Auferweckung - Kurzübersicht
Hallo On4wheels,
jetzt sind wir wirklich inmitten der Dogmatik. Zum Thema Auferweckung gibt es grob gesagt drei kirchlich zulässige Richtungen:
jene, die sie synonym zur Auferstehung verwenden (die hatte ich nicht gemeint);
jene, die sie nicht als Auferstehung bezeichnen, jedoch auf Jesus anwenden: diese sind hier relevant;
schliesslich jene, die sie auch nicht als Auferstehung bezeichnen, jedoch nicht auf Jesus anwenden (dies ist die älteste Tradition).
Bei allen dreien geht es um ein sprachliches Problem, wie ist die Terminologie von „Auferstehung“ - „Auferweckung“. Dahinter steht die Frage, wie kann ich über Gott reden, die philosophische Antwort (kirchlich akzeptiert) lautet: in Analogien.
Es geht also um eine Theologie, die die Auferstehung Jesu (auch) als Auferweckung durch Gott Vater bezeichnet hat. In der heutigen Zeit ist bspw. Wolfhart Pannenberg nahe dieser Auffassung.
In der Geschichte sind praktisch sämtliche Kirchenspaltungen irgendwie mit diesem Thema verbunden.
Ist Jesus der Christus (was noch als christliche Grunddefinition gilt), ist Jesus synonym zu Gott Vater (Modalismus, Nestorianismus, nicht bibelkonform), ist Jesus der Gleiche aber nicht derselbe wie der Vater oder derselbe aber nicht der Gleiche (philosophisches Problem der Benennung der Dreifaltigkeit - bibel- und kirchenkonform), ist Jesus etwa gar Geschöpf (Arianismus) oder ist Jesus schlussendlich nur Mensch (diverse Richtungen der Gnosis) und umgekehrt Gott nur zum Schein Mensch geworden, ohne wirklich gelitten zu haben (Doketismus); diesen letzteren Richtungen ist gemeinsam, dass sie versuchen, mehr oder weniger stark die Brücke zum Judentum zu schlagen. Somit ist auch nicht verwunderlich, dass sie geographisch vor allem im Nahen Osten und unter besonders alten christlichen Gemeinschaften (manchmal ehemalige Judenchristen) zu finden sind.
Was dachten denn die Befürworter der Auferweckung, was Jesu Natur sei
einige sagen trotzdem göttlich, aber nicht genau gleich wie der Vater ist; biblisch kann das begründet werden durch 1 Kor 15,4 ff „Er ist auferweckt worden“ bzw. besonders Vers 28: „Wenn Ihm dann alles unterworfen ist, wird auch Er, der Sohn, sich Dem unterwerfen, Der Ihm alles unterworfen hat, damit Gott herrscht über alles und in allem“. Daher ist der Ausdruck „Auferweckung“ Jesu schonmal kirchlich zulässig, wenigstens wenn man diese Übersetzung der Bibel (Einheitsübersetzung) akzeptiert. Die Natur Jesu ist dann aber klar als göttlich anzunehmen. Diese Richtung ist zulässig neben der Richtung, die von „Auferstehung“ spricht, sofern letztere anerkennt, dass Jesus zum Vater betet, etwas nicht kennt, was der Vater kennt und vom Vater gesandt, also unterscheidbar ist.
Einige andere sagen: Er ist erstes Geschöpf. Das gilt zwar als Versuch eines Kompromisses mit den Juden, macht Jesus aber sowohl im Blick auf die Bibel als auch im Blick auf die Tradition (alte Konzilien) und das Lehramt entschieden zu klein. Diese Richtung spricht nicht explizit von Menschennatur, negiert aber das Göttliche.
Wieder andere sagen: Er ist einfach Mensch, nur eben ohne Sünde. Dem enspricht die christologisch akzeptierte Aussage „in allem uns gleich ausser der Sünde“. Da werden jedoch wiederum sämtliche biblischen und dogmatischen Aussagen, die Ihn nicht nur den Menschen gleich, sondern auch Gott gleich bezeichnen, aussen vor gelassen.
Die Streitfrage Auferweckung/Auferstehung ist eine terminologische. Die Frage nach der Wesensart bzw. der Natur Jesu ist indessen theologisch relevant dafür, wie sehr Jesus zu verehren ist und insbesondere ob Gott leiden kann. Diese Frage trennt von jeher weite Teile des Judentums von weiten Teilen des Christentums.
Gruss
Mike