Hallo,
Ist da nicht häufig eine frontale Unterweisung effektiver?
Nein. Sie ist lediglich bequemer - und zwar für Lehrer UND Schüler. Dem einen erspart sie die Mühe, sich Gedanken darüber zu machen, wie er seinen Stoff auf interessante Art an den Schüler bringen kann, dem anderen die Notwendigkeit, selbstständig zu arbeiten, statt sich berieseln zu lassen. Über die mangelnde Effizienz von Frontalunterricht gibt es sehr wohl Erhebungen - mit durchgängig schlechten Ergebnossen.
Ich unterrichte seit einiger Zeit an einer Schule, an der Frontalunterricht die Ausnahme ist. Und es gibt Zeiten, da bedaure ich das, weil es mich deutlich weniger Vorbereitungsarbeit kosten würde.
Schüler, die neu an die Schule kommen, sind zu Anfang völlig begeistert und nach einer Weile ziemlich genervt, weil sie merken, dass sie während der gesamten Unterrichtszeit ständig gefordert sind und kaum Gelegenheiten haben, abzuschalten und sich zurückzulehnen. Dann kommt der Punkt, an dem sie merken, dass sie von dieser Mehrarbeit im Unterricht profitieren und das, was in der Schule passiert, mitgestalten können. Und das ist der Punkt, an dem es für Schüler und Lehrer nicht nur Spaß macht, sondern auch gute und vor allem ganzheitliche Lernleistungen bringt.
Und wie können 15-jährige gut vorbereitet ins Berufsleben starten?
Indem man sie zwingt, selbst aktiv zu werden. Solange sie in der Schule Stunden absitzen können, lernen sie wenig für die Schule und schon gar nichts für den Beruf.
Alles muss evaluiert und reflektiert werden, aber der Einsatz neuer Methoden gleicht so ein bisschen dem Trial-and-Error-Prinzip.
Das ist ja gerade das, was Methoden ausmacht: Sie funktionieren nicht nach Schema F, so wie es der Frontalunterricht tut (bzw. eben nicht tut). Methoden müssen zu den Zielen und Inhalten passen, aber auch zu den Lehrern und Schülern, die damit arbeiten. Wenn ein Lehrer eine Methode nicht mag, wird er sie nicht gut anwenden, und sie wird dementsprechend wenig erfolgreich sein.
Wenn man keine Lust hat, etwas anderes zu tun, als vor der Klasse zu stehen und alte Zöpfe zu flechten, kann man ganz hervorragend jede andere Methode unterlaufen und in ihrer Wirkung ad absurdum führen. Im Sinne eines guten Unterrichts dürfte das eher nicht sein.
Schöne Grüße,
Jule