Natürlich beraten sie „seriös“. Die meisten empfehlen einem
keine usbekischen Goldminen wenn man einen DAX-Fonds will,
aber sie empfehlen immer das Produkt von dem sie auch was
haben. Das sind „seriöse“ Fonds, die aber Provisionen abwerfen
die der Bankmensch braucht um seinen Vorgesetzen von seiner
guten Arbeit zu überzeugen, der wiederum die Zahlen seines
Teams braucht um seinen Job zu sichern, dessen Vorgesetzter
wiederum Zahlen braucht um seinem Vorgesetzen… wenn jetzt
nur noch Indexfonds, auf die es keine bzw. nur minimale
Provision gibt, verkauft werden würden auch keine Zahlen mehr
gemacht. Wovon leben die Banken denn? Vom kostenlosen
Girokonto wo 1500 EUR drauf sind wohl kaum.
Korrekt. Banken leben nicht von einer guten Beratung, sondern unter Anderem von den Provisionen.
Und, Indexfonds sind häufiger besser als traditionelle Fonds.
Gleichwohl, nur auf die Kosten zu schauen ist nicht zielführend. Eine Anlage, die nicht zum Anleger passt, kann so billig sein wie sie will, sie passt halt nicht. Und 90% der Anleger sind nicht in der Lage, selbst die richtige Anlage mit allen daraus daraus resultierenden Konsequenzen zu finden.
Den Bankverkäufer der zum Kunden sagt „Wir haben da zwar
hauseigene Produkte, aber nehmen sie doch einen schicken
Indexfonds - der ist viel billiger“ gibt es sicherlich, aber
die Mehrzahl ist das nicht.
Das Problem könnte möglicherweise dadurch gelöst werden, wenn die Anleger bereit wären, ein Beratungshonorar zu bezahlen. Das Problem ist allerdings, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der wir die höchsten Qualitätsstandards erwarten, dafür aber nichts bezahlen wollen und die Verantwortung für eigenes Handeln auf Andere abwälzen wollen.
Warum bin ich denn mein eigener
Finanzberater geworden? Weil mein Bankverkäufer mir vor Jahren
als ich einen Betrag x anlegen wollte sofort dieses „neue
Produkt aus unserem Hause“ empfohlen hat. Warum? Weil es das
Beste für mich war? Wohl kaum. Er bekam darauf eine
ordentliche Provision und ich sollte 5% Ausgabeaufschlag und
2,5% p.a. zahlen. Ich habe mich dann selbst schlau gemacht und
einen Indexfonds ohne Ausgabeaufschlag und 0,45% p.a. gekauft.
Darauf dann er in einer Mail „unter uns: tolles Produkt,
dürfen wir aber nicht verkaufen - Anweisung von ganz oben“.
Und ganz ehrlich… großes Fachwissen oder ein Studium braucht
man dafür nicht.
Ich war lange genug im Geschäft um zu wissen, dass nicht jede Anlageberatung gut ist und manche wirklich Mist sind.
Als die Postbank vor 2 Jahren so unter Feuer
kam hat man doch gesehen was für einen Hintergrund deren
„Berater“ hatten: Das waren Köche und Automechaniker die nach
einem Crash-Kurs auf die Kunden losgelassen wurden.
Ich kenne auch solche Berater. Haarsträubend.
Bei der eutschen Bank sind die meisten Verkäufer auch Selbständige
die im Anzug in ihrem schicken Büro sitzen, aber „Deutsche
Bank“ auf ihrer Karte stehen haben.
Das wiederum bezweifele ich.
Komisch finde ich dass Menschen immer noch von ihrer Bank
erwarten völlig neutral und immer zum Wohle des Kunden zu
beraten. Das erwarte ich heute nur noch von meinem Arzt. Aber
auch da hapert es teilweise schon. Wer zum BMW-Händler geht
und sagt „Hallo, ich habe 60000 EUR und möchte ein Auto
kaufen, was empfehlen sie da?“ erwartet ja auch nicht dass der
Verkäufer sagt „Eigentlich brauchen sie keinen BMW. Warum
nehmen sie nicht einen Toyota, der kostet auch 20000 EUR
weniger“. Und wenn sie das sagen, dann haben sie garantiert
einen befreundeten Toyota-Händler von dem sie die Provision
bekommen. Normal. Den Bankverkäufern mache ich ja auch keinen
Vorwurf, die können ja nicht anders weil sie sonst gefeuert
werden. Der Irrsinn kommt ja von oben. Aber in welchem
Verkäuferjob ist das anders? Und Banken sollen da nun eine
Ausnahme sein?
Da ist was wahres dran. Verkäufer, und so sehe ich die Bankberater, werden dafür bezahlt, dass sie die eigenen Produkte verkaufen. Der Rückschluss, das dadurch die Beratung schlecht ist, stimmt nicht.
Meiner Erfahrung nach ist die Beratung bei Banken, Volksbanken und Sparkassen in der Regel gut.
Achtung: Ich spreche hier nicht von irdendwelchen Ausnahmen, Strukturvertrieben oder Versicherungsvertretern, die das noch nebenher machen.
Und auch die Berater selbst sind in der Regel keine gnadenlose, karrieregeile Abzocker sondern Menschen wie Du und ich.
Gruss Roland, der ein Freund differenzierter Sichtweisen ist