'Moscheesteuer'?

Hallo an alle Wissenden,

die Tochter meiner Freundin stellte mir Fragen die ich selbst nicht beantworten konnte. U.a. „Zahlen Muslime dann auch Moscheesteuer wie Katholiken Kirchensteuer?“ oder „Und zahlen Juden eigentlich Synagogensteuer?“.

Ich weiß es nicht und würde es der Kleinen gerne korrekt beantworten.
Bitte klärt mich auf.

Danke!!!

Grüsse
Helena

Hallo Helena,

„Zahlen Muslime dann auch
Moscheesteuer wie Katholiken Kirchensteuer?“

die Entsprechung zum „Zehnten“, aus dem die sog. Kirchensteuer hervorging (die nicht wirklich eine Steuer, sondern ein von den Finanzämtern eingezogener Mitgliedsbeitrag ist) ist im Islam die Zakāt - vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Zakat. Neben Glaubensbekenntbekenntnis, rituellem Gebet, dem Fasten im Ramadan und der Pilgerfahrt nach Mekka eine der ‚fünf Säulen‘ (Arkān) des Islam. Islam und Christentum haben da als ‚Vorbild‘ auf die (historische) jüdische Tempelabgabe zurückgegriffen.

oder „Und zahlen
Juden eigentlich Synagogensteuer?“.

Derzeit gibt es in Deutschland und Österreich als jüdisches Pendant zur Kirchensteuer die sog. Kultussteuer. Voraussetzung für die Einziehung solcher Mitgliedsbeiträge durch den Staat ist der öffentlich-rechtliche Körperschaftsstatus. Den hat in Deutschland als islamische (Sonder-)Gemeinschaft bislang lediglich die Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland (und auch das bislang nur in Hessen). Die Ahmadiyya Muslim Jamaat hat laut Aussage des Vorsitzenden Abdullah Uwe Wagishauser in absehbarer Zeit nicht vor, durch die Finanzbehörden eine Kultussteuer erheben zu lassen.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Helena,

die Tochter meiner Freundin stellte mir Fragen die ich selbst
nicht beantworten konnte. U.a. "Zahlen Muslime dann auch
Moscheesteuer

Eine Abgabe, die von Finanzämtern eingezogen werden kann, ist nur für Religionsgemeinschaften, die den Status der „Körperschaft des öffentlichen Rechts“ haben, möglich. Für Moscheen trifft das kaum zu - siehe den Beitrag von Ralf.

wie Katholiken Kirchensteuer?" oder „Und zahlen
Juden eigentlich Synagogensteuer?“.

Juden, die Mitglied einer jüdischen Gemeinde sind, sind zur Zahlung der „Kultussteuer“ verpflichtet. Die wird in gleicher Höhe von den Einkünften berechnet wie die Kirchensteuer.

Wer sie einzieht, das entscheidet die einzelne jüdische Gemeinde. Sie kann das selber tun oder an das örtliche Finanzamt delegieren, das dafür dann eine Gebühr erhebt.

Viele Grüße

Iris

Danke ihr Zwei…
…für die Aufklärung!

Hallo Helena!

Moscheen (d.h. Gebetsräume) sind im Islam keine Vorschrift - diese werden von den jeweiligen Gemeinden in Eigeninitiative & Eigenleistung geschaffen, erbaut, angemietet oder gekauft - nicht mal für des gemeinschaftliche „Freitagsgebet“, das es im Koran gar nicht gäbe, nur eine politische Erfindung der ersten (sunnitischen) Kalifen war, um die Menschenmassen besser lenken zu können (im schiitischen Iran daher aufgehoben); gebetet werden kann auch im Freien, auf öffentlichen Plätzen, so z.B. die „Garten-Moschee“ in England …

Die „Zakat“ ist im Islam die einzige Steuer, eine „Armenabgabe“, d.h. eine Art Sozialversicherung, hauptsächlich für Fälle von Bedürftigkeit bei Gemeindemitgliedern - der erste „innerarabische“ (Bruder-)Krieg entstand unter dem selbsternannten ersten Kalifen Abu Bakr, nachdem sich mehrere Stämme von dieser Führung losgesagt, die Abgabe der Zakat verweigert hatten, der bislang (hoffentlich) letzte dieser Sorte wäre der Irak-Kuwait-Konflikt gewesen.

Die Höhe der „Zakat“ beträgt bei Schiiten und Sunniten ein Vierzigstel des Besitzes, der nach Abzug aller Unkosten etc. (Verschwendung wäre nach dem Koran verboten!) am Ende eines Jahres verbleibt - z.B. blieben im Iran 39 Schafe unangetastet, bei 40 Schafen müsste eines davon abgegeben werden …

[Sunnitische Zakat-Beispiele: Ahmad v. Denffer, „Allahs Gesandter hat gesagt…“, Seite 152] http://joejac.lima-city.at/books/misc/zakat.png
(Auch online als *.pdf unter http://www.way-to-allah.com/e-books/Hadith.html zu lesen)

Die islamische „Zakat“ hätte mit dem „Zehnten“ bei den Israeliten oder der „Kirchensteuer“ bei den christlichen Konfessionen nichts gemeinsam!

Gruß
joejac

Verwendung der „Zakat“: Koran, Sure 9 Vers 60
http://archive.org/stream/derkoran00henn#page/202/mo…
Die Almosen dind nur für die Armen und Bedürftigen und die, welche sich um sie bemühen, und die, deren Herzen gewonnen sind, und für die Gefangenen und die Schuldner und den Weg Allahs und den Sohn des Weges. …

Servus,

das hier:

Die islamische „Zakat“ hätte mit dem „Zehnten“ bei den
Israeliten oder der „Kirchensteuer“ bei den christlichen
Konfessionen nichts gemeinsam!

ist interessant - erst zählst Du lauter Gemeinsamkeiten auf, dann beschreibst Du eine abweichende Bemessungsgrundlage, und dann sagst Du, es gäbe keine Gemeinsamkeiten. Wie kommts?

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Hallo Blumepeder!

… erst zählst Du lauter Gemeinsamkeiten auf, dann beschreibst Du eine abweichende Bemessungsgrundlage, und dann sagst Du, es gäbe keine Gemeinsamkeiten.

Dass ich „Gemeinsamkeiten“ der islamischen „Zakat“ mit dem israelitischen „Zehnten“ für die Leviten als Ersatz für den fehlenden Erbbesitz und dem (wie das „Priestertum“ oder das „Osterlamm“ anmaßenden) kirchlichen Brauch aufgezählt hätte, wäre mir neu - und eine „abweichende Bemessungsgrundlage“ wäre z.B. dieser Hadith http://joejac.lima-city.at/books/misc/chaibar.png auf den ich aber nicht verwiesen hatte!

Wie kommt’s?

Grüße zurück
joejac

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Ja, nee, is klar - owT

  • nix -

abweichende Bemessungsgrundlage
Hallo Blumepeder!

Meine Antwort war eigentlich als Kommentar auf das Wikipedia-Wissen von @Tychiades gedacht, obwohl Wikipedia wüsste, dass die „Kirchensteuer“ mit dem kirchlichen „Zehnten“ oder gar dem „Ablasshandel“ nichts zu tun hätte …
Kirchensteuer http://de.wikipedia.org/wiki/Kirchensteuer_%28Deutsc…
Ablassbrief http://www.sta-dresden.de/fileadmin/adv_ddw/interess…

Mit der „abweichenden Bemessungsgrundlage“ hättest Du aber nicht unrecht, denn der „Koran“ ist etwas anderes als die „Sunna“, die schiitische wie die sunnitische. Laut Koran wurde die Zakat zwar zur Pflicht gemacht - deren Höhe wurde dagegen nicht festgesetzt, genauer sogar nur von Lust und Laune des Verpflichteten abhängig gemacht. Mohammeds damalige Ordnungen der Gemeinde hätten heute, lange nach seinem Ableben, keine Autorität mehr, selbst wenn sie unverfälscht überliefert worden wären [Sure 24:63].

Es dürfte aber als eine verbindliche [7:56 (Hafs) bzw. 7:54 (Warsch)] Regelung unter den Muslimen angesehen werden - der Armen wie der Reichen - dass die Zakat (wenigstens/nur) mit 2,5% auf überschüssiges Vermögen berechnet werden soll.

[Sure 7:54] http://archive.org/stream/derkoran00henn#page/168/mo…

Gruß
joejac

Extrinsische Verbrüderung
Servus,

Meine Antwort war eigentlich als Kommentar auf (…) @Tychiades gedacht

das ehrt mich. Dank Dir schön!

Schöne Grüße

MM

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Meine Antwort war eigentlich als Kommentar auf das
Wikipedia-Wissen von @Tychiades gedacht, obwohl Wikipedia
wüsste, dass die „Kirchensteuer“ mit dem kirchlichen „Zehnten“
oder gar dem „Ablasshandel“ nichts zu tun hätte …

Mir erschließt sich nicht, was dieser Schwachsinn mit meiner Antwort zu tun haben soll. Zunächst einmal habe ich nicht vom

israelitischen „Zehnten“ für die Leviten als Ersatz für den fehlenden Erbbesitz

geschrieben, sondern von der Tempelabgabe, die im übrigen auch die Leviten entrichteten - lediglich Priester waren davon ausgenommen. Zum Nachschlagen: Schemot (Exodus) 30, 11-16 sowie Mischna, Mo’ed, Scheqalim. Von „Ablasshandel“ war schon gar nicht die Rede. Nicht, dass die Erwähnung des Zehnten hier verkehrt wäre - aus Devarim (Deuteronomium) 5, 26 geht ja hervor, dass dieser wie die Zakat eben auch eine Sozialabgabe (explizit zur Unterstützung von Waisen und Witwen) war. Dasselbe gilt auch für den christlichen ‚Zehnten‘, der allerdings erst im Mittelalter zur Pflichtabgabe wurde.

Dass die sog. Kirchensteuer wie auch die Kultussteuer wiederum de jure etwas anderes ist, nämlich ein Privileg von Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften mit öffentlich-rechtlichem Körperschaftsstatus, dürfte auch der Begriffsstutzigste meiner Antwort entnommen habe. Nichtsdestotrotz hat dieses ‚Besteuerungsrecht‘ natürlich seine historischen Wurzeln im Kirchenzehnt, es ist eines der offensichtlichsten Merkmale der in Deutschland nur halbherzig vollzogenen Trennung von Staat und Kirche.

Zu guter Letzt das eigentlich Offensichtliche: bei der Tempelabgabe und dem ‚Zehnt‘ der Juden handelte es sich um gesetzliche Abgaben, nicht freiwillige Spenden und Almosen - darauf setzten sowohl der christliche Kirchenzehnt als auch die Zakat auf.

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Tempelabgabe

Islam und Christentum haben da als ‚Vorbild‘ auf die (historische) jüdische Tempelabgabe zurückgegriffen.

Die (historische) jüdische Tempelabgabe:

[Nehemia 10:33f] http://ccmz.info:10080/bexpo/german/gerelb/index.php…
Wir wollen uns als Gebot auferlegen, ein Drittel Schekel im Jahr für den Dienst im Haus unseres Gottes zu geben: für die Schaubrote und das regelmäßige Speisopfer und für das ständige Brandopfer [und für die Opfer an] den Sabbaten [und] Neumonden, für die Festzeiten und für die heiligen Dinge und für die Sündopfer, um Sühnung zu erwirken für Israel und für alles Werk im Haus unseres Gottes.

[Matthäus 17:24-27] http://ccmz.info:10080/bexpo/german/gerelb/index.php…
Als sie aber nach Kapernaum kamen, traten die Einnehmer der Doppeldrachmen zu Petrus und sprachen: Zahlt euer Lehrer nicht die Doppeldrachmen? Er sagt: Doch. Und als er in das Haus eintrat, kam Jesus ihm zuvor und sprach: Was meinst du, Simon? Von wem erheben die Könige der Erde Zoll oder Steuer, von ihren Söhnen oder von den Fremden? Da er aber sagte: Von den Fremden, sprach Jesus zu ihm: Demnach sind die Söhne frei. Damit wir ihnen aber kein Ärgernis geben, geh an den See, wirf eine Angel aus und nimm den ersten Fisch, der heraufkommt, öffne sein Maul, und du wirst einen Stater finden; den nimm und gib ihnen für mich und dich!

Tempelabgabe II
Bei „der (historischen) jüdischen Tempelabgabe“ wäre zu unterscheiden zwischen der (oben erwähnten) willkürlich festgesetzten jährlichen Steuer und dem „freiwilligen“ Opfer [auf der Grundlage von Täuschung Unwissender? Wäre dann vergleichbar mit den katholischen Ablassbriefen - aber solches meintest Du nicht!]:

[2. Könige 12:5-10] http://ccmz.info:10080/bexpo/german/gerelb/index.php…
"Und Joasch sagte zu den Priestern: Alles Geld der heiligen Gaben, das ins Haus des HERRN gebracht wird - [sowohl] das Geld derer, die [zu den Gemusterten] hinübergehen, [als auch] das Geld der Personen [, die vom Priester geschätzt wurden], jeder seiner Schätzung gemäß, [als auch] alles Geld, das jemand freiwillig dem Haus des HERRN zukommen läßt -, sollen die Priester an sich nehmen, jeder von seinem Bekannten. Und sie selbst sollen die Risse des Hauses ausbessern, überall, wo ein Riß gefunden wird. Und es geschah im 23. Jahr des Königs Joasch, da hatten die Priester die Risse des Hauses [noch] nicht ausgebessert. Da rief der König Joasch den Priester Jojada und die Priester und sagte zu ihnen: Warum bessert ihr die Risse des Hauses nicht aus? Jetzt aber sollt ihr kein Geld von euren Bekannten [mehr für euch selbst] nehmen, sondern ihr sollt es für die Risse des Hauses abgeben! Und die Priester willigten ein, kein Geld [mehr] vom Volk anzunehmen und [deshalb] auch die Risse des Hauses nicht [mehr] ausbessern zu müssen. Und der Priester Jojada nahm einen Kasten und bohrte ein Loch in seinen Deckel und stellte ihn neben den Altar, zur Rechten, wenn man in das Haus des HERRN hineingeht. Dahinein legten die Priester, die an der Schwelle wachten, alles Geld, das ins Haus des HERRN gebracht wurde. "

[2. Chronik 24:4-14] http://ccmz.info:10080/bexpo/german/gerelb/index.php…
Und es geschah danach, daß es Joasch am Herzen lag, das Haus des HERRN zu erneuern. Und er versammelte die Priester und die Leviten und sagte zu ihnen: Zieht aus in die Städte Judas und sammelt von ganz Israel Geld ein, um das Haus eures Gottes von Jahr zu Jahr auszubessern! Und ihr sollt [euch] mit der Sache beeilen! Aber die Leviten beeilten sich nicht. Da rief der König den Oberpriester Jojada und sagte zu ihm: Warum hast du die Leviten nicht aufgefordert, aus Juda und Jerusalem die Abgabe hereinzuholen, die Mose, der Knecht des HERRN, der Versammlung Israels für das Zelt des Zeugnisses auferlegt hat? … Und der König befahl, und man machte einen Kasten und stellte ihn draußen im Tor des Hauses des HERRN auf. Und man rief in Juda und in Jerusalem aus, daß man dem HERRN die Abgabe bringen solle, die Mose, der Knecht Gottes, Israel in der Wüste auferlegt hatte. Da freuten sich alle Obersten und das ganze Volk. Und sie brachten [ihre Gaben] und warfen [sie] in den Kasten, bis er voll war.

[Markus 12:41-44] http://ccmz.info:10080/bexpo/german/gerelb/index.php…
Und er setzte sich dem Schatzkasten gegenüber und sah, wie die Volksmenge Geld in den Schatzkasten einlegte; und viele Reiche legten viel ein. Und eine arme Witwe kam und legte zwei Scherflein ein, das ist ein Pfennig. Und er rief seine Jünger herbei und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr eingelegt als alle, die in den Schatzkasten eingelegt haben. Denn alle haben von ihrem Überfluß eingelegt; diese aber hat aus ihrem Mangel alles, was sie hatte, eingelegt, ihren ganzen Lebensunterhalt.

Tempelabgabe III

Zum Nachschlagen: Schemot (Exodus) 30, 11-16 sowie Mischna, Mo’ed, Scheqalim.

Wenn Du von einer „(historischen) jüdischen Tempelabgabe“ schreibst, solltest Du diese dann nicht mit einem „Mischnatraktat“ zusammenbringen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Scheqalim_%28Mischnatra…

[Exodus 30:11-16] http://ccmz.info:10080/bexpo/german/gerelb/index.php…
Und der HERR redete zu Mose und sprach: Wenn du die Gesamtzahl der Söhne Israel aufnimmst nach ihren Gemusterten, dann sollen sie bei ihrer Musterung ein jeder dem HERRN ein Lösegeld für sein Leben geben, damit bei ihrer Musterung keine Plage über sie kommt. Dies sollen sie geben: jeder, der zu den Gemusterten hinübergeht, einen halben Schekel, nach dem Schekel des Heiligtums, zwanzig Gera der Schekel, einen halben Schekel als Hebopfer für den HERRN. Jeder, der zu den Gemusterten hinübergeht, von zwanzig Jahren an und darüber, soll das Hebopfer für den HERRN geben. Der Reiche soll nicht mehr geben und der Geringe nicht weniger als einen halben Schekel, wenn ihr das Hebopfer des HERRN gebt, um für euer Leben Sühnung zu erwirken. Und du sollst das Sühngeld von seiten der Söhne Israel nehmen und es für die Arbeit des Zeltes der Begegnung geben. So soll es den Söhnen Israel zur Erinnerung vor dem HERRN dienen, um Sühnung für euer Leben zu erwirken.

[Exodus 38:25-27] http://ccmz.info:10080/bexpo/german/gerelb/index.php…
Und das Silber von den Gemusterten der Gemeinde betrug 100 Talente und 1775 Schekel, nach dem Schekel des Heiligtums: ein Beka je Kopf, ein halber Schekel, nach dem Schekel des Heiligtums, von jedem, der zu den Gemusterten hinüberging, von zwanzig Jahren an und darüber, von 603550 [Mann]. Die 100 Talente Silber waren zum Gießen der Fußgestelle des Heiligtums und der Fußgestelle des Vorhangs: 100 Fußgestelle auf 100 Talente, ein Talent auf ein Fußgestell.

Um auch den anderen Lesern zu verdeutlichen, wie aus dieser zuerst einmaligen Angelegenheit 1000 Jahre später eine jährlich zu wiederholende Sache werden konnte, hättest Du den betreffenden Abschnitt aus dem Talmud in Übersetzung beigeben können - ich mache es nicht!

Wenn Du von einer „(historischen) jüdischen Tempelabgabe“
schreibst, solltest Du diese dann nicht mit einem
„Mischnatraktat“ zusammenbringen:

Vielleicht solltest Du Scheqalim einfach mal lesen - dann merkst Du auch möglicherweise, dass dieser Text die maßgebende (weil zeitnahe) Quelle dafür ist, wie die Praxis der Tempelabgabe vor Zerstörung des Tempels im Jahr 70 u.Z. aussah.

Um auch den anderen Lesern zu verdeutlichen, wie aus dieser
zuerst einmaligen Angelegenheit 1000 Jahre später eine
jährlich zu wiederholende Sache werden konnte, hättest Du den
betreffenden Abschnitt aus dem Talmud in Übersetzung beigeben
können

Mal von Deiner mehr als zweifelhaften Datierung abgesehen - die Fundstelle im Talmud zur Tempelabgabe habe ich exakt angegeben. Wer es nicht vorliegen hat - eine englische Übersetzung ist mit meinen Angaben problemlos im Netz zu finden: http://www.sacred-texts.com/jud/t02/shk00.htm

Ansonsten ist in diesem Zusammenhang natürlich eher 2. Sam 24 / 1. Chr. 21 von Interesse. Der Widerstand gegen Davids ‚anlasslose‘ Volkszählung verdeutlicht die Probleme der jüdischen Staatswerdung, zu der eben auch die mehr oder weniger regelmäßige Erfassung der Untertanen zum Zweck der militärischen Musterung und der Besteuerung gehörte. Als historische Quelle ist dies freilich (im Gegensatz zur Mischna) nur mit großer Vorsicht zu verwenden. Die Forschungslage in Bezug auf die Historizität des Pentateuch lässt vermuten, dass die sinaitische Volkszählung und die in der Moab-Ebene 38 Jahre später ex eventu produzierte ‚Präzedenzfälle‘ sind. Mit der in Sheqalim beschiebenen religiösen Besteuerungspraxis befinden wir uns hingegen auf gesichertem historischem Boden.

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Leider viel Wirrwarr über Herkunft & Inhalt der Zakat, deren Entsprechungen in den anderen Religionen …

Die ‚Zakat‘ ist im Islam die einzige Steuer, eine ‚Armenabgabe‘, d.h. eine Art Sozialversicherung, hauptsächlich für Fälle von Bedürftigkeit bei Gemeindemitgliedern … Die islamische ‚Zakat‘ hätte mit dem ‚Zehnten‘ bei den Israeliten oder der ‚Kirchensteuer‘ bei den christlichen Konfessionen nichts gemeinsam!

Die Zakat im Koran wäre vergleichbar mit dem Gebot der „Nächstenliebe“ im Evangelium - allerdings weniger mit deren Umsetzung unter den ersten Christen …

[Apostelgeschichte 4:32-37] http://ccmz.info:10080/bexpo/german/gerein/index.php…
4:32  Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam.
4:33  Mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung Jesu, des Herrn, und reiche Gnade ruhte auf ihnen allen.
4:34  Es gab auch keinen unter ihnen, der Not litt. Denn alle, die Grundstücke oder Häuser besaßen, verkauften ihren Besitz, brachten den Erlös
4:35  und legten ihn den Aposteln zu Füßen. Jedem wurde davon so viel zugeteilt, wie er nötig hatte.
4:36  Auch Josef, ein Levit aus Zypern, der von den Aposteln Barnabas, das heißt übersetzt Sohn des Trostes, genannt wurde,
4:37  verkaufte einen Acker, der ihm gehörte, brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen.

… als mehr mit ihrer etwas gemäßigteren Fassung nach dem als Nachfolger Jesu bevollmächtigten Apostel Petrus:

[Apostelgeschichte 5:1-11] http://ccmz.info:10080/bexpo/german/gerein/index.php…
5:1  Ein Mann namens Hananias aber und seine Frau Saphira verkauften zusammen ein Grundstück,
5:2  und mit Einverständnis seiner Frau behielt er etwas von dem Erlös für sich. Er brachte nur einen Teil und legte ihn den Aposteln zu Füßen.
5:3  Da sagte Petrus: Hananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, daß du den Heiligen Geist belügst und von dem Erlös des Grundstücks etwas für dich behältst?
5:4  Hätte es nicht dein Eigentum bleiben können, und konntest du nicht auch nach dem Verkauf frei über den Erlös verfügen? Warum hast du in deinem Herzen beschlossen, so etwas zu tun? Du hast nicht Menschen belogen, sondern Gott.
5:5  Als Hananias diese Worte hörte, stürzte er zu Boden und starb. Und über alle, die es hörten, kam große Furcht.
5:6  Die jungen Männer standen auf, hüllten ihn ein, trugen ihn hinaus und begruben ihn.
5:7  Nach etwa drei Stunden kam seine Frau herein, ohne zu wissen, was geschehen war.
5:8  Petrus fragte sie: Sag mir, habt ihr das Grundstück für soviel verkauft? Sie antwortete: Ja, für soviel.
5:9  Da sagte Petrus zu ihr: Warum seid ihr übereingekommen, den Geist des Herrn auf die Probe zu stellen? Siehe, die Füße derer, die deinen Mann begraben haben, stehen vor der Tür; auch dich wird man hinaustragen.
5:10  Im selben Augenblick brach sie vor seinen Füßen zusammen und starb. Die jungen Männer kamen herein, fanden sie tot, trugen sie hinaus und begruben sie neben ihrem Mann.
5:11  Da kam große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die davon hörten.

Die koranische Zakat ist wohl die erste gesetzliche „Sozialversicherung“ weltweit; als deutsches Äquivalent könnte (etwa 900 Jahre später) die „Leisniger Kastenordnung“ von 1523 angesehen werden, an der Luther beteiligt war - wenn auch nicht in dem Ausmaß:

Das Bitten oder Betteln Bedürftiger wird in Jesus’ Evangelium nicht explizit geächtet, in der Stadtverwaltung von Leisnig aber verboten [dort unter „IV. Bestimmungen gegen die Bettelei“]:
Mönchen, gleichviel welches Ordens, wird im Kirchspiel das Betteln verboten, ihre Termineien werden ihnen abgekauft und wie recht bezahlt. Kirchenbitter, fahrende Schüler, sonstige Bettler und Bettlerinnen dürfen nicht umgehen und Gaben heischen. Man weiset sie hinaus.

Ein Gegenzug dazu findet sich in der „Kastenordnung“ nicht, bedacht wurden dort nur Einheimische oder arbeitsfähige Fremde [unter „V. Ausgaben“]:
… 4. Verarmte, die nicht von Verwandten unterstützt werden können, gewährt man Behausung, Kleidung, Nahrung und Wartung.  5. Waisenkinder werden, bis sie sich selbst ihr Brot suchen können, versorgt. Knaben mit besonders guten Anlagen werden zur Schule geschickt und ernährt, andere zur Arbeit, Handwerk und Gewerbe herangezogen. Verwaiste und arme Jungfrauen will man zum Ehestande beraten und sie unterstützen.  6. Handwerksleute oder Hausarmen, denen die Mittel fehlen, ihr Handwerk zu betreiben, will man Vorschuss geben, damit sie es vermögen. Rückzahlen sollen sie es, wie es ihnen passt, und ist es gar nicht möglich, will mans ihnen aus christlicher Liebe ganz erlassen.  7. Fremden, die im Kirchspiel durch ehrliche Arbeit ihr Brot suchen, aber nicht gleich finden, holt man fort, damit sie nicht trostlos verlassen seien und vor Schaden und Sünden bewahret werden. …

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Geld, Geld, Geld …
Die „Leisniger Kastenordnung“ von 1523
http://www.leisnig.de/leisnig/content/10/11112006230…

Resümee: Die „jüdische Tempelabgabe“, die Du - aus Deiner Sicht - als Vorbild für die Zakat im Koran angegeben haben wolltest, war - wie auch schon Jesus bemerkte und jeder nachlesen könnte - nur eine illegale Steuer!
http://archive.org/stream/neweditionofbaby04rodk#pag…

Noch mehr Geld - aus ⅓ mach ½ …
Aus 1/3 (Nehemia) mach 1/2 (Matthäus)
http://www.muenzenwoche.de/de/Archiv/8?&id=136&type=a
[Dürfte aber weniger auf jüdischem, als auf levitischem Mist gewachsen sein!]