Nachbarin mit Parkinson

Hallo,

ich hoffe, das hier ist die passende Kategorie. Falls nicht, bitte verschieben.

Eine Nachbarin, die mittlerweile Mitte 80 ist, ist nun sichtbar an Parkinson erkrankt. Sie lebt nach dem Tod des Mannes alleine in einem Einfamilienhaus und hat auch zur Stieftochter keinen Kontakt. Die nächsten Familienangehörigen leben 200 km entfernt und eine Reise dorthin ist nun unmöglich geworden, da sie sich das Umsteigen am Bahnhof nicht mehr begreifen kann.

Wir haben ihr empfohlen, einen Hausnotruf installieren zu lassen und ihre Angelegenheiten, wie bspw. eine Beerdigung zumindest schriftlich zu regeln. Sie lehnt das aber alles ab. Auch eine Vorsorgevollmacht o.ä. hat sie bisher nicht ausgestellt.

Kann man in diesem Fall, als besorgter Nachbar, irgendetwas tun?
Oder muss man warten bis ihr tatsächlich irgendetwas passiert?

Sie besitzt auch noch ein Auto, ist aber eindeutig nicht mehr in der Lage zu fahren.
Sollte man dies der Führerscheinstelle melden oder was kann man tun?

Ich bin für alle Tipps dankbar.

Gruß,
Steve

Wie „eng“ seid Ihr denn mit der Dame befreundet? Und gibt es Kontakt von Euch zu den Verwandten?

Hallo,
spontan fällt mir ein, sich dahingehend mal bei der örtlich zuständigen Caritasstelle zu informieren.
Möglicherweise leiten die einen Gastbesuch bei der Dame in Deinem Beisein ein.
Die sind sensibilisiert für sture Ältere, die sich nicht die Zügel aus der Hand nehmen lassen wollen.
Kompliment dafür, dass Du Dir Gedanken um Deine Nachbarin machst !!!
Ach ja, die Kirche ist dahingehend auch sehr gut verknüpft.
LG, Mao

Hallo Steve,

wenn ich das richtig lese, dann bist du „nur“ ihr Nachbar. Du hast mit ihr also praktisch nichts zu tun … auch sie kennt dich sicher nur bedingt und deshalb sollte man hier mit RESPEKT, VORSICHT und einem gewissen Abstand Handeln, denn 1. gehört sich das so und 2. ist man ganz schnell als Erbschleicher verschriehen.

Ich finde es gut, dass du dich um diese Frau kümmerst oder kümmern möchtest, aber es muss wirklich ehrlich gemeint sein. Die Empfehlung eines Hausnotrufes finde ich richtig und gut, allerdings - wie schon erwähnt - bist du für sie eine „fremde“ Person und sie ist (vielleicht) deshalb auch zurückweisend. Ist sie eigentlich schon etwas dement, weil du schreibst „da sie sich das Umsteigen am Bahnhof nicht mehr begreifen kann“ … oder was soll das bedeuten? Begreift sie überhaupt, WAS ein Hausnotruf ist? Mein Tip hierzu wäre, ihr dieses Thema nochmals zusammen mit ihrem Arzt zu erklären (falls du ihn kennst) … ihm würde sie vertrauen.

Was in deiner Position absolut NICHT angebracht ist … mit ihr über ihre Beerdigung und eine Vorsorgevollmacht zu sprechen! Sorry, aber das ist voll daneben, ist absolut Familiensache und geht DIch nichts an! Mein Tip hierzu wäre, dass du mal Kontakt zu den Familienangehörigen die 200 km entfernt leben, aufnimmst und das mal ansprichst … aber auch das will überlegt sein, denn auch sie können sagen … das geht sie nichts an.

Stell`dir einfach mal umgekehrt vor, wenn du mal 80 J. alt bist und nur noch in Ruhe dein kurz bemessenes Leben zu Ende leben willst und dann käme ein Nachbar den du nur sehr wenig kennst und der würde dich auf deine BEERDIGUNG und auf eine Vorsorgevollmacht ansprechen? … also ICH würde ihn sofort rausschmeißen!

Auch auf der Führerscheinstelle hast du nichts zu suchen, denn sie fährt ja nicht mehr und sie wird wohl auch nicht mehr fahren (können). Das wäre keine gute Tat von dir und für sowas solltest du dich auch nicht für einen guten, besorgten Nachbarn, sondern für einen erbärmlichen Denunzianten halten! Was meinst du was das für diese Frau bedeutet und sicher nicht für die Krankheit förderlich ist, wenn bei dieser alten und schwer kranken Frau plötzlich ein Mitarbeiter der Stadt + Polizei an der Türe klingelt und sie überprüfen wollen, ob sie ihr den Schein abnehmen? Das ist schlecht - sehr schlecht!

Wenn du der Frau wirklich HELFEN willst, dann besuche sie,- sprich mit ihr über NORMALE Themen und lass SIE reden. Frag sie, ob sie was zum Essen braucht und kaufe dann für sie ein, bring ihr ab und zu ein paar Blümchen … usw. … DAMIT hilfst du dieser Frau und machst ihr auch noch eine Freude.

Also, lass` das bitte mit Denunzieren oder über ihr Begräbnis mit ihr zu sprechen … und wenn sie dann - in absehbarer Zeit - nicht mehr da ist, DANN kannst du stolz auf dich sein und sagen „Ich war ein guter Nachbar!“.

In diesem Sinne … viel Erfolg und Grüße von Bernd :dolphin:

Wir sind Nachbarn mit guten Verhältnis, aber es besteht kein regelmäßiger Kontakt.
Zu den Verwandten haben wir praktisch überhaupt keinen Kontakt.

Hallo!

Kann sinnvoll sein.

Ja, geht’s noch? Ob sich die ältere Frau um ihre eigene Beerdigung kümmert, geht die ach so besorgten Nachbarn einen feuchten Kehricht an.

Morbus Parkinson äußert sich in körperlichen Beeinträchtigungen, kann, muss aber nicht mit Demenz einher gehen. So lange Betroffene noch Herr ihrer Sinne sind, können sie Hilfsangebote annehmen, aber über ihren Kopf hinweg geht nichts. Das ist auch gut so.

Weiter oben schreibst Du etwas von Bahnhof und Umsteigen. Daraus entnehme ich, dass die alte Dame keine längeren Touren mit dem eigenen Auto unternimmt. Wie oft zu beobachten, geht es mutmaßlich um Fahrten zum Arzt oder zum Einkaufen in bekannter Umgebung. Genau diese Möglichkeiten sind für alte Menschen elementar wichtig.

Auf dem Konsum-Parkplatz im Nachbarort sehe ich regelmäßig Leute, die aufgrund altersbedingter körperlicher Einschränkungen nur mit Müh’ und Not ins Auto und wieder heraus kommen, Und nein, es gibt keine Bringdienste, keine öffentlichen Verkehrsmittel, auch kein Taxi. Man hat entweder ein Auto oder ist fit genug, um per Fahrrad lange Strecken zurück zu legen (zig km) oder kann hier nicht leben. Für alte Menschen ähnlich ungünstige Verhältnisse gibt es auch in manchen Kleinstädten. Nicht jeder alte Mensch ist in der Lage, auch nur 1.000 m zu Fuß zu bewältigen, aber vorsichtig mit dem Auto auf der bekannten Strecke ist das kein Problem. Manche flotten Jungspunde meinen zwar, das dürfe nicht sein, aber die sind einfach noch zu blöde unerfahren, um zu kapieren, wie bedeutsam Mobilität im näheren Wohnumfeld ist. Die Alten wollen an keinem Autorennen teilnehmen und nicht mit hoher Geschwindigkeit durch die Lande rasen, sie wollen bloß zum Doc oder zu Aldi.

Das kannst Du beurteilen? Obwohl Du offenkundig weißt, dass sie 200 km mit dem Auto nicht selbst fahren würde?

Oder soll womöglich nur das Haus frei werden?

Gruß
Wolfgang

Das sehe ich, unabhängig von dieser Situation, anders.

Jeder stirbt irgendwann. Ich habe daher mit Mitte 30 bereits ein Testament, Vollsorgevormachten, etc hinterlegt damit das eben genau nicht auf meine Familie zurückfällt.

Wer diesen wesentlichen Teil des Lebens wissentlich ignoriert handelt aus meiner Sicht unverantwortlich.

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Ja, denn ich sehe sie regelmäßig und beobachte in den letzten Monaten wie sie zunehmend verwirrt bzw. abwesend ist.

Sie hat schlicht nicht die notwendige Aufmerksamkeit um am Straßenverkehr in einer Großstadt teilzunehmen.

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Servus,

wer hat diese Diagnose gestellt?

Schöne Grüße

MM

Servus,

in diesem Fall

kann sich jeder Beliebige an die Fahrerlaubnisbehörde (‚Führerscheinstelle‘) wenden und eine MPU anregen. Je konkreter man so ein Ansuchen begründet, desto eher erfolgt eine Reaktion der Behörde.

Schöne Grüße

MM

Hallo!

Was Du für Dich als sinnvoll erachtest, ist kein Maßstab für andere Menschen. Diese Belange gehören zum höchstpersönlichen Bereich. Deine Meinung ist dabei für alle anderen Menschen irrelevant. Sie mögen es ähnlich wie Du oder ganz anders sehen. Aber es geht Dich nichts an.

Ist Deine Sicht der Dinge. Gestatte aber anderen Menschen eine andere Sicht. Davon abgesehen kann ein Mensch mit 80 noch Jahrzehnte leben. Manche verdrängen Gedanken ans eigene Ende, andere finden es nicht wichtig oder wollen über Details ihres eigenen Begräbnisses nicht nachdenken, jedenfalls wollen sie dafür keine Lebenszeit verwenden. Welche Gedanken zum eigenen Tod in der alten Dame auch immer vorgehen, sind es keine Themen für die Nachbarn. Wenn Du diesen Punkt anders siehst, befindest Du Dich auf dem Holzweg. Man muss jedem Menschen selbst überlassen, ob überhaupt und was er für den Fall des eigenen Ablebens bestimmt. Nicht von Ungefähr nimmt dieses Thema im BGB breiten Raum ein. Von daher ist eh alles geregelt. Der individuellen Bestimmung bedarf es erst, wenn man von der gesetzlichen Regelung abweichen möchte. Ist in vielen Fällen sinnvoll, aber unter keinen Umständen handelt es sich dabei um Angelegenheiten für die Nachbarschaft. Du überschreitest damit Grenzen, in deren Nähe Du Dich nicht einmal begeben darfst.

Wenn Du das anders siehst, kann man Deinem Urteilsvermögen nicht trauen und/oder muss davon ausgehen, dass Du eigene Interessen verfolgst. Ähnlich sind dann auch Ideen einzuordnen, der alten Dame die Beweglichkeit mit eigenem Auto zu nehmen.

Es ist begrüßenswert, wenn sich Menschen auch ohne Verwandtschaftsverhältnis umeinander kümmern und helfen, wenn jemand Hilfe braucht. Wer aber meint, Menschen bevormunden oder denunzieren zu müssen, mutiert vom Hilfsbereiten zum ekligen Zeitgenossen, der womöglich als Spitze der Widerwärtigkeit eigene Interessen mit Besorgnis ummäntelt.

Gruß
Wolfgang

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Damit erhebst du natürlich deine Meinung zur einzig richtigen Meinung.

Sie ist, in ihrem jetzigen Zustand, im Straßenverkehr eine Gefahr für sich und andere.
Ich stelle ihr Recht auf Mobilität nicht über die Gesundheit der anderen Verkehrsteilnehmer.
Ganz davon abgesehen, dass sie das Auto in ihrem täglichen Leben ohnehin kaum verwendet und es auf dem Parkplatz bald Moos ansetzen wird. Mir ging es darum zu verhindern, dass sie sich eines Tages einfach noch mal hinters Steuer setzt ohne sich bewusst zu sein, wie gefährlich das ist.

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Hallo!

An diesem Punkt ohne Wenn und Aber: Ja! Der vorangegangene Satz lautete:

Gruß
Wolfgang

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Und die Stieftochter soll es dann nach Jahren ohne Kontakt richten?
Ich finde das nicht korrekt den Hinterbliebenen gegenüber.

Ja, die Augen offen halten. Die Mülltonnen rausstellen. Schauen, ob regelmäßig Licht an ist.

Ganz heikles Thema. Wie sieht denn allgemein bei euch die mobile Lage aus? Es ist echt ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist es für die alte Dame wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, mal raus zu kommen. Andererseits ist es wahrscheinlich lebensgefährlich, was sie da veranstaltet.

Ich verstehe dich, aber es ist echt eine Gratwanderung, die ihr da veranstaltet. Was ist notwendig? Was ist wichtig? Was ist gefährlich? Für andere.

Ich wünsche dir ganz viel Fingerspitzengefühl und den nötigen Langmut, um die Situation zu meistern.

Für den Hausnotruf würde ich tatsächlich mal die Angehörigen aktivieren.

Es ist übrigens total schwierig, sich mit der eigenen Sterblichkeit zu befassen. Und wenn der Nachbar etwas von Vorsorgevollmacht oder Hausnotruf schwafelt (ich weiß, er meint es nur gut), dann kann ich auch mal sauer werden.

Data

Hi.

Ich hab mir die Diskussion mal genau durchgelesen. Wenn der Opa im Wohnblock langsam vergammelt ist das Geheule groß, denn niemand kümmert sich. Du machst dir Gedanke und das ist absolut lobenswert.
Ich finde es lächerlich, nein, sogar unmöglich die Begriffe „denunzieren“ und „Erbschleicherei“ in diesem Kontext in den Mund zu nehmen. Mit welchem Recht, ohne irgendwelche Zusammenhänge zu kennen?
Keine Ahnung, was genau zu tun ist, außer zu reden. Wobei das mit der Krankheit nicht leicht sein dürfte.
Alles in allem ist dir mein Respekt (alleine aufgrund der Frage) sicher.

Geht Dich nichts an.

Hast Du nicht zu beurteilen.

Gruß
Wolfgang

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Merkwürdig, ich habe seit 2 oder 3 Jahren Parkinson und schlucke täglich 4 Tabletten. Diese haben die Wirkung, die Symptome aufzuheben. Mir zittern nicht mal die Hände.

Du kannst ihr nur raten, zum Neurologen zu gehen. Parkinson hat mit Demenz nichts zu tun.

Man schluckt diese Tabletten so lange, wie sie wirken. Danach wird die menge der Tabletten erhöht.

Hi steve_m,

dann macht’s überhaupt gar keinen Unterschied ob und was Du sagst: es wird bei der Dame nicht ankommen. Wenn Du ihr also was gutes tun willst: biete Deine Hilfe an. Für sie ist oft schon der Wechsel einer Glühbirne oder der Batterien an der Fernbedienung eine echte Heldentat. Plaudere doch mal gelegentlich mit ihr, dann kriegst Du ganz schnell raus, wofür sie Hilfe braucht. Und glaub mir: sie braucht :smile:

Und irgendwann wirst Du vielleicht mal ein Vertrauensverhältnis zu ihr aufgebaut haben oder auch die Verwandten kennen lernen und dann kannst Du sachte(!) die Sache mit dem Auto fahren (das ist das einzige was Dich objektiv zu interessieren hat) ansprechen. Bei allem anderen kannst Du bloss von eigenen Eltern / Schwiegereltern / Großeltern erzählen, dass das mit Hausnotruf / Vorsorgevollmacht etc. so prima war. Beerdigung würde ich allerdings genau wie meine Vorposter schon geschrieben haben nicht ansprechen, das ist doch sehr individuell, ob man bereit ist, sich mit dem Thema auseinander zu setzen.

*wink*

FJB

Ganz so einfach ist es langfristig gesehen leider meistens nicht.

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