perfekte Kerze anzünden. Wenn nachher der Wind durch das Fenster bläst, habe ich mehrere Möglichkeiten. Ich brauche die Kerze nicht unbedingt auszublasen. Ich kann auch einfach das Fenster schliessen. Wenn nun ein „perfektes“ Kind kommt und die Kerzenflamme berühren möchte, kann ich es warnen, ihm aber seinen freien Willen lassen. Ich kann sogar darunter leiden, dass es sich die Finger verbrennt. Ja ich konnte es sogar voraussehen. Wenn es mich bittet, dass ich ihm mit meinem Rat etwas mehr zur Seite stehen soll, werde ich es mir gerne überlegen. Ein Grenzfall tritt ein, wenn das Kind die Kerze umstürzt

Sintflut

„und Gott sprach: […] Nicht mehr aufhören sollen Säen und Ernten, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. […]Ich will das Leben nicht ein zweites Mal vernichten.“
[Die Vernichtung von Sodom und Gomorrha, die bald darauf folgt, hängt bereits mit moralischen Verfehlungen bestimmter Menschen zusammen.]

Gott

hebr. „Elohim“,
das ist der „Himmlische Hofstaat“, wörtlich übersetzt etwa „der Herren“, da das Verb in der Einzahl steht. Die christliche Theologie interpretiert es als Gott mitsamt den Engeln, insbesondere aber als Trinität.

Gruss,
Mike

Hallo

Gott
hebr. „Elohim“,
das ist der „Himmlische Hofstaat“, wörtlich übersetzt etwa „der Herren“, da das Verb in der Einzahl steht. Die christliche Theologie interpretiert es als Gott mitsamt den Engeln, insbesondere aber als Trinität…

die Bibel sagt es genau
Metareligion…- wie auch immer,es zeigt, viele dürften die „Inspiration“ vergessen haben -

2.Tim.3,16 Alle Schrift od. Die ganze Schrift ist von Gott eingegeben…,- ,

ist http//… Ersatz geworden?..
1.Thess.5,20…prüft daher…
@ Tychades:

Wird Gott in der Bibel ausdrücklich als „ER“ bezeichnet?Nein. Eine nette Einführung mit Belegstellen…Was spricht dagegen, dass sich Männer Gott als Frau vorstellen?

etwa- Ich bin die ich bin ?

5.Mo.6,4 Höre Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein! Jes.45,6 Ich bin der Herr, und sonst ist keiner … Jer.23,27… u.v.m.

…Schlachter 2000 speedytwo

Ebenbild des Menschen
Hallo speedytwo,

wenn der Mensch Sein Ebenbild ist, dann ist er es als Mann und Frau (Gen 1,28). Demnach hat Gott die Anlagen beider Geschlechter. Vgl. auch Jesaja 66,13 (Gott tröstet wie eine Mutter).

Gruss,
Mike

Hallo Mike

wenn der Mensch Sein Ebenbild ist, dann ist er es als Mann und
Frau (Gen 1,28).

der Begriff Ebenbild ist nicht festgelegt, weder biblisch noch
erkenntnistheoretisch noch sprachlich.
Er kann ebenso metaphorisch vorgestellt werden was zu den mythischen
Erzählungen der Autoren der Genesis passen würde.
Die Genesis ist keine „Offenbarung“,und schon gar kein Bericht,
den man auf irgendeinen Wahrheitsgehalt oder eine Realität
abklopfen könnte, ihn also analysieren könnte um Erkenntnis über
„Gottes Absicht“ oder sein „Wesen“ zu gewinnen.
Die Autoren der Genesis (nur die) wollten wohl den Adressaten ihrer
„Aufzeichnungen“ eine ( ihre )Vorstellung vermitteln von der
Beziehung Gottes zu den Menschen und seiner Absicht mit ihnen.
Diese Vorstellung kann man wohl so fassen, daß Gott dem Menschen
etwas von sich mitgegeben hat, von seinem SEIN, was den Menschen
von der übrigen Schöpfung unterscheidet.
Mehr da heraus zu lesen und dies noch zu dogmatisieren kann wohl
nicht einer logischen (wenn dies überhaupt geht) Betrachtung stand
halten.
Auch deswegen ist dies Kappes.

Demnach hat Gott die Anlagen beider
Geschlechter. Vgl. auch Jesaja 66,13 (Gott tröstet wie eine
Mutter).

Gott braucht in sich keine Geschlechter, die dienen nur der
irdischen Fortpflanzung(wachset und mehret euch)irdischer Geschöpfe
ab der Laus und darunter.(ohne „Gottes Ebenbild“)
So machen „Geschlechter“ bei Geistwesen prinzipiell keinen Sinn.
Gott „Vater“ ist hier nicht Geschlecht sondern ethisch moralische
Funktion,welche man Gott zudenkt.
Gruß VIKTOR

Hallo VIKTOR,

danke, dass sich noch jemand mit meinen theologischen Versuchen befasst.

Ich weise darauf hin, dass der katholischen Lehre nicht entspricht:

Die Genesis ist keine „Offenbarung“

Sie ist gemäss der Lehre Teil der Offenbarung durch die Heilige Schrift, zu welcher zusätzlich als weitere Quellen das Lehramt, die Tradition, der Allgemeinglaube und die Wissenschaft treten.

So machen „Geschlechter“ bei Geistwesen prinzipiell keinen Sinn

Stimmt natürlich schon. Ebenbildlich sind also nicht geschlechtsspezifische Eigenschaften als solche, sondern (allenfalls auch unter Menschen als geschlechtsspezifisch betrachtete Eigenschaften) als Beziehungsgeschehen. D. h. Gott ist nicht nur als Einzelwesen zu denken, Dessen Abbild das Einzelwesen Mensch ist, sondern auch als Beziehung (mithin Mehrheit, Trinität), Dessen Abbild menschliche Beziehungen und insbesondere Liebesbeziehungen sind.

Gruss,
Mike

Hallo Mike,

Ich weise darauf hin, dass der katholischen Lehre nicht
entspricht:

Die Genesis ist keine „Offenbarung“

Sie ist gemäss der Lehre Teil der Offenbarung durch die
Heilige Schrift,

irrst du hier nicht ? Wird dies heute noch so gesehen ?
Alle Teile der „Schrift“ Offenbarung ?
Nein, zu Offenbarung gehören benannte „Autoren“ welche von Gott dies
vermittelt (wie auch immer) bekommen haben sollen.
( Enthüllung göttlicher Wahrheiten oder eines göttlichen Willens)
Natürlich sind auch in der Genisis glaubensrelevante Ausagen enthalten -ja sogar die elementare Grundaussage „alles ist durch Gott“
Doch der Begriff „Offenbarung“ suggeriert etwas Unantastbares.
Und wo ist dies in der Genisis zu finden ?
Außer in den wenigen Grundwahrheiten ist da nichts von Offenbarung
und ich wüßte nicht, daß die kath.Kirche die Schöpfungsgeschichte und
die weiteren Erzählungen dort heute noch als Offenbarung versteht.
Hier ist man auch weiter als vor 1000 Jahren.
Gruß VIKTOR

Hallo VIKTOR,

suggeriert etwas Unantastbares

Auf jeden Fall ist kirchliche Lehre, dass das alles inspiriert sei, was zur Folge hat, dass es mindestens in einer gewissen Weise wahr und von Grund auf heilsam ist.

Die Lehre hat sich in dem Punkt nicht geändert; die Schrift gilt seit jeher als zwar interpretationsbedürftig, aber genügend kanonisiert.

Gruss,
Mike

Hallo

5.Mo.6,4 Höre Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein! Jes.45,6 Ich bin der Herr, und sonst ist keiner …

dass da im hebräischen Original gar nichts von „Herr“ steht, sondern ‚Adonaj‘ (‚Herr‘) bzw. einfach ‚haSchem‘ (‚der Name‘) an Stelle des Tetragrammaton JHWH lediglich gelesen wird, hast Du aber hoffentlich schon einmal gehört? „Herr“ ist ein Ersatzwort und es wird selbstverständlich gebraucht, um den Herrschaftsaspekt Gottes auszudrücken - nicht sein Geschlecht. Alleine mit wörtlichem Verstehen der Schlachter-Übersetzung kommst Du bei solchen Fragestellungen nicht weit bzw. zu falschen Schlüssen.

Dass JHWH ursprünglich ein männlich vorgestellter Wettergott (mit einer weiblichen Aschera als Gefährtin) war, ist eine andere Sache. Das hat mit dem Gottesbegriff, den die zunächst henotheistische und dann monotheistische jüdische Religion entwickelt hat, nur noch sehr entfernt etwas zu tun. Auch kann man daraus, dass eine patriarchalische Kultur, wenn von ihrem Gott gesprochen wird, das männliche grammatikalische Geschlecht bevorzugt (ein ‚sächliches‘ wie im Deutschen gibt es im Hebräischen nicht) nicht schließen, dieser Gott werde als Mann vorgestellt. Zumal eines der Hauptgebote eben dieser Religion es untersagt, überhaupt konkrete Vorstellungen über Gott zu hegen (‚sich ein Bild zu machen‘).

Ansonsten - wem die von mir verlinkte ‚Konfirmanden-Erklärung‘ zu simpel ist, der möge sich dies hier anschauen: http://www.bibelwissenschaft.de/nc/wibilex/das-bibel…

Freundliche Grüße,
Ralf

1 Like

Ist gar kein Paradoxon
Hi.

1.) Wenn Gott allmächtig ist, kann Gott dann einen Stein
erschaffen, den er (?) selbst nicht hochzuheben vermag?

Wo soll da ein logisches Problem sein? Selbstverständlich kann ein allmächtiges Wesen einen solchen Stein schaffen. Ein Widerspruch liegt hier nicht vor. Da das Wesen all-mächtig ist, hat es auch Macht über sich selbst. Es k a n n daher Situationen schaffen, die ihm Grenzen setzen. Könnte es das nicht, wäre es nicht allmächtig.

Die Unfähigkeit, den geschaffenen Stein zu heben, widerspricht nicht der Allmächtigkeit. Denn - wie gesagt - „all“ schließt auch das Wesen selbst ein.

Chan

Guten Tag!

1.) Wenn Gott allmächtig ist, kann Gott dann einen Stein
erschaffen, den er (?) selbst nicht hochzuheben vermag?

Wo soll da ein logisches Problem sein? Selbstverständlich kann
ein allmächtiges Wesen einen solchen Stein schaffen. Ein
Widerspruch liegt hier nicht vor.

Kommt darauf an, ob „allmächtig“ so definiert ist, dass es „alles heben könnend“ einschließt. Und nur so ist es sinnvoll definiert.

Da das Wesen all-mächtig
ist, hat es auch Macht über sich selbst.
Es k a n n daher
Situationen schaffen, die ihm Grenzen setzen.

Aber nur temporär bzw. reversibel, denn wenn ein allmächtiges Wesen kraft seiner Allmacht seine eigene Allmacht unwiederbringlich aufhebt, dann ist es eben NICHT mehr allmächtig.

Eine temporäre und reversible Aufhebung dagegen schiebt den Widerspruch auf, indem es ihn verzeitigt. Es löst ihn aber nicht auf.

Kein Widerspruch:

A llmächtig (t1) und non-A llmächtig (t2)

Widerspruch:

A llmächtig(t1) und non-A llmächtig (t2)

Statt mit der Zeit könnte man natürlich auch mit anderen differentiellen Systemen operieren, z.B. mit Wesen/Erscheinung usw.

E.T.

@ Tychades

…nicht schließen,dieser Gott werde als Mann vorgestellt Zumal eines der Hauptgebote eben dieser Religion es untersagt, überhaupt konkrete Vorstellungen über Gott zu hegen (‚sich ein Bild zu machen‘).

Wenn Gottes Sohn sagt, sein Vater sei „ein GEIST“, kann es sich bei der Ähnlichkeit zwischen Gott und Mensch keinesfalls um eine physische Ähnlichkeit handeln (Joh 4:24). Was sagte Jesus noch
Matth. 6, Unser Vater, der du bist im Himmel 8 … Denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet.…

@Mike Auf jeden Fall ist kirchliche Lehre, dass das alles inspiriert sei,…

2.Tim.3,16,17 Schlachter 2000
Gruß speedytwo

Allmacht umfasst auch Paradoxa
Hi ET.

Kommt darauf an, ob „allmächtig“ so definiert ist, dass es
„alles heben könnend“ einschließt. Und nur so ist es sinnvoll
definiert.
… wenn ein allmächtiges
Wesen kraft seiner Allmacht seine eigene Allmacht
unwiederbringlich aufhebt, dann ist es eben NICHT mehr allmächtig.

Wenn Allmacht wirklich grenzenlose Macht - auch über sich selbst - bedeutet, darf die Möglichkeit, dass das Wesen etwas kann u n d nicht kann, nicht ausgeschlossen sein. Das wäre denkbar in dem Sinne, wie du schreibst…

Eine temporäre und reversible Aufhebung dagegen schiebt den
Widerspruch auf, indem es ihn verzeitigt.

…oder konsequenter noch im Sinne parallel ko-existierender „Welten“, wobei in Welt 1 das Wesen den Stein bezwingt und in Welt 2 nicht.

Denn ein Wesen, das unfähig ist, Parallelwelten bzw. Realparadoxa zu erzeugen, ist nicht wirklich allmächtig. Das gibst du doch zu, oder :smile:?

Diese Lösung ist entfernt analog zu Russell´s Auflösung des Kreterparadxons.

Im Falle des Allmachtsparadoxons gibt es ein Subjekt X, das allmächtig ist, sowie Objekte Y1, Y2…usw., die das Werk bzw. oder die Wirkung von Subjekt X sind bzw. sein können. Eines dieser Objekte ist die Situation „X kann den Stein heben“, ein anderes die Situation „X kann den Stein nicht heben“. Beide Objekte gehören zum Repertoire der Allmacht von Subjekt X.

Und da X keine Grenzen gesetzt sind, kann er beide Objekte kreieren, wann er will, auch gleichzeitig. Denn X ist Herr über Raum und Zeit.

Ok, du lächelst jetzt, aber ich nehme den Begriff Allmacht einfach nur wörtlich. Setzt man ihm Grenzen, führt das zum Paradoxon. Welches deswegen nur ein Scheinparadoxon ist.

Chan

Guten Tag!

Allmacht umfasst auch Paradoxa
Wenn Allmacht wirklich grenzenlose Macht - auch über sich
selbst - bedeutet, darf die Möglichkeit, dass das Wesen etwas
kann u n d nicht kann, nicht ausgeschlossen sein.

Ok, die altehrwürdige Position von „Gott ist außerhalb der Logik“.

Das ist aber ein Unterschied zu deiner obigen Position, das Allmachtsparadox wäre gar kein Paradox (weil diese Aussage Logik-immanent ist bzw. als solche verstanden werden kann).

Eine temporäre und reversible Aufhebung dagegen schiebt den
Widerspruch auf, indem es ihn verzeitigt.

…oder konsequenter noch im Sinne parallel ko-existierender
„Welten“, wobei in Welt 1 das Wesen den Stein bezwingt und in
Welt 2 nicht.
Ok, du lächelst jetzt, aber ich nehme den Begriff Allmacht
einfach nur wörtlich. Setzt man ihm Grenzen, führt das zum
Paradoxon. Welches deswegen nur ein Scheinparadoxon ist.

Aber ist es nicht selbst eine Begrenzung der Allmacht, wenn man parallele Welten heranziehen muss, damit sie nicht paradox wird?

Ein allmächtiges Wesen muss in JEDER Welt einen Stein erschaffen können, den es heben und nicht heben kann :wink:

Letztlich ist die Vorstellung paralleler Welt auch nur ein der von mir angesprochenen möglichen „differentiellen“ Verschiebungen des Paradox, wie vorher/nachher (Zeit) oder Wesen/Erscheinung („Scheinparadox“) usw.

E.T.

Scheinparadoxon wg. begrenzter Definition
Hi ET.

Wenn Allmacht wirklich grenzenlose Macht - auch über sich
selbst - bedeutet, darf die Möglichkeit, dass das Wesen etwas
kann u n d nicht kann, nicht ausgeschlossen sein.

Das ist aber ein Unterschied zu deiner obigen Position, das
Allmachtsparadox wäre gar kein Paradox (weil diese Aussage
Logik-immanent ist bzw. als solche verstanden werden kann).

Es ist unter begrenzten definitorischen Voraussetzungen ein Paradoxon, unter unbegrenzten aber keines. Ich nannte es daher zuletzt ein Scheinparadoxon.

…oder konsequenter noch im Sinne parallel ko-existierender
„Welten“, wobei in Welt 1 das Wesen den Stein bezwingt und in
Welt 2 nicht.

Aber ist es nicht selbst eine Begrenzung der Allmacht, wenn
man parallele Welten heranziehen muss, damit sie nicht paradox
wird?

Die Frage, die das Paradoxon auslöst, ist folgende:

„Kann ein allmächtiges Wesen einen so schweren Stein erschaffen, dass es ihn selbst nicht hochheben kann?“

(zit.n.Wiki: „Allmachtsparadoxon“)

Nichts darin bestimmt die Situation in dem Sinne, dass das Nichthochhebenkönnen n i c h t temporär sein darf (was du als nicht akzeptable Lösung ansahst) oder n i c h t Merkmal einer Situation in einer Parallelwelt sein darf.

Mit der temporären und vor allem der Parallelwelt-Lösung kann die Frage mit „Ja“ beantwortet werden, ohne dass ein Widerspruch zur Fragestellung auftritt.

Die Frage beruht doch auf zwei unausgesprochenen Voraussetzungen:

  1. Das Wesen kann nur eine Welt schaffen.

  2. Das Wesen hat keine Macht über sich, nur über anderes.

Diese Einschränkungen widersprechen aber dem Allmachtsbegriff.

Chan

Guten Tag!

„Kann ein allmächtiges Wesen einen so schweren Stein
erschaffen, dass es ihn selbst nicht hochheben kann?“

(zit.n.Wiki: „Allmachtsparadoxon“)

Nichts darin bestimmt die Situation in dem Sinne, dass das
Nichthochhebenkönnen n i c h t temporär sein darf (was du als
nicht akzeptable Lösung ansahst) oder n i c h t Merkmal einer
Situation in einer Parallelwelt sein darf.

Ich bin ja, wie gesagt, ganz bei dir, dass man einen Satz entparadoxieren kann, indem man die Zeit oder eine Parallelwelt zu Hilfe nimmt.
Bzw. anders herum formuliert: man kann einen Satz paradoxieren indem man Einschränkungen einbaut. Hier wäre das der ‚alltagsweltliche‘ Verständnishorizont, in dem der Satz des Allmachtsparadoxes mit einem ungesagten „jederzeit“ versehen und in dieser unseren einen Welt verortet ist.

E.T.

Die Frage nach der Metareligion ist mir vetraut, meine Ansätze gehen aber in eine ganz andere Richtung. Alle deine Fragen sind nach meinem Begriff rein philosophisch. Religion versucht eine religio herzustellen, die auf dem Wege des Denkens nicht hergestellt werden kann. Entsprechend entscheidend werden Religionen von Praktiken bestimmt, hauptsächlich von der Praktik des Betens. Die rligiöse Metaphysik ist ja ein Rückverbindung zum Denken. Eine Metareligion aber müsste religiöse Praktiken überschreiten. Die sufischen Drehtänze und die buddhistischen inhaltsfreien Meditationen befinden sich zwar verglichen mit dem Vaterunser am Rande des religiösen Parcours, aber eindeutig diesseits einer Metareligion. Letztere halte ich nicht für kommunizierbar. Es muss ein Vorgang ohne die maßgebliche Vorstellung einer existenziellen Hierarchie sein, das aber diese Vorstellung durchschritten hat. Ziel einer Metamystik müsste es sein, eine Folge dieses Vorganges in irgendeiner Weise erfahrbar zu machen, woraufhin dann nur diese andere Erfahrung als solche Gegenstand der Metaphysik werden könnte.

So ist es.
Ein ähnliches (quasi noch döferes) Problem haben viele Christen mit Gott, weil sie nicht glauben können, dass der Inbegriff des Guten das Böse geschaffen haben könnte. Das also ist der Kern des Unglaubens. Die Frommen haben Angst vor ihrem eigenen Anspruch.

paradox = nicht paradox
Die Vorstellung von Allmächtigkeit führt uns auf einen Widerspruch, der nicht dadurch gelöst ist, dass man sie fallen lässt. Deine Thematisierung des Zeitbegriffes ist vielleicht unumgänglicher als du behauptest. Die Vorstellung des Ablaufes steckt in unserem Denkmodell der Kausalität, trotz Leibniz und Parallelwelten. Ohne solche Vorstellungen von Reversibilität etc. überschreiten wir die Grenzen unserer Anschauung, nicht aber an die Grenzen unseres Denkens.