Bin überrascht (lang und ebenfalls ein Plädoyer)!
Hallo D.K.,
zunchst mal vorneweg, ich schreibe hier als User und nicht als Co-MOD dieses Brettes. Ich war mehrmals kurz davor, auf Deine Postings weiter unten zu antworten, um Dir u.a. das Wiederholen von Klischees und Fehlen sachlicher Argumente vorzuwerfen. Da ich aber nicht davon ausging, dass dies einer fruchtbaren Diskussion dienlich wäre, habe ich es gelassen. Jetzt bin ich allerdings positiv überrascht.
wenn Christian seinen „Tag als Lehrer“ vorschlägt mit dem
Hinweis der angeblichen Härte, dann sagt er damit, dass Lehrer
ein besonders harter Beruf ist, den eigentlich niemand ausser
einem Lehrer bewältigen kann. Das ist eine
Pauschalisierung.
Nein, er sagt damit, dass diese „Härte“ (ich würde es „Anforderungen“ nennen) nur jemand nachvollziehen kann, der mal längere Zeit als Lehrer selbst unterrichtet hat. Das Problem ist, dass jeder meint, er hätte Anhnung vom Lehrerberuf, nur weil er selber mal Schüler war und daher mit Lehrern zu tun hatte. Natürlich werden dann auch die altbekannten Klischees ausgepackt. Die gibt es in der breiten Öffentlichkeit z.B. über Qualitiy Manager in der IT-Branche nicht, ganz einfach aus dem Grund, weil es nur wenige Leute gibt, die wissen, was man in diesem Beruf so macht.
Wenn ich antworte, kein Problem, ich würde das locker schaffen
und noch mehr, will ich damit sagen, das ich mir das
zutraue und darüber hinaus behaupte, dass es da auch noch
Berufe gibt die ich für viel härter halte, weil
ich entsprechende Erfahrungen gemacht habe. Das ist
keine Pauschalisierung.
Dir wurde in diesem Fall auch keine Pauschalisierung vorgeworfen, sondern Deine sehr gewagte Aussage in Frage gestellt:
„Egal welche Klasse, egal welche Schule“, „in kürzester Zeit klarzukommen“ (ich zitiere) halte ich für eine unhaltbare und nicht realisierbare Aussage. Und genau dies wurde Dir von mehreren Seiten (also nicht nur von Lehrern, sondern sogar von einer Schülerin!) vorgehalten. Als dann mal konkret nach einem Konzept gefragt wurde, hast du den Kopf (oder ein anderes Körperteil) eingezogen und dich auf Deine Stundensätze berufen.
Dazu noch kurz: Es sind häufig die Lehrer, die ausgebrannt sind, die anfänglich davon ausgegangen sind, dass sie jederzeit alle Schüler einer Klasse motivieren und begeistern können! Das ist aber unmöglich!!! Schüler sind keine kleinen Erwachsenen und daher kann man von ihnen auch nicht die gleichen Maßstäbe anlegen. Die meisten Schüler sind in der Pubertät und da soll es vorkommen, dass man rationalen Dingen nicht zugänglich ist, das war so und wird auch immer so bleiben. Deshalb kannst du den besten Unterricht aller Zeiten präsentieren, wenn jemand im tiefsten Liebeskummertal steckt, ist ihm das sowas von scheißegal.
Was ich damit sagen will: Meiner Meinung sollte man als Lehrer versuchen, mit einem möglichst guten Unterricht möglichst viele Schüler zu erreichen. Zudem authentisch (auch ich bin mal schlecht gelaunt!), fair sein und ein offenes Ohr für Probleme haben. Man muss aber auch akzeptieren, dass man eben nicht jederzeit alle erreichen kann.
Das ist auch ein Grund, warum viele Seiteneinsteiger aus der Erwachsenenbildung schnell wieder das Handtuch als Lehrer werfen.
Ich habe hinter die Kulissen geschaut und im Gegensatz zu
manchem Lehrer, der sich hier jetzt so aufplustert, kenne ich
auch noch eine ganze Reihe anderer Kulissen.
Auch ich kenne andere Kulissen, ich habe während meines Studiums gearbeitet, außerdem haben meine Eltern einen Handwerksbetrieb. Ich meine also einen Einblick zu haben, was in der freien Wirtschaft abgeht.
Ich weiss, dass es viele sehr gute Lehrer gibt. Ich weiss,
dass es aber ein wenig mehr schlechte Lehrer gibt und dass die
allermeisten Lehrer in einem Mittelmass einfach ihren Beruf
machen. Gut so. Es ist also im Lehrerberuf dasselbe wie in
jedem anderen Beruf auch.
Das ist endlich mal eine sachliche Aussage, die ich leider in Deinen vorherigen Postings vermisst habe. Leider ist es so, dass viele anfänglich gute Lehrer aus o.g. Gründen ins „Mittelmaß“ abrutschen, also nur noch „ihren Job machen“.
Das Problem ist, dass Lehrer, im Gegensatz zu den meisten
Berufen, nicht leistungsbezogen eingesetzt oder aussortiert
werden, wenn sie schlechte Leistung bringen.
Auch damit bin ich einverstanden, aber wie soll eine „schlechte Leistung“ gemessen werden:
Schülerbefragung? Elternbefragung? Standardisierte Leistungskontrolle? Anzahl der Fehltage? Anzahl der Fortbildungen?
Jeder dieser Ansätze birgt eine große Anzahl an Nachteilen, bei Schülerbefragungen bestünde z.B. die Gefahr, dass die Lehrer, die nur gute Noten geben, auch gut bewertet würden. Eine standardisierte Leistungskontrolle würde dazu führen, dass man keine Zeit, Themen „abseits des Lehrplans“ zu behandeln, was ich beispielsweise gerne tue.
Es ist also alles nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht.
Jetzt kann man sagen, Ja, aber daran sind doch die Lehrer
nicht schuld. Ich habs mehrfach erlebt, wie Lehrerkollegen mit
offensichtlichen Schwächen, wie Alkohol-, Tabletten-,
Kommunikations-, Motivations-, sozialen und psychologischen
Problemen und den entsprechenden Auswirkungen auf die Schüler,
von Schulleitung, und Kollegen einfach übersehen, ignoriert,
runter gespielt wurden. Da habe ich oft die Zivilcourage von
den guten Lehrern vermisst, dies, auch im Namen ihrer
Schutzbefohlenen offen abzulehnen. Die Realität ist, dass
jeder Lehrer sehr schnell lernt seine eigenen Brötchen zu
backen.
Natürlich bestreite ich nicht, dass es solche Lehrer gibt. Was soll aber jetzt ein Kollege mit „Zivilcourage“ ablehnen? Dass der besagte Kollege weiter unterrichtet? Tja, auch das ist mal wieder nicht so einfach. Wie sollen die nun fehlenden Stunden ersetzt werden? Wir haben in Deutschland in einigen Fächern und Schulformen einen so eklatanten Lehrermangel, dass es die Regel ist, dass Menschen, die nur das 1. Staatsexamen (und demnach keine praktische Ausbildung) haben, Vertretungsverträge mit voller Stundenzahl bekommen. Auch die o.g. Problematik der Seiteneinsteiger ist nicht vn der Hand zu weisen.
Man kann also nicht aus einem beliebigen Pool fähiger und erfahrener Lehrer schöpfen, um diese unfähigen zu ersetzen.
Gefragt ist hier keine „Zivilcourage“, sondern Fingerspitzengefühl, um solch einen Kollegen vielleicht zunächst mal eine Stundenreduzierung nahezulegen.
Ich würde es in meinem Berufsstand (ständen) nicht dulden,
wenn es möglich wäre, dass meine Leistung aufgrund von einigen
schwarzen Schafen verunglimpft würde. Der Lehrerberufsstand
anscheinend schon.
Du verwechselst hier „Verunglimpfungen“ und sachliche Kritik. Verunglimpfungen dulde ich auch nicht, daher schreibe ich auch gerade an diesem Posting und versuche, Verunglimpfungen aus diesem Forum herauszuhalten. Exakt darauf möchte ja auch Matthias mit seinem Posting hinweisen! Für sachliche Kritik bin ich offen.
Die normale Reaktion wären Massnahmen. Wenn
zB. Schlüsseldienste oder Rohrreiniger die Mitbürger abzocken,
dann erklärt die Handwerkskammer, dass sie die Fälle
untersuchen wird, dass diese Betriebe kontrolliert, abgemahnt
und evtl. ausgeschlossen werden, darüber hinaus informiert sie
die Bevölkerung wie man zwischen einem seriösen und einem
unseriösen Unternehmen unterscheiden kann. Welche Massnahmen
werden denn im Fall von unstrittig vorhandenen schlechten
Lehrern ergriffen? Keine.
Auch hier stimme ich mit dir inhaltlich überein, du machst nur einen grundsätzlichen Fehler. Du setzt eine Firma (+ Mitarbeiter) mit einer Schule (+ Schüler) gleich. Mit diesem Ansatz verbaut man sich die Sichtweise, dass sich pädagogisches Geschick und Motivationsfähigkeit nicht direkt objektiv messen lassen (wie z.B. die von dir genannte „Abzocke“). Nenne mir bitte ein objektives Kriterium, mit dem nachgewiesen werden kann, dass ein Lehrer „schlecht“ ist. Du scheinst entweder sehr lang aus der Schule raus zu sein oder dich als Schüler nicht viel umgehört zu haben. Du glaubst gar nicht, wie viele unterschiedliche Meinungen es allein unter Schülern über einen einzigen Lehrer geben kann. Das nur mal als Denkansatz.
Deine Einmischung in der Rolle als Moderator dieses Bretts
betrachte ich für unpassend, MODamtsanmassend und völlig
überflüssig.
Ich denke, es war nötig, gerade als MOD den übermäßig auftretenden Verunglimpfungen entgegenzutreten.
Auch dieses Brett dient der Vermehrung meines Wissens und ich
möchte gerne wissen, ob ich allein dieses Bild von diesem
Thema habe und ich möchte wissen wie die Meinungen der
Betroffenen zu diesem Thema sind, damit ich in kommenden
Gesprächen zu diesem Thema differenziert mitreden kann.
Ich hoffe, dass mein Posting seinen Teil dazu geleistet hat und es möglich ist, sich zukünftig auf sachlicher Ebene über die zweifelsohne vorhandene Problematik auszutauschen.
Gruß Alex