Hi,
„Worst case“:
Den hast du schon teilweise angesprochen. Wenn die Leute dann „mehr“ verdienen, dann werden die Kosten der Mitarbeiter steigen. Die Firma erlangt dadurch weniger Gewinn.
Dies kann wiederum durch Erhöhung des Preises des Endproduktes oder Einschnitte der Jobs geschehen.
Es gäbe wieder mehr Arbeitslose, die dann wieder Zuschüsse vom Staat bräuchten.
Geht also wieder auf Steuergelder.
Durch die ganzen Erhöhungen könnten einige Firmen in ihrer Produktivität ausgebremst werden.
Dadurch wird wieder weniger exportiert. Weniger Einnahmen für Firmen & Staat.
Dieses Worst-Case würde darauf basieren, wenn der Gewinn der Firma konstant bleiben soll inkl. beständigen Wachstums…
„Best case“:
Die Leute, welche Arbeiten, hätten keine Rente in Armut (also es reicht für die Grundsicherung. Dies kommt aber auf die Höhe des Lohns an. Dazu mal hier eine kleine Rechnung)
Es gäbe keine Aufstocker, welche den Staat belasten. Dies ist auch gut für die Leute, da diese sich den Gang zum Amt sparen.
Des weiteren sind einige Kosten konstant geblieben, da nicht jedes Unternehmen ein Ausbeuterbetrieb ist und nicht alle Endprodukte somit betroffen sind.
Durch die Möglichkeit mehr Geld ausgeben zu können, werden die Leute dieses auch ausgeben. Dies kurbelt die Wirtschaft wieder an und spühlt Geld in die Kasse des Staates durch Steuern.
Wirtschaft läuft, Gewinn größer, mehr Leute einstellen möglich, Produktivität steigt. etc.
Dies würde darauf basieren, dass Gewinneinschnitte akzeptiert werden.
„Das Zwischending“:
Ja, der Mindestlohn kann Jobs kosten. Z.B. wenn Firmen ihren Gewinn auf der Basis „Ausbeutung“ aufgebaut haben (Zeitarbeitsfirmen z.B.).
Außerdem können Automatisierungsmaßnahmen durchgesetzt werden, was aber so oder so nur eine Frage der Zeit gewesen wäre (Technik eben).
Jedoch wird es dadurch keine Aufstocker mehr geben. Menschen werden Arbeit haben, von dem sie Leben können, ohne zum Amt zu laufen.
Es kann somit mehr Arbeitslose geben, welche dann aber auch „richtig Arbeitslos“ sind.
Jedoch werden auch andere Menschen den Sprung schaffen auf die Mindestlohn-Seite.
Auch der Gewinn wird evtl. eingeschnitten und dann kommt es aber auf die Firma drauf an, wie diese damit umgehen. Entweder Outsourcing, Gewinnverlust in Kauf nehmen , gesund schrumpfen oder ganz eingestampft werden.
Auch werden einige Firmen sagen: „Mit dem Mindestlohn werden wir uns jetzt gesund schrumpfen.“ und die Gehälter kürzen.
Somit ist auch die Frage, um wie viel das Endprodukt ansteigt und in welcher Sparte.
Zu deinem Beispiel:
Die Katze beißt sich in den eigenen Schwanz, wenn im
Niedriglohnsektor der Mindestlohn eingeführt wird. Verdient
die Friseuse mehr, kann sich aber deswegen im Café auch nicht
mehr gönnen, weil die Kellner nun ebefalls mehr Gehalt
bekommen und das Café die Preise anhebt, verpufft der Effekt
doch, oder?
Warum?
Wenn der Niedriglöhner für 5€/h gearbeitet hat, sowie die Kellnerin und nun ein Mindestlohn von 8,50€ eingeführt wird, wird doch auch mein Kaffe nicht um 3,50€ teurer, oder? Er wird evtl. um 10ct z.B. ansteigen. Wie vielen Leuten die 10ct jetzt zu viel sind und ob es überhaupt 10ct sein müssen, ist eine andere Rechnung.
Wie gesagt, in manchen Sparten ja, in anderen eben nein.
Und im Anschluss an meine erste Frage: Inwieweit ändert sich
das Aufgabenfeld der Gewerkschaften bzw. das Gewicht der
Tarifverträge?
Naja, der Staat sagt nur: So tief dürft ihr max. gehen! Tiefer nicht!
Arbeitnehmer & Gewerkschaften werden dann immernoch über einen Lohn streiten. Nur es ist eine Untergrenze gezogen worden!
Gruß,
Hanzo