Mobbing Teil 2

Hallo!

zu 3:
Mobbing hat viele Vorteile:
Es lenkt von eigenen Problemen und Unzulänglichkeiten hat.

Stimmt. In meinem Fall waren die Haupttäter junge Damen, die in einem bestimmten Fach deutlich schlechter waren als ich, obwohl ich durch einen Schulwechsel in diesem Fach eigentlich 1,5 Jahre Rückstand (in etwa) hatte.

Es lenkt von Problemen innerhalb der Klasse ab.

Stimmt auch - die Klasse an sich war sich nicht richtig grün und eher in zwei Hälften aufgespalten, außerdem waren relativ viele neue Schüler da (zwei Durchfaller, ich, und noch eine, die aus der Parallelklasse gewechselt war - viel bei 24 Schülern…).

Man hat stets einen Sündenbock.

Kann ich auch bestätigen.

Es stärkt den Klassenzusammenhalt (natürlich das Opfer
ausgenommen) durch ein gemeinsames Feindbild.

Genau - die Splittergruppen haben sich vereinigt.

Man kann sich mit einer Idee (Hans ist doof) identifizieren.
Man hat immer was zu lachen und genügend Gesprächsstoff.

Stimmt. Unter anderem auch im Beisein des Opfers - dann wirds noch lustiger…

Man kann die eigene Macht ausprobieren und ausspielen.

Ja -vor allem: wem wird geglaubt? Mir oder dem Opfer? (In dem Fall wurde einer der Haupttäterinnen geglaubt - „Der Papa von L. ist doch Lehrer, die macht sowas nicht!“. Klar, das sind auch Dinge, die absolut zusammenhängen…)

Selbst für Lehrer hat Mobbing vorteile, weil sie selber
weniger in die Schusslinie geraten.

In meinem Fall hat ein bestimmter Lehrer auch noch mitgemacht. War ja so viel angenehmer für ihn. Seine Sprüche mir gegenüber haben der Klasse immer und immer wieder neue Dauerbrenner geliefert. Interessant wurde es dann, als wir eine neue Lehrerin zum Halbjahr bekommen haben - die hat ihre relativ hohe Meinung von mir der Klasse gegenüber immer wieder artikuliert, aber nicht auf eine „Schaut mal, ein Lehrerliebling!“-Weise, sondern eher subtil, durch beiläufige Nebensätze, Lob für Verhaltensweisen, die die Klasse nicht umhinkommen konnte, gut zu finden usw. Das hat mehr geholfen als alles andere - es hat die Situation für mich abgemildert, weil die Angriffe abnahmen. Das kann natürlich auch was damit zu tun haben, dass es mein Selbstbewusstsein gestärkt hat, dass ich wusste, da ist jemand, der hinter mir steht. Am tollsten war es, dass sie mir mal unter vier Augen gesagt hat, dass sie es nicht okay findet, wie der mitmobbende Lehrer sich verhält.
Dazugehören zu dieser Gruppe wollte ich allerdings nie. Ich war nur froh, sie alle loszusein.

LG, Sarah

LG
Stefan

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Hallo und

Danke für den Hinweis.

Eigentlich dachte ich, dass ich die Seite kenne.

Wo hast du da was gefunden in Richtung gegenseitige Schuldzuweisung??? Ich (noch) nicht.

LG
Stefan

Hi,

und was genau ist dein Problem damit? Darf jemand, der was verkehrt gemacht hat, dafür nicht auch Konsequenzen erleben, die sich für ihn negativ anfühlen?

die Franzi

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Hi
http://www.no-blame-approach.de/noblameapproach1.htm…
fünfter Punkt.

Bitte ^^

lg
Kate

Ah,

also ich versteh das gänzlich anders wie du.

Da steht:

Bei gegenseitigen Schuldzuweisungen:
Es geht mir nicht darum herauszufinden, wer was gemacht hat, sondern nur darum, wie wir dabei helfen können, dass X wieder in die Schule kommt. Das ist mir wichtig. Und darum habe ich Euch eingeladen.

Das heißt für mich: Gegenseitige Schulzuweisungen werden unterbunden bzw. darauf wird erst gar nicht eingegangen.

Würde mich nämlich auch wundern, denn die Wurzeln des Ansatzes kommen aus der lösungsorientierten Kurzzeittheorie von de Shazer und der hat das Wort „Schuld“ aus seinem Wortschatz gestrichen.

LG
Stefan

Ergänzung
Da fällt mir gerade ein:

Ich hatte in meiner Praxi drei Jahren mit einem Schüler zu tun. Er war also in der 7. Klasse und hatte eine unendlich lange Mobbinggeschichte hinter sich. Es fing im Kindergarten an, Grundschule wurde es ganz schlimm. Dann weiterführende Schule. 5. Klasse gings wieder los in der 6. Klasse ultraschlimm. Er hat dann die Schulart und damit auch die Klasse gewechselt. Nach einem Monat wurde er wieder auf übelste Weise ausgegrenzt und gequält.

Ich habe wie schon gesagt drei Jahren mit dem Jungen gearbeitet, an Lösungsstrategien, an seinem Selbstwertgefühl, an möglichen Reaktionen. Aber ich habe auch mit der jeweiligen Klasse gearbeitet, mit den Tätern, den Lehrern … -bis ich den No Blame Approach kennenlernte.

Ich habe die Methode dann Ende der 7. Klasse bei ihm angewandt und innerhalb von zwei Wochen hats mit der Mobberei aufgehört und er konnte sich in die Klasse integrieren. Seine Aussage nach den zwei Wochen: „Es ist unglaublich, ich gehe nun seit 7 Jahren das erste Mal gerne in die Schule.“

Das ist nun über ein Jahr her und es hält an!

LG
Stefan

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Hallo Franzi,

aber das hat doch Smirno gar nicht in Frage gestellt. Ihm gings doch (so wie ichs verstand) nur darum, dass die Strafe nicht auf das Opfer zurückfällt. Nach dem Motto: „Der ist Schuld, dass wir nun eine auf den Deckel bekommen.“

Und verwechsel bitte nicht Konsequenz mit Strafe (nur so als Hinweis, weil diese beiden Begriffe in der Pädagogik oft fälschlicher Weise synonym verwendet werden).

LG
Stefan

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Ah,

also ich versteh das gänzlich anders wie du.

Nein, ihr versteht das genau gleich.

Da steht:

Bei gegenseitigen Schuldzuweisungen:
Es geht mir nicht darum herauszufinden, wer was gemacht hat, sondern nur darum, wie wir dabei helfen können, dass X wieder in die Schule kommt. Das ist mir wichtig. Und darum habe ich Euch eingeladen.

Das heißt für mich: Gegenseitige Schulzuweisungen werden
unterbunden bzw. darauf wird erst gar nicht eingegangen.

Kate meint doch nur, es hätte in ihrem Fall gar keine gegeben, weil der komplette Rest der Klasse sich einig war. Und selbst wenn du das nicht glaubst - solche ausweglosen Situationen gibt es.

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Hi

Danke Sarah, genau so meinte ich es.

lg
Kate

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Nochmal verständllicher
Hallo Kate,

du schreibst:

Oder der Punkt „Gegenseitige Schuldzuweisungen“ - die hätte es dort einfach nicht gegeben, denn man war sich einig.

Wenn du das schreibst, denke ich, du denkst (kompliziert), dass es für den Ansatz wichtig ist, dass diese Schuldzuweisungen kommen.

Ich verstehe es aber so, dass diese nicht kommen sollen. Kommen sie dennoch, kann man wie auf der Seite beschrieben, intervenieren.

In meiner Praxis kamen diese bisher noch nicht. Das lag vielleicht daran, dass ich von vorneherein selbst die Täter nicht als solche angesprochen habe.

Dann noch dazu:

Es wird von Mitläufern gesprochen die keine aktive Wirkung am Mobbing haben …

Aktiv sind ja alle. Auch wenn sie aktiv passiv sind. Die Leute, die nichts gemacht haben, die die weg- oder billigend zugeschaut haben gab es sicherlich. Vielleicht hattest du keinen Blick mehr dafür. Denn auch das ist Teil des Systems.

LG
Stefan

PS: Das soll jetzt nicht heißen, dass in deinem Fall der No Blame erfolgreich gewesen wäre, dass kann ich nicht beurteilen

Hi

Nein, es geht darum dass bei dieser Methode davon _ausgegangen_ wird, dass es Schuldzuweisungen geben _kann_. Daher die Anleitung, dass es zu solchen „nicht kommen soll“, sonst wäre der Satz auf der Seite ja völlig überflüssig.

Dabei wird von einem spezifischen Sozialgefüge ausgegangen, dass in meinem Fall aber nicht zutraf.

In meiner Klasse damals gab es genau drei Personen, die sich nicht aktiv beteiligt haben, diese sind aber fortgewechselt. Die weiteren eher passiven haben zumindest beim verbalen Mobbing mitgebracht und ich sehe durchaus Fälle in denen dies aus reinem Selbstschutz geschah. Darum sprach ich auch davon, dass die Klasse sehr homogen war.

Die No-Blaming Methode geht ganz klar von einer Pyramidenstruktur aus: Eine größere Menge Schüler die passiv sind und evtl. Mitläufer, eine kleinere Gruppe von Tätern und evtl. Schützern und an der Spitze 1-2 Mobbingopfer, das wäre eine Struktur die einer normalen gesellschaftlichen Verteilung ähnelt. Diese Struktur gab es in meiner Klasse so nicht.

Trotzdem finde ich die No-Blaming Methode gut, sie wird in den meisten Fällen auch funktionieren. Trotzdem sollte man erst die Struktur einer Klasse betrachten bevor die Methode angewandt wird, sonst kann das nach hinten losgehen.

lg
Kate

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Hallo,

Die No-Blaming Methode geht ganz klar von einer
Pyramidenstruktur aus: Eine größere Menge Schüler die passiv
sind und evtl. Mitläufer, eine kleinere Gruppe von Tätern und …

Diese Methode geht davon aus, das dies meisten Strukturen so sind. Dennoch funktioniert sie auch in anderen Strukturen. Da gibt es keinen Zusammenhang.

Ob die Methode funktioniert oder nicht hängt von anderen Faktoren ab.

LG
Stefan

Hallo,
ich würde einem Kind nicht unbedingt zutrauen jemanden bewusst und gezielt zu quälen. Das geschieht meist aus einer Gruppendynamik heraus, ohne Nachdenken, ohne innehalten und das eigene Verhalten zu hinterfragen.

Viele Grüße

Hallo,

das sind dann die Mitläufer.

LG
Stefan

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Hallo,

1.) Ist gezielte Gewalt eine Maßnahme, mit dem ein Kind
verhindern kann Mobbingopfer zu werden?
Werden auch Kinder, die schnell Zuschlagen oder sich gerne
Raufen, Mobbingopfer? (Damit meine ich nicht ungezieltes
cholerischen Rumtoben, wie es auch beschrieben wurde.)

Die „kräftigen“ Kinder, die schnell zuschlagen oder sicher gerne raufen, werden wohl weniger Mobbingopfer, aber man möchte sie weder wirklich zum Freund noch zum Feind haben. Das cholerische Rumtoben könnte schon eher eine Angriffsfläche für Mobbing bieten. Der Choleriker regt sich auf und das macht „Spaß“, also wird er gerne provoziert, damit er schön in die Luft geht.

Ich kann mir aufgrund dessen, was ich meiner Schulzeit und
anhand aller Berichte vorstellen, dass sich Kinder kein Opfer
suchen, bei dem sie eines auf die Nase bekommen können.

Nein, eher nicht.

2.) Kann es sein, dass psychiches und subtiles Mobbing bei
Mädchen häufiger vorkommt?

Ja, ja, den Mädchen und den Frauen sagt man subtile Gewalt nach…
Das stimmt leider in den Fällen, wo es vorkommt. Ich meine damit, dass nicht alle Mädchen so sind, denn Mädchen sind in der Regel sehr sozial und mitfühlend, aber die meinst Du sicher nicht.
Man darf dabei aber nicht die Feinfühligkeit der männlichen Opfer vergessen - entweder sie ziehen sich zurück (was man den Mädchen eher nachsagt) oder sie werden irgendwann selber aggressiv und zu Tätern.

3.) Gestern habe ich in Fernsehen einen spannenden Bericht
gesehen. Ein Forscher beobachtet über viele Jahre Schimpansen.
Er konnte zeigen, dass die Schimpansen gemeinsam Jagd auf eine
andere Affenart machte. Seiner Meinung nach sind die
Schimpansen nicht auf diese Jagden zur Ernährung angewiesen.
Diese Jagden sollen dazu dienen die Gemeinschaft zu stärken.
Es wurde auch ein Jagd gezeigt, die Schimpansen jagd auf einen
anderen kleinen Schimpansen ihrer Gruppe machte. Zum Schluß
schlugen ca. 20 Schimpansen gemeinsam den Gejagden tot.
Es war eine hässliche Szene, und hat mich irgendwie an
Menschen erinnert.

Hässliche Geschichte - aber so isses. Bei den Tieren geht es noch mehr ums evolutionäre Überleben als bei dem „zivilisierten“ Menschen - da werden Albinos ausgestossen, schwache Kinder verhungern, weil die Chancen eine stärkeres Kind zum Überleben zu bringen größer ist und es werden Rangordnung erhackt bis zum Tod.

Viele Grüße

Es wurde auch ein Jagd gezeigt, die Schimpansen jagd auf einen
anderen kleinen Schimpansen ihrer Gruppe machte. Zum Schluß
schlugen ca. 20 Schimpansen gemeinsam den Gejagden tot.
Es war eine hässliche Szene, und hat mich irgendwie an
Menschen erinnert.

Hallo Carlos.

Das ist das wahrhaft Unheimliche an der ganzen Geschichte.
Es zeigt, wie tief dieses Verhalten in unseren Genen verwurzelt ist.
Und, dass wir mit oberflächlichem Denken wahrscheinlich nicht weiter kommen werden.

mfg

Gerührt hat mich ein Junge, der ein richtiger Schläger war. Er
war gefürchtet wegen seiner Ausbrüche, aber auch der Chef. Er
hat öfter andere fertig gemacht, sich bei mir aber
zurückgehalten. Er kam dann eines Tages auf mich zu, als
einige Typens sich um mich mal wieder versammelt hatten. Er
fragte „Ärgern sie dich wieder?“ und dann schnappte er sich
den Größten, packte ihn am Kragen und knallte ihn gegen die
Wand: „Dann musst du das SO machen!“ er drohte dem Typen mich
in Ruhe zu lassen und „instruierte“ mich wie man Leute richtig
an die Wand klatscht. Das war natürlich nicht die feine
Englische, ich habe das nie angewendet und hätte es auch nicht
getan, aber es gab mir Mut es theoretisch zu können. Das war
das erste Mal an jener Schule, dass ein Schüler offen das Wort
für mich ergriffen hatte und in den folgenden Jahren hat das
schon einiges von mir abgehalten.

Hallo.

Das erinnert mich nun schon sehr an „Kain und Artem“ von Maxim Gorki.

Nur, dass Kain, nachdem Artem seinen Schutz wieder abzog, noch schlechter da stand als vorher.

Eine Erzählung, die mit tiefer Hoffnungslosigkeit endet.

Gruß, Nemo.