Mindestens 72 Std keine Beerdigung

Hallo Helena,

zunächst einmal mein herzliches Beileid.

Es gibt mehrere Antworten auf deine Frage:

  1. Wie schon einige vor mir gesagt haben, ist das ein alter Brauch. Es gab früher sehr viel Scheintote. Der Brauch wurde beibehalten und bewährt sich auch heute noch, da es tatsächlich immer mal wieder (aber viel seltener) zu Scheintodfällen kommt. Aus dem selben Grund gibt es auch das Sargglöckchen und die Totenwache.

  2. Was Elke über die Leichenstarre gesagt hat, stimmt zwar ist aber pietätisch gesehen vollkommen belanglos, da die Leiche bereits vorher gewaschen und bekleidet wird. Die Anzüge sind aus diesem Grund immer hinten aufgeschnitten. Wichtig wird das nur in die andere Richtung: wegen der auftauenden Leichenstarre werden die Toten möglichst nicht länger hier oben gehalten, da der Körper langsam anfängt zu verwesen und es unglaublich stinkt (ist nicht pietätlos sondern schlichtweg wissenschaftlih gemeint)

  3. Es gibt Fälle, in denen die Hinterbliebenen es nicht schaffen die Beerdigung eines geliebten Menschen bereits am ersten Tag zu organisieren. Sie haben dadurch 3 Tage Zeit.

  4. Moslems und alle anderen, die aus religiösen Gründen den Leichnam noch am Todestag zu Grabe tragen müssen, dürfen das auch. Die 3-Tage-Regel ist eine rein christlich-deutsche Tradition.

Ich hoffe du wirst so bald keinem weiteren lieben Menschen die letze Ehre erweisen müssen.

Lieben Gruß
Miuky

Scheintodfälle
Hallo, Miuky

Fragen dazu:

  1. Wie schon einige vor mir gesagt haben, ist das ein alter
    Brauch. Es gab früher sehr viel Scheintote. Der Brauch wurde
    beibehalten

und bewährt sich auch heute noch, da es
tatsächlich immer mal wieder (aber viel seltener) zu
Scheintodfällen kommt.

Aus dem selben Grund gibt es auch das
Sargglöckchen und die Totenwache.

Kannst du Fälle anführen, in denen ein Scheintod vorlag?

Gruß
karin

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Hallo

Kannst du Fälle anführen, in denen ein Scheintod vorlag?

Konkrete Fälle kenne ich keine. Aber, das ist jetzt eine Art Zusatzfrage (nicht unbedingt an dich), wird hier immer argumentiert, dass danke modernster medizinischer Technik so etwas heutzutage nicht mehr vorkommen kann.

Meine Frage ist: wird denn jeder Tote durch die Maschinerie geschleust?
Will heißen, ein älterer Mensch wird z.B. zuhause reglos im Bett gefunden. Man weiß vielleicht, dass er krank war, Notarzt kommt, stellt Tod fest und benachrichtigt Beerdigungsinstitut.
Da ist keine Hightech dabei, da können Fehler unterlaufen.
Oder ist diese Situation so nicht denkbar?
(ich meine „denkbar“, ich meine nicht „kommt oft vor“).

Gruß
Elke

Hallo Karin,

im gegensatz zu den meisten anderen kann ich dir nicht nur einen sondern gleich zwei Fälle nennen:

  1. Meine Mutter ist ALtenpflegerin und hat vor einigen Jahren (ca. 15) in einem dieser Heime gearbeitet, die einen eigenen Kühlraum haben und die Verstorbenen nach der Feststellung des Todes dort hinbringen bis sie abgeholt werden. Als sie eines Nachmittags eine verstorbene runterbringen wollte, hörte sie unten ein stöhnen. sie ging dem nach und sah, dass ein älterer Herr, den die Ärztin am Abend zuvor für Tot erklärt hatte noch lebte.

  2. Mein Arzt (sehr junger Mann) erzählte, dass er in seinem praktischen Jahr (also kurz vor dem 2. Staatsexamen) vor ca. 5-6 Jahren in einem Krankenhaus arbeitete und dass es dort regelmäßig zu Scheintodfällen kam. 2 Hatte er selbst erlebt. Er meinte, dass das in der Medizin nichts aussergewöhnliches sei und das die Studenten darauf vorbereitet werden. Jeder der Pathologe werden will, hört als erstes, wie er mit einem Sheintoten umgehen soll. Ein Grund dafür liegt z.B. darin, dass der Tod meistens vom (Haus)arzt mit Stetoskop festgestellt wird.

Frag mal deinen Arzt, wenn ihn / sie das nächste mal siehst. Der kann dir bestimmt auch einige Geschichten erzählen.

Hallo Miuky,
Herzlich willkommen bei WWW!

zunächst einmal mein herzliches Beileid.

Vielen Dank!

Es gibt mehrere Antworten auf deine Frage:

  1. (…)
    tatsächlich immer mal wieder (aber viel seltener) zu
    Scheintodfällen kommt. Aus dem selben Grund gibt es auch das
    Sargglöckchen und die Totenwache.

Also ich kann sicherlich nicht sagen, daß ich viele Friedhöfe kenne, weil das gelogen wäre. Aber ich denke so 30 ist eine durchaus realistische Zahl. Und nie ist mir ein solches Glöckchen aufgefallen. Will heissen: So ein Instrument habe ich noch nie gesehen. Ausserdem frage ich mich, ob so etwas in unsere (spanische) Friedhöfe überhaupt denkbar sind. Siehe bitte:

http://www.alhama.com/portal/modules/My_eGallery/gal…

So oder ähnlich (mit oder ohne Blumen) sehen idR die spanische Friedhöfe aus.

Ein Scheintoter müßte sich ertmals im Sarg drehen, damit er mit den Händen dort kommt, wo seine Füsse sind. Dann mußte er den Teil wo nun den Kopf steht irgendwie öffnen (am Fußende). Dann mußte er die Wand, die man gebaut hat (um den sog. „nicho“ zu schließen) irgendwie löchern (Diese ist, genau wie bei einem Haus, aus Zement und Ziegelsteine). Und erst dann würde er an die Glocke kommen. Also für jemand der, optimistisch ausgedrückt, sich schwach fühlte und sogar für tot erklärt wurde, m.E. ein unmögliches Unterfangen.

  1. Was Elke über die Leichenstarre gesagt hat, stimmt zwar ist
    aber pietätisch gesehen vollkommen belanglos, da die Leiche
    bereits vorher gewaschen und bekleidet wird. Die Anzüge sind
    aus diesem Grund immer hinten aufgeschnitten. Wichtig wird das
    nur in die andere Richtung: wegen der auftauenden
    Leichenstarre werden die Toten möglichst nicht länger hier
    oben gehalten, da der Körper langsam anfängt zu verwesen und
    es unglaublich stinkt (ist nicht pietätlos sondern schlichtweg
    wissenschaftlih gemeint)

Da gebe ich dir uneingeschränkt Recht.

  1. Es gibt Fälle, in denen die Hinterbliebenen es nicht
    schaffen die Beerdigung eines geliebten Menschen bereits am
    ersten Tag zu organisieren. Sie haben dadurch 3 Tage Zeit.

Ja, aber wie es aussieht, ist es in Baden-Württemberg Pflicht diese Tage zu warten. Das ist sozusagen mindest-Wartezeit. Und die Witwe und ihre nächsten Angehörigen (auch Deutsche) empfanden das als Qual.

  1. Moslems und alle anderen, die aus religiösen Gründen den
    Leichnam noch am Todestag zu Grabe tragen müssen, dürfen das
    auch. Die 3-Tage-Regel ist eine rein christlich-deutsche
    Tradition.

OK. Aber vermutlich muß man dafür einen Antrag stellen, oder? Das ist ja was ich meine. Also selbst wenn man es schaffen würde, darf man nur im Ausnahmefall.

Ich hoffe du wirst so bald keinem weiteren lieben Menschen die
letze Ehre erweisen müssen.

Ich danke Dir sehr und wünsche es Dir auch.

Lieben Gruß

Auch Dir einen lieben Gruß, frohe Ostern und vom Herzen vielen Dank für Deine sehr versöhnliche und friedliche Worten,
Helena

Hallo Helena,

ihr habt wunderschöne Friedhöfe in Spanien, beim nächsten Spanienurlaub werde ich mal in aller Ruhe einen besuchen.
Ich komme ursprünglich aus Heidelberg, als eine liebe Freundin der Familie gestorben ist, wurde ihr Witwer direkt gefragt, ob sie noch am selben Tag beerdigt werden soll. In Heidelberg gibt es viele Iraner und deshalb kennen sich viele Pietäten, Ämter etc. mit unserer Kultur und dem Glauben aus. Für eine Spanierin ist es da vermutlich schwieriger. Ich weiß nicht ob es da gesonderte Anträge gibt. Tut mir Leid, dass die Angehörigen leiden mussten.

Das Glöckchen ist eine sehr alte deutsche und englische Tradition (keine Ahnung wie’s in anderen Ländern ist). Dabei wird das Glöckchen nicht irgendwo weitaußerhalb des Grabes aufgestellt. Wenn der Tote im Grab liegt, hilft keine Glocke mehr. Man baut es bei der Totenwache auf. es ist mit dem Finger (oder dem Zeh) des Toten verbunden und fängt an zu klingeln, sobald der „Verstorbene“ sich bewegt Da der Sarg dabei noch oberhalb der Erde in einem geschlossenen Raum liegt, kann es der eventuell eingeschlafene Wächter hören. Heutzutage kommt dieser Brauch in Deutschland immer mehr in Vergessenheit. Leider.

Lieben Gruß
Miuky

Meine Frage ist: wird denn jeder Tote durch die Maschinerie
geschleust?

Eben nicht, das wollte ich in der Diskussion hier schon länger anmerken (ging aber nicht, aufgrund eines Neujahrsvorsatzes). Es gibt ausreichend Leute, die in ihrer Wohnung „versterben“ und wo ein normaler Arzt den Tod feststellt.

Gruß,

Myriam

Hallo Miuky,

ihr habt wunderschöne Friedhöfe in Spanien, beim nächsten
Spanienurlaub werde ich mal in aller Ruhe einen besuchen.

Na ja. Das ist ein besonders „schönes“ Foto. Ich vermute dieses Bild wurde am 1. November (Aller Heiligen) gemacht. So geschmückt habe ich ein Friedhof selten gesehen.

Mir ging es aber darum, hier zu zeigen, daß die särge in Spanien, sozusagen in mehrere „Stockwerke“ (wenn ich mich so ausdrücken darf) begraben werden und selten liegen sie auf den Boden, wie hierzulande meistens der Fall zu sein scheint.

Ich komme ursprünglich aus Heidelberg, als eine liebe Freundin
der Familie gestorben ist, wurde ihr Witwer direkt gefragt, ob
sie noch am selben Tag beerdigt werden soll.

Das tut mir leid für Dich auch.

In Heidelberg
gibt es viele Iraner und deshalb kennen sich viele Pietäten,
Ämter etc. mit unserer Kultur und dem Glauben aus. Für eine
Spanierin ist es da vermutlich schwieriger.

Die Witwe ist weder Spanierin, noch Deutsche.

Ich weiß nicht ob es da gesonderte Anträge gibt.

Ich weiß es auch nicht. Ich habe es lediglich mal angenommen, denn demzufolge handelt es sich um eine Ausnahme.

Tut mir Leid, dass die Angehörigen leiden mussten.

Danke. Das taten sie. Und nicht nur des Todes wegen (das sowieso), sondern wegen diese nicht enden wollenden Qual (eigene Wörter der Witwe)

Das Glöckchen ist eine sehr alte deutsche und englische
Tradition (keine Ahnung wie’s in anderen Ländern ist).

Wie gesagt, ich persönlich habe davon noch nie gehört. Aber das heisst lange, lange nicht, daß es bei uns nicht gibt. Ich weiß es einfach nicht.
Im Friedhof meiner Heimatstadt gibt es so etwas ganz sicher nicht.

Dabei
wird das Glöckchen nicht irgendwo weitaußerhalb des Grabes
aufgestellt.

Was ich beschrieben habe (bzw. versucht habe) war lang und umständlich. Allerdings näher am Grab gibt es nichts.

Wenn der Tote im Grab liegt, hilft keine Glocke
mehr. Man baut es bei der Totenwache auf. es ist mit dem
Finger (oder dem Zeh) des Toten verbunden und fängt an zu
klingeln, sobald der „Verstorbene“ sich bewegt Da der Sarg
dabei noch oberhalb der Erde in einem geschlossenen Raum
liegt, kann es der eventuell eingeschlafene Wächter hören.

OK Jetzt ist es klar.

Heutzutage kommt dieser Brauch in Deutschland immer mehr in
Vergessenheit. Leider.

Das glaube ich. Umso genauer und besser die Geräte sind, die für die Strommessung notwendig sind, desto seltener wird das benötigt, denke ich.

Liebe Grüße,
Helena

Hallo, Elke

Meine Frage ist: wird denn jeder Tote durch die Maschinerie
geschleust?
Will heißen, ein älterer Mensch wird z.B. zuhause reglos im
Bett gefunden. Man weiß vielleicht, dass er krank war,
Notarzt kommt, stellt Tod fest und benachrichtigt
Beerdigungsinstitut.
Da ist keine Hightech dabei, da können Fehler unterlaufen.
Oder ist diese Situation so nicht denkbar?

für eine sichere Feststellung des Todes, braucht man keine Hightechapparate:
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=3…

Und ja, es kommen anscheinend immer mal wieder Fälle vor, in denen Ärzte bei der Leichenschau „geschlampt“ oder „Fehler begangen“ haben:
http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.ht…
http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.ht…
http://www.abendblatt.de/extra/service/944949.html?u…

Solange nachlässige Ärzte, straflos ausgehen, wird es wohl weitere Fälle von sogenannten „Scheintoten“ geben.

Gruß
karin

Hallo, Miuky

  1. Meine Mutter ist ALtenpflegerin und hat vor einigen Jahren
    (ca. 15) in einem dieser Heime gearbeitet, die einen eigenen
    Kühlraum haben und die Verstorbenen nach der Feststellung des
    Todes dort hinbringen bis sie abgeholt werden. Als sie eines
    Nachmittags eine verstorbene runterbringen wollte, hörte sie
    unten ein stöhnen. sie ging dem nach und sah, dass ein älterer
    Herr, den die Ärztin am Abend zuvor für Tot erklärt hatte noch
    lebte.

wurde die Ärztin vor Gericht gestellt und angeklagt?

Gruß
karin

Hallo,

Aus dem selben Grund gibt es auch das
Sargglöckchen und die Totenwache.

könnte der Liedvers „Die glocke erklingt vom Wasser ganz dünn, aus dem Grabe heraus…“ eine Anspielung darauf sein? (siehe Fluch der KIaribik Teil 3, ca.3. oder 4. Minute, Elizabeth Swann singt den Text)