Moin
Mich würde interessieren, was euch so an modernen Denverboten und modernen Tabus einfallen.
Früher g
Moin Branden,
solcherlei Tabus gibt es wie Sand am Meer, aber zwei geben mir persönlich besonders zu denken:
- Das Denkverbot, den Staat Israel wegen seiner politisch fragwürdigen Aktionen lauthals zu kritisieren (vielleicht sogar zu sanktionieren), weil dadurch immer wieder der Vorwurf des Antisemitismus laut wird. Siehe Möllemann seinerzeit, der hart in die Kritik geraten war, nur weil er äußerte, „es müsse noch erlaubt sein, religiös unabhängige Staaten kritisieren zu dürfen“ (und meinte damit Israel)
- Das Denkverbot, sich eine sozialistisch/kommunistische Gesellschaft in der Zukunft vorzustellen, weil immer wieder das Gegenargument geweckt wird „das hatten wir schon, es hat nicht funktioniert“ oder auch „die Idee ist schön, aber der Mensch ist dafür nicht geschaffen“.
Durch beide Tabus wird im Grunde das Denken soweit eingeschränkt, dass keine Alternativen mehr bleiben (erstens: Israels Politik ist rundum gut, zweitens: am Kapitalismus führt nichts vorbei) und ist daher meiner Meinung nach systemisch beabsichtigt. Denn wenn man nur genug Alternativen als unzulässig aussortiert, muss zwangsläufig jeder nachdenkende Mensch zum letzten verbleibenden Schluss kommen, dass Denken einstellen und zurück auf die Wiese gehen. Dann sind wir alle dumme, glückliche Schafe: gut zu führen, gut zu schären, gut zu schlachten
beste Grüße,
the_digger
Hallo,
Mich würde interessieren, was euch so an modernen Denverboten
und modernen Tabus einfallen.
mich würde interessieren,was Du unter Denkverbot verstehst ?
Wer verbietet ?
Du Dir selbst ?
Habe oft erlebt (auch hier im Forum) daß Menschen sich selbst
beschränken und dann auch (weil sie dann beschränkt sind) andere
im Denken (und Hinterfragen) beschränken möchten,damit ihre
(angelernte !)Beschränktheit nicht offenbar wird.
Brauchst also nicht „die Kirche“ erwähnen um die Diskussion in eine
eventuell von Dir bevorzugte Richtung zu lenken.
Meinungsäußerungen welche „geahndet“ werden (wie auch immer) sind
keine Denkverbote.Denkverbot kann man sich nur selbst auferlegen.
Denkverbot = Tabu ? Nein.
Gespannt
Wirklich ?
Gruß VIKTOR
Hi „the digger“,
dass Denken einstellen und zurück auf die Wiese gehen. Dann
sind wir alle dumme, glückliche Schafe: gut zu führen, gut zu
schären, gut zu schlachten
Ist dir eigentlich schon mal der Gedanke von SELBSTBESTIMMUNG gekommen, als „Schaf“???
Wahrscheinlich ist das, was Sokrates schon vor 2500 Jahren lehrte der schwerste LERNPROZESS der heutigen Massengesellschaft, aber genau darum sollten Philosophierende ja auch „kommunikativ handeln“ und ein bisschen aufklären, damit aus der Herde von „Schafen“, von denen sich einige als machtlose Opfer fühlen, selbstbewusste DENKER werden, eines Tages vielleicht!!!
Gruß
C.
Hi Viktor,
Denkverbot kann man sich nur selbst
auferlegen.
Ja, wer sagt’s denn in einer unermüdlichen Aufklärungsarbeit, WAS??? Doch leider, lieber Viktor, sind die „Schafe“ in der dominanten ÜBERZAHL!!!
Gruß
C.
Moin
mich würde interessieren,was Du unter Denkverbot verstehst ?
Wer verbietet ?
Du Dir selbst ?
Nein, das würde dann eher unter Über-Ich-Problematik fallen .
Nein, mir fallen eher massenpsychologisch determinierte Denkverbote auf, z.B. zur Zeit das von mir als Beispiel genannte.
Zur Zeit Galileis war es z.B. das Denkverbot, dass die Erde sich um die Sonne drehen könnte statt die sonne um die Erde.
Meinungsäußerungen welche „geahndet“ werden (wie auch immer)
sind
keine Denkverbote.
Oh doch, siehe meine beiden Beispiele oben.
Denkverbot kann man sich nur selbst
auferlegen.
Nein, im weiteren Sinne werden sie einem von außen aufgelegt. Zunächst dem Kind von den Eltern, dann den Lehrern, den Medien, den „Anderen“.
Denkverbot = Tabu ? Nein.
Wenn du da oben mal etwas lockerer lässt, wirst du es unverkrampft verstehen.
Gespannt
Wirklich ?
Doch, ja.
Gruß,
Branden
Hallo Branden,
so wie Du das zu verstehen scheinst,
Feuerchen an der Gegenfront
ist es eine Art Denkverbot, wenn ich eine Gesellschaftsgruppe aus dem Busch klopfe.
Da gibt es dann z. B. den Feminismus. Wer irgend etwas sagt, was ihm wie „Frauen an den Herd“ ausgelegt werden könnte, der wird von den braven Mädchen schnell in die „Schweinchen-Ecke“ gestellt.
Auch von Deiner Berufsgruppe kann man ein paar Kollegen ganz schön am Rückenmark kitzeln, wenn man äussert, die Psychologie sei ab initio für die Füchse gewesen; da stellt sich dann ein Grossteil der „Gesellschaft“ (ich sag mal: meistens Mehrheit bei einer Partyrunde) auf die „gute“ Seite.
Oder wenig bis gar keine Streicheleinheiten erhalte ich gewöhnlich für meinen Gedanken, alles Moderne sei Quatsch. Das Interessante hierbei ist, dass die wenigsten sich gleichzeitig zu einem präzisen Begriff von Moderne bemühen.
Gruss
Mike
Hallo,
Mich würde interessieren, was euch so an modernen Denverboten
und modernen Tabus einfallen.
…
Mir z.B. fällt ein sehr prägnantes modernes Tabu ein:
Man „darf“ heutzutage die beiden großen deutschen Diktaturen
nicht miteinander vergleichen, sonst wird man sofort bestraft,
indem man als Dummbeutel, Hetzer, Stammtischredner oder was
auch immer verunglimpft wird.
- doch vor allem bei den Grünen und Linken; sonst kaum.
- „Vergleichen”: du meinst gleichsetzen? (auf der Basis „Diktatur”)
Finde ich auch unpassend, oberflächlich.
Denk nur an die unterschiedliche Zustimmung durch das Staatsvolk
zu ihren „Diktatoren”.
Und: Denk mal daran, dass die DDR in Sachen Antifaschismus
zumindest so beflissen war wie die BRD. —
Massive Denkverbote findest du bei allen Themen, für die es eine
„political correctness” gibt, etwa:
Homosexualität
Pädophilie
Antisemitismus
Einwanderung
Demographie
Utopie
u.v.a.m.
Gruss
Nescio
Hallo Dahinden,
Oder wenig bis gar keine Streicheleinheiten erhalte ich
gewöhnlich für meinen Gedanken, alles Moderne sei Quatsch.
Ist ja auch wohl so pauschal wohl nicht ernst gemeint.
Aber:
wenn du „moderne Kunst“ meinst, sei es bildende oder eine andere,
und sagst, das meiste davon sei Quatsch
(oder auch eine qualifiziertere Form der Abwertung),
dann bist du schnell zum Banausen, gar zum „Nazi” abgestempelt,
und niemand hört dir mehr zu, auch wenn du
einen diskutablen Begriff von Moderne zugrunde legst.
Denn…
Das Interessante hierbei ist, dass die wenigsten sich gleichzeitig
zu einem präzisen Begriff von Moderne bemühen.
…diese „Modernen” brauchen das nicht; sie wissen sich auf der richtigen Seite.
Sie sind die ewigen Mitläufer,
und wären es auch gewesen, wenn sie zu den Zeiten gelebt hätten,
die sie verteufeln.
Gruss
Nescio
Stern für den Schlussatz! (o. w. T.)
*
Hi van Branden,
Denkverbot kann man sich nur selbst
auferlegen.Nein, im weiteren Sinne werden sie einem von außen aufgelegt.
Zunächst dem Kind von den Eltern, dann den Lehrern, den
Medien, den „Anderen“.
Beides ist „wahr“, aber es geht doch in der Philosophie nicht um ein LINEARES Denken, sondern um einen PROZESS. Und wenn du deine Sozialanalyse als das „Ende“ allen Denkens ansiehst, bist du ein ohnmächtiges Opfer der „Anderen“, was man als Kind zweifellos ist. Aber als Erwachsener kann man sich durch sein DENKEN selbstbewusst weiter entwickeln, wobei deine Sozialanalyse ein wichtiger, integrierbarer Bestandteil deiner „Wahrheit“ ist, aber es ist doch nicht das „Ende“ allen möglichen Denkens!!!
Somit ist der GLAUBE, dass man sich in jeder Sekunde seines Lebens 100% für sich SELBST entscheiden kann, ein dialektischer Entwicklungsprozess des DENKENS, und zwar lebenslang (!), den ja gerade die Philosophie LEISTEN kann…
Gruß
C.
Detailfrage
Moin Nescio
Denk nur an die unterschiedliche Zustimmung durch das
Staatsvolk
zu ihren „Diktatoren”.
Das finde ich einen interessanten Punkt.
Und habe mich zunächst mal gefragt, wer sich größerer Zustimmung erfreut hat: Das sogenannte 3. Reich oder die sogenannte DDR.
Ich muss dir ehrlich sagen: Ich sweiß es nicht wirklich.
Du vielleicht?
Gruß,
Branden
Hi Mike
Auch von Deiner Berufsgruppe kann man ein paar Kollegen ganz
schön am Rückenmark kitzeln, wenn man äussert, die Psychologie
sei ab initio für die Füchse gewesen
Da wütrde ich dir sofort zustimmen: Es wurde ja schon oft gesagt, dass gerade die Psychoanalyse nur etwas für die Füchse, also die Intelligenten, ist. Nach jahrzehntelanger Praxisarbeit muss ich dem einfach mal zustimmen. Intelligenz ist eine der wesentlichsten Voraussetzungen für eine psychoanalytisch orientirte Behandlung. Die weniger intelligenten können aber auch behandelt werden -ich schicke sie oft zu einem Verhaltenstherapeuten.
Oder wenig bis gar keine Streicheleinheiten erhalte ich
gewöhnlich für meinen Gedanken, alles Moderne sei Quatsch.
In gewisser Weise bin ich auch da bei dir. Manchmal weiß ich nicht, ob die „alten Dinge“ einfach besser waren oder ich ein schlimmer Nostalgiker bin.
Das
Interessante hierbei ist, dass die wenigsten sich gleichzeitig
zu einem präzisen Begriff von Moderne bemühen.
Das ist auch richtig.
Es grüßt dich
Branden
Hi Claus
Ich stimme dem in Gänze zu, was du da schreibst, aber es war gar nicht mein Thema.
Viktor hat gleichsam mein Wort „Denkverbot“ auf die Goldwaage gelegt, daher sind wir auf einen Nebenkriegsschauplatz geraten, wie das oft so ist im Leben.
Die Vokabel „Denkverbot“ war von mir also nicht so glücklich gewählt,die zweite „Tabu“ traf es schon besser. Es ging und geht mir nicht um ein Verbot des eigenen Denkens, sondern eher des Redens über gewisse Themen - wie z.B. den Vergleich zweier Diktaturen, die zwar eine unterschiedliche Ideologie aufweisen, aber bis in furchtbare Details dann doch wieder übereinstimmen. Das weiterhin im Auge zu behalten, wäre mir z.B. wichtig.
Von hier aus wird übrigens auch besser verständlich, warum sich ein intelligenter Mensch wie Horst Mahler zuerst bei der radikalen Linken , dann bei der radikalen Rechten wiederfindet. Man weiß ja z.B. auch von Josef Goebbels, dass er zunächst bei den Kommunisten und den Nazis zuhötrte, bevor er sich (möglicherweise, weil er da bessere ufstiegschancen sah) für die Nazis entschied. Diese Gratwanderung wird gerne von der breiten Masse übersehen oder überhört.
Gruß,
Branden
Der mit den Füchsen ist heiss (o. w. T.)
.
Hi Claus (ich verzichte mal auf die Anführungszeichen, die fand ich doof),
irgendwie klang dein Beitrag sehr aggressiv, oder täusch ich mich da? Ich stimme dir in deiner Sichtweise ja grundlegend zu und hatte das auch in meinem Beitrag nicht anders insistiert. Ich meinte eben auf eher zynische Weise, dass durch die Denkverbote heutiger Zeit (was ja das eigentliche Thema war) eben deine Forderung nach selbstbestimmtem, aufgeklärtem Denken und Handeln erschwert wird und vom „System“ nicht gewollt ist.
Dass wir trotzdem nicht müde werden, unseren Kopf gegen die vorherrschende Meinung anzustrengen, zeigt ja, das wir deiner Forderung schon ziemlich gut gerecht werden, oder? Und mit „wir“ meine ich alle Nutzer dieses Forumteils, wenn nicht dieser website.
Grüße,
the_digger
Hi nochmal,
Und habe mich zunächst mal gefragt, wer sich größerer
Zustimmung erfreut hat: Das sogenannte 3. Reich oder die
sogenannte DDR.
Ich würde aus meinem Geschichtsverständnis heraus sagen: Das sogenannte 3.Reich. Zwar sind beide Systeme aus einer Notsituation heraus entstanden (Rezension/Nachkriegszeit), aber ersteres war doch wohl vom Volk gewählt und zum großen Teil mitgetragen worden. Die DDR hingegen ist aus der sowjetisch besetzten Zone heraus entstanden, was ja schon im Namen die Fremdbestimmung trägt. Zumal die „Besatzer“ sicher nicht als große Befreier empfangen wurden und sich auch nicht so verhalten haben. Von daher kann die anfängliche Begeisterung und Indentifikation mit dem eigenen System sich nur sehr in Grenzen gehalten haben.
Wie sich die Zustimmung im späteren Verlauf beider Diktaturen verändert hat, ist differenzierter zu betrachten, da mag ich keine einheitliche Aussage treffen.
Grüße,
the_digger
Moin
Wie sich die Zustimmung im späteren Verlauf beider Diktaturen
verändert hat, ist differenzierter zu betrachten, da mag ich
keine einheitliche Aussage treffen.
Ja, du hast recht, dass man den Anfang und den Verlauf und das Ende der beiden Diktaturen wahrscheinlich separat betrachten muss.
Ich habe zuweilen den Eindruck, dass bei der DDR eine Entwicklung in Richtung „anfangs fanden wir das System und die Bedingungen bös aufoktroyiert, langsam haben wir uns dran gewöhnt und zuletzt fanden wirs ganz okay“ gelaufen ist, während es im 3. Reich umgekehrt gelaufen sein dürfte.
Gruß,
Branden
Homosexualität, Pädophilie u.v.a.m.
Hallo, alter Knabe
Denk nur an die unterschiedliche Zustimmung durch das
Staatsvolk zu ihren „Diktatoren”.Das finde ich einen interessanten Punkt.
Gewiss, gewiss, aber ich dachte, du seist an heutigen Tabus interessiert.
Dein Beispiel, die DDR und das Dritte Reich als „Diktaturen“ zu vergleichen,
ist meiner Meinung nach keins. Das ist doch fast „mainstream“;
nur Teile der Linken wehren sich, m.E. übrigens zu Recht.
Mit deinem „interessanten Punkt“ wechselst das Thema
und umgehst meine stichwortigen Ansagen zum Thema,
selbst wo sie dein Fach betreffen:
etwa die aktuellen zeitgeistkonformen Auffassungen über
Homosexualität oder Pädophilie.
Wer wagt es noch, diese anzutasten?
Tabu!
Salut
Nescio
Hallo Nescio
Gewiss, gewiss, aber ich dachte, du seist an heutigen Tabus
interessiert.
Ja, schon.
Dein Beispiel, die DDR und das Dritte Reich als „Diktaturen“
zu vergleichen,
ist meiner Meinung nach keins. Das ist doch fast „mainstream“;
nur Teile der Linken wehren sich, m.E. übrigens zu Recht.
Vielleicht haklte ich mich zuviel in linken Kreisen auf?
Mir kömmt es jedenfalls so vor, als sei es eins der zeitgenössischen Tabus.
Meiner Meinung mehr als die hier:
Homosexualität oder Pädophilie.
Nun gut, Pädophilie wird immer noch einseitig diskutiert, da stimme ich dir zu.
Aber Homosexualität ist doch fast schon der mainstream. Du wirst doch heute eher als Hetero verfolgt.
Nur bei den Pädophilen, da hiolen sie ihre Gewehre raus. Dabei ist der größte Teil der Pädophilen wahrscheinlich schüchtern, liebenswürdig und freundlich. So wie seinerzeit Lewis Carroll („Alive in Wonderland“, „Briefe an kleine Mädchen“).
Gruß,
Branden