Hi!
Um es mal zu erklären:
Noten für die mündliche Mitarbeit werden nunmal nach der
Mitarbeit gegeben. Sonst hießen sie auch anders!
Ja, klar, sie können doch aber nicht die Gesamtnote am Ende des Schul(halb)jahres ausmachen, sondern dürfen nur eine Teilnote darstellen.
Es wird benotet wie ein Schüler sein Wissen sinnvoll und
verständlich einbringt, ob er interesse zeigt indem er
Zusammenhänge geklärt wissen will (besonders in Geschichte)
und ob er in der Lage ist den Stoff verfolgen zu können.
Im Idealfall - ja. Ich kenne es aus meiner eigenen Erfahrung allerdings so, dass damit in erster Linie einfach nur die Anzahl der Meldungen benotet wird - egal, wie sinnvoll diese Meldungen ist.
Hinzu kommt, dass jeder Schüler eine individuelle Lernstrategie entwickelt. Ich war auch immer eher ruhig im Unterricht, was aber nicht gleich heißt, dass ich die Zusammenhänge nicht geklärt wissen wollte oder gar nicht in der Lage war, den Stoff zu verfolgen! Natürlich interessierten mich nicht ALLE Fächer, aber wenn mich etwas interessierte, dann kaufte ich mir zusätzliche Bücher dazu, recherchierte im Internet und in der Bibliothek oder diskutierte darüber im privaten Kreis (z.B. mit meinen Eltern). In meinen LK-Fächern später habe ich zusätzlich an Olympiaden teilgenommen bzw. eine Jugend-forscht-Arbeit gemacht, war also durchaus interessiert. Dennoch habe ich mich kaum im Unterricht gemeldet. Anfangs wegen Angst/Schüchternheit, später, weil ich das Unterrichtsgespräch häufig für sinnlos hielt (weil ich vorgearbeitet hatte) bzw. ich stellte keine Nachfragen, weil ich viele Lehrer als inkompetent erlebt habe (ich hab’s mit Nachfragen versucht, es aber irgendwann gelassen, weil die Lehrer die Antwort häufig selbst nicht wussten). Hätte allein das eine 5 rechtfertigt? Hätte diese 5 auch nur annähernd etwas mit meinen Kenntnissen und meinem Interesse zu tun?
Hätte ich solche Lehrer wie die Tochter der Posterin gehabt, wäre ich vermutlich mit lauter Fünfen auf der Realschule gelandet. Stattdessen habe ich mein Abi an einem Spezialgymnasium mit 1,7 gemacht, bin über ein Auswahlverfahren (das nicht nur über die Schulnoten ging, sondern auch ein Auswahlgespräch [–> Präsentation der eigenen Meinung/Kenntnisse, die angeblich durch Mitarbeit vermittelt werden] und die Berücksichtigung außerschulischer Aktivitäten beinhaltete) unter die 45 von ca. 500 gekommen, die hier für den Studiengang ausgewählt wurden und studiere nun erfolgreich. Zum Glück haben meine Lehrer anders gedacht als du.
Ich finde diese Note sehr sinvoll. Schließlich wird damit das
Durchsetzungsvermögen geschult und die Fähigkeit seine Meinung
vor einer Gruppe vorzustellen.
Ja, man lernt es dadurch, aber Nicht-Melden bedeutet andersherum nicht, dass man seine Meinung nicht präsentieren kann.
Man sollte ebhen nicht nur die
Verkopfung und Verschulung („sie weiß es doch…“) fördern
sondern auch die Individualität formen.
Ja, eben, und Individualität heißt NICHT, dass alle Schüler sich gleich verhalten müssen, wenn sie etwas wissen / nicht wissen bzw. sich für etwas interessieren oder nicht.
Und ich könnte richtig wütend werden, wenn hier frustrierte
Eltern behaupten mann müsse nur „dummschwätzen“ um eine gute
Note zu bekommen. Wahrscheinlich sind eben diese Schüler
eangagiert und bringen den Unterricht mit ihren Ideen weiter.
Ich habe das Gefühl, du kannst dich nur schlecht an deine Schulzeit erinnern, obwohl sie gar nicht so lang zurückliegen dürfte… Theoretisch mag das so sein, in der Praxis waren häufig gerade die Mitschüler, die am aktivsten mitgearbeitet haben, diejenigen, die zu Hause gar nichts für die Fächer taten, dementsprechend schlechte Arbeiten schrieben und ihre Note durch die vielen Meldungen im Unterricht ausglichen, weil man für die Unterrichtsdiskussion häufig keine speziellen Kenntnisse benötigte, sondern Allgemeinwissen ausreichte.
Ihr seid doch nicht in der Klasse dabei und glaubt mir eure
Kinder erzählen was das angeht nie objektiv!
Ah ja… Schöne Verallgemeinerung.
Ich hab dann echt das Gefühl euch wäre es lieber wenn wir
wieder in das stumpfe Auswendiglernen der Zeit vor Humboldt
kämen.
Weniger melden bedeutet nicht stumpf auswendig lernen. Zwar wird an deutschen Schulen (v.a. in Westdeutschland bzw. von Lehrern, die diese Ausbildung genossen haben) sehr viel Wert auf Mitarbeit gelegt, dennoch zeigt die Pisa-Studie, dass deutsche Schüler nur auswendig lernen. Wie das wohl zustande kommt?
Man kann doch nicht einfach Jahrzehnte von
Evaluationserkenntnissen verwerfen nur weil man keine Ahnung
hat aber meint es besser zu wissen!
Wenn diese „Evaluationserkenntnisse“ in der Praxis völlig versagen, dann frage ich mich, warum man so lange an ihnen festhält. Auch viele Lehrer geben zu, dass die DDR-Schulbildung besser war. Dennoch hat man das westdeutsche Bildungssystem komplett übernommen. Warum?
Natürlich sollte die Gesammtnote nicht nur aus mündl.
Mitarbeit bestehen. Es sollten auch Tests gemacht werden
(wobei sich grade die Schüler am meisten gegen sowas währen-
selber Schuld!) oder einzelne Befragungen stattfinden.
Ja, eben, und in diesem Fall hat der Lehrer gegenüber der Mutter selbst zugegeben, dass er die Gesamtnote NUR aufgrund der mangelnden Mitarbeit vergeben hat.
Es wäre
aber trotzdem unfair einem Schüler der sich nie Meldet eine
eins zu geben- das ist doch Einsichtig, oder?
Nein. Die Gesamtnote in einem Fach soll die Kenntnisse und (Denk-)Fähigkeiten eines Schülers widerspiegeln. Wie der Schüler diese äußert (ob durch selbstständige mündliche Mitarbeit oder nicht), sollte egal sein.
Gruß,
Anja