Hi!
Bedenke:
wieviele Gruppen gibt es, die Frauen teils offiziell teils aus
der Historie heraus ausschließen? (z.B Uni-Verbindungen,
Rotary-Club etc.)
Diese beginnen erst langsam, sich zu öffnen - auf Druck von
„Emanzen“.
Wieviel Frauen verdienen bei gleichem Job und gleicher
Ausbildung und gleicher Leistung (etc) wirklich genauso viel
Geld wie Männer?
Liegt der unterdurchschnittliche Anteil von Frauen in
Führungspositionen wirklich nur daran, daß sie Kinder kriegen?
Wieso gab es an der Uni einen Prof, bei dem die
Frauen-Durchfallquote weit höher lag als die der Männer (50%
der Frauen sind durchgefallen, aber nur 20% der Männer),
obwohl das bei anderen Profs ausgewogen war?
Wieso gibt es überhaupt so wenig Frauen als Professorinnen?
Du hast in jedem der genannten Punkte recht. Es gibt Gruppen, wo Frauen sich den Zugang erst erkämpfen mußten oder noch müssen. Es gibt noch immer eine für Frauen nachteilige geschlechtsbedingte Bezahlung in der Berufswelt. Der Anteil an Frauen in Führungspositionen entspricht nicht dem Bevölkerungsdurchschnitt. Und es gibt noch immer Professoren, die ihre Witzchen über Studentinnen in ihren Vorlesungen machen oder bei Prüfungen entsprechend filtern.
Über die Gründe - z.B. warum Frauen in Spitzenpositionen unterrepräsentiert sind - lässt sich trefflich streiten. Ein Punkt, der dabei m.E. stark vernachlässigt wird, ist die mangelhafte Bereitschaft von führungsfähigen Frauen, den Kampf gegen führungsfähige Männer aufzunehmen und vor allem durchzuhalten. Vielleicht (und dieses Vielleicht unterstreiche ich drei Mal) liegt es auch daran, dass Männer jede Form von Kampf eher annehmen als eine Frau. Ich persönlich halte es für eine Mär, dass Männer es auf dem Weg nach oben einfacher haben (99,9 % aller Männer machen nämlich auch keine Karriere, sondern bleiben entweder in den Startblöcken hängen und scheitern irgendwann recht jämmerlich auf ihrem Karriereweg). Um Führungskraft zu sein, braucht es Rasierklingen an den Ellenbogen, und man muss bereit sein, über Leichen zu gehen - gegebenfalls bis hin zur psychischen - und der eventuell daraus folgenden physischen - Vernichtung des Konkurrenten. Sind Frauen generell dazu bereit? Oder ist das gnadenlose Wegbeißen jeglicher Konkurrenz - auch und gerade unter Männern - der Grund, warum Frauen in Top-Positionen unterrepräsentiert sind? Mit anderen Worten: Gelangen mehr Frauen als Männer zu der Einsicht, dass der Preis für die Karriere zu hoch ist und streichen deshalb vorzeitig die Segel?
Eine Folge des Feminismus der letzte drei Jahrzehnte taucht in verschiedenen Artikeln immer wieder auf: das Fehlen männlicher Identifikationsfiguren für Jungen. Erst letzte Woche sind mir zwei Artikel - einer in der Tageszeitung, einer im „Spiegel“ - dazu untergekommen. Während an Schulen und Universitäten die Bildung zunehmend weiblich ist (im letzten Jahr waren 64 % der Schüler mit Abitur weiblichen Geschlechts, die Mehrzahl der Studienanfänger sind junge Frauen, und beide Zahlen steigen), während die Problemschüler weitestgehend Jungen sind. Schulabbruch und Verhaltensstörungen sind eindeutig männlich belegt.
Inzwischen glauben Wissenschaftler erkannt zu haben, wo die Ursache dafür liegt. Die Anzahl der Jungen, die fast ausschließlich durch Frauen erzogen werden, hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten deutlich zugenommen. Allein erziehende Mütter sind alles andere als eine Seltenheit (übrigens eine Folge der deutschen Rechtsprechung, wo es noch immer als Standard gilt, das Kind automatisch der Mutter zuzusprechen), im Kindergarten erfolgt die Betreuung durch Frauen, in der Grundschule sind 90% des Lehrpersonals Frauen, der Lehrerberuf an sich ist weiblich dominiert, auch an Realschulen und Gymnasien.
Verhaltensforscher haben festgestellt, dass Jungen, die in so einem Umfeld aufwachsen, auf dem Mangel an „männlichen Vorbildern“ entsprechend reagieren. Sie suchen sich ihre Helden in Computerspielen - und je härter, brutaler und blutiger die Spiele sind, um so mehr finden diese Spiele bei den Jungen Anklang. Während Mädchen ihre Umwelt erkunden und vom Leben und in der Schule lernen, hängen Jungen vor dem PC oder dem Videofilm. Eine der Folgen: Die Gewalt in den Schulen nimmt zu.
Nun kann man sicher fordern, dass mehr Männer sich für den Lehrerberuf entscheiden mögen, vorzugsweise an den Grundschulen. Oder das der Anteil der männlichen Betreuer im Kindergarten überproportional gesteigert werden muss. Und das vor allem Männer, gleich ob geschiedener oder unehelicher Vater, sich mehr um ihre Kinder kümmern sollen.
Doch damit allein ist es nicht getan. Was sollen Väter ihren Kindern vorleben in einer Gesellschaft, in der „männlich“ zum Unwort erklärt wurde? Wo jede Form des „männlichen“ Ausdrucks als Rücksprung in die Steinzeit angesehen wird. Wo Männer auf die Stufe einer Witzfigur reduziert werden (Schalte den Fernseher ein und schau dir die Werbung an. Es sind Männer, die zu blöd sind, eine Betonmischmaschine von einer Waschmaschine zu unterscheiden; es sind Männer, die in der Feinwaschmittelwerbung zu blöd sind, sich ein Hemd über den Kopf auszuziehen und statt dessen vor eine Glasscheibe knallen. Nichts repräsentiert das Meinungsbild über Männer so treffend wie die Werbung).
Wie soll also der Mann als männliches Vorbild für die Jungen von heute funktionieren, wenn die Gesellschaft „männlich sein“ mit negativen Attributen behaftet?
So lange die Rolle der Männer in einer neuen, für beide Geschlechter gleichberechtigten Gesellschaft nicht ernst genommen wird, hat die Emanzipation der Frauen versagt. Und der Feminismus bleibt nichts weiter als ein Kampf gegeneinander.
So,und jetzt könnt ihr mich zum ins-Bier-heulen in die nächste Kneipe schicken - das ist doch der übliche Spruch, der jetzt immer kommt.
Grüße
Heinrich