Hallo,
ich finde es zuerst einmal unverschämt, dass du die Leute gleich so direkt angreifst. Du solltest mal darüber nachdenken, wer hier krank ist. Krank im Sinne von „unnormal“, wie es die Sprache uns lehrt. Eine westliche Welt von heute ist unnormal, und jeder, der sich zu ihr bekennt, ist auch unnormal.
Dennoch will ich einmal versuchen, die Thematik, die du ansprichst, allgemein darzustellen. Ich bin ja nicht so, dass ich gleich beleidigt wäre.
Offenbar ist es doch so, dass die in die Arena der Zivilisation einmarschierenden Streiter für gesellschaftlichen Wandel einander mit besonderer Wildheit bekämpfen, wenn die Massen über Sinnlosigkeit klagen und nach einer Sinngebung für das Ganze verlangen. Die abendländische Zivilisation leidet heute anscheinend unter jener Form von Anomie - einer verschwommenen Vorstellung vom Sinn des Lebens -, die symptomatisch ist für das, was Pitirim Sorokin als das durch die Sinne wahrgenommene Zeitalter der Gegenwart bezeichnet. Jean Houston hat es prägnant formuliert:
„Das Zeitalter, in dem wir leben, liegt in den Zuckungen des ontologischen Zusammenbruchs. Alles wandelt sich - die strukturellen Gegebenheiten, die genormten Regierungen, die Religionen, die Volkswirtschaftslehren, die auf stillschweigenden Übereinkünften beruhende Wirklichkeit, alles bricht zusammen … Die Welt, in der wir einander und uns selbst verstanden … , sie funktioniert nicht mehr. Es ist eine Welt, deren Frist abgelaufen ist und deren Paradigmen langsam zerfallen.“
Ich glaube, die Leute ahnen das irgendwie. Die Dinge sind nicht mehr wie früher, alles drängt auf einen neuen Umbruch hin. Ich hoffe aber nicht auf so einen wie die französische Revolution, sondern einen geistig fruchtbareren.
Dass fremdes Gedankengut, wie (im letzten Thread angesprochen) die Reinkarnation, bei uns sozusagen „herüberschwappen“, beschreibt einen gewissen Vulgarisierungprozess, einen Prozeß also, bei dem fremde Ideen von einer Kultur assimiliert werden, und darf daher nicht zwangsläufig mit «vulgär» oder «qualitativ minderwertig» gleichgesetzt werden. Es bedeutet einfach, Ideen und Kenntnisse zu popularisieren, die der breiten Masse ursprünglich unverständlich und verwirrend erschienen. Eine solche Vulgarisierung oder Popularisierung kann praktisch alle geistigen und wissenschaftlichen Bereiche erfassen. Als beispielsweise Carl Sagan seine Fernsehserie Cosmos präsentierte, hat er mit ihr die Astronomie vulgarisiert oder popularisiert. Normalerweise ist daran nichts schlecht. Der Laie ist auf die Interpretation von hochtechnischem oder abstraktem Wissen angewiesen. Auf ähnliche Weise sollte man die Vulgarisierung orientalischer Religionen nicht ohne weiteres als verfälschend oder wertlos abqualifizieren. Gelegentlich kann eine falsche Interpretation jedoch zu naiven und simplifizierenden Ansichten führen. Dennoch könnte man folgendermaßen argumentieren: Ist eine naive Interpretation für die Menschen hilfreich und trägt sie dazu bei, ihre Probleme zu lösen und ihnen ein besseres Lebensgefühl zu vermitteln, dann wird Naivität zu einem Vorteil - ohne Rücksicht auf die lauten Klagen der Intellektuellen, hier würden Logik und Realismus auf dem Altar der Träume und des Wunschdenkens geopfert. Ich persönlich will mich aber hier ausnehmen, da die Astrologie, die ich betreibe, keinesfalls hier gemeint ist.
Soziokulturelle Assimilierungen vergrößern gewöhnlich das Ideenrepertoire, mit dessen Hilfe der Mensch Probleme löst. Selbst scheinbar miteinander unvereinbare Ideen können sich in ihrer Synthese als wertvoll und nützlich erweisen. Mit den Worten von Alfred North Whitehead: «Der Zusammenprall von Ideen ist kein Unglück - er ist eine Chance.» Was einigen als Verletzung des Lebensstils erscheinen mag, kann in Wirklichkeit neue Ressourcen für das Überleben erschließen. Und genau das ist in gewissem Sinne das entscheidende Charakteristikum der New-Age-Religiosität: eine Synthese zu sein von alten und neuen, traditionellen und fremden Wertvorstellungen zur Erweiterung des Bewußtseins. Hier möchte ich nebenbei noch sagen, dass ich selbst kein „New-Ager“ bin, sondern ganz gewöhnlicher Astrologe. Weder habe ich hier in diesem Forum solch ein Gedankengut verbreitet, noch werde ich das in Zukunft tun. Ich akzeptiere aber diese Vulgarisierungsprozesse aber, denn wer harsch über die Vulgarisierung von Religion urteilt, der sollte daran denken, daß solche Anpassungen im Frühstadium aller Religionen stattgefunden haben. Ich bin sicher, daß die religiösen Anleihen bei der Sekte der Essener den Anhängern der Zoroasterreligion wie naive Vulgarisierungen vorgekommen sind. Und doch beeinflußten diese assimilierten Gedanken die jüdische Kosmologie und schließlich die Ausformung der christlichen Theologie. Die letzte Gültigkeit religiöser Gedanken ergibt sich nicht aus ihrer Herkunft, sondern daraus, was sie für die Gläubigen bedeuten. Kurz gesagt: Modifizierte religiöse Begriffe, die sich den Bedürfnissen ihrer Benutzer angepaßt haben, mögen Vulgarisierungen sein, sind deswegen jedoch nicht zwangsläufig falsch.
So, jetzt kommen wir zum eigentlichen Problem: Der funktional-analytische soziologische Gesichtspunkt wird jedoch nicht von allen geteilt. Einige Intellektuelle hier im Forum fühlen sich beleidigt, weil ihrer Ansicht nach die Reinheit des Stils verletzt wird. Andere stehen zutiefst erschrocken vor angeblichen Verletzungen der Logik. Und wieder andere machen sich lustig über unschuldige Glaubensvorstellungen, die nicht auf intellektueller Einsicht basieren.
Meine Einsichten und Erkenntnisse sind vernünftig, da ich immer wieder in meinem Leben versucht habe, die Dinge so klar und deutlich wie möglich auszusprechen und zu erkennen, auch wenn es mir Schmerzen und Enttäuschungen bereitet hat. Mein Vater wollte, dass ich Naturwissenschaftler werde, ich bin meiner inneren Berufung aber gefolgt, habe mich in Schriften aus der mittelalterlichen Denkwelt versenkt, habe mich gewehrt, mich in diese neumoderne, technische, industrielle Welt anzupassen. Jeder, der in meine Beratungspraxis kommt, bekommt eine Beratung, die einem Menschen (!) gebührt, er wird von mir nicht als Evolutionsprodukt gesehen, sondern als Geistwesen und ich achte ihn und erkenne seine Menschenwürde. In der Bibel, in Psalm 8, steht’s: „Ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, daß du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.“ Das ist eine unglaubliche Aussage. Wir Menschen sind wenig geringer gemacht als Gott. Mir vorzuwerfen, ich sei psychisch krank, ist eine Frechheit sondergleichen. Nur weil ich die Dinge erkenne und klar ausspreche, so wie sie sind, und die Dinge auch beim Namen nenne, es aber einigen hier in diesem Forum aufgrund ihres „Ach-so-toleranten“, oberflächlichen, neuzeitlichen Denkens nicht passt. Keinesfalls verbreite ich hier nationalsozialistisches Gedankengut, und außerdem kann ich nichts für meinen Namen. Das muss wohl jeder einsehen. Ich habe nur ein schlechtes Beispiel gewählt. Ich wollte nur aufzeigen, dass jeder Mensch, das Recht hat, das zu tund, wozu er vom Himmel bestimmt wurde oder aber auch das Falsche zu tun. Nicht, dass ich jetzt falsch verstanden werde: Es war nicht Hitlers Bestimmung, Millionen von Juden zu vergasen. Er hätte die Dinge beim Namen nennen sollen, er hätte den Antisemitismus artikulieren sollen. Der Antisemitismus an und für sich ist ja schon irgendwie etwas Sonderbares, er zieht sich dahin über viele, viele Jahrhunderte. Er wäre ein Orientierer gewesen, laut Bestimmung (welche sich im Horoskop ablesen lässt). Ja, er hätte Menschen orientieren sollen. Dass er es dennoch vermasselt hat und das Falsche getan hat, ist seine Berechtigung. DAS habe ich gemeint mit Berechtigung in einer meiner letzten Beiträge. Der Mensch hat das Recht, das Falsche zu tun. Er kann auch zum Mond hinauffliegen oder zum Mars, das ist genauso falsch und er kann auch menschliche Klone herstellen, das ist auch falsch. Meinetwegen sollen sie künstliche Organe im Labor produzieren und dann den Menschen einbauen, auch das ist falsch. Genau so, wie wenn ein Klon von einem Menschen hergestellt wird, nur um ein Organ eines Kindes dann zu haben. Auch wenn das alles himmelschreiende Sünden sind: Der Mensch hat die Berechtigung dazu. Wir Menschen sind hier auf der Welt, um Sünden vergänglich zu machen. Wir haben in den Apfel der Vergänglichkeit gebissen, wir sind hier in einer polaren, endlichen Welt und wir werden zeitlebens mit Problemen konfrontiert. Auch wenn wir schwer sündigen und sogar Todsünden begehen, dennoch reuevoll im Geiste Gottes sterben, meine ich, dass er uns doch nicht in die Hölle wirft, sondern Mitleid und Erbarmen mit unserem begrenzten menschlichen Dasein hatte, unsere Verfehlungen erkannte und Einsicht mit uns hat. Bei Johannes besteht Sünde nur darin, nicht an den einen Gott zu glauben. Wenn ich also im Geiste Gottes sterbe, egal, wie mein Leben früher ausgesehen hat, werde ich an der Himmelspforte Einlass finden. Wir können nicht so tun, also wäre alles rein und edel auf der Welt, wenn es die nicht gäbe, die sündigen. Die Sünde ist halt auch mal auf der Welt und der Mensch muss sie leben, früher oder später wird er damit konfrontiert. Ich kann euch was empfehlen: Lest „Die Elexiere des Teufels“ von Hoffman. Dann werdet ihr genau mit diesem Thema konfrontiert und vielleicht werdet ihr dann eure moralischen Vorstellungen über Bord werfen können.
Ich will nochmals die Worte eines großen Gelehrten und Humanisten hier wiedergeben:
„Wer nicht zu sündigen wagt, begeht die größte Sünde.“
Erasmus von Rotterdam
Mit freundlichen Grüßen