Wie ich zu der Anfrage stehe, habe ich schon geschrieben. Aber ich halte auch für einen nicht weniger schwierigen. (Vorsichtig formuliert) Ansatz, die Folgen des Gaffens auf Betroffene nicht nur zu relativieren, sondern, wie du es tust, sogar zu negieren. „Ganz andere Sorgen“ stimmt so nicht.
Abgesehen davon, dass auch ein bewusstloser Mensch Würde hat und die nicht einmal verliert, wenn er nicht mehr lebt, und diese Form, auf ein zu betrachtendes Objekt reduziert zu werden, genau diese Würde verletzt. Aus Erfahrung mit Menschen, die traumatisches Erleben aufarbeiten müssen, kann ich dir sagen, dass dieses Gaffen zu den ganz unangenehmen Faktoren gehört, die viel mit Scham, Ohnmacht, Kontrollverlust etc. zu tun haben. Als solche gehören sie zu jenen Faktoren, die beeinflussen, ob jemand unter Umständen eine Folgestörung mit Krankheitswert entwickelt.
Das meint nicht, dass das nur deshalb passiert, aber es ist ein relevanter Aspekt. Nicht ohne Grund entwickeln Rettungsdienste zahlreiche Maßnahmen, dergleichen zu verhindern.
Es ist in der beschriebenen Situation nicht das, was mir primär einfallen würde, auch weil zu sehr um die Ecke gedacht. Nicht um die Ecke gedacht ist aber der Ansatz, dass ein solcher Rettungseinsatz am Badesee weder zur Verärgerung noch zur Unterhaltung gedacht ist und sich Menschen, die das mitbekommen, möglichst so verhalten, dass sie gar nicht erst zu Zuschauenden werden. Völlig egal, was der Betroffene gerade im Kopf hat. Denn darüber zu urteilen und das zu negieren, finde ich jetzt nicht weniger strange, als das Ansinnen der Fragestellerin.