München: Ali oder David?

Hi,

ich bin etwas verwundert. Auf Zeit Online wird der Name des Amokschützen in München als „Ali S.“ angegeben, ebenso bei der New York Times. In allen anderen (deutschen) Medien ist stets von „David S.“ die Rede. Ich kann mir aber nicht so recht vorstellen, dass ZEIT online auf irgendeinen obskuren Fake- oder Alias-Account des Jungen hereingefallen sein sollte.
Kann sich jemand einen Reim darauf machen oder weiß Näheres darüber, was es mit dieser Diskrepanz auf sich hat?

Gruß, C.

Hallo,

auf n24 haben sie stets von „David Ali S. berichtet“. David klang wohl nicht muslimisch genug, eine andere Erklärung habe ich nicht.

Gruß
Christa

Stimmt doch gar nicht.
Bei fast allen großen deutschen Medien findet man „Ali S.“ oder „Ali David S.“, auch auf Zeit Online.


Die BILD schreibt sogar wieder mal den Nachnamen aus.

Erster und zweiter Vorname?

Gruß
F.

Wieso sollte sie auch nicht?

Vgl. Breivik, Mundlos, Atta usw.

Um den Jungen nicht in den Rang eines Märtyrers, eines Helden oder eines Götzen zu erheben. Wie sagte man noch seinerzeit sinngemäß im Album 2011: „ein Mann hat in Oslo und auf der Insel Utøya 77 Menschen getötet. Sein Name ist nicht wichtig.“

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Spätestens in vier Wochen stünde der Name ohnehin in Online-Enzyklopädien.

Der Pressekodex jedenfalls schützt den toten Täter nicht.

Ist mir beides klar. Ich würde es aber begrüßen, wenn man den Täter einer solchen Irrsinnstat nicht dadurch aufwerten würde, daß man ihn überall namentlich nennt. Im übrigen darf man auch an die Angehörigen sowohl des Täters als auch der Opfer nennen. Man muß es nicht mögen, wenn nach so einer Tat die Jagd auf jeden möglichen Interviewpartner eröffnet wird und dabei keine Rücksicht darauf nimmt, wie sehr dieser gerade durch Trauer, Scham oder Selbstvorwürfe belastet ist.

Laut SPON ist sein amtlicher Vorname ‚David‘, aber er nannte sich selber ‚Ali‘.

Lg,
Penegrin

Hallo C_Punkt,

würdest du es begrüßen, wenn man dann wieder überall: „Lügenpresse“ schreibt?

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Warum sollte man das schreiben?

Hi,

da hast Du recht. Ist mir leider aber erst hinterher aufgefallen, dass meine Aussage „alle anderen deutschen Medien“ natürlich Quatsch ist. Ich meinte vielmehr „alle anderen deutschen Medien, die ich täglich verfolge“.

Hi,

Damit bleibt aber immer noch die Frage, warum ein relativ seriös daherkommendes Medium, wie z.B. ZEIT online, anstatt des amtlichen Namens einen Fake- bzw. Kampfnamen nennt, den sich der Täter selbst gegeben hat.

Gruß, C.

Du kennst sicher Edson Arantes do Nascimento oder Képler Laveran Lima Ferreira. Nein? Wie wäre es mit Bernd Weidung, Herbert Ernst Karl Frahm oder Rosemarie Magdalena Albach?

Offenbar nannte er sich ja auch in der Schule ‚Ali‘, daher macht es Sinn, diesen Namen auch zu verwenden. Die Polizei sucht ja noch immer nach Hinweisen und es dürfte einige Leute geben, die mit seinem bürgerlichen Namen wenig anfangen können. Schaden kann es jedenfalls nichts, oder?

Lg,
Penegrin

Nachtrag: Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass den Medien (anfangs) nicht bewusst war, dass es sich bei ‚Ali‘ um einen Spitznamen handelt und sie ihn für einen amtlichen Vornamen hielten.

Wobei es den Medien mit diesen beiden (sehr emblematischen) Namen wohl schon auch um eine Art „framing“ der Geschichte ging.
„David S. erschießt acht Minderjährige mit Migrationshintergrund“ klingt halt ganz anders als „Der Terror hat München erreicht: Selbstmordanschlag durch Ali S,“

Daher aus meiner Sicht der richtige Schritt vieler Qualitätsmedien, quasi doppelt doppelt vom „Deutsch-Iraner Ali David S.“ zu schreiben.

Gruß
F.

Hi!

Vielleicht den Verwandten zu Liebe, die mit der Tat nun einmal nichts zu tun haben und angesichts der derzeitigen Stimmungsmache Einiger besser anonym blieben sollten?

VG
Guido

Das sind aber schon andere Hausnummern …

Wie C. schon schrieb, kann der S. ruhig als kleiner S. namenlos in die Geschichte eingehen, zweitens muss man das der Familie nicht auch noch antun, dass sie sich nun nirgendwo mehr als Sonboly vorstellen können.

Andere deutsche Medien schaffen es auch, das kann man auch der BILD abverlangen.

Gruß
F.

Es muß natürlich „denken“ heißen.

Sie fielen mir eben spontan ein.

Kopf in den Sand bzw. die Schriftzeichen von allen Wänden tilgen, wird aber ohnehin nicht funktionieren.
Für einen Andreas Lubitz musste ich jetzt extra googeln. Eltern von Mördern haben immer die Arschkarte gezogen, falls sie nicht (wie letzthin öfters bei Attentätern) an eine Verschwörung glauben (angeblich!!!).

Eben nicht. Man kann vielleicht erwarten, was im Pressekodex vereinbart wurde, wenn sich die Zeitung diesem angeschlossen hat. Aber (mit Fug und Recht) verlangen kann man gar nichts ausser der Einhaltung von Gesetzen.

Wäre er minderjährig gewesen, dann sähe die Sache (gem. Kodex) anders aus.

Gruß
vdmaster

Hi,

Das wird jetzt aber albern. Hättest du zur Veranschaulichung deiner Einlassung nicht wenigstens die Herren Illich Ramirez Sanchez oder Josef Dschugaschwili hernehmen können? Seltsam genug, dass du anscheinend einem 18-jährigen Schüler und Mörder dieselbe namenstechnische Behandlung wie einem Willy Brandt oder einer Romy Schneider zugestehst.

Gruß, C.