Müssen Fische im Bio- Unterricht seziert werden?

Mein Sohn erzählte mir heute, dass in der nächsten Bio- Stunde ein echter Fisch seziert werden soll. Er meinte, das wird bestimmt ekelig. Ich dachte, diese Praxis sei inzwischen abgeschafft. Dies vorab: Ich habe keine Bedenken, dass mein Kind durch diese Sezierung „verrohen“ wird. Meine Bedenken habe ich bezüglich der Moral und der Ethik. Müssen Fische sterben nur damit 10 und 11jährige Kinder wissen, wie sie von Innen aussehen? Wenn es in der Klasse zur Partnerarbeit kommt, werden ca. 10 Fische benötigt, bei 2 Klassen sind es 20, bei 4 Schulen in unserer Stadt ca. 80 Fische, die für nichts und wieder nichts ihr Leben lassen!
Ich vermittle meinen Kindern immer wieder die Achtung vor anderen Lebewesen, so wird ein Käfer nicht einfach tot getreten und die Fliege, die sich in die Wohnung verirrt hat, wird zum Fenster hinausgejagt und nicht erschlagen. Auch im Ethik- Unterricht werden solche Werte vermittelt. Hat die Schule dann nicht eine Doppel- Moral?
Hat von euch schon jemand versucht unter dem philosophischen Aspekt, vielleicht auch unter Verwendung von Peter Singers Ansichten, einen Bio- Lehrer von seinem Vorhaben abzubringen? Ich würde mich sehr über eure Meinung freuen.
PS: Als die Sezierung vor langer Zeit auf meinem Stundenplan stand, fehlte ich an diesem Tag „krankheitsbedingt“. :wink:

Hallo,

Mein Sohn erzählte mir heute, dass in der nächsten Bio- Stunde
ein echter Fisch seziert werden soll. Er meinte, das wird
bestimmt ekelig.

Dachte ich beim gefrorenen Schweineauge auch…

Ich dachte, diese Praxis sei inzwischen
abgeschafft.

Nein, Sezierung gibt es noch an einigen Schulen.

Dies vorab: Ich habe keine Bedenken, dass mein
Kind durch diese Sezierung „verrohen“ wird. Meine Bedenken
habe ich bezüglich der Moral und der Ethik.Müssen Fische
sterben nur damit 10 und 11jährige Kinder wissen, wie sie von
Innen aussehen?

Ich könnte jetzt auch die Frage stellen, warum Menschen nicht gegen Massentierhatung und abschlachten von Tieren unter unwürdigsten und tierquälerischsten Bedingungen… es gibt einige, aber sicherlich nicht sehr viele…
Nunja, könnte man auch Ärzte verurteilen, dass sie an toten Menschen sich anlernen oder das Metzger ein Schwein in der hälfte durchschneidet und die Organe entnimmt oder eben auch Biologen tote Fische auf Krankheiten etc. untersuchen… es gehört auch in unsere Gesellschaft.
Wenn es aber für sie schlimm ist oder für ihre Kinder, können sie mit der Lehrerin möglichst Wochen vorher darauf ansprechen, dass ihre Kinder das nicht machen wollen/sollen, aufgrund ihrer Gründe.

Wenn es in der Klasse zur Partnerarbeit kommt,
werden ca. 10 Fische benötigt, bei 2 Klassen sind es 20, bei 4
Schulen in unserer Stadt ca. 80 Fische, die für nichts und
wieder nichts ihr Leben lassen!

Die, wahrscheinlich eigenerstellte Hochrechnung, bezweifel ich sehr.

Ich vermittle meinen Kindern immer wieder die Achtung vor
anderen Lebewesen, so wird ein Käfer nicht einfach tot
getreten und die Fliege, die sich in die Wohnung verirrt hat,
wird zum Fenster hinausgejagt und nicht erschlagen. Auch im
Ethik- Unterricht werden solche Werte vermittelt. Hat die
Schule dann nicht eine Doppel- Moral?

Biologie ruft nicht zum Morden auf, sondern forscht an der Entstehung und Funktionsweise der Natur. Dazu gehört auch der Körper der Säugetiere und meiner Meinung nach gehört auch Praxis zum sehr theoretischen Unterricht. Theorie und Praxis sind 2 verschiedene Welten, die in jedem Bereich existieren und unverzichtbar sind.

Hat von euch schon jemand versucht unter dem philosophischen
Aspekt, vielleicht auch unter Verwendung von Peter Singers
Ansichten, einen Bio- Lehrer von seinem Vorhaben abzubringen?
Ich würde mich sehr über eure Meinung freuen.
PS: Als die Sezierung vor langer Zeit auf meinem Stundenplan
stand, fehlte ich an diesem Tag „krankheitsbedingt“. :wink:

Wie gesagt, mit der Lehrerin reden, ob die Kinder das mit machen müssen oder du gibst deinen Kindern einen „Blaumachschein“, wobei reden die bessere Lösung wäre.

mfg,

Hanzo

Hallo!

Ich habe noch nie einen Bio-Lehrer versucht davon abzubringen. Im Gegenteil: Ich bin selber einer und habe schon in drei Klassen Fische seziert.

Mein Sohn erzählte mir heute, dass in der nächsten Bio- Stunde
ein echter Fisch seziert werden soll. Er meinte, das wird
bestimmt ekelig.

Viele Schüler werden das als eklig empfinden, und gerade deswegen finde ich es wichtig. Den eigenen Ekel zu überwinden ist nämlich ein ganz wesentliches Lernziel dabei. Der Fisch selbst ist ja nicht eklig, er ist ein wunderbares Lebewesen. Was sich davor ekelt, das sind wir Menschen, weil wir einen so entfremdeten Umgang mit der Natur haben. Gerade dadurch, dass wir uns mit Lebewesen (auch mit toten Lebewesen) auseinandersetzen, lernen wir Respekt vor ihnen zu haben. Diese psychosozialen Lernziele waren für mich, wenn ich es gemacht habe, immer mindestens ebenso wichtig (wenn nicht wichtiger) als das Wissen um die Anatomie des Fisches.

Meine Bedenken
habe ich bezüglich der Moral und der Ethik. Müssen Fische
sterben nur damit 10 und 11jährige Kinder wissen, wie sie von
Innen aussehen?

Nein. Sie müssen sterben, damit die Kinder einen Einblick in die wunderbare Natur erhalten und mit ihr in Berührung kommen (durchaus jeweils wörtlich). Man kann die Anatomie auch an einem Plastikmodell erlernen. Das ersetzt aber nicht den direkten Kontakt. Ich kann auch die Ökologie das Waldes aus dem Buch erlernen, aber das ersetzt auch keinen Lerngang durch einen real existierenden Wald.

Wenn eine Forelle zu diesem Zweck getötet wird, dann steckt dahinter eine wesentlich höhere Moral und Ethik als hinter der Produktion von Fischstäbchen.

Und übrigens: Die Fische, die ich seziert habe, kamen danach bei mir zu Hause in die Pfanne. Es ist also kein einziger Fisch „nur“ für die Anatomie gestorben.

Wenn es in der Klasse zur Partnerarbeit kommt,
werden ca. 10 Fische benötigt, bei 2 Klassen sind es 20, bei 4
Schulen in unserer Stadt ca. 80 Fische, die für nichts und
wieder nichts ihr Leben lassen!

Ich habe noch von keinem Lehrer gehört, der Fische in Partnerarbeit sezieren lässt (jedenfalls nicht in der Unterstufe). In der Lehrer wird die Klasse nach vorne rufen und selbst die Sektion am Lehrerpult vornehmen.

Ich vermittle meinen Kindern immer wieder die Achtung vor
anderen Lebewesen, so wird ein Käfer nicht einfach tot
getreten und die Fliege, die sich in die Wohnung verirrt hat,
wird zum Fenster hinausgejagt und nicht erschlagen. Auch im
Ethik- Unterricht werden solche Werte vermittelt.

Das eine schließt ja das andere nicht aus. Außerdem - wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf - ist die Art von „Achtung“ vor Lebewesen eine sehr naive. Sie wird von Kindern sehr leicht verstanden: Tiere sind Lebwesen wie wir und wir dürfen sie deswegen nicht einfach umbringen. Wenn die Kinder aber älter werden, legen sie diese naive Weltsicht vielleicht ab. Sie verstehen, warum eine Fliege eben nicht mit einem Menschen vergleichbar ist. Sie legen ihr Mitgefühl für Tiere genauso ab wie ihren Glauben an den Weihnachtsmann und an den Osterhasen. Wenn sie bis dahin nicht gelernt haben, warum vermeintlich „primitive“ Lebewesen genauso wunderbar sind wie wir, werden sie dann diese Tiere bedenkenlos töten.

Hat die
Schule dann nicht eine Doppel- Moral?

Die wahre Doppelmoral besteht darin, Schülern diese vielleicht schmerzhafte Erfahrung zu ersparen und trotzdem Fisch zu essen.

PS: Als die Sezierung vor langer Zeit auf meinem Stundenplan
stand, fehlte ich an diesem Tag „krankheitsbedingt“. :wink:

Vielleicht hättest Du dieses Posting nicht geschrieben und vielleicht würdest Du zu Deinem Sohn jetzt sagen: „Das ist total spannend! Ich erinnere mich noch gut daran, als unser Bio-Lehrer das mit uns damals gemacht hat. Anfangs haben wir uns noch geekelt, aber dann …“ wenn Du damals nicht „krank“ gewesen wärst.

Michael

Hallo Cora,

Mein Sohn erzählte mir heute, dass in der nächsten Bio- Stunde
ein echter Fisch seziert werden soll. Er meinte, das wird
bestimmt ekelig.

und

PS: Als die Sezierung vor langer Zeit auf meinem Stundenplan
stand, fehlte ich an diesem Tag „krankheitsbedingt“. :wink:

lässt mich fragen: Findest Du das ekelig oder Dein Sohn? Wenn Dein Sohn sagt, es sei ekelig, kann das auch durchaus bedeuten, dass er Dir gefällig sein will, auch wenn er das eigentlich spannend finden würde.

Daher möchte ich Dich dazu anregen, dass Du darüber nachdenkst, ob Du nicht zuviel von Dir in Deinen Sohn hineininterpretierst.

Grüße,

Karin

Hallo,

da darf man dann aber fragen wo in welchem Lehrplan das Überwinden von Ekel beim sezieren von Tieren als Lernziel oder angestrebte Kompetenz gefordert wird.
Nicht dass ich Zimperlichkeiten als besonders schützenswert ansehe, aber wenn du das als so wichtigen Effekt darstellst, dann sollte es auch an prominenter Stelle gefordert werden, sonst können sich Schüler/innen mit Recht dagegen wehren.

Gruß
Werner

Hallo!

da darf man dann aber fragen wo in welchem Lehrplan das
Überwinden von Ekel beim sezieren von Tieren als Lernziel oder
angestrebte Kompetenz gefordert wird.

Ich bin zwar nicht der Ansicht, dass ich als Pädagoge nur die Erziehungsziele verfolgen darf, die ausdrücklich im Bildungsplan genannt sind, aber ich kann dich beruhigen, auch das Überwinden von Ekel ist durch den Lehrplan gedeckt.

Aus dem Bildungsplan 2004 Baden-Württemberg fürs Gymnasium:

„1. Schülerinnen und Schüler gewinnen Lebenszuversicht, überwinden
mitgebrachte Ängste
, haben Freude am Lernen, …“

Ja, ich weiß, da steht nichts vom Sezieren eines Fisches.

Aber im selben Bildungsplan liest man in den Leitgedanken für das Fach Biologie:

„Der Biologieunterricht ermöglicht den Schülerinnen und Schülern
die unmittelbare Begegnung mit Lebewesen und der Natur. […] Auf der Basis einer angemessenen Artenkenntnis entwickeln sie eine Wertschätzung für die Natur, denn man schätzt nur was man kennt.“

Ich bin wahrlich kein Fan dieses Bildungsplans, aber unter Bio-Lehrern wirst Du nicht allzuviele finden, die meine Meinung nicht teilen - vermute ich.

Michael

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Hallo!

Ich bin zwar nicht der Ansicht, dass ich als Pädagoge nur die
Erziehungsziele verfolgen darf, die ausdrücklich im
Bildungsplan genannt sind, …

Wie du es dargestellt hast, handelt es sich hier aber um ein deiner Meinung nach zentrales Ziel dieses Unterrichts. Da sollte das wohl nicht im Bereich der mehr oder weniger willkürlichen Werthaltung des einzelnen Lehrers bleiben.

„1. Schülerinnen und Schüler gewinnen Lebenszuversicht,
überwinden
mitgebrachte Ängste
, haben Freude am Lernen, …“

Ja, ich weiß, da steht nichts vom Sezieren eines Fisches.

Hmm, vor allem steht da nichts von Ekel.
Ekel und Angst sind zwar beides grundlegende Affekte, die oft auch verschränkt auftreten, aber sie sind m. W. nicht das Gleiche.
Wenn wir das aber mal als zumindest ähnliches Problem annehmen, würde mich interessieren, wie das überwinden von Ekel herbeigeführt werden soll.
Durch bloße Konfrontation wird man wohl weder ausgeprägte Ängste noch Ekel überwinden, sondern unter Umständen verstärken.
Vielleicht liegt hier auch das eigentliche Problem des Fragers, dass er hier nicht angemessen herangeführt wird oder dies zumindest fürchtet.

Gruß
Werner

Guten Tag,

Hallo Cora,
lässt mich fragen: Findest Du das ekelig oder Dein Sohn? Wenn
Dein Sohn sagt, es sei ekelig, kann das auch durchaus
bedeuten, dass er Dir gefällig sein will, auch wenn er das
eigentlich spannend finden würde.

Daher möchte ich Dich dazu anregen, dass Du darüber
nachdenkst, ob Du nicht zuviel von Dir in Deinen Sohn
hineininterpretierst.

Grüße,

Karin

Hallo Karin,
vielen Dank für Deine Antwort.

„In der nächsten Bio- Stunde sollen wir einen Fisch sezieren, das wird bestimmt ekelig!“- so die Aussage meines Sohnes, als er nach Hause kam. Er wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, ob ich das auch so sehe.
Ich persönlich finde es auch nicht ekelig, mir fehlt in diesem Fall nur die Achtung vor anderen Lebewesen. Meiner Meinung nach gibt es genug Anschauungsmaterial, z. B. auch im Internet, die das Innenleben des Fisches darstellen.
Grüße Cora

Hallo Michael, vielen Dank für Ihre Antwort.

Ich habe noch nie einen Bio-Lehrer versucht davon abzubringen.
Im Gegenteil: Ich bin selber einer und habe schon in drei
Klassen Fische seziert.

Mein Sohn erzählte mir heute, dass in der nächsten Bio- Stunde
ein echter Fisch seziert werden soll. Er meinte, das wird
bestimmt ekelig.

Viele Schüler werden das als eklig empfinden, und gerade
deswegen finde ich es wichtig. Den eigenen Ekel zu überwinden
ist nämlich ein ganz wesentliches Lernziel dabei. Der Fisch
selbst ist ja nicht eklig, er ist ein wunderbares Lebewesen.
Was sich davor ekelt, das sind wir Menschen, weil wir einen so
entfremdeten Umgang mit der Natur haben. Gerade dadurch, dass
wir uns mit Lebewesen (auch mit toten Lebewesen)
auseinandersetzen, lernen wir Respekt vor ihnen zu haben.

Ob mein Sohn es wirklich eklig findet, wird sich wohl erst nach dieser Bio- Stunde heraus stellen. Es besteht ja auch die Möglichkeit, dass er es total spannend findet.

Diese psychosozialen Lernziele waren für mich, wenn ich es
gemacht habe, immer mindestens ebenso wichtig (wenn nicht
wichtiger) als das Wissen um die Anatomie des Fisches.

Ob man Fische aufschneiden muss, um die von Ihnen angeführten psychosozialen Lernziele zu erreichen, sei dahin gestellt. Ich fand auch Schlangen eklig, bis ich eine angefasst habe. Die durfte aber weiter leben…

Meine Bedenken
habe ich bezüglich der Moral und der Ethik. Müssen Fische
sterben nur damit 10 und 11jährige Kinder wissen, wie sie von
Innen aussehen?

Nein. Sie müssen sterben, damit die Kinder einen Einblick in
die wunderbare Natur erhalten…

…in dem Fall in eine tote Natur, zum Zwecke von…??? Die Anatomie des Fisches wurde ausreichend dokumentiert. Es besteht für mich keine Notwendigkeit, dies jedes Jahr auf`s Neue durchzuführen.

und mit ihr in Berührung kommen
(durchaus jeweils wörtlich). Man kann die Anatomie auch an
einem Plastikmodell erlernen. Das ersetzt aber nicht den
direkten Kontakt. Ich kann auch die Ökologie das Waldes aus
dem Buch erlernen, aber das ersetzt auch keinen Lerngang durch
einen real existierenden Wald.

(Vermutlich sehen Sie den folgenden Satz als weiteres Zeichen meiner Naivität…trotzdem kann ich ihn mir nicht verkneifen.) Wenn Sie mit Ihren Schülern in den Wald gehen, finde ich das richtig toll. Aber Sie werden wohl keinen Förster finden, der zu Lernzwecken einen Baum fällt, nur damit Schüler die Jahresringe zählen können. Da müsste schon ein ökologischer oder ökonomischer Sinn dahinter stehen.

Wenn eine Forelle zu diesem Zweck getötet wird, dann steckt
dahinter eine wesentlich höhere Moral und Ethik als hinter der
Produktion von Fischstäbchen.

Und übrigens: Die Fische, die ich seziert habe, kamen danach
bei mir zu Hause in die Pfanne. Es ist also kein einziger
Fisch „nur“ für die Anatomie gestorben.

Wenn es in der Klasse zur Partnerarbeit kommt,
werden ca. 10 Fische benötigt, bei 2 Klassen sind es 20, bei 4
Schulen in unserer Stadt ca. 80 Fische, die für nichts und
wieder nichts ihr Leben lassen!

Ich habe noch von keinem Lehrer gehört, der Fische in
Partnerarbeit sezieren lässt (jedenfalls nicht in der
Unterstufe). In der Lehrer wird die Klasse nach vorne rufen
und selbst die Sektion am Lehrerpult vornehmen.

Ich vermittle meinen Kindern immer wieder die Achtung vor
anderen Lebewesen, so wird ein Käfer nicht einfach tot
getreten und die Fliege, die sich in die Wohnung verirrt hat,
wird zum Fenster hinausgejagt und nicht erschlagen. Auch im
Ethik- Unterricht werden solche Werte vermittelt.

Das eine schließt ja das andere nicht aus. Außerdem - wenn ich
mir diese Bemerkung erlauben darf - ist die Art von „Achtung“
vor Lebewesen eine sehr naive. Sie wird von Kindern sehr
leicht verstanden: Tiere sind Lebwesen wie wir und wir dürfen
sie deswegen nicht einfach umbringen. Wenn die Kinder aber
älter werden, legen sie diese naive Weltsicht vielleicht ab.
Sie verstehen, warum eine Fliege eben nicht mit einem Menschen
vergleichbar ist. Sie legen ihr Mitgefühl für Tiere genauso ab
wie ihren Glauben an den Weihnachtsmann und an den Osterhasen.
Wenn sie bis dahin nicht gelernt haben, warum vermeintlich
„primitive“ Lebewesen genauso wunderbar sind wie wir, werden
sie dann diese Tiere bedenkenlos töten.

Warum sollten Kinder diese „naive Weltsicht“ ablegen? Wenn sie als Kinder nur deshalb andere Lebewesen nicht töten, weil Mama und Papa das sagen, schließt das doch nicht aus, dass sie diese Verhaltensweise für ihr weiters Leben übernehmen , nur mit einer anderen Begründung, nämlich der Achtung vor anderen Lebewesen.

Hat die
Schule dann nicht eine Doppel- Moral?

Die wahre Doppelmoral besteht darin, Schülern diese vielleicht
schmerzhafte Erfahrung zu ersparen und trotzdem Fisch zu
essen.

PS: Als die Sezierung vor langer Zeit auf meinem Stundenplan
stand, fehlte ich an diesem Tag „krankheitsbedingt“. :wink:

Vielleicht hättest Du dieses Posting nicht geschrieben und
vielleicht würdest Du zu Deinem Sohn jetzt sagen: „Das ist
total spannend! Ich erinnere mich noch gut daran, als unser
Bio-Lehrer das mit uns damals gemacht hat. Anfangs haben wir
uns noch geekelt, aber dann …“ wenn Du damals nicht „krank“
gewesen wärst.

Michael

Damals fehlte ich wirklich aufgrund des Ekels. Heute würde ich zu meinem Bio- Lehrer gehen und ihm sagen, dass er für mich keinen Fisch mitzubringen braucht, da ich zu der Stunde nicht erscheinen werde…und ich hätte für mich das gute Gefühl, einen Fisch gerettet zu haben, auch wieder naiv, ich weiß… (Es gab damals wirklich für jeden in der Klasse einen Karpfen- da soll noch einer sagen, in der DDR gab`s nichts. Karpfen waren wohl genug da!)
Viele Grüße
Cora

Hmm, vor allem steht da nichts von Ekel.
Ekel und Angst sind zwar beides grundlegende Affekte, die oft
auch verschränkt auftreten, aber sie sind m. W. nicht das
Gleiche.
Wenn wir das aber mal als zumindest ähnliches Problem
annehmen, würde mich interessieren, wie das überwinden von
Ekel herbeigeführt werden soll.
Durch bloße Konfrontation wird man wohl weder ausgeprägte
Ängste noch Ekel überwinden, sondern unter Umständen
verstärken.

Heutzutage ist doch alles eklig! Unter Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird der Begriff „eklig“ inflationär gebraucht. Meist noch „amerikanisiert“ begleitet von der passenden Tonlage und Aussprache, das „e“ auf 10-fache Länge gedehnt.
Eklig ist nicht nur der Fisch, eklig sind allerlei andere essbare und nicht essbare Sachen. Brokkoli ist eklig oder Grießbrei. Eklig ist aber auch, die falschen Klamotten anzuhaben und das Wetter zur Zeit ist auch eklig.

Vielleicht liegt hier auch das eigentliche Problem des
Fragers, dass er hier nicht angemessen herangeführt wird oder
dies zumindest fürchtet.

Die Fragerin fährt doch selber diesen Tripp. Wenn ein Heranwachsender sagt, das Fisch sezieren wird sicher eklig, dann ist das erst einmal ein daher gesagter Satz, der recht sicher noch nicht so emotional abwehrend besetzt ist, wie die Posterin es empfindet.

In meinen Augen ist der richtige Umgang damit: Ekel wird zugelassen, aber nicht hysterisch! Jeder probiert, wer wirklich ein Problem damit hat, kann von Weitem zugucken, im Extremfall den Raum verlassen.

Artenschutz…
Hi Cora,

was würdest Du lieber schützen: Störche oder Frösche, Menschen oder Cholera-Bakterien, Schafe oder Gras?

Gruss Marco

Mein Sohn erzählte mir heute, dass in der nächsten Bio- Stunde
ein echter Fisch seziert werden soll. Er meinte, das wird
bestimmt ekelig.

eben echt, nicht virtuell. Da riecht es schon mal und es wird glitschig

Ich dachte, diese Praxis sei inzwischen
abgeschafft. Dies vorab: Ich habe keine Bedenken, dass mein
Kind durch diese Sezierung „verrohen“ wird. Meine Bedenken
habe ich bezüglich der Moral und der Ethik. Müssen Fische
sterben nur damit 10 und 11jährige Kinder wissen, wie sie von
Innen aussehen?

ich wusste das bereits mit 5.
Habe meinem Großvater immer in der Küche meiner Großmutter beim Karpfenschlachten zugesehen … und jene Fische hinterher am Famileintisch verspeist, nachdem ich vorher der Großmutter das Töpfchen zum Blutrühren halten durfte.

Wenn es in der Klasse zur Partnerarbeit kommt,
werden ca. 10 Fische benötigt, bei 2 Klassen sind es 20, bei 4
Schulen in unserer Stadt ca. 80 Fische, die für nichts und
wieder nichts ihr Leben lassen!

hm,hm,hm. Ich habe am Freitag ungefähr 50 Sardinen geköpft und ausgenommen. Hätte auch nicht sein müssen, dass wir 6 Personen die mit Weißbrotfarce gefüllt, später gegrillt aßen.
Aber - ich wusste dank Großvaters Anschauungsunterricht genau, wie und wo ich mit dem Messer ansetzen musste!
(und dank meinem schulischen Bio-Unterricht wüsste ich das beim Maikäfer)

Ich vermittle meinen Kindern immer wieder die Achtung vor
anderen Lebewesen, so wird ein Käfer nicht einfach tot
getreten und die Fliege, die sich in die Wohnung verirrt hat,
wird zum Fenster hinausgejagt und nicht erschlagen.

sehr lobenswert. Dennoch kann zumindest ein kleiner Einblick ins Schlachtgeschäft gerade deswegen nicht schaden. Sollte Dein Sohn danach Vegetarier werden - gut für ihn!

Auch im
Ethik- Unterricht werden solche Werte vermittelt. Hat die
Schule dann nicht eine Doppel- Moral?

Wer Tiere isst, tötet.
Punkt.
Der Schlachtvorgang wird heute weitgehend an „Fachpersonal“ ausgeklammert und selbst das Zerlegen findet meist nicht mehr in der eigenen Küche statt. Da finde ich es nur allzu nötig, solche Dinge wenigstens in einem quasi neutralen Zusammenhang im Biologieunterricht zu vermitteln.

Hat von euch schon jemand versucht unter dem philosophischen
Aspekt, vielleicht auch unter Verwendung von Peter Singers
Ansichten, einen Bio- Lehrer von seinem Vorhaben abzubringen?

Nein und würde ich auch nicht.

Ich würde mich sehr über eure Meinung freuen.
PS: Als die Sezierung vor langer Zeit auf meinem Stundenplan
stand, fehlte ich an diesem Tag „krankheitsbedingt“. :wink:

Du hast Dich um eine Erfahrung gebracht.
Vergiss nicht: Erfahrungen muss man nicht mögen.
Aber es ist ganz wichtig, dass man sie macht!
Du hast keine eigene Seziererfahrung, deshalb kannst Du Deinen Sohn jetzt auch nicht im voraus beruhigen.

viele Grüße
Geli

In der DDR haben wir auch Fische seziert. Natürlich später noch anderes wie Schweineherz, Rinderauge usw. Wer nicht damit klarkommt, wird das Wissen und Verständnis bekommen.

Hallo Cora,

Meiner Meinung
nach gibt es genug Anschauungsmaterial, z. B. auch im
Internet, die das Innenleben des Fisches darstellen.

Im Internet gibt es auch genug Mädels, die dein Sohn sich später ansehen kann. Auf einschlägigen Seiten auch recht detailliert, von halb-innen :wink:

Damit er keinem echten Mädel weh tut…

Mal im Ernst, hälst du das wirklich für dasselbe ?
Es gibt nun mal auch unschöne sinnliche Erfahrungen.
Die kannst du ihm auf Dauer sowieso nicht ersparen.
LG
Eine, die dem Huhn, das sie essen will, auch mal selber den Kopf abhackt. Wenn meine Moral mehr Leute hätten, würde viel weniger Fleisch gegessen…

Hallo!

Nur so nebenbei: Wieiviele virtuelle Identitäten hast Du denn hier so?

Ob mein Sohn es wirklich eklig findet, wird sich wohl erst
nach dieser Bio- Stunde heraus stellen. Es besteht ja auch die
Möglichkeit, dass er es total spannend findet.

Stimmt. Es ist übrigens sogar möglich (vielleicht sogar wahrscheinlich), dass er im Nachhinein prahlt, wie eklig er es fand und insgeheim fand er es doch ganz spannend…

Meine Bedenken
habe ich bezüglich der Moral und der Ethik. Müssen Fische
sterben nur damit 10 und 11jährige Kinder wissen, wie sie von
Innen aussehen?

Nein. Sie müssen sterben, damit die Kinder einen Einblick in
die wunderbare Natur erhalten…

…in dem Fall in eine tote Natur, zum Zwecke von…??? Die
Anatomie des Fisches wurde ausreichend dokumentiert. Es
besteht für mich keine Notwendigkeit, dies jedes Jahr auf`s
Neue durchzuführen.

Es sind aber jedes Jahr neue Schüler. Es ist einfach ein Unterschied, ob man das reale Objekt beobachtet, das maßstäbliche Modell, die Abbildung oder nur einen erklärenden Text. Warum macht man denn in Physik Versuche, die zu einem Großteil „schief gehen“? Das könnte man doch auch alles viel besser simulieren und animieren. Nein, die Realerfahrung ist durch nichts zu ersetzen - da beißt die Maus keinen Faden ab!

Ich bin der Meinung, dass dies die Sektion eines Fisches im Bio-Unterricht rechtfertigt.

(Vermutlich sehen Sie den folgenden Satz als weiteres Zeichen
meiner Naivität…trotzdem kann ich ihn mir nicht verkneifen.)
Wenn Sie mit Ihren Schülern in den Wald gehen, finde ich das
richtig toll. Aber Sie werden wohl keinen Förster finden, der
zu Lernzwecken einen Baum fällt, nur damit Schüler die
Jahresringe zählen können. Da müsste schon ein ökologischer
oder ökonomischer Sinn dahinter stehen.

Das ist kein Vergleich. Jahrringe kann man auch sehen, ohne dafür einen Baum zu fällen.

Sie [die Schüler] legen ihr Mitgefühl für Tiere genauso ab
wie ihren Glauben an den Weihnachtsmann und an den Osterhasen.
Wenn sie bis dahin nicht gelernt haben, warum vermeintlich
„primitive“ Lebewesen genauso wunderbar sind wie wir, werden
sie dann diese Tiere bedenkenlos töten.

Warum sollten Kinder diese „naive Weltsicht“ ablegen?

Ich habe nicht gesagt, dass sie es sollten, sondern dass sie es tun.

Wenn sie
als Kinder nur deshalb andere Lebewesen nicht töten, weil Mama
und Papa das sagen, schließt das doch nicht aus, dass sie
diese Verhaltensweise für ihr weiters Leben übernehmen , nur
mit einer anderen Begründung, nämlich der Achtung vor anderen
Lebewesen.

Eben, aber auch diese Begründung muss man lernen und verinnerlichen. Meiner Meinung nach fördert die Auseinandersetzung mit dem realen Objekt diesen „erwachseneren“ Respekt vor dem Lebewesen. (Nur zur Klarstellung: „naiv“ hatte ich nicht auf Dich bezogen, sondern auf die Art und Weise, wie Kinder die Welt sehen).

Damals fehlte ich wirklich aufgrund des Ekels. Heute würde ich
zu meinem Bio- Lehrer gehen und ihm sagen, dass er für mich
keinen Fisch mitzubringen braucht, da ich zu der Stunde nicht
erscheinen werde…und ich hätte für mich das gute Gefühl,
einen Fisch gerettet zu haben, auch wieder naiv, ich weiß…
(Es gab damals wirklich für jeden in der Klasse einen Karpfen-
da soll noch einer sagen, in der DDR gab`s nichts. Karpfen
waren wohl genug da!)

Nochmal: Ich hatte gesagt, dass ich pro Klasse eine Forelle sezieren würde. Wenn man die Möglichkeit hat, die Klasse zu teilen, vielleicht auch zwei. Mehr nicht. Ich stimme vollkommen mit Dir überein, dass „ein Klassensatz“ Karpfen völlig übertrieben ist. Und ich habe auch gesagt, dass ich die Forelle anschließend noch für mich selbst zubereitet habe. Wenn man die Sektion sorgfältig und vorsichtig genug vornimmt, ist das durchaus hygienisch und der Fisch ist auch nicht allzusehr zerfleddert. Hätte ich die Forelle nur zum Essen und nicht zum Sezieren gekauft, dann wäre kein einziger Fisch mehr oder weniger gestorben, aber wir würden uns nicht darüber unterhalten.

Bist Du eigentlich Vegetarier?

Gruß, Michael

Hallo!

Wie du es dargestellt hast, handelt es sich hier aber um ein
deiner Meinung nach zentrales Ziel dieses Unterrichts. Da
sollte das wohl nicht im Bereich der mehr oder weniger
willkürlichen Werthaltung des einzelnen Lehrers bleiben.

Mit Verlaub: Unterrichtest Du nach Paragrafen oder nach Überzeugungen?

Ekel und Angst sind zwar beides grundlegende Affekte, die oft
auch verschränkt auftreten, aber sie sind m. W. nicht das
Gleiche.

Was soll denn diese Haarspalterei? Gibt es irgenwas, was ich unklar gelassen habe? Möchtest Du mir in irgendeinem Punkt widersprechen? Was ist los?

Durch bloße Konfrontation wird man wohl weder ausgeprägte
Ängste noch Ekel überwinden, sondern unter Umständen
verstärken.

Habe ich irgendwo den Eindruck erweckt, dass ich Schüler „nur konfrontiere“?

Vielleicht liegt hier auch das eigentliche Problem des
Fragers, dass er hier nicht angemessen herangeführt wird oder
dies zumindest fürchtet.

Meinst Du nicht, dass dann die Frage anders gelautet hätte? Ich habe sehr den Eindruck dass Cora die Fischsektion rundweg ablehnt, egal wie behutsam der Lehrer vorgeht.

Michael

Hallo,

Deine Beobachtung zur Ekelinflation mag richtig sein, ob sie aber hier zutrifft ist reine Spekulation.

Die Fragerin fährt doch selber diesen Tripp. Wenn ein
Heranwachsender sagt, das Fisch sezieren wird sicher eklig,
dann ist das erst einmal ein daher gesagter Satz, der recht
sicher noch nicht so emotional abwehrend besetzt ist, wie die
Posterin es empfindet.

Das ist eine mögliche Interpretation. Davon ausgehend müssten wir der gestellten Frage aber eigentlich gar nicht nachgehen.
Wenn wir also unterstellen es läge gar kein echter Ekel vor, wäre die Antwort einfach.

Gruß
Werner

Hallo Michael Bauer,

ich habe sachlich und nachvollziehbar argumentiert.
Deine Reaktion empfinde ich als völlig unangebracht.

Wenn dich etwas an meinen Ausführungen reizt, dann solltest du in dich gehen und fragen warum das so ist.

Wenn du mir die von dir postulierte zentrale Bedeutung der Überwindung von Ekel als Unterrichtsgegenstand, mit dem Auftrag Ängste zu überwinden begründest, dann solltest du nicht mir Haarspalterei vorwerfen, sondern selbst bemerken, dass die Begründung nicht stimmt.

Wir haben m. E. gar keinen tiefgreifenden Dissens (ich setze im Unterricht auch Tiere ein, wenn auch nur Teile davon). Ich trete aber hier lieber zurück bevor der Ton noch mehr leidet.

Gruß
Werner

Hallo Werner!

ich habe sachlich und nachvollziehbar argumentiert.

Tut mir leid, aber ich weiß nach wie vor nicht, was Dein Punkt ist.

Wenn du mir die von dir postulierte zentrale Bedeutung der
Überwindung von Ekel als Unterrichtsgegenstand, mit dem
Auftrag Ängste zu überwinden begründest, dann solltest du
nicht mir Haarspalterei vorwerfen, sondern selbst bemerken,
dass die Begründung nicht stimmt.

Ich habe nichts „postuliert“, sondern ich habe gesagt, was mir wichtig ist. Das Überwinden von Ekel ist kein Unterrichtsgegenstand, sondern ein Lernziel (Unterrichtsgegenstand ist nach wie vor die Anatomie der Fische). Ich habe es auch nicht mit dem Auftrag Ängste zu überwinden begründet, sondern damit, dass ich es für wichtig halte. Erst als Du nach der entsprechenden Formulierung im Bildungsplan gefragt hast, habe ich die Passage rausgesucht, die immerhin auch würdigt, dass das Überwinden von Ängsten ein pädagogischer Leitgedanke ist. Nun fängst Du eine Diskussion darüber an, ob Ekel unter dem Dächlein „Ängste“ stehen darf oder nicht. Das halte ich insofern für haarspalterisch, weil Du Dich hier an Begrifflichkeiten festbeißt statt klar zu sagen, was Du davon hältst, dass Kinder lernen, auch mit Dingen umzugehen, die ihnen zunächst unangenehm sind, und erkennen, dass der Körperbau der Fische mehr kann, als nur eklig zu sein.

Ich kann es nur wiederholen: Worauf willst Du eigentlich hinaus?

Ich fühle mich nicht angegriffen und ich wollte auch Dich nicht angreifen. Sorry, wenn Du das Gefühl hattest, dass ich überreagiert habe.

Wir haben m. E. gar keinen tiefgreifenden Dissens

Na dann ist ja gut…

Mit freundlichem Gruß,
Michael

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Hallo Michael,

Tut mir leid, aber ich weiß nach wie vor nicht, was Dein Punkt
ist.

Steht im Betreff.

Ich habe nichts „postuliert“, sondern ich habe gesagt, was mir
wichtig ist.

Dir ist aber klar was ein Postulat ist?

Den eigenen Ekel zu überwinden ist nämlich
ein ganz wesentliches Lernziel dabei.

Nach allem was ich erkennen kann ist das ein Postulat, das ich wagte als solches in Frage zu stellen:

Wo steht das?

… Ich habe es auch nicht mit dem Auftrag Ängste zu
überwinden begründet, sondern damit, dass ich es für wichtig
halte.

Ich habe darauf hingewiesen, dass im Konfliktfall Schüler und Eltern ein Recht darauf haben, dass ihnen die Unterrichtsinhalte und die damit angestrebten Ziele begründet werden und auch wenn dich das stören sollte ist „Mir ist das wichtig“ dazu nicht ausreichend.

Erst als Du nach der entsprechenden Formulierung im
Bildungsplan gefragt hast, habe ich die Passage rausgesucht,
die immerhin auch würdigt, dass das Überwinden von Ängsten ein
pädagogischer Leitgedanke ist.

Genau, ich hatte nach einer solchen Begründung gefragt.
Dass dies deiner Meinung entspricht habe ich nie in Zweifel gezogen. Ich bin sogar Grundsätzlich mit dir einer Meinung. Als Unterrichtsziel habe ich die Überwindung von Ekel allerdings noch nie selbst verfolgt und bin darum auch der Frage der Begründbarkeit noch nicht nachgegangen.

Nun fängst Du eine Diskussion darüber an,
ob Ekel unter dem Dächlein „Ängste“ stehen darf oder nicht.
Das halte ich insofern für haarspalterisch, weil
Du Dich hier an Begrifflichkeiten festbeißt …

Ich kann dir in deiner Großzügigkeit hier nicht folgen. Ich habe mich auch in keiner Weise festgebissen, sondern dich lediglich darauf hingewiesen, dass Angst und Ekel nicht das Gleiche sind (und insofern eine Begründung des Einen durch das Andere nicht funktionieren kann)
Ganz genau sagte ich:
Ekel und Angst sind zwar beides grundlegende Affekte, die oft auch verschränkt auftreten, aber sie sind m. W. nicht das Gleiche.
Wo beisse ich mich hier fest? Ich habe eher den Eindruck du springst hier ziemlich schnell auf die Palme und frage mich warum.

… statt klar zu sagen, was Du davon hältst, …

Warum sollte wichtig sein, was ich davon halte? Das hier ist kein Meinungsforum. Ich fürchte du hast mich gründlich missverstanden. Mein Anliegen war belastbare Grundlagen für solches Handeln benannt zu bekommen.

Ich kann es nur wiederholen: Worauf willst Du eigentlich
hinaus?

Letztlich müssen sich alle Lernziele schlüssig auf entsprechende Rechtsgrundlagen zurückführen lassen. Ob dir oder mir das passt oder welche Meinung wir dazu haben, ist im Konfliktfall irrelevant.
Auch wenn ich deine Position verstehe und persönlich keinen Streit über die grundsätzliche Angemessenheit eines solchen Unterrichtes anfangen würde, so würde glaube ich als Advocatus diavoli deine Begründung leicht zu zerpflücken sein.

Gruß
Werner