Mir fällt kein Titel ein, es geht um Märtyrer

Massenpsychose
Hi

Was Du sagst, sehe ich ganz ähnlich, aber OBL scheint ja jetzt eigentlich nicht so der charismatische Volksverhetzer zu sein. Trotzdem wird er gefeiert als wäre er ein Halbgott.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass nur die europäischen/nordamerikanischen Staaten und Japan aus dem Zweiten Weltkrieg ihre Lehren gezogen haben.

Man muss doch mal irgendwann verstehen, dass sinnloses Töten niemandem nutzt, einen Konflikt zu beenden.

Das scheint bei vielen Arabern/Moslems irgendwie noch nicht angekommen zu sein.

Naja
my 2 cents halt…

Hallo Klaus,

Gab es nicht erst die IRA und dann den politischen Arm, die Sinn Fein?

Nein. Die Sinn Fein („Wir Selbst“) wurde 1905 u. a. von Arthur Griffith gegründet. Die IRA von Padraic Pearse, Michael Collins oder Cathal Brugha bildete sich erst mit den Osteraufständen von 1916 aus den Irish Volunteers. Diese Männer werden in Irland in Balladen besungen (z. B. The Foggy Dew oder Michael) und es werden Strassen nach ihnen benannt.

Ich dachte, daß wäre solangsam politisch in die Wege geleitet. Neulich trat doch das Parlament von
Nord-Irland wieder zurück weil eine Partei wohl wieder mal keine Waffen bgegeben hat? Scheint, :daß die dort wohl auch keine Ruhe finden.

David Trimble, nordirischer Regierungschef von britischen Gnaden, ist Chef der Ulster Unionists, einem nicht besonders irland- oder katholikenfreundlichen Vereins. Außerdem ist es doch merkwürdig: die IRA soll sich entwaffnen, die protestantischen Terroristen der Ulster Volunteer Force, der Ulster Defence Association, der Ulster Freedom Fighters, der Loyalist Voluteer Force müssen das aber nicht? Bis jetzt hat sie niemand dazu aufgefordert, ebenfalls Waffen abzugeben. Genauso wenig, wie sich die nordirische Regierung bemüht, die Oranier von ihren Märschen-mit-anschliessendem-Brandbomben-Werfen in Portadown abzuhalten…

Übrigens, wo kommen denn die israelischen Apaches, Stingers und F-14´s her?

Wohl aus Steuergeldern, oder schenken die Amis den Israelis diese Dinger? (Ich weiß nicht wo die
herkommen - Du etwa?)

Na, wenn’s aus Steuergeldern kommt, möchte ich nicht in Israel wohnen. Bei einer „Workforce“ von gerade mal 2,4 Mio. Arbeitnehmern (CIA-World Fact Book) müssen die ja pervers hohe Steuern haben. Und das die USA zumindest während der offiziellen Kriege massenhaft Waffen nach Israel geliefert hat, ist ja kein Geheimnis.

Hier scheiden sich unsere Ansichten. Meiner Mienung nach ist Tyrannenmord nicht strafbar. Dazu
kommts aber erst, wenns gelingt. Wenn nicht, dann haste echt Pech gehabt; siehe Graf Staufenberg
und sein Gang, oder den Heisler der die Bombe im Hofbräukeller legte.

Hm, diese Meinung ist für mich zwar nachvollziehbar, vor Allem, wenn es um Gestalten wie Adolf-den-Bärtigen oder Mussolini geht. Das Ganze ist aber nur irgendwann viel später im historischen Kontext zu beurteilen. Unseligerweise haben aber auch z. B. gewisse Bolschewiki dieses Argument benutzt, um die Erschießung der Romanows zu rechtfertigen. Anschließend hat sich dann herausgestellt, wer die wahren Tyrannen waren…

wie ist Arafat mit seinem Stab abgerückt (worden) aus Gaza?

Jetzt aktuell natürlich nicht, nur sitzt er erst seit 1994 in Gaza. 1982 wurde er aus seinem damaligen Hauptquartier in Beirut von den Israelis herausgebombt und ist nach Tunis geflohen.

Hatten die Palestinenser jemals eine reguläre Armee? Wußte ich gar nicht!

Ich hätte das „mehr“ in Klammern setzten sollen, dann wäre es richtiger gewesen. By the way: ist es nicht eigentlich vollständig widersinnig, die Palästinensische Autonomiebehörde zum Verhaften von Terroristen aufzufordern und gleichzeitig die Palästinenserpolizei, die das als Einzige tun könnten, mit Raketen zu beschiessen?

Aha, Selbstmordattentate sind also „Kampf im Untergrund“!

Ja, leider. So sehen unglücklicherweise die Kampfhandlungen von Leuten aus, die keine Kampfhubschrauber, Jagdbomber und Panzer haben. Aber Achtung: hier sind eindeutig nicht die Kamikaze-Mörder vom 11. September gemeint!

Da machst Du es Dir aber wirklich zu einfach. Du drehst einfach die Seite um und schon steht da
Freiheitskämpfer, wo vorne Terrorist steht. So einfach ist es aber nicht.

Nun gut. Jüngere Geschichte. Der Vietcong war für die „westlich“ orientierte Welt ein Haufen grausamer Guerillakrieger, die es zu bekämpfen galt. Für die „östlich“ orientierten Staaten waren dass Helden und Freiheitskämpfer. Die DDR gab sätzeweise Briefmarken mit heroischen Vietcong-Motiven heraus. Nach Auffassung des Westens sind der tibetische Widerstand oder Falun Gong legitim, nach Auffassung Chinas sind das Terroristen. Wir haben, ohne uns geistig allzu sehr anzustrengen, aus der albanischen (Terror)Guerilla UCK unterstützenswerte Freiheitskämpfer gemacht und sogar die NATO ein bisschen mitbomben lassen. Der momentane El-Supremo-Staatsfeind-Numero-Uno Osama bin Vollbart hat weltweit tonnenweise Verehrer, die in ihm sicher alles andere als einen Terroristen sehen.

Freiheitskämpfer, nach meinen Dafürhalten, töten nicht einfach unschuldige Menschen aus reiner :Lust und zum Zwecke der Propaganda; getreu dem Motto: Je höher die Opferzahl, desto größer die
Überschrift in Bild!

Die Argumentation, mit der jede „Freiheitskämpfer“-Truppe dieser Welt ihre Aktionen zu rechtfertigen versucht, ist natürlich pervers - vor allem, weil die eigentliche Logik dahinter nicht aufgeht (genauso wenig, wie der abartige Ausblutungsplan General Falkenhayns in der Verdunschlacht funktionieren konnte). Es sollen dem „Feind“ solange menschliche, materielle und vor allem moralische Verluste beigebracht werden, bis der „Feind“ zur Aufgabe gezwungen ist. Vermutlich hat man sich da die Argumente eines Harry Truman zum A-Bomben-Abwurf auf Japan zu eigen gemacht.

d’accord; sonst gäbe es ja auch keine Parteien. Es ist nur die Frage, ob man mit Rücksicht auf seine
Mitmenschen versucht diese Dinge friedlich-politisch zu lösen, oder möglichst große nägelgespickte
Sprengsätze baut, damit man auch möglichst viele Menschen in den Tod reißt.

Ach, was würden wir in einer wundervollen Welt leben. Aber gehörst du nicht auch zu der Fraktion, die Flächenbombardements auf Afghanistan befürwortet? Hast du da nicht auch die Forderung nach politischen Lösungen als absurd abgetan? Gewalt scheint leider oft die einzige Möglichkeit zu sein, überhaupt etwas zu bewegen. Wohin gewaltloser Widerstand führt, dazu befrage man am besten die Stundenten vom Tientamen-Platz oder die Tschechen während des Prager Frühlings. Falls jetzt jemand Ghandi herauskramt, ja, toll. Ghandi konnte mit seinem Boykott und seinen Generalstreiks die Briten da treffen, wo ihr Hauptinteresse an Indien lag - in der wirtschaftlichen Ausbeutung. Nur wen interessiert es, ob ein palästinensisches Flüchtlingslager in den Generalstreik geht? Die sind ja sowieso schon ausgesperrt.

Das ist das berühmt „ich traue mich nicht auf eine Seite und mache lieber den Spagat“, dem ich mich
so ungern anschließe.

Oh, ich dachte eigentlich immer, dass ich recht gefestigte Standpunkte und Positionen hätte, nur geht mir eine missionarische Ambition völlig ab. Das Anerkennen, das auch andere Menschen eventuell recht haben könnten, führt zumindest zu einer ganzen Reihe recht interessanter Erfahrungen.

Gruss
Feanor

Hallo Feanor,

danke für den Geschichtsunterricht zur IRA.

Und das die USA zumindest während der
offiziellen Kriege massenhaft Waffen nach Israel geliefert
hat, ist ja kein Geheimnis.

Wieviel Militärhilfe bekommt Agypten heute aus den USA? Waren glaube ich 1,4 Milliarden Dollar pro Jahr. Also wie man es dreht und wendet - unterstützt werden die Staaten, die es sich nicht selbst leisten können entweder von den Amis, oder früher von der Sowjetunion, oder heute von Russland, Saudi-Arabien, Irak, Iran, Syrien, …

Hier scheiden sich unsere Ansichten. Meiner Mienung nach ist Tyrannenmord nicht strafbar. Dazu
kommts aber erst, wenns gelingt. Wenn nicht, dann haste echt Pech gehabt; siehe Graf Staufenberg
und sein Gang, oder den Heisler der die Bombe im Hofbräukeller legte.

Hm, diese Meinung ist für mich zwar nachvollziehbar, vor
Allem, wenn es um Gestalten wie Adolf-den-Bärtigen oder
Mussolini geht. Das Ganze ist aber nur irgendwann viel später
im historischen Kontext zu beurteilen. Unseligerweise haben
aber auch z. B. gewisse Bolschewiki dieses Argument benutzt,
um die Erschießung der Romanows zu rechtfertigen. Anschließend
hat sich dann herausgestellt, wer die wahren Tyrannen waren…

Wie war das in der französischen Revolution? Dort gabs auch einen „legalisierten“ Tyrannenmord.

Klar, daß diese Rechtfertigung immer da herhalten muß, wo man an moralischen Werten vorbeigeht. Wie gesagt, erst hinterher stell sich raus, was nun wirklich „moralisch“ richtig ist, und wie moralisch-wertvoll die Richter wirklich sind.

Ich hätte das „mehr“ in Klammern setzten sollen, dann wäre es
richtiger gewesen. By the way: ist es nicht eigentlich
vollständig widersinnig, die Palästinensische Autonomiebehörde
zum Verhaften von Terroristen aufzufordern und gleichzeitig
die Palästinenserpolizei, die das als Einzige tun könnten, mit
Raketen zu beschiessen?

Wenn die palästinensische Polizei hinterher die Leute wieder laufen läßt, fragt sich der gemeine Israeli schon zu welchem Zweck die Palästinenser eigentlich die mutmaßligen Terroristen einsperren. Sehr erfolgreich scheint ja die palästinensiche Polizei den Terror der Hamas, des D’schihhad un der sonstigen Truppen für ein freies Palästina nicht zu sein.

Nun gut. Jüngere Geschichte. Der Vietcong war für die
„westlich“ orientierte Welt ein Haufen grausamer
Guerillakrieger, die es zu bekämpfen galt. Für die „östlich“
orientierten Staaten waren dass Helden und Freiheitskämpfer.

Wie auch die Kubaner. (Gabs über die auch Briefmarken in der Zone?). Auch die wahren Freiheitskämpfer, die den Russen Tür und Tor öffneten und sie Raketen aufstellen ließen. Und die von Russland unterstützten Nord-Koreaner. Auch die wahren Freiheitskämpfer, die sich wahrscheinlich 1950 am 38. Breitengrad ein bisschen zu sehr in den Süden verlaufen haben.

Klar sehen wir die Angelegenheiten durch unsere „westliche“ Brille. Nur sollten wir bei der Betrachtung versuchen, die Hintergründe und Motive für diese „Freiheitskämpfer“ zu sehen. Und da wird mir bei einigen eben nur schlecht.

Nach Auffassung des Westens sind der
tibetische Widerstand oder Falun Gong legitim, nach Auffassung
Chinas sind das Terroristen.

Bloß mit dem Unterschied, daß diese „Terroristen“ friedlich demonstrieren, genau so wie die Leute auf dem Platz des himmlischen Friedens getan haben.

Die Problematik von Freiheitskämpfern und Terroristen fängt wohl bei Rosa Luxemburgs Spruch: "Die Freiheit des einen … " an.
Sind die demonstrierenden Nazis in Deutschland nun Freiheitskämpfer oder Terroristen, falls ihre Demo auf dem (noch grade so) Boden des Grundgesetzes abläuft?. Und die Radikalen Linken in der Gegendemo, die es immer Autos anzünden und so gerne Glassplitter sehen, wohin gehören die?

Was ist mit denen die bei Demos Randale machen?

Wir haben, ohne uns geistig allzu
sehr anzustrengen, aus der albanischen (Terror)Guerilla UCK
unterstützenswerte Freiheitskämpfer gemacht und sogar die NATO
ein bisschen mitbomben lassen.

Ein ziemlich gewagter Sprung von der UCK bis hin zum Einsatz der Allianz im Ex-YU Konflikt. Meiner Meinung nach ging es da eher um die Verhinderung eines Groß-Serbiens und nicht um die Unterstützung einzelner „Schlag-alles-Tod“ Idioten.

Ach, was würden wir in einer wundervollen Welt leben. Aber
gehörst du nicht auch zu der Fraktion, die
Flächenbombardements auf Afghanistan befürwortet? Hast du da
nicht auch die Forderung nach politischen Lösungen als absurd
abgetan?

Ich hatte gesagt, daß sich politisch sicherlich sehr viel im Hintergrund getan hat (läßt sich natürlich nur ahnen - es sei denn ein deutscher Diplomat verwechselt mal wieder eine Fax-Nummer) um die Taliban von ihrer Situation und den Konsequenzen eine Nicht-Auslieferung bin Ladens zu überzeugen.

Nur, wenn diese Leute versuchen durch täglich wechselnde Aussagen ihre Haut zu retten was willste da machen? Heulen und heimgehen? Die Afghanen waren sicherlich überzeugt, daß wenn man die Nr. 2 besiegt (Russland), es dann bis zur Nr. 1 (USA) nicht mehr weit ist und sie können somit die Überlegenheit ihrer Sicht der Dinge darstellen können. Wahrscheinlich wollten sie einfach nicht glauben, daß der Abstand doch verdammt groß ist.

Im übrigen gehts nicht nur um Flächenbombardements. Gerade die Diskussion über die doch nicht so treffsichere US-Armee zeigt doch, daß es zu großen Teilen um Einzelangriffe geht.

Gewalt scheint leider oft die einzige Möglichkeit zu
sein, überhaupt etwas zu bewegen. Wohin gewaltloser Widerstand
führt, dazu befrage man am besten die Stundenten vom
Tientamen-Platz oder die Tschechen während des Prager
Frühlings.

Frag mal das Bündnis 90 über gewaltlosen Widerstand aus! Kann mich nicht erinnern, daß die Montagsdemos gewalttätig gewesen wären. Was ist mit Martin Luther King? War das ein Terrorist?

Muß Widerstand immer aus Kugeln, Granaten, Bomben und Leichen bestehen?

Falls jetzt jemand Ghandi herauskramt, ja, toll.
Ghandi konnte mit seinem Boykott und seinen Generalstreiks die
Briten da treffen, wo ihr Hauptinteresse an Indien lag - in
der wirtschaftlichen Ausbeutung. Nur wen interessiert es, ob
ein palästinensisches Flüchtlingslager in den Generalstreik
geht? Die sind ja sowieso schon ausgesperrt.

Und wer arbeitet dann in Israel, wenn die Palestinenser nix tun?
Dein Beispiel mit Ghandi ist so schlecht nicht. Auch die Palästinenser könnten Israel dort empfindlich treffen. Empfindlicher auf jeden Fall, als durch Terror. Stell Dir mal vor, alle Palästinenser würden morgen den absoluten gewaltfreien Widerstand ausrufen. Wielange glaubst Du dauert es dann noch bis die beiden Parteien wieder am Tisch sitzen?

Bei den meisten anderen
Themen weigere ich mich schlicht, eine Trennung in Gut und
Böse vorzunehmen, sondern empfinde jegliches Unrecht, egal von
welcher Seite, eben als solches.

Das ist das berühmt „ich traue mich nicht auf eine Seite und mache lieber den Spagat“, dem ich mich
so ungern anschließe.

Oh, ich dachte eigentlich immer, dass ich recht gefestigte
Standpunkte und Positionen hätte, nur geht mir eine
missionarische Ambition völlig ab… Das Anerkennen, das auch
andere Menschen eventuell recht haben könnten, führt zumindest
zu einer ganzen Reihe recht interessanter Erfahrungen.

Es geht um die Trennung von Gut und Böse und es geht um Ursache und Wirkung. Ohne Vorgeschicht heute auf Afghanistan zu blicken fragt sich sicherlich jeder was die Amis dort eigentlich tun. Dabei war von Anfang an klar, daß es eine andere Lösung hätte geben können. Was wäre gewesen, wenn Mr. Ober Taliban bei Bush angerufen hätte und hätte gesagt: okay! Für eine internationale Hilfe der EU in Höhe von 640 Millionen DM könnt ihr bin Laden haben; morgen mittag 12.00 Uhr, Pennsylvania Ave. 1600, Washington D.C., portofrei!

Was ich sagen will ist, es gibt immer einen Anfang, ein auslösendes Moment. Sicherlich ist es scheiße, wenn der Pilot den Helkopter anvisiert und das Wohnhaus trifft. Nur, warum ist der Pilot eigentlich dort um den Helicpoter zu treffen?

… Das Anerkennen, das auch
andere Menschen eventuell recht haben könnten, führt zumindest
zu einer ganzen Reihe recht interessanter Erfahrungen.

Dieses Anerkennen nennt man gewöhnlich Meinungsaustausch und dürfte wohl der tiefere Zweck dieses Forums sein. Auf jedenfall ist das ne friedliche anti-terroristische Auseinandersetzung.

Was die Typen alle teibt, Hochhäuser zu pulverisieren, und Menschen zu töten ist blinder Hass. Und da kannst Du nicht einfach in

…sondern empfinde jegliches Unrecht, egal von
welcher Seite, eben als solches. …

trennen.

Was ist den das Unrecht, daß man bin Laden angetan hat? Kannst Du mir das mal erklären?

Gruß Klaus

Und da denke ich, daß findest Du auch nicht gut.

Gruß Klaus

Hallo barbara :smile:

Aber dir geht es ja mehr um die

„Befehlsstrukturen“ und die Legitimation durch Abschieben der
Verantwortung auf eine Autorität. Hm. Ja, aber eigentlich
sehen sich Selbstmordattentäter durch Gott oder Ihre Sache
legitimiert, vermute ich. Hm. Ob sich der Einzelattentäter
weniger als Rädchen im Getriebe fühlt, weiss ich deshalb
ehrlich gesagt nicht.

Bei seiner Tat zumindest nicht. Schließlich ist dem Selbstmordattentäter der eigene Tod ja durchaus bewußt und wird nicht nur in Kauf genommen, sondern aktiv herbeigeführt. Ich denke im Endeffekt ist jeder Mensch mit DIESER Problematik alleine. Selbst wenn er sich im letzten Moment noch anders entscheidet, brauch er die Zündung ja nicht ziehen. Da steht er allein mit seiner Entscheidung im Mittelpunkt.

Manche Kriege werden

aus guten und „gerechten“ Gründen begonnen, gerecht geführt
werden können m.E. nach Kriege nie! Also wie definiere ich
dann gerecht…?

Zu der Sache mit den Freiheitskämpfern hat Feanor ja weiter unten schon ein sehr schönes Posting geschrieben.

Was Kriege anbelangt so könnte man einerseits natürlich mit dem Völkerrecht argumentieren, ist dass die Problematik, auf die du anspielst oder meinst du jetzt eher wie jeder einzelne Mensch für sich beurteilen soll, ob er einen Krieg gerecht findet oder nicht ?

Ein Selbstmordattentäter hat hingegen keinerlei übergeordnete
Legitimation. Er entscheidet sich AUFGRUND seines persönliches
Gewissens für den Einsatz.

Hm. Naja. Ich meine eben, dass er (in seiner Sicht) seine
Legitimation aus Gott oder der Sache bezieht.

Eben, aus SEINER Sicht, und die ist individuell. Beispiel: Ein anderer Mensch käme mit den gleichen Informationen vielleicht zu einem ganz anderes Schluss, als ein Selbstmordattentat zu verüben. Über die Legitimation aus Gott kann ich leider nicht mitreden. Da fehlt mir völlig das Verständnis.

dürfte, ihn davon abzubringen. Dieses Problem hat ja auch
Arafat mit den Selbstmordattentätern. Wenn diese ihr Handeln
für sich selbst als einzig richtig und sogar lobenswert
erkennen, dann braucht man vermutlich etliche
Therapiesitzungen mit einem gut ausgebildeten Psychologen, um
sie davon wieder abzubringen.

*grins*…viiiiele Sitzungen ;-D…

*mitgrins* obwohl, so lustig ist das eigentlich gar nicht. Leider fängt man jetzt erst ganz langsam und zögerlich an zu untersuchen, was für psychische Folgen Kriege (oder selbst Attentate) bei Menschen hinterlassen. DAS so etwsa psychische Folgen hat, dürfte eigentlich jedem klar sein, und dass die nicht so einfach wieder weggehen auch. Selbst bei Leuten, die „nur“ in Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang verickelt waren, ist häufig eine psychologische Betreuung angezeigt.

Nicht umsonst kommt dem neutralen Beobachter angesichts vieler Krisenherde der Gedanke, das sind ja „alles Verrückte da unten“.

Es gibt übrigens Soziologen, Psychologen und Politologen, die im Bereich der Konfliktforschung, Kriegs- und Terrortraumata etc. sehr rege sind. Leider erfahren solche Leute viel zu wenig Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Appelle allein werden da nichts

nützen und Maßnahmen der Gegenseite verstärken die Überzeugung
eher noch. Erst wenn die Ursache für seine Meinung beseitigt,
oder diese Meinung im Dialog revidiert wird, besteht hier eine
Chance auf Veränderung.

ich glaube, dass diese Methode „nur“ präventiv wirkt. Man kann
damit eine Rekrutierungsbasis abschneiden, in dem man den
Menschen andere Perspektiven zeigt. Die heutigen Fanatiker
sind m.E. nach seltenst zu „retten“, gerade weil auch die
Strukturen der Organisationen sind wie sie sind.

Das wäre aber eine sehr pessimistische Einstellung. Sollte das Zutreffen hieße das ja, eine Veränderung könne sich frühestens (falls überhaupt) einstellen, wenn ein Generationenwechsel stattgefunden hat.

Als Gegenargument ließe sich anführen, dass manch ein Ex-Terrorist den Weg in die politische Landschaft (zurück)gefunden hat.

Gruss
Marion

Frag mal das Bündnis 90 über gewaltlosen Widerstand aus! Kann
mich nicht erinnern, daß die Montagsdemos gewalttätig gewesen
wären. Was ist mit Martin Luther King? War das ein Terrorist?

MLK war Erfinder der „Sit-ins“. Sit-ins gelten nach einem Entscheid des BVG als Nötigung und damit als Gewalt. Somit wäre MLK nach deutscher Rechtssprechung als Gewalttäter einzustufen gewesen. Ob auch als Terrorist weiß ich nicht.

Es bleibt also die Frage: Was ist Gewalt? Und wer entscheidet das?

Widerstandsrecht
Hallo Fenaor,

aaalso, dann doch noch ein paar andere Meinungen, nachdem mich Marion auf deinen Artikel aufmerksam gemacht hat:smile: (und zum Schluss eine Frage ans Plenum), wobei ich mir nicht sicher bin, ob du deine Meinung wiedergegeben hast oder nur Sichtweisen zitiert hast, wenn zweiteres der Fall ist, bitte ich dieses Posting zu entschuldigen.

ad. Nordirland. Meines Wissens leben in Nordirland 2/3 Protestanten und 1/3 Katholiken. Meines Wissens sind das alles Nordiren und nicht zu 2/3 Briten. Die Engländer selbst haben m.E. nach längst keine Lust mehr auf Nordirland. Der Streit ist längst zu einem inneririschen Bürgerkrieg verkommen und hat wenig mit Freiheitskampf gegen Besatzer zu tun, wenn es auch lange Zeit so war. Das, was du da geschrieben hast (Recht auf Selbstbestimmung etc) sind halt die Parolen der IRA. Aber wenn man sich jetzt mal dumm stellt: Wieso sollten 1/3 eher legitime Forderungen stellen dürfen als 2/3? (das frage ich, um zu zeigen, dass ich diese Forderungen nicht als selbstverständlich legitim ansehe, nicht, um anzudeuten, dass ich mich auf die „protestantische Seite“ schlage.)

Denn du hast wirklich in vielen Punkten Recht, was Nordirland angeht, allerdings sind viele Vorwürfe gegen die Engländer nun wirklich über 100 Jahre alt (die schlimme Hungerkatastrophe war im 19. Jahrhundert)…wenn es danach geht, hätten ne Menge Leute ein Anrecht drauf, mit uns Deutschen noch eine Hühnchen zu rupfen…und daraus abzuleiten,es wäre legitim, in London U-Bahnen in die Luft zu sprengen…gibts da eine Verjährung eines Widerstandsrechtes?

Deine Sichtweise scheint zu sein: Sobald Widerstand nationalistisch legitimiert wird, ist er gerecht: IRA, PLO usw…was machst du eigentlich mit der ETA?..

Woran macht man Gerechtigkeit des Widerstandes fest? Vielleicht am Rückhalt in der Bevölkerung? Woran würdest du einen legitimen Widerstand festmachen? (interessiert mich wirklich, das Widerstandsrecht ist nämlich eines der ersten geforderten und ältesten Menschenrechte, das sogar schon die Stände innehatten gegen den König)

Selbst die RAF hatte viele Forderungen und Ansichten, die auf eine wie auch immer geartete gerechte Geselslchaft abzielten, ihre Aufffassung von Gerechtigkeit wurde nur von fast niemand in Deutschland geteilt. (von den Mitteln der Durchsetzung ganz zu schweigen!!!)

Also, meine Frage ans Plenum: Ist Widerstand überhaupt je gerecht ? Ab wann ist Widerstand gerecht? Wie definiert man „gerechten“ Widerstand? Gibt es überhaupt eine allgemeingültige Deifinition davon, was gerechter Widerstand sein kann? Und welche Mittel sind dann erlaubt? (im absolutistischen Staat war die einzige Art des legitimen Widerstandes die Emigration beispielsweise)

Gruss,

barbara

Hallo Ralf,

ich habe gerade zwei Postings übe dir ähnliches gefragt: Ab wann ist Widerstand legitim und wie kann legitimer Widerstand aussehen. Ist in der Menschenrechtsdiskussion eines der ältesten Diskussionspunkte. Es gibt nämlich tatsächlich ein Menschenrecht auf Widerstand…Würd mich auf jednefall interessieren, was du für eine Meinung dazu hast:smile: (und andere auch).

liebe Grüße,

barbara

mehr grau, als schwarz und weiß.
Hallo Marion:smile:,

Manche Kriege werden

aus guten und „gerechten“ Gründen begonnen, gerecht geführt
werden können m.E. nach Kriege nie! Also wie definiere ich
dann gerecht…?

Was Kriege anbelangt so könnte man einerseits natürlich mit
dem Völkerrecht argumentieren, ist dass die Problematik, auf
die du anspielst oder meinst du jetzt eher wie jeder einzelne
Mensch für sich beurteilen soll, ob er einen Krieg gerecht
findet oder nicht ?

Nein, ich meine sehr „zynisch“: Wo gehobelt wird, da fallen Spähne. Diese Illusion z.B. der Amerikaner mit Präzisionswaffen niemand Unschuldiges zu treffen …ist doch totaler Quark. Oder die berühmten „Kollateralschäden“. Man muss sich klar machen: wenn ich eine Waffe in die Hand nehme für eine in meinen Augen gerechte Sache, dann mach ich mir irgendwann auch die Hände schmutzig. [womit ich mich nicht für den totalen Pazifismus ausspreche!!] Sei es auch unabsichtlich. Im Krieg sterben immer auch Unschuldige. Und wenn ich mich dafür entscheide, eine Kriegspartei zu sein, muss ich mir und anderen das einfach klar machen. Offensichtlich gibt es hier ein großes Ethik-Dilemma. Sonst würden unsere lieben Politiker nicht so rumeieren, wenn es um dieses Thema geht ( Stichwort: „Kollaterlaschaden“ z.B.).

—außerdem----
Und meistens ist unsere Seele grau, nicht schwarz oder weiß…selbst bei den „guten“ Gründen habe ich oft so meine Zweifel…krieg werden immer aus irgendwelchen politischen Interessen heraus geführt. Immer. Mir fällt zumindst keiner ein, wo das nicht so war.

zum Thema Hände schmutzig machen…nch ein Beispiel: was z.B. die ach so heroischen Resistancekämpfer gegen den bösen Nationalsozialismus nach dem Krieg manchmal mit Französinnen gemacht haben, die ein Liebesverhältnis mit einem Deutschen hatte…ich hoffe, du verstehst das richtig, wie ich das meine!!!..

Es gibt übrigens Soziologen, Psychologen und Politologen, die
im Bereich der Konfliktforschung, Kriegs- und Terrortraumata
etc. sehr rege sind. Leider erfahren solche Leute viel zu
wenig Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Ich weiß, ich habe ein bisschen was in meinem Politikstudium belegt gehabt. :smile:

Das wäre aber eine sehr pessimistische Einstellung. Sollte das
Zutreffen hieße das ja, eine Veränderung könne sich frühestens
(falls überhaupt) einstellen, wenn ein Generationenwechsel
stattgefunden hat.

Das ist auch meine Überzeugung. Was nicht heißt, dass wir nicht sofort anfangen müssten, etwas zu tun, um die Verhältnisse gerechter zu machen. Vielleicht geht es auch schneller, wer weiß? Wenn ich mir überlege, dass mein Großvater in Frankreich als Soldat und Besatzer war und ich als als 16-jährige bei Franzosen gelebt und zur Schule gegangen bin…Die"Erbfeindschaft" ist überwunden. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass es je wieder einen Krieg zwischen Frankreich und Deustchland geben wird.

Als Gegenargument ließe sich anführen, dass manch ein
Ex-Terrorist den Weg in die politische Landschaft
(zurück)gefunden hat.

Ja, aber wenige. Selbst Soldaten können nicht immer „resozialisiert“ werden. Viele schaffen es nicht mehr in den „Friedensmodus“ ihres Lebens umzuschalten Ist leider so. Hat auch was mit den Traumatisierungen zu tun.

liebe Grüße,

barbara

Hallo Barbara,

mir ging es in der Hauptsache tatsächlich darum, Sichtweisen darzustellen, wobei Nahost oder Nordirland hervorragende Beispiele abgeben. Die Konflikte sind mit ihren historischen Ausmaßen derart komplex, das man (zumindest ich) davon ausgehen kann, dass jeweils beide Seiten auf ihre Art und Weise recht haben. Das ist natürlich fatal, weil damit die Chance einer tragfähigen friedlichen Lösung sehr gering ist. Ich fürchte, dass gerade der Nahostkonflikt solange weiter geht, bis eine Partei nicht mehr existiert.

ad. Nordirland.

Es stimmt natürlich, dass der Konflikt hier bald auf 900 Jahre Geschichte basiert. Die Ansiedlung einer protestantischen Bevölkerung in Nordirland durch die Briten, der Große Hunger, das liegt schon lange zurück. Das, was seit 1969 in Nordirland passiert, hat auch mit dem irischen Freiheitskampf und der IRA eines Michael Collins nichts mehr zu tun. Die IRA von 1916 war eine reguläre, uniformierte Armee. Die heute agierenden Gruppen wie „Real IRA“ sind dagegen wirklich terroristische Kommandos und haben auch nicht den Rückhalt in der irischen Bevölkerung (nicht mal von Sinn Fein). Interessant vieleicht, dass sich der Konflikt auch nur auf die Brennpunkte Belfast, Derry und Portadown beschränkt, während im Rest des Landes Katholiken und Protestanten (besser Nationalisten und Unionisten) ohne grosse Schwierigkeiten zusammenleben.

Deine Sichtweise scheint zu sein: Sobald Widerstand
nationalistisch legitimiert wird, ist er gerecht: IRA, PLO
usw…was machst du eigentlich mit der ETA?..

Wie gesagt, bei IRA, PLO oder auch den Kurden sehe ich durchaus einen legitimen, aus der Geschichte ableitbaren, Grund für ihre Aktivität (was nicht heisst, dass ich die Mittel gutheisse). Die ETA ist ein schwieriger Fall, da es hier eindeutig keine geschichtliche Legitimation gibt. Die Basken wurden niemals unterdrückt, weder von Spaniern und Franzosen, und hatten auch niemals eigenes Staatsgebiet.

Auf das Weitere gehe ich im neuen Thread ein.

Gruss
Feanor

Hallo Feanor,

bin deiner Meinung, und gespannt, ob du noch was zum angekündigten Thema schreibst:smile:

Auf das Weitere gehe ich im neuen Thread ein.

Viele Grüße,

barbara