Liebe Dialektiker,
das Schreiben von Dialekten ist schwierig, aber nach vielen Versuchen habe ich die Form „Urssen“ im Netz gefunden. http://moselfraenkisches_woerterbuch.know-library.net/
Kennt jemand von Euch evtl. ähnlich klingende Wörter in anderen Dialekten, andere Schreibweisen, und was mich besonders interessiert: woher könnte dieses Wort kommen?
habe ich die Form „Urssen“ im Netz gefunden.
http://moselfraenkisches_woerterbuch…
Kennt jemand von Euch evtl. ähnlich klingende Wörter in
anderen Dialekten, andere Schreibweisen, und was mich
besonders interessiert: woher könnte dieses Wort kommen?
Hallo und Guten Tag!
Im GRIMM finde ich nichts dergleichen.
Aber im Bairischen sagt man „verúrosn/verúrousen“, wenn jemand mit einer Sache (vor allem: Esswaren und Gerichten) nicht pfleglich umgeht (ein Kind z. B., das den Spinat mit dem Löffel durch die Gegend verteilt oder das Brot verbröselt).
Dazu passend weiß der SCHMELLER:
„uräßen, uräzen, urezen: veruräßen etwas, es als unbrauchbare, unnütze, nichtswerthe Sache behandeln“.
Schöne Grüße!
H.
Hallo Hannes,
Vielen Dank für deine Sprachspur, die wirklich den selben Hintergrund haben dürfte
Aber im Bairischen sagt man „verúrosn/verúrousen“, wenn jemand
mit einer Sache (vor allem: Esswaren und Gerichten) nicht
pfleglich umgeht (ein Kind z. B., das den Spinat mit dem
Löffel durch die Gegend verteilt oder das Brot verbröselt).
Dazu passend weiß der SCHMELLER:
„uräßen, uräzen, urezen: veruräßen etwas, es als unbrauchbare,
unnütze, nichtswerthe Sache behandeln“.
In meinem Heimatdialekt benutzt man das Wort, wenn jemand z.B. seinen Teller nicht leer isst, oder wenn Mini-Reste von einem Gericht übrig bleiben.
Wenn jetzt noch jemand etwas zur Etymologie beisteuern könnte, das wäre wunderschön!
das Wienerische kennt „urassen“ in der Bedeutung „verschwenderisch umgehen“ (mehrere Quellen). Allerdings scheint es der älteren Generation vorbehalten zu sein )
Der oft in Zweifel gezogene Peter Wehle erwähnt hiezu ahd. „urāzi“, was ich nicht überprüfen kann.
Servus gargas,
ich erinnere mich, daß meine Großmutter und meine Mutter (beide Schlesierinnen) das Verb ‚urschen‘ verwendet haben, wenn es um den verschwenderischen Umgang mit wertvollen Gütern (Wasser beim Waschen, Butter auf dem Brot) ging.
„Ursch’ nich 'rum, damit!“, war ein Satz, den ich öfter mal gehört habe.
Kai
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
ahd. „urāzi“, was ich nicht überprüfen kann.
Im Lexer ist es nicht enthalten.
Wenn man aber äsen im Mittelhochdeutschen nimmt:
æzen swv. (ib.) ätzen speisen Glaub.
Gut möglich die daran anknüpfende Spekulation. Aber:
Ist nicht ebenso wahrscheinlich, dass es zu tun haben kann mit dem
[nicht verwechseln mit: ezzan - essen, fressen, verzehren]
ahd. ezzen - ätzen, quälen, beißen?
Gruß!
H.
Allerdings scheint es der älteren Generation vorbehalten zu sein )
Im „Österreichischen Wörterbuch“ von 1979 ist es aber
enthalten.
Auch in der „reformierten“ Ausgabe von 2002, 39. Auflage ist es drinnen:
„urassen (mda.): verschwenden; du urasst; mit den Vorräten sehr geurasst haben“
Aber: Ist nicht ebenso wahrscheinlich, dass es zu tun haben kann mit dem [nicht verwechseln mit: ezzan - essen, fressen, verzehren] ahd. ezzen - ätzen, quälen, beißen?
Das ist sogar sehr wahrscheinlich! Zumal „ätzen“ gleichfalls ein Derivat von „ezzen“ ist.
Dazu Kluge:
_ ätzen
schwaches Verb „eine Oberfläche mit Säure behandeln“ erweiterter Standardwortschatz fachsprachlich (9. Jh.), mhd. etzen, ahd. ez(z)en Stammwort.
Aus g. *at-eja- „essen machen, beißen lassen“, formal gleich auch in gt. fra-atjan „zum Essen austeilen“, anord. etja „hetzen, anspornen, reizen, füttern“, ae. ettan „abweiden“, afr. etta „weiden“; Kausativ zu essen (mit zu erschließender Grundbedeutung „beißen“, also zu vergleichen mit beizen).
In der Bedeutung „füttern“ berührt sich das Wort im Deutschen mit anderen Bildungen (äsen, atzen); es bleibt in der Bedeutung „beißen, ätzen“, die im 15. Jh. zu dem Fachwort für das Behandeln von Metall mit Säure wird. gemeingermanisch_
Auch in der „reformierten“ Ausgabe von 2002, 39. Auflage ist
es drinnen:
„urassen (mda.): verschwenden; du urasst; mit den Vorräten
sehr geurasst haben“
Ich hab mir das gedacht, konnts aber nicht belegen.
Aber: Ist nicht ebenso wahrscheinlich, dass es zu tun haben kann mit dem [nicht verwechseln mit: ezzan - essen, fressen, verzehren] ahd. ezzen - ätzen, quälen, beißen?
Das ist sogar sehr wahrscheinlich! Zumal „ätzen“ gleichfalls
ein Derivat von „ezzen“ ist.
Hallo,
wir benutzen für den verschwenderischen Umgang mit wertvollen Dingen das Wort aasen.
Und das kennt der Grimm, in genau diesem Sinn, wie angenehm
AASEN, pascere, vesci, nnl. azen, vom fressen und weiden einiger thiere. die jäger sagen nicht der hirsch friszt, sondern er aaset, andere schreiben er äset oder äszet. die kühe aasen im fetten gras, nach einigen mit dem nebensinn des verschwendens. beides von aas speise, weide
In Österreich …
… gibt es den Begriff „urassen“ (so als Verb). Das bedeutet „verschwenden“, aber nicht nur auf’s Essen bezogen. Wenn einer bastelt, dann kann es sein, dass er mit dem Papier „urasst“. Vielleicht hatte es früher diese Bedeutung nur für das Essen - da hatten Nahrungsmittel nämlich noch einen viel höheren Stellenwert bei den Menschen, weil sie auch oft knapp waren …
ohne es genau (achtung Neusprech! verorten zu können, kenne ich den Ausdruck ‚Utzen lassen‘ wenn man das Essen nicht völlig aufisst. Die Großmutter meiner Frau verwendete ihn oft; sie kam zwar aus Schlesien, lebte aber seit Jahrzehnten in Rheinland.