Moral in der Fllüchlingskrise

HI,

hab zwei Fragen

erste Frage

und zwar in wieweit, wenn man nur die Moral betrachtet, nicht das Gesetz: wie moralisch ist es Flüchtlinge aufzunehmen, in Anbetracht das es Menschen in Afrika gibt denen es noch schlechter geht , diesen Menschen allerdings nicht hilft.

die zweite Frage:

dieses Argument hat ein moralphilosoph angefürht und hat ein Buch rausgebraucht . Leider weis ich nicht mehr wie der Autor heißt.

Viele Grüße

Hallo,

keine Ahnung, wer der Autor ist.
Aber heißt das nicht in der radikalen Konsequenz: ich mache gar nichts, weil es immer eine noch dringendere, lohnendere, bessere (wie auch immer definiert) Aufgabe gibt?

Grüße
Siboniwe

ne konsquenz wäre das man den Menschen den es am schlechtesten geht zuerst hilft. Wobei ich zugeben muss das der Vergleich etwas makaber ist. Wer will schon bestimmen wems am schlechtesten geht . Die psychischen folgen eines Krieges sind bestimmt auch unglaublich schlimm, bei lebendigem Leibe verhungern ist allerdings schon sehr heftig.

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Wie hilfst du denn überhaupt?

äh im moment gar nicht hab mir zwar mal überlegt ob ich ehrenamtlich Nachhilfe für Flüchtlinge gebe. Hab das allerdings wieder aus den Augen verloren, aus beruflichen Gründen. Ansonsten bin ich immer aufgeschlossen gegenüber Menschen die aus anderen Ländern kommen auch wenn ich in meiner Schulzeit viel Schlechte Erfahrungen mit Ausländern gemacht habe und bin pro das man den Menschen hilft.Kenne allerdings persönlich keine Flüchtlinge.

Eine Freundin von mir die Selbst eingedeutsche Türkin ist, hat eine ziemlich extreme Position . Es wäre Mord wenn man nicht allen Flüchtlingen helfen würde der Westen wäre ganz allein Schuld das Krieg in Syrien ist, und obendrauf sind die meisten Deutschen eh alle rechtsradikal zudem wurden die betroffenen Länder kolonialisiert und die Muslime wurden verfolgt, der Islam wäre durch und durch eine Religion des Friedens etc. man soll die Länder einfach in Ruhe lassen und Ihnen nicht die Demokratie aufdrücken zudem Ehrenmord wäre auch in Ordnung ob ich nicht den Vergewaltiger meiner Schwester töten wollen würde etc und Todenhöferist Ihr absolutes Vorbild.

manchmal macht mich das schon ein bißchen wütend. und bewegt mich dazu das ganze auch mal von einer anderen Seite zu betrachten.
Zudem bin ich der Meinung das es endlich mal Zeit wird sich auch um die Ungerechtigkeiten in unserem Eigen Land zu kümmern und endlich eine bessere Verteilungsgerechtigkeit umsetzt, dann würden bestimmt auch mehr Menschen helfen…

Moral bestimmt die Handlungsmuster und -Prinzipien bestimmter Gruppen.
Je nach Abgrenzung der Gruppe können also unterschiedliche moralische Prinzipien existieren.
innerhalb der Gruppe geht darum, sich zu helfen, zu unterstützen und gegen bedrohende Dinge außerhalb der Gruppe zu verteidigen.
So gibt es Menschen, die vielleicht nur ihre eigene kleine Familie als bestimmende Gruppe sehen, andere Menschen beziehen die Einwohner ihres Dorfes mit ein oder die ihrer Region, in der sie leben. Für einige wiederum gehören alle Menschen auf der Erde zu dieser Gruppe…
Und dann stelle ich mir die Frage, wie ich den Angehörigen „meiner Gruppe“ bei einem Problem helfen kann, und zwar im Rahmen meiner Möglichkeiten.
Es gibt da kein richtig oder falsches moralisches Verhalten oder eine Stufenskala von „moralisch, moralischer, am moralischsten“. Es gibt sogar Situationen, in denen sich unterschiedliche moralische Prinzipien entgegenstehen:

Beatrix

Ich bin ganz deiner Meinung, was die Aussage betrifft zuerst Menschen zu helfen, die z.B. vom Hungertod bedroht sind. Natürlich ist es ebenso richtig, wirklich traumatisierten Kriegsflüchtlingen zu helfen. Leider wird aber gerne übersehen, das die Mehrzahl der geflüchteten Wirtschaftsflüchtlinge sind. Die Finanzmittel, welche hier eingespart werden könnten, kann man sehr wohl an anderer Stelle verwenden.
Nichts gegen deine Freundin, aber wenn eine solche Person mit dieser Einstellung hier eingedeutscht wird, zeigt das in erschreckender Form lediglich, dass das Wunschgebilde der Integration komplett gescheitert ist. Sowas darf es eigentlich nicht geben.

und was haben wir hier für eine Moral eine individuelle ? Kann man sagen das Ethik individuell ist und Moral sich auf Gruppen bezieht.

Das kann doch gar nicht sein. Wenn man der einschlägigen Presse und den Vertretern bestimmter Parteien glauben mag, so sind alle Moslems unmittelbar nach Betreten des deutschen Bodens lupenreine Demokraten, glühende Verfechter von Grundgesetz & Co. sowie bis zur Unkenntlichkeit integriert. Spätestens mit Überreichung des deutschen Passes bzw. Personalausweises sind sie allenfalls (!) optisch von Deutschen zu unterscheiden.

Also ich finde, das klingt nach einer Super-Ausrede, gar nichts zu tun.

Warum sollen sich Menschen rechtfertigen, die etwas Gutes tun? Nur weil es etwas noch Besseres gibt? Weil man nicht die ganze Welt retten kann, rettet man nichts und niemanden? Weil es jemand nur schafft, zu 80% Vegetarier zu sein, muss er sich Sprüche anhören. Ein 0% Vegetarier braucht sich nicht zu rechtfertigen. Paradox.

Ich denke, jeder trifft seine eigene Entscheidung. Wenn Dir Nachhilfe für Flüchtlinge zu wenig ist, dann engagiere dich da, wo es dir sinnvoll erscheint. Ich halte z.B. manche Tierschutz-Engagements für wenig sinnvoll, ich engagiere mich lieber für Menschen. Aber im Endeffekt zählt das Gesamtbild - und da widerum zählt jedes bisschen gute Tat, das summiert sich.

Das heißt jetzt nicht, dass man völlig unreflektiert irgendwas tun sollte, man darf sich schon Gedanken drüber machen, wie sinnvoll und nachhaltig das eigenen Engagement schlussendlich ist. Und natürlich wäre es absolut nötig, die Ursachen der Fluchtbewegungen zu mindern oder zu beseitigen anstatt an den Symptomen rumzudoktern. Aber für den Einzelnen ist das eben nur schwer möglich. (Hast du da eine Idee, oder deine türkische Freundin?)

Und freiwillig heißt nunmal freiwillig, jeder entscheidet, was er leisten kann und will. Die Moralkeule wird ja immer nur über andere geschwungen, sich selbst nimmt man da ja gern aus.

Vor dem Hintergrund verstehe ich auch das Argument mancher Leute nicht, man solle sich doch zuerst um die deutschen Obdachlosen kümmern, statt um Flüchtlinge. Es steht ja jedem frei, sich für Obdachlosen im Land einzusetzen (und viele tun das auch und das ist doch auch gut).

Krötengrüße

Naja, es darf auch die Einstellung mancher Bio-Deutscher nicht geben…
Wir haben hier Meinungsfreiheit. Jeder darf seine Meinung haben und äußern. Genau das ist das Tolle in diesem Land. Auch wenn es manchmal nur schwer auszuhalten ist (so wie das hier zitierte von der türkischen Frau).

Die Frau ist immerhin im Dialog mit der Posterin hier, ich finde das ist sehr wichtig. Und genau das verstehe ich unter Integration. Das dauert natürlich ein wenig länger…

Bufo

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Mit Moral kommt man bei dem Problem nicht weiter. Vielmehr ist es so, daß es bei dem Problem keine erquickliche Lösung gibt. Jeder Flüchtling, der hier ankommt und bleiben darf, ist Anlaß für einen weiteren, sich auf den Weg und einen Schlepper etwas reicher zu machen. Jeder Flüchtling, der aus dem Meer gefischt wird, ist Anlaß für einen weiteren, sich auf einen kaum badewannentauglichen Kahn zu begeben und einen Schlepper etwas reicher zu machen. Jedes Kind in Äthiopien, im Sudan usw., dem wir über Spenden zu etwas essen verhelfen, führt dazu, daß das Land auf Dauer nicht dazu in der Lage ist, die Einheimischen zu ernähren. Jede Entwicklungshilfe, die nicht dazu dient, den Leuten vor Ort zu zeigen, wie man sich selber hilft, sondern den Leuten irgendetwas vor die Nase setzt, führt dazu, daß die Leute sich weiterhin auf andere verlassen und keine eigene Initiative, geschweige denn eigene Fertigkeiten entwickeln, die ihnen dazu hilft, selbst bzw. alleine zu überleben. Usw. usf.

Mit allem Geld der Welt wird es uns nicht in einem überschaubaren Zeitraum (nehmen wir dafür mal eine Generation, also 20-30 Jahre) gelingen, Not, Hunger, Elend, Krieg, Vertreibung, Bürgerkrieg, Fanatismus, Armut, Korruption, Umweltverschmutzung usw. (also alles, was Ursache für die Flüchtlingsströme ist) zu beseitigen. Es wird auch gleichermaßen nicht gelingen, alle, die zu uns kommen, aufzunehmen und zu versorgen. Jedenfalls nicht, wenn wir nicht erhebliche Abstriche bei unserer eigenen Situation in Kauf nehmen wollen.

Das blöde ist, daß die Menschen schon einen Zeitraum von 20-30 Jahren nicht aussitzen wollen, geschweige denn einen Zeitraum von 100 Jahren, der wahrscheinlich erforderlich wäre, um die Situation substantiell zu verbessern. Also machen sie sich auf den Weg. Vielleicht 10 Mio. Menschen, vielleicht 100 Mio. Menschen oder vielleicht auch die 2-3 Mrd. Menschen, denen es a) deutlich schlechter geht als uns und b) die in fußläufiger Entfernung von uns entfernt leben.

Geht es da wirklich noch um Moral oder nicht doch eher um ganz praktische Fragen der Güterabwägung? Oder vielleicht sogar nur um die simple Frage, wie groß die Gruppe von Menschen ist, für die man sich interessiert, für die man Verantwortung übernimmt und die für einen so sehr von Bedeutung ist, daß man für deren Wohlergehen man eine erhebliche Verschlechterung der eigenen Situation in Kauf nehmen würde? Engste Familie (also Kinder und Eltern)? Familie? Freunde? Dorfgemeinschaft? Deutsche? Europäer? Alle auf der Welt?

Bin völlig deiner Meinung.

Das sehe ich anders. Eine Person, die solch kranke Ansichten hat, also das GG mit Füßen tritt, ist nicht integrierbar. Dialog hin, oder her. Interessant wäre an dieser Stelle auch zu wissen, wie lange sich diese Person bereits im Land befindet. Tatsache ist doch, das es Personen gibt, die in dritter Generation Sharia über das GG stellen. Aber wir schweifen vom eigentlichen Thema ab.

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Aber genau dieses „wir müssen uns dann erst einmal darüber einig werden, wem es am schlechtesten geht“, führt dann doch zwangsläufig genau dahin, dass dann niemand mehr geholfen wird, weil es einfach keine objektiven Kriterien des Maßes des Grauens gibt, das auf der Welt herrscht, und ja niemand wissen kann, wo ggf. von uns noch gar nicht entdeckt, aber durchaus vermutet noch größeres Unheil herrscht, an das wir zur Hilfe gar nicht dran kommen (denke mal an Nordkorea).

Kennst Du das „Leben des Brian“? Da gibt es auch so herrliche Diskussionen, was man wie für wen machen könnte, bis sich das Thema dann Dank Zeitablauf erledigt hat. Und damit wird eben ein tatsächlich häufig zu beobachtenden Phänomen auf die Schippe genommen, dass eben darauf basiert, dass die Unmöglichkeit der perfekten Lösung die beste Ausrede dafür ist, erst gar nicht anzufangen, oder zumindest das Mögliche zu tun.

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Jetzt hab ich doch noch eine ganz gute definition für Moral gefunden.

Handlungen sind von moralischem Wert, wenn sie ohne egoistische Motive sind…

Die anerzogene Moral ist also wohl keine wirkliche…

Hallo,

wenn man das Flüchtlingsproblem moralisch angehen möchte, ist nicht so sehr relevant, wem es schlechter geht.

Viel moralischer ist die Frage, was zerbrechen wir uns den Kopf darüber, wem es schlechter geht, wer eher Anspruch auf Asyl haben sollte, wenn wir an deren Elend schuld sind?! Warum sorgen wir (entweder bewusst hinnehmend oder aus Dummheit wegsehend) für so viel Elend in der Welt, dass es die dort lebenden Menschen nicht mehr aushalten?

Mit welcher moralischen Rechtfertigung überziehen wir Afghanistan, Irak, Syrien, Jemen mit Krieg, um die dortigen Verhältnisse zu ändern? Welche Moral steckt dahinter, wenn Deutschland Reste der Hühnerschlachtung in Blöcke presst und mit staatlicher Subvention nach Afrika verkauft? Ist es moralisch akzeptabel, wenn wir Europäer unsere abgetragenen Klamotten zum Kilopreis nach Afrika verschiffen und die dortige Textilwirtschaft vor die Hunde geht? Ist es moralisch akzeptabel, wenn wir zum einen immer weniger für unsere Elektronik bezahlen wollen, wobei viele Rohstoffe dafür aus Afrika kommen und gleichzeitig unseren Elektroschrott nach Afrika verfrachten, damit er die dortige Umwelt zerstört?

Die erste moralische Frage, die es zu klären gilt, ist also nicht, sollte man dem Asyl geben, dem es am schlechtesten geht. Viel mehr sollte man die Moral dahinter klären, wer das Recht hat andere Länder, Lebensräume und Lebensweisen zu zerstören und gleichzeitig darüber zu entscheiden, wer vor Ort verreckt und wer hier überleben darf.

Grüße

Respekt, eine, wenn nicht die Antwort schlechthin.

Das Mittelwert-Denken ist weit verbreitet. Und hat seine Begründung in zwei Punkten:

  • Bequemlichkeit
  • Wahrung der Distanz

Die Bequemlichkeit hat sich beispielsweise bei den Teddybärwerfern vor zwei Jahren am Münchner Bahnhof gezeigt. Getan haben sie NICHTS, aber ein gutes Gefühl mitgenommen. Ich verstehe das bis heute nicht!

Die Distanz äußert sich darin, dass man sich von den Bemitleidenswertesten fernhalten möchte, weil es tatsächlich mehr, ja große Aufwendungen und Verzichte erfordert, sich in diese Situationen direkt hinein zu bewegen, mitzuleiden, und im eigentlichen Sinne auch zu teilen. Die Überlegenheit, und wenn es nur eine gefühlte ist, muss gewahrt bleiben.

Franz

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„Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen.“
Edmund Burke

Über den „Hintergrund“ möchte ich mich wegen der Länge einer Antwort nicht auslassen. Aber das Fazit, dass du aus diesem „Hintergrund“ schließt, lässt schon den Schluss zu, dass dieser „Hintergrund“ falsch gedacht ist.

Wenn man sich jahrelang nicht um Obdachlose kümmert, obgleich sie nebenan sind, und dann plötzlich ein bis dahin unbekanntes Glücksgefühl empfindet, sich nun wohltätig zu engagieren, obgleich diese neuen „Obdachlosen“ von Staats wegen umgehend versorgt werden, dann stellt sich doch mir die Frage, warum dies so ist?

Und weshalb man sich nun weiterhin der Obdachlosen keinen Deut mehr annehmen mag?

Deine Antwort?

Bin gespannt :sunglasses:

Franz

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Vielleicht verschiebt MOD das Thema in das eh so wenig frequentierte Philobrett. Denn die Frage war ausdrücklich gestellt hinsichtlich Moral ?!

Franz