Hallo,
Die anderen sehen das nüchtern-wissenschaftlich: der
Arbeitsmarkt ist ein Markt wie jeder andere, bei dem sich
Angebot und Nachfrage über den Preis ausgleichen.
Der Arbeitsmarkt ist kein Markt wie jeder andere. Allein schon
dieser Ansatz ist kompletter Blödsinn. Er unterliegt ganz
anderen Gesetzen.
die Weigerung, zu akzeptieren, daß der Arbeitsmarkt genauso funktioniert wie jeder andere Markt und daß Arbeit ein Gut ist wie jedes andere, ändert nichts an dem Umstand, daß es so ist.
Allerdings ist die beschriebene Weigerung bzw. der Glaube daran, daß der Markt für Arbeit ganz anders tickt als der Markt für Hamsterfutter oder Bohrinseln Teil des Problems, das ich beschrieb.
Der Glaube daran, daß man auf dem Arbeitsmarkt Dinge erzwingen kann, führt auch an anderer Stelle zu Fehlentwicklungen. So fordern Gewerkschaften mehr Lohn und erwarten gleichzeitig, daß die Arbeitgeber mehr Arbeit nachfragen - also Leute einstellen.
Volkswirtschaftlich gesprochen ist es aber so, daß das Angebot zwar vergleichsweise unelastisch ist, die Nachfrage jedoch nicht. Somit verhält sich der Markt für Arbeit genau anders als bspw. der Markt für Benzin. Die Preise steigen, aber die Nachfrage bleibt konstant.
Bei der Arbeit ist es anders: steigt der Preis, sinkt die Nachfrage. Natürlich nicht von heute auf morgen, aber auf lange Sicht. Deutschland ist im Hinblick auf Fertigungsautomation nicht zuletzt deshalb so weit führend, weil die notwendige Technik in genau der Zeit aufkam, in der die Kosten für menschliche Arbeit stark stiegen, nämlich in den 70er und frühen 80er Jahren.
Während in der Dominikanischen Republik in einem Hotel ein Typ nur dafür bezahlt wird, 40.000 Quadratmeter mit einem Handrasenmäher in Schuß zu halten, lohnt sich in Deutschland die Investition in einen Aufsitzmäher, mit dem der Rasen in einem Bruchteil der Zeit gemäht werden kann und anschließend genug Zeit ist, Hecken zu schneiden und Geländer zu streichen.
Je höher die Kosten für Arbeit sind, desto eher lohnt sich die zunächst hohe Ausgabe für eine Maschine. Auf lange Sicht lohnt es sich aber, weil Arbeitskosten wegfallen. Das von Dir angesprochene Zimmermädchen wird vielleicht zukünftig teilweise durch einen Staubsaugroboter und Sanitäreinrichtungen mit Lotus-Effekt ersetzt. Dem Gast ist es egal, nur dem Zimmermädchen wahrscheinlich nicht.
Wie gesagt: ich bin sehr dafür, daß Menschen von ihrer Arbeit leben können, nur kann man das eben nicht über Mindestlöhne erzwingen. Der Mindestlohn für die Briefzusteller hat rd. 2800 Mitarbeiter von PIN den Arbeitsplatz gekostet, was in etwa 25% entspricht. Die verbliebenen Mitarbeiter erhielten allerdings den Mindestlohn. Ob die Operation wirklich einen mikro- und makroökonomischen Erfolg darstellte, bezweifle ich.
Dies nur als Ergänzung zu dem, was Steven erklärte.
Gruß
Christian