Mord an Soleimani

Moin,

ich danke euch schonmal für die vielen unaufgeregten, weiterführenden, hilfreichen Beiträge. Hat mir sehr geholfen, mich einzuordnen.
Schönes Wochenende

Soon

Nichts gegen Penegrin, ganz im Gegenteil … aber dessen Kernsatz im letzten Beitrag, „So gut wie alles, was Soleimani in der Vergangenheit vorgeworfen wurde, könnte man genauso gut den USA vorwerfen.“ ist das glatte Gegenteil einer differenzierenden Betrachtung. Das ist Nivellierung, Relativierung, Endifferenzierung.

Gruß
F.

Nive…was??? :stuck_out_tongue_winking_eye:

Mein Punkt ging da in eine etwas andere Richtung. Die Alternative zur Tötung wäre ein Verfahren vor einem Gericht gewesen, bei dem eine Schuld Soleimanis festzustellen gewesen wäre. Bei den Nürnberger Prozessen wurden Dönitz unter anderem wegen dem uneingeschränkten U-Bootkrieg angeklagt. Daraufhin hat Nimitz (Oberbefehlshaber der alliierten Marineeinheiten im Pazifik) eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, wonach die Alliierten im Pazifik genau die gleiche Praxis verfolgten (bei den Briten gab es zudem einen ähnlichen Befehl für den Skagerrak). Daraufhin wurde der Punkt fallen gelassen und Dönitz kam mit 10 Jahren davon.

Bei einem Verfahren gegen Soleimani hätte seine Verteidigung mit Sicherheit genau das Gleiche gemacht. Es ist daher imho keine „Nivellierung, Relativierung, Endifferenzierung“ wenn ich darauf hinweise, dass es sehr wohl von Bedeutung ist, wenn die USA den Offizier einer fremden Nation für etwas töten (ohne Prozess!), dass das eigene Militär genau so gemacht hat.

Können wir uns darauf einigen, dass es extem unrealistisch gewesen wäre, S. lebend zu fassen und vor ein geeignetes Gericht zu stellen, das halbwegs „objektiv“ und international anerkannt über S.’ Schuld urteilen könnte?

Wenn die Antwort „Ja“ lautet, dann lautet die Folgerung daraus: Es war keine Alternative.

Die Alternative zur Tötung wäre schlicht und einfach die Nicht-Tötung gewesen, wie von Bush und Obama so gehandhabt. In deren Visieren stand S. ja auch bereits.

Aber halt nur, weil das Deutsche Reich besiegt werden konnte.

Ich verstehe schon, was du damit sagen willst.
Das ist halt aber schon bei Dönitz ein ganz schlechter Witz gewesen.

Als Position vor Gericht kann ich deine Aussage aber schon gut nachvollziehen.
Wie eingangs gesagt, steht „Gericht“ aber m.E. gar nicht im Raum.

Gruß
F.

Adolf Hitler bzw. Deutschland befand sich im Krieg mit dem größten Teil der Welt. Adolf Hitler „auszuschalten“, wie Du es verharmlosend formulierst, wäre insofern als Kriegshandlung mit dem Völkerrecht vereinbar gewesen. Bei den USA und dem Iran von einem bewaffneten Konflikt zu sprechen, wäre schon sehr mutig, zumal beide Seiten immer wieder betont haben, keinen Krieg zu wollen.

Im übrigen haben sich selbst die Alliierten die Mühe gemacht, die Kriegsverbrecher des 3. Reiches vor Gericht zu stellen und nach einer Verhandlung zu verurteilen, obwohl es ja viel bequemer gewesen wäre, die unauffällig umzulegen oder wegzuschließen und zu vergessen.

Das zeigt nur eines: daß die Iraner wußten, daß Trump einen weiter eskalierenden, umfangreichen Gegenschlag befohlen hätte, wenn sie bei dem Angriff eine substantielle Zahl von US-Amerikanern getötet hätten. Deswegen hat man frühzeitig über die Iraker durchsickern lassen, wann und wo der Gegenschlag geplant ist, so daß sich alle in Sicherheit bringen konnten.

Im übrigen war und ist „Dieser Soleimani“ im Iran ein Nationalheld - nach seinem Tod noch mehr als vorher. Für die iranische Regierung ist die Ermordung aber durchaus in gewisser Weise ein Glücksfall, denn nach allem, was man so hört und liest, hat die Regierung nun einen weit größeren Teil der Bevölkerung hinter sich als, noch vor zehn Tagen.

Trump (und seine Minions) spricht im Zusammenhang mit der Tötung immer wieder von ‚justice‘. Wäre das erst gemeint, gäbe es keinen Weg vorbei an einem Gerichtsverfahren. Daher wäre das für mich ganz klar die einzige Alternative gewesen, wobei für mich dieses Wort unabhängig von den Wahrscheinlichkeiten seine Gültigkeit hat :wink:

Imho tut die Trump Administration aber so, also wäre hier ein Urteil vollstreckt worden. Wobei man aber sagen muss, dass sich hier das Narrativ geändert hat. Anfangs stand klar die Vergangenheit Soleimanis im Mittelpunkt und musste als Rechtfertigung herhalten. Bestes Beispiel dafür ist Trump Rede kurz nach der Tötung.

Mittlerweile sind sie aber dazu übergegangen, die Tötung als prophylaktische Maßnahme zu präsentieren. In typischer Trumpmanier war zuerst von einer Botschaft die Rede, dann von mehreren und aktuell von genau vier. Der Grund war also gar nicht mehr all die Dinge, die er getan hatte, sondern Dinge, die er angeblich kurz davor war zu tun. Dass selbst republikanische Senatoren diese Behauptung des WH nicht glauben, hab ich an anderer Stelle ja schon geschrieben.

Insofern stimme ich dir zu, dass ein Gerichtsverfahren keine praktikable Alternative gewesen wäre.

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So einfach ist es.
Konsens auf dieser Bühne.

awM