Mindestlohn 2.xx Euro

Moin,

hat jemand gestern Abend die Diskussion bei Maybrit Illner (ZDF) gesehen, wird heute um 16:30 Uhr auch wiederholt, auf Phoenix glaub ich.

Frau von der Leyen behauptet, dass sie gegen das Instrument des flächendeckenden Mindestlohns ist, und begründet dies mit einem Mindestlohn in Lettland, …, von 2-3 Euro. Diese Argumentation kann ich nicht nachvollziehen, was hat das mit dem für Deutschland (aufgrund struktureller Unterschiede) von Gewerkschaften und Linkspartei geforderten Mindestlohns von 7.xx bis 10 Euro zutun? Wenn mir hier jemand helfen kann, dann bitte bei der Frage bleiben: was steckt hinter Frau v.d.L. Argumentation?

Und warum haben die Gegner des FLÄCHENDECKENDEN Mindestlohns in der Runde begründet, dass es ungerecht wäre, denselben Mindestlohn für München und Wenzlow (als Beispiel) anzusetzen? Mindestlohn soll doch die Untergrenze sein und kein Tarifvorschlag.

Aus meiner Sicht ist das sogar der einzige Weg zur Erreichung eines Einkommens, von dem man bei Vollzeitarbeit angemessen leben kann UND GLEICHZEITIG der Erhaltung der Tarifautonomie, aber eben nicht nach unten, sondern nach oben.
Wenn man einen branchenbezogenen Mindestlohn für jedes einzelne Gewerbe festlegt, dann wird das noch viel eher als Richtwert für viele, viele Verträge und man könnte zu recht sagen, dass der Staat die Tarife diktiert hat.

Grüße,
Michael

Tach,

was steckt hinter Frau v.d.L.
Argumentation?

Vermutlich nichts. Die vdL nehme ich schon was laenger nicht mehr ganz ernst.

Und warum haben die Gegner des FLÄCHENDECKENDEN Mindestlohns
in der Runde begründet, dass es ungerecht wäre, denselben
Mindestlohn für München und Wenzlow (als Beispiel) anzusetzen?
Mindestlohn soll doch die Untergrenze sein und kein
Tarifvorschlag.

Weil sie vermutlich nicht begreifen wollen, dass Mindestlohn keine „milde Gabe“ sein soll, die sich durchaus nach den lokalen Lebenshaltungskosten richten kann (wie z.B. die Uebernahme der ortsueblichen Miet- und Nebenkosten beim ALG2 bzw. Grundsicherung), sondern eine hoffentlich anstaendige Entlohnung fuer eine hoffentlich anstaendige Arbeit.

Gruss
Paul

Moin,

Frau von der Leyen behauptet, dass sie gegen das Instrument
des flächendeckenden Mindestlohns ist, und begründet dies mit
einem Mindestlohn in Lettland, …, von 2-3 Euro.

ich habe es nicht als Begründung gegen einen Mindestlohn in Deutschland verstanden, sondern nur als einen Hinweis, dass man bei einem Vergleich mit anderen Staaten nicht nur die quantitativen, sondern auch die qualitativen Unterschiede berücksichtigen sollte.

Und warum haben die Gegner des FLÄCHENDECKENDEN Mindestlohns
in der Runde begründet, dass es ungerecht wäre, denselben
Mindestlohn für München und Wenzlow (als Beispiel) anzusetzen?
Mindestlohn soll doch die Untergrenze sein und kein
Tarifvorschlag.

Ungerecht wäre es sicher nicht, gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu bezahlen, nur fragt sich, ob dass auch ökonomisch sinnvoll ist oder ob dadurch nicht auch Arbeitsplätze verloren gehen.
Denn ich glaube nicht, dass der einkommensschwächere Provinzler bereit wäre für jede Dienstleistung genauso viel zu bezahlen, wie der besser verdienende Großstädter.

Gruß
Pontius

Hallo Pontius,

eine kurze Anmerkung:
Dass die Lohnkosten den größten Teil der Kalkulation ausmachen ist eine sehr erfolgreiche Mär der Unternehmerschaft.Deswegen erfolgreich, weil es für Laien so logisch erscheint.
Es gibt weit größere Posten in der Kostenkalkulation.
Die Gewerkschaften wissen das zwar,sind aber zu schwach.

Gruß

Franz M.

Hallo,

Es gibt weit größere Posten in der Kostenkalkulation.

welche sind denn das und wieso läßt sich das so allgemein für alle Branchen sagen?

Die Gewerkschaften wissen das zwar,sind aber zu schwach.

Die Gewerkschaften sind vor allem im öffentlichen Dienst und im verarbeitenden Gewerbe stark. In der einen Branche gibt es keine - bzw. nur eine sehr rudimentär ausgeprägte - Kostenrechnung/Kostenkultur und in der anderen machen Personal- und Materialkosten den allergrößten Teil der Kosten aus. Insofern erscheint Deine Argumentation im Moment und für mich wenig stimmig zu sein.

Gruß
C.

Hallo,

eine kurze Anmerkung:
Dass die Lohnkosten den größten Teil der Kalkulation ausmachen
ist eine sehr erfolgreiche Mär der Unternehmerschaft.

Das ist natürlich so pauschal gesagt Quatsch. Im Dienstleistungssektor sind das durchaus 70%.

Hi,

was und wer Frau Leyen reitet weiß ich auch nicht.
Aber in Deinem unteren Abschnitt steckt viel Wahrheit.
Die Einführung eines Mindestlohnes birgt die Gefahr, dass sich sämtliche Branchen daran orientieren.
Dem kann nur eine starke Gewerkschaft entgegenwirken.

Aus meiner Sicht ist das sogar der einzige Weg zur Erreichung
eines Einkommens, von dem man bei Vollzeitarbeit angemessen
leben kann UND GLEICHZEITIG der Erhaltung der Tarifautonomie,
aber eben nicht nach unten, sondern nach oben.
Wenn man einen branchenbezogenen Mindestlohn für jedes
einzelne Gewerbe festlegt, dann wird das noch viel eher als
Richtwert für viele, viele Verträge und man könnte zu recht
sagen, dass der Staat die Tarife diktiert hat.

Gruß
nicki

Hallo …,

ausgerechnet in diesem Sektor Dienstleistung - nehmen wir einmal die Pflegedienste:

Monatsgebühr um 2x am Tag jemand zur Verfügung zu haben, der einem beim Anziehen und Wäsche für insgesamt ca.45 Minuten hilft:

ca.1200 Euros.

Monatl. Verdienst der/des gering qualifizierten Helferin oder Helfers:

400 Euros.
(Milde angenommen,bisher konnte man nämlich auch „Pflegekräfte“ aus der Slowakei vermittelt bekommen, die Stunde zu 2,50.- das nur als Nebenkriegsschauplatz)

Jetzt rechne einmal fiktiv in Person eines Unternehmers,einer Unternehmerin der seinen Pflegevertrag mit den Patienten/In so kalkulieren darf, anhand eines Pflegevertrages aus,welchen Stellenwert der Lohnanteil in diesem Gemenge denn haben könnte.

Hallo exc,

um es vielleicht etwas stimmiger zu machen:

In welchen Branchen,in welchen Arbeitsverhältnissen und welcher Kreis von „Arbeitnehmern“ wird wohl der Lohnkostenanteil überproportional hoch sein und in welchen wird er beinahe zu vernachlässigen sein, angesichts der Produktivitätsquote?

Könnte man dies nun prozentual beziffern, kommt Licht ins Dunkel.
Vielleicht läßt sich dann auch genau ablesen, wie gefährlich diese Diskussion um den angeblich „belastenden Lohn“ für die Unternehmen ist.

Gruß

Franz M.

Hi,

Dem kann nur eine starke Gewerkschaft entgegenwirken.

Die Gewerkschaften haben früher mit Zähnen und Klauen die Tarifautonomie verteidigt. Jetzt rufen sie den Staat bzw. den Gesetzgeber zu Hilfe.
Das ist Selbstentmannung.
Kein Wunder, daß die Mitglieder sich davonmachen.

Cassius

Hallo,

In welchen Branchen,in welchen Arbeitsverhältnissen und
welcher Kreis von „Arbeitnehmern“ wird wohl der
Lohnkostenanteil überproportional hoch sein und in welchen
wird er beinahe zu vernachlässigen sein, angesichts der
Produktivitätsquote?

es ist an sich schon unhöflich, eine Frage mit einer Gegenfrage zu „beantworten“; erst recht, wenn die Gegenfrage mit der ursprünglichen Frage deckungsgleich ist. Ich habe Dich gefragt, für welche Branchen das inwiefern gilt und inwiefern das wiederum zu Deiner Behauptung paßt, die Lohnquote korreliere in irgendeiner Form mit dem Organisationsgrad in einer Branche.

Hall,

Monatl. Verdienst der/des gering qualifizierten Helferin oder
Helfers:

400 Euros.

Die Rechnung ist ebenso Quatsch, da es sich um einen 400 EUR-Jobber handelt, der wiederum ganz anders behandelt wird und zudem der Pflegedienst tariflich abgegolten wird (TVöD)

(Milde angenommen,bisher konnte man nämlich auch
„Pflegekräfte“ aus der Slowakei vermittelt bekommen, die
Stunde zu 2,50.- das nur als Nebenkriegsschauplatz)

Auch das ist Quatsch, da bei dieser Person Lohnwucher vorliegt, diese aber nicht im deutschen Sozialsystem integriert ist, obwohl ihr Arbeitsplatz in Deutschland liegt.

Jetzt rechne einmal fiktiv

Wie wäre es mal mit einer realistischen Rechnung. Du willst doch hier nicht erzählen, dass personalintensive Tätigkeiten weniger Personalkosten aufweisen, als hochproduktive.

Sozialismus ist bööööse
Hallo Michael,

bei der Frage mit dem Mindestlohn geht es um eine ideologische Frage.
Die Anhänger des möglichst ungebremsten Kapitalismus (im Volksmund auch fälschlicherweise Neoliberalismus genannt) sehen im Mindestlohn den bösen wirtschaftfeindlichen Sozialismus.
Nun mag dabei irritieren, dass sogar die USA und Großbritannien einen Mindestlohn kennen. Auch eine SPD unter Gerhard Schröder war gegen den Mindestlohn.

Als wirkliche Argumente gegen den Mindestlohn sehe ich folgendes:

  • Bei einem zu niedrigen Mindestlohn, z.B. 4,50 €/h wird die Partei, die ihn beschlossen hat, von den Wählern abgestraft. Bei einem hohen Mindestlohn, z.B. 9,00 €/h verliert die Partei die Unterstützung der Wirtschaft.
  • Wenn erst mal ein niedriger Mindestlohn existiert, kann er angehoben werden, wenn die falsche Parteien an der Regierung sind.
  • Es gehen einige Arbeitsplätze verloren (wobei ich Arbeitsplätzen, die mit Steuermittel, nämlich ALG2 subventioniert werden, nicht nachheule).
  • Mindestlohn ist Sozialismus und Sozialismus is bööööse.
  • Vom Mindestlohn profitieren die Ärmsten und am schlechtesten Ausgebildeten und es widerspricht dem Sozialdarwinismus, solchen Menschen etwas Gutes zu tun und es der eigenen AusbeuterUnternehmerklasse wegzunehmen.

Gruß
Carlos

Angebot und Nachfrage
Guten morgen,

bei der Frage mit dem Mindestlohn geht es um eine ideologische
Frage.

das ist nicht richtig. Die einen machen daraus eine ideologische Frage, wie Du in Deinem Artikel demonstrierst. Die anderen sehen das nüchtern-wissenschaftlich: der Arbeitsmarkt ist ein Markt wie jeder andere, bei dem sich Angebot und Nachfrage über den Preis ausgleichen.

Setze ich den Preis staatlich über dem Gleichgewichtspreis fest, ist die nachgefragte Menge nun einmal niedriger. Davon profitiert niemand, sondern es bleibt ein Teil der Nachfrage unbefriedigt. Die sucht sich dann andere Wege, bspw. über Automatisierung, Illegalität oder Rationalisierung.

Die einzigen Verlierer sind die, deren Arbeit zum künstlich erhöhten Preis nicht mehr nachgefragt wird.

Nun mag dabei irritieren, dass sogar die USA und
Großbritannien einen Mindestlohn kennen.

Der Mindestlohn in den USA und in etlichen anderen Ländern ist niedriger als der umgerechnete Hartz IV-Satz. Außerdem ist in den USA die Zahl der illegalen Beschäftigungsverhältnisse viel höher als in Deutschland.

  • Mindestlohn ist Sozialismus und Sozialismus is bööööse.

Nein, Mindestlohn ist staatlicher Eingriff und staatliche Eingriffe wollen gut überlegt sein. Sie führen meist nicht zu dem, was beabsichtigt ist und in der Regel erfolgen seitens des Marktes Ausweichreaktionen. In diesem Fall wären das Schwarzarbeit und Automatisierung.

Auch wenn Du das mehrfach versucht hast, es so darzustellen, hat die kritische Einstellung ggü. Mindestlöhnen nicht zwangsläufig etwas mit Ideologie zu tun. Es geht schlichtweg um eine volks- und betriebswirtschaftliche Betrachtungsweise, die aus der linken Ecke aber als Ideologie abgetan wird.

Aus meiner Sicht ist es kaum nachvollziehbar, warum ein Volk von Schnäppchenjägern und Geiz-ist-Geilkragen glaubt, ausgerechnet bei Arbeit hätte der Preis keinen Einfluß auf die Nachfrage.

Gruß
Christian

Hi,

alles schön und gut, aber wenn nun die Arbeit, die nicht auf Mindestlohn beruht, durch vom Staat bezuschusste Arbeitnehmer erfolgt, dann ist das ganze System dezent aus der Bahn (der Staat sorgt damit für den Gewinn der Arbeitgeber der Niedriglohnarbeiter, IMHO irgendwie nicht so im Sinne des Ertrachters).
Eigentlich™ sollte das ganze doch so funktionieren, dass nachgefragte Leistung derart entlohnt wird, dass beide Seiten davon/damit leben können.
Und das ganz ohne Eingriff des Staates, zumindest in meiner kleinen Welt.

Gruss,
Herb

Hallo,

Eigentlich™ sollte das ganze doch so funktionieren, dass
nachgefragte Leistung derart entlohnt wird, dass beide Seiten
davon/damit leben können.

natürlich sollte es so sein. Leider ist es nicht so, weil der Wettbewerb um Umsätze, d.h. um Kunden, über den Preis geführt wird.

Deswegen schrieb ich ja, daß die ganze Diskussion etwas eigentümlich ist, weil doch niemand ernsthaft glauben kann, daß jemand, der T-Shirts in die Regale räumt, die 3,50 Euro kosten, oder für 7,50 Euro einen Haarschnitt kreiert, 10 Euro die Stunde verdient.

Und um gewissen Kommentaren vorzubeugen: ich sage nicht, daß jeder 50 Euro für ein T-Shirt ausgeben soll und glaube auch nicht, daß sich das jeder leisten kann.

Ich sage nur wie es ist: unser aller Konsumverhalten ist ein Teil des Problems.

Gruß
Christian

Und das ganz ohne Eingriff des Staates, zumindest in meiner
kleinen Welt.

Gruss,
Herb

Hallo Christian,

Die anderen sehen das nüchtern-wissenschaftlich: der
Arbeitsmarkt ist ein Markt wie jeder andere, bei dem sich
Angebot und Nachfrage über den Preis ausgleichen.

Der Arbeitsmarkt ist kein Markt wie jeder andere. Allein schon dieser Ansatz ist kompletter Blödsinn. Er unterliegt ganz anderen Gesetzen.

Wenn es auf einem Markt ein Überangebot gibt, müssen die Anbieter mit den Preisen runtergehen, das Angebot senken oder auf andere Produkte übergehen. Wenn sie das nicht können, verschwinden sie vom Markt.

Beim Arbeitsmarkt führt ein Überangebot nicht dazu, dass die Anbieter ihr Angebot senken. Im Gegenteil, sie versuchen ihr überleben durch eine Angebotserhöhung zu sichern. Die Anbieter können nicht einfach aufgeben sie MÜSSEN anbieten, um ihr überleben zu sichern.
Das Ändern des Angebots klappt nur sehr einschränkt. Wenn beispielsweise ein Einzelhandelskaufmann keine Arbeit findet, kann er kaum auf Maschinenbauingenieur umsatteln.

Und was bedeutet das verschwinden der Anbieter vom Arbeitsmarkt?
Es bedeutet Arbeitslosigkeit, die wiederum die Inlandsmärkte schädigt, weil die Nachfrage wegbricht. Je mehr vom Markt verschwinden, desto schlechter wird es für die verbleibenden Marktteilnehmer (man hat eine Rezession).
Völlig andersum, als bei normalen Märkten.

Wenn die Arbeitslosigkeit zu hoch wird, führt dies in Demokratien dazu, dass radikale Parteien gewählt wird. In anderen Staatssystemen führt sie zu Revolten und Revolutionen.
Der Staat ist gezwungen einzugreifen und das physische Überleben der Arbeitslosen zu sichern. Wenn er das nicht tut, ist er selber bedroht.

Setze ich den Preis staatlich über dem Gleichgewichtspreis
fest, ist die nachgefragte Menge nun einmal niedriger.

In der Praxis ist das sehr häufig nicht der Fall. Nehmen wir mal typische Niedriglohnbereiche, die mir einfallen:

  • Reinigungskraft im Hotel

  • Paketbote

  • Sicherheitsdienst für Gebäudebewachung

  • Telefonmarketer

  • Schlachter

  • Wenn das Hotel, der Reinigungskraft 7,50 €/h statt 5,00€/h zahlt,
    wird es nicht auf die Zimmerreinigung verzichten, sondern eher den Zimmerpreis um 3,00 € anheben.

  • Wenn der Paketversand um 0,10 oder 0,20 € angehoben wird, werden die Pakete weiter munter versandt.

  • Die Firmen werden ihre Gebäude weiterhin bewachen lassen, auch wenn sie die Stunde 4,5 € mehr zahlen müssen.

  • Telefonmarketer - Tja, da entfällt der eine oder andere Arbeitsplatz,… zum Nutzen der Gesellschaft.

  • Fleisch wird ein paar Cents teurer - ist schon recht.

Die einzigen Verlierer sind die, deren Arbeit zum künstlich
erhöhten Preis nicht mehr nachgefragt wird.

Herb hat schon darauf hingewiesen, dass der der Preis von Arbeit durch den massiven Miss/Gebrauch des Kombilohn künstlich gesenkt wurde. Ich finde es bemerkenswert, dass die Liberalen, die ja angeblich gegen Subventionen und staatliche Eingriffe sind, aber das Millionen von Arbeitsplätze subventioniert werden und ganze Geschäftsfelder auf diese Subvention basieren, finden sie gut.

Ich denke, den Grund hat Volker Pispers gefundenn:
http://www.youtube.com/watch?v=A4xrwh4ePig

Gruß
Carlos

Hallo,

Der Arbeitsmarkt ist kein Markt wie jeder andere. Allein schon
dieser Ansatz ist kompletter Blödsinn. Er unterliegt ganz
anderen Gesetzen.

Der Arbeitsmarkt unterliegt den gleichen volkswirtschaftlichen Gesetzen, wie jeder andere Markt auch.

Wenn es auf einem Markt ein Überangebot gibt, müssen die
Anbieter mit den Preisen runtergehen, das Angebot senken oder
auf andere Produkte übergehen. Wenn sie das nicht können,
verschwinden sie vom Markt.

So ist das auch.

Beim Arbeitsmarkt führt ein Überangebot nicht dazu, dass die
Anbieter ihr Angebot senken. Im Gegenteil, sie versuchen ihr
überleben durch eine Angebotserhöhung zu sichern. Die Anbieter
können nicht einfach aufgeben sie MÜSSEN anbieten, um ihr
überleben zu sichern.

So ist das in der Tat. Durch das Überangebot, nenne wir das Kind beim Namen, von unqualifizierter Arbeit sinkt der Preis. Die Anbieter wollen aber zu diesem Preis nicht anbieten, die Nachfrager fragen dagegen an, es entsteht ein Angebotsüberhang. Was soll ein Mindestlohn hier ausrichten? Wenn die Nachfrager nicht wollen, verläuft ein Mindestlohn ins Leere.

Und was bedeutet das verschwinden der Anbieter vom
Arbeitsmarkt?
Es bedeutet Arbeitslosigkeit, die wiederum die Inlandsmärkte
schädigt, weil die Nachfrage wegbricht.

Ich bin mir gerade nicht sicher, wen du als Anbieter, wen als Nachfrager bezeichnest.

  • Wenn das Hotel, der Reinigungskraft 7,50 €/h statt 5,00€/h
    zahlt,
    wird es nicht auf die Zimmerreinigung verzichten, sondern eher
    den Zimmerpreis um 3,00 € anheben.

Ein EUR Brutto für den Arbeitnehmer entspricht ungefähr 1,5 EUR Kosten für den Arbeitgeber. Der Preis wird also um vieles mehr nach oben gehen. Das schränkt die Nachfrage nach diesem Zimmer ein. Das führt wiederum dazu, dass Personal reduziert werden kann.

  • Wenn der Paketversand um 0,10 oder 0,20 € angehoben wird,
    werden die Pakete weiter munter versandt.

Es kann auch weniger versandt werden.

Das ganze ist keine Konstante. Würden Mindestlöhne keine Auswirkungen haben, wären sie beliebig hoch. Wo ist die Grenze?

Da in diesen Bereichen keine Gewinne erwirtschaftet werden, müssen entweder die Kosten weiter gegeben werden oder aber Personal reduziert werden oder der Service reduziert werden. Z.B. kann es zu weniger Poststationen kommen oder dieser werden wegfallen und durch automatische Paketstationen ersetzt. Dann muss eben jeder sein Paket selber abholen.

Nicht jeder Kunde wird aber die Preissteigerungen mitmachen. Entweder geht die Nachfrage zurück oder es wird substituiert.

Da jeder EuR nur einmal ausgegeben werden kann, ist es möglich, dass ein Mindestlohn z.B. beim Paketdienst Auswirkungen auf andere Bereiche hat, da hier das Geld fehlt. Auch hier kann es zu Personal- oder Servicereduzierungen kommen.

Hallo,

Die anderen sehen das nüchtern-wissenschaftlich: der
Arbeitsmarkt ist ein Markt wie jeder andere, bei dem sich
Angebot und Nachfrage über den Preis ausgleichen.

Der Arbeitsmarkt ist kein Markt wie jeder andere. Allein schon
dieser Ansatz ist kompletter Blödsinn. Er unterliegt ganz
anderen Gesetzen.

die Weigerung, zu akzeptieren, daß der Arbeitsmarkt genauso funktioniert wie jeder andere Markt und daß Arbeit ein Gut ist wie jedes andere, ändert nichts an dem Umstand, daß es so ist.

Allerdings ist die beschriebene Weigerung bzw. der Glaube daran, daß der Markt für Arbeit ganz anders tickt als der Markt für Hamsterfutter oder Bohrinseln Teil des Problems, das ich beschrieb.

Der Glaube daran, daß man auf dem Arbeitsmarkt Dinge erzwingen kann, führt auch an anderer Stelle zu Fehlentwicklungen. So fordern Gewerkschaften mehr Lohn und erwarten gleichzeitig, daß die Arbeitgeber mehr Arbeit nachfragen - also Leute einstellen.

Volkswirtschaftlich gesprochen ist es aber so, daß das Angebot zwar vergleichsweise unelastisch ist, die Nachfrage jedoch nicht. Somit verhält sich der Markt für Arbeit genau anders als bspw. der Markt für Benzin. Die Preise steigen, aber die Nachfrage bleibt konstant.

Bei der Arbeit ist es anders: steigt der Preis, sinkt die Nachfrage. Natürlich nicht von heute auf morgen, aber auf lange Sicht. Deutschland ist im Hinblick auf Fertigungsautomation nicht zuletzt deshalb so weit führend, weil die notwendige Technik in genau der Zeit aufkam, in der die Kosten für menschliche Arbeit stark stiegen, nämlich in den 70er und frühen 80er Jahren.

Während in der Dominikanischen Republik in einem Hotel ein Typ nur dafür bezahlt wird, 40.000 Quadratmeter mit einem Handrasenmäher in Schuß zu halten, lohnt sich in Deutschland die Investition in einen Aufsitzmäher, mit dem der Rasen in einem Bruchteil der Zeit gemäht werden kann und anschließend genug Zeit ist, Hecken zu schneiden und Geländer zu streichen.

Je höher die Kosten für Arbeit sind, desto eher lohnt sich die zunächst hohe Ausgabe für eine Maschine. Auf lange Sicht lohnt es sich aber, weil Arbeitskosten wegfallen. Das von Dir angesprochene Zimmermädchen wird vielleicht zukünftig teilweise durch einen Staubsaugroboter und Sanitäreinrichtungen mit Lotus-Effekt ersetzt. Dem Gast ist es egal, nur dem Zimmermädchen wahrscheinlich nicht.

Wie gesagt: ich bin sehr dafür, daß Menschen von ihrer Arbeit leben können, nur kann man das eben nicht über Mindestlöhne erzwingen. Der Mindestlohn für die Briefzusteller hat rd. 2800 Mitarbeiter von PIN den Arbeitsplatz gekostet, was in etwa 25% entspricht. Die verbliebenen Mitarbeiter erhielten allerdings den Mindestlohn. Ob die Operation wirklich einen mikro- und makroökonomischen Erfolg darstellte, bezweifle ich.

Dies nur als Ergänzung zu dem, was Steven erklärte.

Gruß
Christian

Hi!

Wie gesagt: ich bin sehr dafür, daß Menschen von ihrer Arbeit leben können, nur kann man das eben nicht über Mindestlöhne erzwingen. Der Mindestlohn für die Briefzusteller hat rd. 2800 Mitarbeiter von PIN den Arbeitsplatz gekostet, was in etwa 25% entspricht. Die verbliebenen Mitarbeiter erhielten allerdings den Mindestlohn. Ob die Operation wirklich einen mikro- und makroökonomischen Erfolg darstellte, bezweifle ich.

PIN ist da ein ganz schlechtes Beispiel. Das Unternehmen war bereits vor den Abstimmungen zum Mindestlohn gewaltig in Schieflage. Im Jahr 2007 (da gab es die Diskussionen um Mindestlöhne, aber noch keine Regelung dazu) wies PIN einen Verlust von 55 Mio. € aus. Ebenfalls im Jahr 2007 stellten mehrere zu PIN gehörigen Unternehmen Insolvenzantrag. Die ganze Sache mit PIN und den Protesten gegen den Postmindestlohn (der ja inzwischen wieder gekippt wurde) ist ein wenig undurchsichtig, ebenso wie die Tatsache, dass die Axel Springer AG, die mit ihren Zeitungen gewaltig gegen den Postmindestlohn protestiert, der Hauptaktionär von PIN war und sofort nach der Abstimmung über diesen Mindestlohn ankündigte, nichtmehr in PIN investieren zu wollen, was letztenendes zur Beantragung der Insolvenz führte. Der Mindestlohn selbst hat mit dem, was bei PIN ablief nur ganz entfernt etwas zu tun.

MfG,
TheSedated