Multikulti (gehört schon zum Zitat)

hat eigentlich noch nie funktioniert, sondern nur von der Substanz gelebt, die der homogene Nationalstaat über Jahrhunderte hinweg unter unsäglichen Mühen aufgebaut hat.

Und weiter:

Immer mehr Bürger realisieren jetzt, wie ihnen das Land durch die Finger gleitet, und wie „Weltoffenheit“ und „Solidarität“ zur Chiffre für Heimatverlust und finanzielle Ausbeutung geworden sind.

Dieser Auszug aus einem Leserkommentar beschreibt m.E. sehr gut die Ursache oder Hintergründe der politischen und gesellschaftlichen Spaltung hierzulande.

Kann man die Aussage im ersten Absatz nicht ebenso auf die Multikulti-EU beziehen und damit festhalten, dass eine EU außerhalb wirtschaftlicher Zusammenarbeit keine Zukunft haben kann?

Franz

Der Link zum Artikel, m.E. ein Zuckerstückchen in der bitteren Medienwelt, aus welchem der Leserkommentar stammt:

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Gegenbeispiel: USA. Die ist nicht als homogener Nationalstaat aufgebaut worden, im Gegenteil.

Das der großartige, homogene Nationalstaat alles aufbaut und Multikulti es verwüstet ist natürlich eine Mär, ein Trugbild, eine verklärte Vergangenheit. Aber jeder braucht eben einen Sündenbock, kann ich verstehen.

Gruß,
Steve

Der homogene Nationalstaat kann gar nichts über Jahrhunderte hinweg aufgebaut haben, weil es den Nationalstaat - egal ob homogen oder nicht - noch gar nicht so wahnsinnig viele Jahrhudnerte lang gibt. Nein, auch nicht in Europa. Im Fall von Deutschland gibt es ihn beispielsweise erst seit 145 Jahren.

Dieser Auszug zeigt vor allem, dass es sehr viel mehr, sehr viel besseren Geschichtsunterricht geben sollte.

:paw_prints:

PS: Wegen eines internen Serverfehlers wurde mein Beitrag nicht gespeichert, das System weigert sich aber, ihn beim Zweitversuch zu akzepteren, weil er einem bereits geschriebenen Beitrag zu ählich sei. Deshalb füge ich jetzt ein völlig irrelevantes Postscriptum an.

War mein erster Gedanke beim Lesen des Kommentars. Und gleich wieder verworfen. Aus mehreren Gründen. Zum Beispiel die Entstehung der USA aus einer „homogenen“ Masse " Einwanderer". Die seinerzeitigen Ureinwohner wurden, sofern nicht ausgerottet, in Reservaten untergebracht. Die EU ist weitgehend ein künstliches Gebilde aus festen Nationalstaaten. Daher nicht vergleichbar m.E.

Franz

Siehe meine Antwort auf Steve. Ergänzend dazu: 145 Jahre weitgehend etablierte Nationalstaaten, mit ethnisch unterschiedlichen Wurzeln, erweisen sich aktuell als sehr stabil. Spaltung und Trennung. Sogar die wirtschaftliche Basis scheint ins Wanken zu geraten, wegen Griechenland und Co. sowie einem möglichen Brexit.

Franz

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Das der großartige, homogene Nationalstaat alles aufbaut und Multikulti es verwüstet ist natürlich eine Mär,…

Beispiel dafür?

USA wie gesagt mal ausgenommen. Oder Australien. Beide haben doch aus Einwanderern überhaupt erst Staaten gebildet.

Franz

Einen Zentralstaat nicht (lässt man das Reich von 919 an, oder das Heilige Römische Reich bis 1806, was entsprechend zergliedert war und andauernd neu angeordnet wurde oder den deutschösterreichischen Anteil der KuK-Monarchie hierzu einmal beiseite) , wohl aber gab es eine Nation mit gemeinsamer Sprache und regionenübergreifenden Gemeinsamkeiten an Kultur und anderem.

Hallo,

Du machst es Dir einfach. Indem Du die positiven Beispiele ausnimmst, bleiben nur die negativen Beispiele übrig. Das ist dann der „Beweis“, dass es nicht funktioniert.

Gruß
Jörg Zabel

Das Heilige Römische Reich war keineswegs ethnisch, religiös und/oder kulturell einheitlich. Und dass sich die darin lebenden Menschen als Angehörige einer Nation mit gemeinsamer Kultur verstanden und empfanden, ist schlicht und ergreifend unwahr - das stimmt ja mitunter heute noch nicht. Bis weit in die erwähnten 145 Jahre hinein sahen sich die Leute zuerst als Schwaben, Bayern, Sachsen, was auch immer und erst danach als Deutsche. Und auch eine gemeinsame Sprache über das Schriftdeutsche hinaus war lange nicht unbedingt gegeben; nicht wenige im Alltag gesprochene Dialekte waren für Uneingeweihte nahezu gänzlich unverstehbar.

Aber rein neugierdehalber:

Welche genau wären das deiner Ansicht nach? Mich interessieren dabei im Besonderen die, die es ausschließlich in Deutschland zu finden gibt.

:paw_prints:

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Daß sich der deutsche Nationalstaat durch sonderliche Stabilität ausgezeichnet habe, ist auch eher eine Mär. Bereits das Bismarckreich weist ernsthafte innere Konflikte auf vom Kulturkampf bis zur Zabernaffäre ; Weimar hatte lediglich fünf relativ ruhige Jahre, und was später kam kann man auch nicht als sonderlich stabil betrachten…

Hallo,

also USA sind nicht unbedingt das Positivbeispiel.

Es hat wenig mit Multikulti zu tun, wenn du in den Countys als Amtssprache Spanisch hast.
So zu finden in einer Menge Countys in den Grenzgebieten zu Mexiko.

Hallo,

Du verwechselst hier das in den USA nicht sonderlich gut funktionierende Prinzip „Melting Pot“ mit Multikulturalismus. Die USA müssen eine historische Sonderrolle einnehmen, weil sie auf einem „neuen“ Halbkontinent errichtet wurden. Unabhängig von den indigenen Völkern kam es zwischen den unterschiedlichen europäischen Nationalitäten (und auch späteren Migranten) zu mehr als einem Clash. Die USA werden als Willensnation bezeichnet. Eine, die übrigens sehr nationalistisch auftritt.

Der (segregative) Multikulturalismus, dauerhaft ohne Assimilationsdruck hingenommen, ist eine Gefahr für den Staat und sein Überleben insgesamt.

Vielleicht sollte man sich dieser Frage auch mal ohne aktuellen Bezug zur EU oder der Flüchtlingskrise nähern.

Gruß
vdmaster

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Hallo,

beides sind mindestens Schlagwörter, im Disput (derzeit) ganz schnell als Kampfbegriff verwendet.

Was soll schon Weltoffenheit sein? Ein Idiot, der mit Blumenkränzen einfach jeden begrüsst, der eine Staatsgrenze überquert? Oder das Gegenteil von Totalisolation? Keines von beidem hat es jemals in einem existierenden Staat zur 100%igen Ausformung gebracht. Damit ist Weltoffenheit schon immer ein Teil jeden Staates gewesen, nur mit unterschiedlicher Intensität betrieben. Das gilt für „failed states“ genauso wie für Südafrika (zu Zeiten der Apartheid), Deutschland oder Nordkorea.

Solidarität mit wem und wie weitreichend? Mit dem IS? Mit Herrn Breivik? Mit Kranken in D? Mit Armen in Venezuela? Mit Uiguren in China? „Solidarität“ ist für sich allein genommen kein (Mehr)Wert, sondern ein zielloses Statement.

So wie ein D von 1871 keine Zukunft haben konnte. Die EU ist keine Nation, kein Staat, nicht einmal eine Willensnation. Sie ist ein Konstrukt aus Nationalstaaten, deren Bevölkerung bereits über Generationen (in unterschiedl. Intensität) durchmischt wurde. Die pol. Zusammenarbeit ist nur auf wenige Handlungsebenen beschränkt und durch vertragliche Bindung hergestellt. Der Anteil an Supranationalität ist im Vergleich zu den Souveränitätsrechten der Einzelstaaten gering. Mit dem Konstrukt Multikulti hat die EU kaum bis gar nichts zu tun.

Gruß
vdmaster

Naja, es war mir schon klar, dass da eine Oberlehrertirade kommt. Ich weiß um die verschiedenen Völkerscharen im HRR. Eine feste Staatsform zu haben bedeutet nicht, dass darin keine Minderheiten wohnen. Es gibt sicher kein einziges Land in Europa, welches keine ethnischen Minderheiten hat.

Und es ist mir klar, dass es dir lieber ist Tohuwabohu zu veranstalten und keine Gelegenheit ungenutzt zu lassen, anderen auf den Zehen herumzutreten, als ein einziges Mal gut sein zu lassen.

Aber dennoch: Ludwig v. Beethoven . Bonn -> Österreich.
Bibelübersetzung. Luther (Mitteldeutschland) Verbreitet durch Buchdruck (erfunden glaube ich nicht in Mitteldeutschland)
Schlacht auf dem Lechfeld (etwas früher) : vereinigte Stämme gemeinsam gegen die Hungaren.

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Viel zu kurz und eng gedacht. Nur in juristischer Hinsicht (in den Aussenbeziehungen) könnte die dt. Reichsgründung 1871 als erster Nationalstaat bezeichnet werden. Tatsächlich war es aber ein Bund von Nationalstaaten, die schon viel länger existierten. Alles hängt von der Art ab wie man Nation definiert.
Und der Aufbau kann natürlich über Jahrhunderte erfolgt sein, da nirgends bei Null angefangen wurde.

vdmaster

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Hallo,

Um weiter zu diskutieren müssten wir erstmal eine einigermassen scharfe Definition von „Multikulti“ haben …

Gruß
Jörg Zabel

Tolle Forensoftware. Wird dem Praktikanten bestimmt auch in einem tollen Praktikumszeugnis bestätigt.

Du machst es Dir einfach. Indem Du die positiven Beispiele ausnimmst,

Nein. Ich hab jetzt zweimal erklärt, worin der Unterschied im geschichtlichen Werdegang zwischen Australien/USA einerseits und der EU andererseits liegt. Und auch in den tatsächlichen Verhältnissen unterscheiden sie sich gewaltig: Regierung beispielsweise.

Franz

Du verwechselst hier das in den USA nicht sonderlich gut funktionierende Prinzip „Melting Pot“ mit Multikulturalismus.

Nach Lesen der diversen Beiträge bin ich mittlerweile sehr sicher, dass

  • auf mein UP nicht eingegangen wird
  • mittlerweile eine Vermischung verschiedenster Antworten mir zugesprochen werden
  • die einfachsten Unterschiede zwischen einer USA oder Australien gegenüber einer EU völlig außer Acht gelassen werden

Ganz großes Seufz!!!

USA war niemals mein Thema!!!

Franz

Hallo,

der „homogene Nationalstaat“ ist für Europa eine Erfindung des späten 18. und frühen 19. Jhdts. Davor waren die meisten Staaten - vor allem in Mitteleuropa - multikulturell und die großen Imperien der Geschichte sowieso.
Elementare historische Grundkenntnisse sollte man schon haben, wenn man versucht, historisch zu argumentieren.

&Tschüß
Wolfgang