ad 1: Nur weil ein Teil einer Gruppe Mist baut, kann ich nicht
die anderen in Sippenhaft nehmen. Genau das empfinde ich als
einer der wesentlichen Errungenschaften einer „zivilisierten“
Welt, dass es eben diese Sippenhaft nicht mehr gibt. Auch das
zeigt die Absurdität: so genannte Ehrenmorde und Blutfehden
entstehen aus dem Grundgedanken der Sippenhaft heraus. D.h.
das Minarettverbot verstößt auch in diesem Punkt per se gegen
eine Moral / einen Wert, die / den sie eigentlich verteidigen
will.
Das ist deine Interpretation. Es ist aber keine objektive Wahrheit. Es gibt viele Moscheen ohne Minarett, weil ein solches nicht zwingender Bestandteil eines muslimischen Gebetshauses ist. So wie zu einer katholischen Kapelle auch nicht zwangsläufig ein Glockenturm gehört, jede Krankenhaus-Kapelle hat z. B. keinen.
Wenn du der Ansicht bist, dass mit diesem Minarett-Verbot eine ganze Menschengruppe „bestraft“ werde, kannst du das gerne so sehen. Das ist aber eine individuelle Meinung deinerseits, die Viele nicht teilen werden, die selbst viele Muslime nicht teilen, die Moscheen ohne Minarett besuchen und sich dort nicht in ihren Menschenrechten beschnitten fühlen.
Insofern solltest du dann aber auch nicht solche Geschütze auffahren wie den Vorwurf, hier würden flächendeckend Menschenrechte verletzt oder Gruppen bestraft. Das sind wirklich unangemessene Aussagen.
ad 2: Doch, es werden Menschenrechte beschnitten. Du hängst
dich immer an der Religionsausübung auf, scheinst aber nicht
zu lesen. Teil des Problems, dass man nur das liest, was einem
schmeckt?
Die Verletzung liegt im wesentlichen darin, dass eine Gruppe
anders behandelt wird, nur weil sie einen bestimmten Glauben
hat!
Ich denke eher, dass du da zu viel hinein interpretierst. Wenn die kath. Kirche sonntags nicht mehr vor 8 Uhr läuten darf oder die Straße nicht so, wie die Kirche es gerne hätte, für die Fronleichnamsprozession gesperrt wird, sind das einfach Regeln/Gesetze, die für ein Miteinander der Menschen nötig sind. Ob es dann im Einzelfall auch anders gehen würde, ist egal. Die kath. Kirche hat sich dran zu halten.
Oder wenn der Tennisclub nach 20 Uhr nicht mehr spielen darf weil die Anwohner danach Ruhe haben wollen und nicht mehr vom plopp-plopp-plopp genervt werden wollen, ist auch das keine Menschenrechtsverletzung an den Tennisspielern.
Wenn jeder Christ und jeder Tennisspieler sich wegen solchen Regeln angegriffen und bestraft fühlen würde… das wär’ doch albern.
Gesetze und Regeln treffen IMMER bestimmte Gruppen, das liegt in der Natur der Sache.