Hallo, Metapher,
gleich vorab: Selbstverständlich wäre es lächerlich, wenn ich als interessierter Laie, die Lehren Platons verwerfen wollte.
Es geht mir um etwas Grundsätzliches. Nenne es erkenntnistheoretische Zweifel, oder sonst wie. Ich kann es selbst nicht richtig formulieren.
Für die Philosophie stellt sich - mit wenigen Ausnahmen, z.B.
beim Eleaten Parmenides - diese Frage nicht. Aufgabe von
Philosophien war und ist es vielmehr, die Voraussetzungen zu
schaffen, an eine solche Frage heranzugehen. Und,
herauszufinden, was man mit solch einer Frage überhaupt meint.
Aber es gab und gibt viele viele andere Aufgaben und
Probemstellungen. Wie gesagt, ich hab dir eine Literatur
empfohlen, falls du dich wirklich darüber informieren
möchtest.
Ich werde mir diese Literatur zu Gemüte führen.
Nochmal: Wenn ich die Voraussetzungen schaffen will, an eine Frage heranzugehen, dann ist das sicher kein Selbstzweck. Letztlich wird man dann wohl eine Frage, nach Möglichkeit, beantworten wollen. Oder mögliche Antworten finden wollen, etc.
Dabei geht es nicht um „Wahrheit“. Sondern dabei geht es um
sinnvolles Dialogisieren, und darum, Fragen optimal zu
formulieren - nicht darum, sie zu beantworten. Sokrates, so
wie Platon uns ihn überliefert hat, zeigte, daß sich bei
diesem Bemühen manchmal die Fragen von allein beantworten,
oder zumindest zur Lösung von Problemstellungen beitragen.
Also, geht es IM ERGEBNIS doch um die Beantwortung von Fragen und die Lösung von Problemstellungen.
Ah. Und? Kennst du die gesamte Philosophie so gut, daß du
sagen könntest, es gab keinen Erkenntnisgewinn?
Eindeutig Nein. Aber die Definition „Erkenntnisgewinn“ ist ja schon mal so ne Sache.
Der Mensch ist ja selbst Teil des Erkenntnisprozesses. Ist daher Erkenntnisgewinn, obwohl subjektiv so empfunden, objektiv überhaupt meßbar? Kann man sich Erkenntnisgewinn nicht auch einbilden?
Unabhängig davon: Wenn es keine Wahrheit gibt, was ist dann überhaupt der Unterschied zwischen " vorhandenem Erkenntnisgewinn" und „fehlendem Erkenntnisgewinn“?
Ah, und das, was ich in diesem FAQ schrieb, ist keine
Erkenntnis? Oder vielmehr Zusammenfassung und Kurzüberblick
über Erkenntnisse?
Doch. Aber ist sind nach meiner Ansicht relative, bzw. sich selbst bestätigende Erkenntnisse.
Dann kennst du zumindest das sog. Höhlengleichnis. Zumindest
ist dies ein erstes Modell darüber, was „Erkenntnis“ überhaupt
ist.
Ja, kenn ich. Aber das meine ich ja gerade: Warum nimmt man Platons Theorien für bare Münze? Wodurch ist ausgeschlossen, dass er sich getäuscht hat? Woher sollte Platon diese Weisheiten haben? Er war doch auch nur ein Mensch. Letztlich ist das was Platon geschrieben hat, seine Privatmeinung. Er hat phantasiert (wie jeder Denker). Vielleicht liegt er richtig, vielleicht aber auch nicht.
Die Verfechter des geozentrischen Weltbildes waren auch große Wissenschaftler, auch wenn wir heute wissen, dass die Sonne im Zentrum steht.
Nur, weil man mit damaligen Mitteln zu keinem anderen Ergebnis kommen konnte, hatten die Verfechter des geozentrischen Weltbilden trotzdem nicht Recht.
Wer sagt denn, deiner Meinung nach, etwas über die Qualität
einer Philosophie aus? Meinst du nicht, daß, wenn schon nicht
darauf folgende 2500 Jahre Philosophiegeschichte selbst, dann
doch vielleicht eher solche, die diese Geschichte kennen und
an ihr und in ihr arbeiten?
„Qualität“ ist der falsche Ausdruck. Laß es mich anders ausdrücken. Nehmen wir die christliche Lehre. Man kann der Meinung sein, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Man weiß aber nicht, ob man recht hat.
Andere glauben nicht an ein ewiges Leben, aber auch die wissen nicht, ob sie recht haben. Sowohl die eine, als auch die andere Auffassung ist SPEKULATION. Genau so verhält es sich meiner Meinung nach mit der gesamten Philosophie.
Das heißt nicht, dass es keine gigantische intellektuelle Leistung sein kann, komplexe Theorien zu entwerfen. Aber es nutzt alles nichts, wenn es unzutreffend ist.
Ich glaube, Platons Schriften haben vor allem deshalb so große Bedeutung, weil man ihnen große Bedeutung beimißt.
Das ist tautologisch. Bedeutung von etwas ist immer Bedeutung,
die etwas beigemessen wird.
Das war eine sehr beabsichtigte Tautologie. Nur weil man Platons Schriften für überragend hält, haben sie Einfluss erlangt. Die Betonung liegt auf „HÄLT“. Platon hat einfach ein gutes Standing.
Blödes Beispiel: Niemand zweifelt z. B. an der überragenden Kompetenz von Franz Beckenbauer. Er ist der Fußball-Gott und wird es immer bleiben. Mann kann manchmal gar nicht hinhören was er für einen Mist verzapft und trotzdem: Er könnte sagen, was er wollte und wäre immer noch der Kaiser.
Was wäre denn, wenn Platons Werk nicht überliefert worden wäre? Hätte ja gut sein können.
Beste Grüße, Rolo