Das ist genau der Punkt, um den es geht. Der Uthman-Koran war
eben nicht einfach die Verschriftlichung einer einheitlichen
mündlichen Überlieferung und deren sprachliche
Standardisierung auf den Dialekt der Quraish zum Zweck einer
einheitlichen Rezitation - das ist ja die Begründung, die sich
im Sahih al-Bukhari findet, der von der Erstellung einer
„perfekten Kopie“ spricht (6:61:510).
Ich verstehe deine Quellenangabe nicht, kannst du die Nummer des Hadiths angeben ? Ich habe das so gelesen : Buch 6 Hadith 61 (Gesamt) Anmerkung 510 - Da finde ich aber keine Erwähnung von „perfekte Kopie“.
Und nein ich bestreite nicht, dass es Quranausgaben gab, die nicht dem gängigen Bild von Uthman ibn Affan entsprachen. Aber ich behaupte, dass Uthman ibn Affan ein hafiz (er kannte den Quran auswendig) war, der in einer gesicherten Überlieferungskette zum Propheten stand und somit die Möglichkeit hatte die falschen Ausgaben zum ursprünglichen zu korrigieren.
Er war eine Redaktion und das Sana’a-Palimpsest ist der
handgreifliche Beweis dafür, dass es zumindest eine davon
abweichende, ältere schriftlich fixierte Redaktion gab -
allein schon die stark abweichende Anordnung der Suren zeigt,
dass hier nicht einfach von ‚Kopierfehlern‘ gesprochen werden
kann. Die Palimpsestierung hat das Manuskript vor der durch
Uthman angeordneten Verbrennung aller nicht autorisierten
Koran-Manuskripte bewahrt.
Die Anordnung der Quran Suren ist nicht von Bedeutung für Muslime. Jede Sure ist in sich geschlossen. Dass die heutige Ordnung der Suren willkürlich festgelegt wurde, ist bei Muslimen bekannt und wird auch nicht bestritten. Die Anordnung der Suren geht im übrigen auch auf Uthman ibn Affan zurück. Die Anordnung der Suren nach Offenbarungsdatum ist trotz allem bis heute erhalten geblieben. Außerdem kann man, wenn man das ganze wissenschaftlich angehen will auch nicht behaupten, dass die Manuskripte genau datiert werden können, das kann nämlich, wenn auch mit für diese Diskussion unzureichender Genauigkeit, nur das Papier. Aber gehen wir davon aus, dass sie aus der entsprechenden Zeit stammen - so können wir festhalten, dass zumindest die Kopierfehler-These eine mögliche ist, die genauso wenig belegt werden kann, wie die mehrere-Quran-Varianten-These. Und selbst wenn, die Überlieferungskette von Uthman ibn Affan zu Personen die zur Zeit des Propheten gelebt haben (Wenn man nun noch die Existenz des Propheten als historische Figur bestreiten will), der die restlichen Quranversionen, wenn sie denn inhaltlich abgewichen haben sollten, verbrennen ließ, kann nachgewiesen werden. Ich konnte mir bissher leider nur schlecht lesbare Auszüge der Manuskripte im Internet ansehen, und konnte nach eingehender Überprüfung dieser Manuskripte nur einen Vokalisierungsfehler feststellen, der wenn sich die Differenzen in der selben Frequenz über alle Manuskripte hinwegziehen, zumindest für mich auf Kopierfehler schließen lässt.
Ohne aus den Differenzen nun schon Schlüsse zu ziehen - die
wissenschaftliche Auswertung ist ja noch im Gange - kann doch
gesagt werden, dass der Fund Einblicke in den Prozess der
Kanonisierung des Koran erlaubt - und eben, dass ein solcher
Prozess stattgefunden hat, wird von islamischen
Traditionalisten bestritten.
Ich glaube das wird nicht von islamischen Tradionalisten bestritten. Nur ist für islamische Traditionalisten unbestritten, dass Uthman ibn Affan in einer Überlieferungskette zum Urquran stand und somit Quranausgaben beseitigen konnte die aufgrund von geographischer Abgeschiedenheit und schlechter Überlieferungen oder aufgrund von Kopierfehlern nicht dem Urquran entsprachen.
Grüße Aqib