Du haust alles mögliche durcheinander… sehr schön!
dem Teil mit den fatalen Folgen von Sport kann ich nur
zustimmen. Ich hatte dort auch immer mit Hängen und Würgen
meine drei, wurde als eine der letzten in die Mannschaft
gewählt, habe nach einer Knieverletzung bis ans Lebensende
vorm Bockspringen gescheut und im Hochsprung nie mehr als 90
cm geschafft.
Was daran hätte sich mit einer 2 geändert?
Ziemlich logisch. Die 2 hätte ich z.B. nur gekriegt, wenn ich höher gesprungen wäre bzw. nicht vorm Bock gescheut hätte. Hätte ich in Sport eine 2 gehabt, dann sicherlich auch deshalb, weil ich allgemein fitter gewesen wäre. Das wiederum hätte meinen sportlich fitten Mitschülern sicher mehr Anreiz verschafft, mich in die Mannschaft zu wählen.
Mir war die Sportnote letztlich egal. Ich wollte nur mal darstellen, was ich in Bezug auf Sport für ein Kind war. Und dass das nicht wirklich zu meinem Leben jetzt (in Bezug auf Sport) passt. Wie sehr sich die Gegebenheiten doch ändern können, wenn nicht Zwang und Druck dahinter stehen, sondern eigener Antrieb. Jetzt verstanden?
Ich kann auch heut noch keinen Volleyball sauber übers Netz
befördern, aber ich hab meinen Sport gefunden und bewege mich
regelmäßig. Darauf kommts doch an.
Was hat das mit dem Sportunterricht zu tun?
Sportunterricht soll sportliche Betätigung erwirken. Das hat er bei mir nicht geschafft. Das Hobby dagegen hat es geschafft. Fazit: Schlechter Sportunterricht. Und Sportunterricht ist u.a. deshalb schlecht, weil er wenig Zeit auf Übung und Verbesserung verwendet und viel Zeit auf Kontrolle und Wettkampf. Soviele Einzelnoten wie in Sport hatte ich in keinem anderen Fach.
Wenn du Noten an Begabung misst anstatt an Übung und
Fortentwicklung, wirst du immer nur Stagnation erreichen.
Komisch, ich dachte bisher, Noten wären eine
Leistungsbewertung. In jedem Fach fällt es den Begabten
leichter, die geforderten Leistungen zu bringen. Bekommen die
deshalb schlechtere Noten?
Komm vom Begriff „Begabung“ weg. Wenn eine Fremdsprache eingeführt wird, ist sie erstmal für alle neu. Wenn Funktionen eingeführt werden, sind sie erstmal für alle neu. Die Voraussetzungen sind die gleichen. Es wird was erklärt, gelernt, wiederholt, geübt, geprüft. Im Sport wurde nur geprüft.
Noten sind im Übrigen abhängig von der Bewertungsskala. Du kannst Noten verteilen in Abhängigkeit von einem Erwartungshorizont, in Abhängigkeit von den Leistungen innerhalb einer Gruppe (bspw. das Bewertungssystem A-E) und im Vergleich zur eigenen Leistung an einem früheren Zeitpunkt. Für dich scheint es aber nur den Erwartungshorizont als einzig gangbaren Vergleichsmaßstab zu geben. Pädagogik ist mehr als das!
Ich
könnte mich auch nicht erinnern, dass in unserem
Sportunterricht mal irgendeine Form von Training erfolgte.
Irgendetwas, dass den „unbegabten“ Kindern geholfen hätte
weiter zu werfen, höher zu springen, schneller zu laufen oder
technisch besser zu spielen.
Okay, du hattest schlechten Sportunterricht. Das lag aber
offensichtlich nicht an den Noten.
Du solltest Argumentieren üben. Nicht WEGEN den Noten war der Sportunterricht schlecht, sondern weil der Sportunterricht schlecht war, hatten die Noten eher wenig Aussagewert.
In klassischen Lernfächern wird dagegen genau sowas gemacht.
Es wird erklärt, wie eine Nullstellenberechnung funktioniert.
Es wird vorgemacht. Es wird geübt, immer und immer wieder. Und
die Punkte gibts auf den Rechenweg, nicht auf das bloße
Ergebnis.
Auch der Rechenweg ist eine Leistung und kein Bemühen.
Es geht nicht ums Bemühen. Es geht darum, Zeit und Möglichkeit zu geben, Dinge zu üben und zu verbessern, Fehler auszumerzen, Dinge zu analysieren und zu verstehen. Die Zeit hast du in Mathe, Englisch und co. zu Hauf! In Sport nicht. In Kunst und Musik teils auch nicht. Weil das die Fächer sind, in denen dir nicht erklärt wird, warum dein Bild, dein Gesang und dein Hochsprung zu wünschen übrig lassen und was du anders machen könntest.
In Sport zählte nur das Ergebnis. 90cm im Hochsprung
Bei uns im Sportunterricht wurde in annähernd allen Sportarten
auch eine Technikbewertung durchgeführt. Allerdings wurde auch
hier die Qualität und nicht das Bemühen bewertet, ebenso wenig
wie in Mathe das Bemühen um den korrekten Rechenweg.
Nochmal: Es geht nicht ums Bemühen. Das wäre so wie Mitarbeitsnoten, die nur davon abhängen, wie oft sich jemand meldet aber nicht, was er dabei von sich gibt! Aber Qualität zu fordern setzt immer Voraus, auch Input zur Erreichung dieser Qualität zur Verfügung zu stellen. Ist in Sport nicht geschehen.
Wo ist da der pädagogische Sinn? Wenn
ich nicht begriffen habe, wie eine Nullstelle zu berechnen
ist, kann ich es mir immer wieder erklären lassen, es üben und
notfalls auswendig lernen.
Das funktioniert in deutlich bergenzterem Maße als Training im
Sport.
Wieso? Genau genommen kannst du jemandem eine hieb- und stichfeste Anleitung schreiben, wie er eine Nullstelle berechnen soll, wenn du nur genug Arbeit reinstecken willst. Das ist dann wie stures Auswendiglernen. Training im Sport ist da mit viel mehr Evaluation und Ausprobieren verbunden. Ich würde mir manchmal wünschen, meinen Tanzschülern einfach „Vokabeln“ oder „mustergültige Rechenwege“ vorsetzen zu können. Stattdessen kann ich manchmal endlos an ein und demselben Tänzer rumbasteln, bis er die Technik für den Grundschritt so beherrscht, dass er einigermaßen flüssig tanzen kann. Und jedermans Probleme sind anders. Schema F funktioniert da seltenst.
Die Chance hast du im Sport nicht,
wenn mal um mal einfach nur die Ergebnisse abgefordert werden.
Wieso sollte Training nicht funktionieren?
1x jährlich: „Wir machen heute Hochsprung. Jeder hat maximal drei Versuche über jede Höhe.“ Weder hat sich da der Lehrer vorher hingestellt und Sprungtechnik erklärt, trainiert und überprüft, noch findet da irgendwas zum Muskelaufbau statt, noch habe ich zuhause sinnvoll die Möglichkeit Hochsprung zu trainieren. Ich bin mir sicher, ich hätte meine magischen 90 cm geknackt, wenn Training erfolgt wäre, ich Feedback zur Technik usw. bekommen hätte. Warum auch nicht? Ich weiß, wie ich noch vor 3-4 Jahren getanzt habe und wie ich mir damals dachte, dass ich dies und jenes NIE IM LEBEN schaffen würde. Und heute gehts. Natürlich bringt Training was, man muss nur welches anbieten! Solang man das nicht tut, bleibt Sport - wie auch Kate schrieb - eine Selektionsmaßnahme zwischen denen, die Training nötig haben und denen, die es nicht nötig haben. Und im Unterschied zu Mathe, Englisch und co. wird auch keine Anstrengung unternommen, alle zusammen auf ein höheres Niveau zu führen. Die Notenverteilung zwischen guten und schlechten Schülern ist jedes Jahr genau gleich. In Sport wurde niemand über die Zeit besser oder schlechter. In Mathe und co. schon.
TET
Gruß