Nasale Laute in Sächsisch und Schwäbisch?

Hallo

Ich lese gerade, im Sächsischen und im Schwäbischen existierten nasale Laute wie beim Französischen, z. B. wie in ‚manger‘.

Stimmt das?
Kann mir ein Sprachkenner ein paar Beispiele nennen (für das Sächsische und Schwäbische, nicht fürs Französische)?

Viele Grüße

Hallo,

Ich lese gerade, im Sächsischen und im Schwäbischen
existierten nasale Laute wie beim Französischen, z. B. wie in
‚manger‘.

im Schwäbischen z. B. õɑ̃gnæːm (unangenehm) , weitere hier: http://www.philhist.uni-augsburg.de/lehrstuehle/germ…

Gruß
Kreszenz

Schwaben, Französisch und Portugiesisch
Moin,

es gibt das Gerücht, dass Schwaben die Aussprache der Nasalvokale im Französischen und Portugiesischen schneller lernen als andere Deutsche, weil es im Schwäbischen diese Laute ebenfalls gibt.
Ich halte das durchaus für möglich.

Nebenbei: zwei Witze über phonetisch inkompetente Französischlehrer
Der eine sagt seinen Schülern, es gäbe im Französischen vier Nasalvokale, nämlich ɑ̃, ɑ̃, ɑ̃ und ɑ̃.
Der zweite sagt, man spräche sie so aus: ang, eng, ong und öng

Darauf einen Düschardeng! http://media.liveauctiongroup.net/i/3106/1056897_1.j…
Grüße
Pit

Servus,

schon viele Jahrzehnte bevor der Stuttgarter Schlossgarten in die Schlagzeilen geriet, galt in Stuttgart die richtige Aussprache des Wortes

„Bõhofõlaga“ (die Lautschrift gibt den Unterschied zwischen den beiden Nasalen und der beiden „a“, die man als halb-nasaliert beschreiben könnte, nicht ausreichend genau wieder)

als Kriterium, mit dem sich überprüfen ließe, ob der Sprecher Einheimischer oder Zugereister wäre.

Die schwäbischen Nasale und Seminasale klingen allerdings anders als die Französischen. Bei den vielen verschiedenen, die im Portugiesischen verwendet werden, finden sich sicher ähnlichere.

Bemerkenswert an dieser Stelle die andere Eigenart, die meines Erachtens für Schwaben eine ordentliche französische Aussprache sehr erleichtert: „Harte“ Vokale im Anlaut, die Lernenden aus anderen Gegenden Deutschlands erhebliche Mühe bereiten, werden im Schwäbischen genau wie im Französischen ausgesprochen.

Aber horch halt am besten einmal selber:

http://www.youtube.com/watch?v=5BcaDCyxhro&list=PL1F…

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo,

also meine ehemalige Französisch-Lehrerin kann das im Grundsatz bestätigen.
Die war auch zugereist zu uns Schwaben und war der Meinung, dass wir schwäbischen Schüler die Aussprache des französischen viel besser lernen als ihre norddeutschen Schüler.

Wenn dann halt die Grammatik nicht gewesen wäre…

Gruß
Lawrence

Hallo,

die deutschsprachige außerschwäbische Welt kennt über Funk und Fernsehen vor allem das Stuttgarter Honoratiorenschwäbisch. Es ist einigermaßen repräsentativ für große Teile von ehem. Württemberg (ohne Baden). Aber im südlichen Teil Oberschwabens und im württembergischen Allgäu spricht man auch Schwäbisch (mit alemannischem Einschlag, nach Süden und ins Ländliche hinein zunehmend), aber es ist Schwäbisch, und es kennt keinerlei Nasale.

Also, nicht überall, wo man Schwäbisch spricht, verwendet man dabei auch Nasale.

Ludwig

Servus,

da geht es jetzt aber arg duranand.

Das Stuttgarter „Honoratiorenschwäbisch“ ist keinesfalls mit dem Schwäbischen gleichzusetzen, das in unterschiedlichen Ausprägungen fast im gesamten altwürttembergischen Neckarbecken (außer dem Heilbronner Raum und den nördlichen Teilen von Heuchelberg und Schwäbischem Wald) gesprochen wird.

Alle Grenzen des Schwäbischen zu benachbarten Dialekten verlaufen fließend, Dir selber wird die Grenze zum Alemannischen am besten aus eigener Anschauung bekannt sein, die einen mindestens zwanzig Kilometer breiten Streifen ausmacht; am relativ klarsten ist die Westgrenze zum Oberrheinalemannischen, am unschärfsten die Nordgrenze im Neckarbecken zum Südfränkischen. Deswegen fallen Dir im Neckarraum fränkische Färbungen auf, während sich ein Göppinger schon in Biberach im Alemannischen wähnt.

Drei ungefähr gleich starke Gruppen lassen sich unterteilen: Das Schwäbische im Neckarbecken, das auf der Alb und das südlich der Donau.

Relativ deutliche Abgrenzungen innerhalb des Schwäbischen bilden die Grenzen des Herzogtums Württemberg und die Iller; interessant sind auch die Einflüsse der vorherrschenden Konfession (vgl. ev. „dr Lährer Sälig gehd ond schdehd“ vs. rk „dr Lehrer Selig gähd ond schdähd“).

Was die Nasale betrifft, ich schrub bereits davon, sind sie zwar nur regional ganz begrenzt den aus dem Französischen bekannten mehr oder weniger ähnlich (z.B. das nasalierte „o“, das ungefähr von Ehingen bis Sigmaringen entlang der Donau und ein Stück die Alb hinauf fast gleich klingt wie das französische „on“ - vielleicht kennst Du den Spruch, mit dem man Leute vo Egna, Obrschdäa oder Mõderkinga aufzieht: „Õs hont Ui d’Goosch verschlaa!“), aber insgesamt bilden nasalierte Vokale ein tragendes Element aller regionalen Spielarten des Schwäbischen. Einen haben wir alle gemeinsam: Obwohl es eine von einer saudommen Werbeagentur in die Welt gesetzte Legende ist, Schwaben könnten kein Hochdeutsch, gibt es halt doch das „a“, das kein Schwabe egal welcher regionalen Ausprägung, selbst wenn er sonst säuberstes Standarddeutsch spricht, klar herausbringt. Wenn Du mal nachspürst, was Du beim „a“-Sagen machst, wirst Du die Charakteristika „oraler Verschluss, gesenktes Velum“ ohne weiteres beobachten können. Das „ô“ wie in „Mô“ ist übrigens auch ein Nasal, auch wenn es diesen im Französischen nicht gibt (wohl aber im Portugiesischen).

Das, was wir (ich beziehe Dich da mit ein, weil außerhalb der Landkreise Biberach und Ravensburg, vielleicht noch Ulm nicht viele Leute wissen, was ein Waidag ist) aus dem im Vergleich zum schwäbischen Sprachraum ganz kleinen Gebiet zwischen Donau, Iller und der Grenze zum Alemannischen kennen, ist bloß ein Ausschnitt.

Weils so schön ist, hier noch eine Illustration zur Unterscheidung von neckartäler und Honoratiorenschwäbisch - beachte die Nasale bei beiden Parteien.

Schöne Grüße

Dr Maade

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Grüß Euch,
ich kann das mit den Nasallauten nicht so beurteilen. In Teilen von Oberbayern gibt es auch Nasallaute z.B. bei Wörtern wie „oa~fach“, „kloa~“ und daher fallen mir Nasallaute sind net aso auf.
Ich hab a luschtigs schwäbisches Video gefunden. Wieviel Nasallaute vorkommen kann jeder selber beurteilen. :wink:
d’Stoinerne Männer - ja woisch
http://www.youtube.com/watch?v=4PurHZceqFw
Hawe d’Ehre,
Roland

Grieß de Gott, Blumepeder,

du hast dir ja viel Mühe gemacht, bis ins Wissenschaftliche hinein. Und du hast natürlich recht. Dass das Stuttgarter sog. Honoratiorenschwäbisch nicht DAS eigentliche Schwäbisch aus Stgt., dem mittleren Neckarraum und weiter drumrum ist, war mir schon auch klar. Ich hatte geschrieben, dass das Hon.-Schw. dasjenige sei, das außerhalb des schwäbischen Sprachraums fälschlicherweise als repräsentativ für Schwäbisch gesehen wird.

Ich stimme dir in allem zu und gestehe, etwas vereinfacht zu haben. Aber in einem bleibe ich dabei: Ab dem Schussental nach Süden bis zum See und ins See- ebenso wie Allgäu-Alemannische hinein gibt es keine Nasale, auch nicht beim „A“. Wenn du dir in FN (vorausgesetzt, es seien echte Häfler) das Wort „Bahnhof“ [ba:hof] vorsagen lässt und dann über Aulendort, Biberach, Laupheim und Ulm dasselbe, dann kann man sehr schön erkennen (wie beim Mischen von Wasserfarben), wie immer mehr Nasales ins Wort hineingemischt wird. Ein Waldseer sagt’s schon mit „5 %“ Nasal beim [a]. Im Studium hab ich noch von der schwäbisch-niederalemannischen Sprachgrenze gehört, die, in groß west-östlicher Richtung, die B30 bei Gaisbeuren quert. Wangen im A. ist beim [a] völlig nasalfrei, während ihn die Leutkircher schon etwas drin haben.

Und; dass Schwäbisch nach Süden vorrückt und das Niederalemannische immer mehr verdrängt. Wer sagt am See noch „Griasa“ und „Wib“ und „Hus“? Es werden wohl immer weniger.

Im Altkreis Ehingen tendiert der Bhf. nicht zum nasalen [o], sondern - jetzt fehlt mir hier jede „Lautschrift“-Möglihkeit - wie sag ich’s? - zu einem einigermaßen hellen aber nasal gefärbten [a].

Mit Gruß von einem, der im südlichen Teil Oberschwabens aufwuchs, zur Schule ging und studierte und der jetzt seit einigen Jahrzehnten dort lebt, wo man weiß, was ein „Waidag“ ist :wink:)

Ludwig

Griaß di Ludwig,
ab wann ist denn etwas schwäbisch und wann alemannisch? Wird aus Alemannisch Schwäbisch wenn statt „Wiib“ „Weib“ oder statt „Huus“ „Haus“ gesagt wird?
Die Allgäuer, die ich getroffen habe, haben darauf bestanden nicht als Schwaben gesehen zu werden sondern als Allgair, die allgäuerisch reden (nicht schwäbisch :wink:
Im Bairischen gibt es einige Kennwörter wie z.B. „enk“ die ähnliche Probleme haben wie die Allgäuer alemannischen Formen „Huus“ usw.
Sie werden häufig durch die hochdeutschen oder hochdeutscheren Formen ersetzt. „Enk“ wird z.B. häufig durch das hochdeutschere „aich“ ersetzt, dass auch in anderen Dialekten wie z.B. dem Sächsischen vorkommt.
Servus,
Roland

Hallo,

die Unterscheidung kann so gar nicht getroffen werden, denn schwäbisch gehört zu den alemannischen Mundarten.

Schwäbisch ist lediglich die einzige der alemannischen Mundarten, die die Lautverschiebungen von u zu au und i zu ei mitgemacht hat.
Insoweit ließe sich die Grenze, die hier gemeint ist, etwa entlang der Aussprachegrenze Haus-Hus und Weib-Wib ziehen.

Gruß
Lawrence

Hallo,

nicht DAS eigentliche Schwäbisch aus
Stgt., dem mittleren Neckarraum und weiter drumrum ist:

ja, herrgottssakrament noa amol, jetzt schmeißed mir doch ned älles, was om Schduagert rom isch in de gleiche Hafa!

Dass oiner vom Neggertal, oiner von den Fildre oder gar oiner von dr Oschdalb (des ka au schon oiner vo Gmend sei) koi Remschdäler isch, des hert ma aber schon ziemlich deitlich raus.

schwäbische Grüße
Lawrence

Hallo oder Servus Roland

ab wann ist denn etwas schwäbisch und wann alemannisch? Wird
aus Alemannisch Schwäbisch wenn statt „Wiib“ „Weib“ oder statt
„Huus“ „Haus“ gesagt wird?

Das allein ist es natürlich nicht. Aber es sind eindeutige Beispiele, wie ich meine.

Die Allgäuer, die ich getroffen habe, haben darauf bestanden
nicht als Schwaben gesehen zu werden sondern als Allgair, die
allgäuerisch reden (nicht schwäbisch :wink:

Wetten, dass du dich dabei im bayerischen Regierungsbeztirk Schwaben bewegst. Ist nicht schlimm :wink:) Nur nicht genau unser Thema.

Mit Allgäu in diesem Falle, und ich meine, ich hätte es auch erwähnt, meine ich das württembergische Allgäu. Und dessen Mundart ist in ihrer urprünglichen Form eindeutiges Alemannisch, nicht gar zu weit auch vom Vorarlbergischen und der nahen Schweiz. In der Stadt hört man’s kaum mehr, aber bei den Einheimischen auf den Dörfern teils schon noch.

Schöne Grüße über die Iller
Ludwig

Im Bairischen gibt es einige Kennwörter wie z.B. „enk“ die
ähnliche Probleme haben wie die Allgäuer alemannischen Formen
„Huus“ usw.
Sie werden häufig durch die hochdeutschen oder hochdeutscheren
Formen ersetzt. „Enk“ wird z.B. häufig durch das
hochdeutschere „aich“ ersetzt, dass auch in anderen Dialekten
wie z.B. dem Sächsischen vorkommt.
Servus,
Roland

Stimmt, und ich weiß es schon auch. Sprachgeschichtlich ist es so. Aber „echte“ Badener („Alemannen“) würden sich nicht gerne mit „den Schwaben“ gleichsetzen lassen :wink:)

Gruß
Ludwig

Aber „echte“ Badener („Alemannen“) würden sich nicht gerne
mit „den Schwaben“ gleichsetzen lassen :wink:)

… und vice versa :wink:)

Gruß
Kreszenz

Grüß Dich Ludwig,

ab wann ist denn etwas schwäbisch und wann alemannisch? Wird
aus Alemannisch Schwäbisch wenn statt „Wiib“ „Weib“ oder statt
„Huus“ „Haus“ gesagt wird?

Das allein ist es natürlich nicht. Aber es sind eindeutige
Beispiele, wie ich meine.

Jetzt ist die Frage ob es „nur“ ein ans Hochdeutsche angepasste Alemannisch ist oder nicht…

Die Allgäuer, die ich getroffen habe, haben darauf bestanden
nicht als Schwaben gesehen zu werden sondern als Allgair, die
allgäuerisch reden (nicht schwäbisch :wink:

Wetten, dass du dich dabei im bayerischen Regierungsbeztirk
Schwaben bewegst. Ist nicht schlimm :wink:) Nur nicht genau unser
Thema.

Ich muß gestehen, dass ich meist bayrische Allgäuer treffe aber noch nicht gewußt hab, dass es zwischen Bayern und Baden-Württemberg eine Sprachgrenze gibt. Was ist im baden württemberger Allgäu anders wie im bayerischen Allgäu?

Mit Allgäu in diesem Falle, und ich meine, ich hätte es auch
erwähnt, meine ich das württembergische Allgäu. Und dessen
Mundart ist in ihrer urprünglichen Form eindeutiges
Alemannisch, nicht gar zu weit auch vom Vorarlbergischen und
der nahen Schweiz. In der Stadt hört man’s kaum mehr, aber bei
den Einheimischen auf den Dörfern teils schon noch.

Das ist schade, dass der Dialekt immer mehr aufgegeben wird.
Wird das Bodenseealemannische aufgegeben um hochdeutscher zu klingen oder was ist der Grund warum sich die alemannischen Dialekte immer mehr zurückziehen?

Servus,
Roland

Hallo Roland,

Ich muß gestehen, dass ich meist bayrische Allgäuer treffe, aber noch nicht gewußt hab, dass es zwischen Bayern und Baden-Württemberg eine Sprachgrenze gibt.

Einen waschechten Ulmer kann man von einem waschechten Neu-UImer an der Dialektfärbung unterscheiden, obwohl da nur die Donau dazwischen liegt.

Was ist im baden-württemberger Allgäu anders wie im bayerischen Allgäu?

Dialaktunterschiede sind zwar wahrnehmbar (wenn man Erfahrung damit hat und selber aus der Gegend kommt), aber natürlich sind Sprachgrenzen und -übergänge fließend. Aus eigener Verwandtschaft weiß ich: Der Ehemann kommt vom württ. Allgäu und spricht ein alemannisch gefärbtes typisch württ. Allgäuer Schwäbisch, seine Frau kommt aus dem benachbarten Bayerisch-Schwaben (Allgäu) und redet ein typisch bayerisch-schwäbisches Alemannisch. Ja es gibt hörbare Unterschiede … Mann und Frau sind nur ein gutes Dutzend Kilometer voneinander aufgewachsen und (auch sprachlich) sozialisiert worden.
Sprich: ich kann halbwegs unterscheiden, ob jemand von hüben oder drüben stammt - vorausgesetzt, er spricht Dialekt.

Das ist schade, dass der Dialekt immer mehr aufgegeben wird.

Da stimme ich dir zu, ohne Einschränkung. Ewig schade, dass wir Dialektsprecher uns immer mal wieder und immer noch als Halbdeppen ansehen lassen müssen, nur weil wir nicht „hochdeutsch“ reden und innerlich den Hintern aus Respekt zusammenkneifen, wenn sich Laute von nördlich des Weißwurstäquators vernehmen lassen … (Das ist jetzt kein Problem der „Preußen“, sondern ein selbstgemachtes der Süddeutschen. Und bitte, ich weiß, dass die sog. „Preußen“ oft gar keine sind und auch keine sein wollen. Es ist halt so ein bequemer Sammelbegriff und nicht böse gemeint… Umgekehrt könnte ich in Hamburg tausendmal erklären, nein, ich käme nicht aus Bayern … )

Wird das Bodenseealemannische aufgegeben um hochdeutscher zu :klingen oder was ist der Grund warum sich die alemannischen Dialekte immer mehr zurückziehen?

Das ist glaube ich kein spezifisch schwäbisch-alemannisches Phänomen, sondern überall zu beobachten. Von der jeweiligen Regionshauptstadt (Landeshauptstadt) geht eine (vielleicht ungeliebte) Vorbildwirkung aus, und das „einfache Volk“ neigt dazu, die Sprech- und sonstigen Angewohnheiten der „besseren Kreise“ zu übernehmen. Das war schon immer so. Funk und Fernsehen sowie die Mobilität (Wohnungswechsel) in der Geselschaft verstärken dies natürlich noch stark.

Um beim oberschwäbischen Schwäbisch als Beispiel zu bleiben: Die Nasale (und die zugehörige sonstige Aussprachefärbung wird nach Stuttgarter Vorbild (in abgeschwächter Form) übernommen, das Niederalemannische verschwindet immer mehr. Bis jetzt bleibt das sdliche Oberschwaben (Nähe Bodensee) und das württ. Allgäu noch ohne Nasale, aber wer weiß, wie lange noch …)

Ganz Ähnliches kann man auch in und um Kempten beobachten: Hier sprach man einst ein reines „Allgaierisch“ (Ich will jetzt nicht ausführen, woraus sch dieses zusammensetzt, nur, Alemannisches ist stark auch mit drin). Inzwischen aber reden die Leute (nach Münchner Vorbild) mit viel mehr bayerischer Färbung in ihrer Sprache als noch vor wenigen Jahrzehnten.

Pfiate (sagt man auch bei uns in Oberschwaben)
Ludwig

Griaß di Ludwig,

Was ist im baden-württemberger Allgäu anders wie im bayerischen Allgäu?

Dialaktunterschiede sind zwar wahrnehmbar (wenn man Erfahrung
damit hat und selber aus der Gegend kommt), aber natürlich
sind Sprachgrenzen und -übergänge fließend. Aus eigener
Verwandtschaft weiß ich: Der Ehemann kommt vom württ. Allgäu
und spricht ein alemannisch gefärbtes typisch württ. Allgäuer
Schwäbisch, seine Frau kommt aus dem benachbarten
Bayerisch-Schwaben (Allgäu) und redet ein typisch
bayerisch-schwäbisches Alemannisch. Ja es gibt hörbare
Unterschiede … Mann und Frau sind nur ein gutes Dutzend
Kilometer voneinander aufgewachsen und (auch sprachlich)
sozialisiert worden.
Sprich: ich kann halbwegs unterscheiden, ob jemand von hüben
oder drüben stammt - vorausgesetzt, er spricht Dialekt.

Das hätt ich mir net gedenkt. Im Bairischen Sprachraum kenne ich einige Landesgrenzen, die bei tradtionellen Mundartsprechern keine Sprachgrenzen sind (z.B. an der Grenze zu Salzburg…). Im jüngeren
Dialekt haben sich allerdings da auch Sprachgrenzen gebildet, da sich z.B. im stadtnahen Bereich von Salzburg eine leichte wienerische Färbung entwiokelt hat, die es früher nicht gab.

Da stimme ich dir zu, ohne Einschränkung. Ewig schade, dass
wir Dialektsprecher uns immer mal wieder und immer noch als
Halbdeppen ansehen lassen müssen, nur weil wir nicht
„hochdeutsch“ reden und innerlich den Hintern aus Respekt
zusammenkneifen, wenn sich Laute von nördlich des
Weißwurstäquators vernehmen lassen … (Das ist jetzt kein
Problem der „Preußen“, sondern ein selbstgemachtes der
Süddeutschen. Und bitte, ich weiß, dass die sog. „Preußen“ oft
gar keine sind und auch keine sein wollen. Es ist halt so ein
bequemer Sammelbegriff und nicht böse gemeint… Umgekehrt
könnte ich in Hamburg tausendmal erklären, nein, ich käme
nicht aus Bayern … )

Auch da kann ich Dir uneingeschränkt zustimmen.

Das ist lustig, dass die Hamburger meinen, dass Du aus Bayern kommst. :wink:
Naja, für Auswertige die nicht aus der Region kommen sind die doch recht kleinen Unterschiede kaum zu hören. Wahrscheinlich würde ich unvorbereitet auch Probleme haben zwischen bayerischen Allgäuern und
Baden Württenberger Allgäuern unterscheiden zu können. :wink:

Wird das Bodenseealemannische aufgegeben um hochdeutscher zu :klingen oder was ist der Grund warum sich die alemannischen Dialekte immer mehr zurückziehen?

Das ist glaube ich kein spezifisch schwäbisch-alemannisches
Phänomen, sondern überall zu beobachten. Von der jeweiligen
Regionshauptstadt (Landeshauptstadt) geht eine (vielleicht
ungeliebte) Vorbildwirkung aus, und das „einfache Volk“ neigt
dazu, die Sprech- und sonstigen Angewohnheiten der „besseren
Kreise“ zu übernehmen. Das war schon immer so. Funk und
Fernsehen sowie die Mobilität (Wohnungswechsel) in der
Geselschaft verstärken dies natürlich noch stark.

Da hast Du wohl auch recht…

Ganz Ähnliches kann man auch in und um Kempten beobachten:
Hier sprach man einst ein reines „Allgaierisch“ (Ich will
jetzt nicht ausführen, woraus sch dieses zusammensetzt, nur,
Alemannisches ist stark auch mit drin). Inzwischen aber reden
die Leute (nach Münchner Vorbild) mit viel mehr bayerischer
Färbung in ihrer Sprache als noch vor wenigen Jahrzehnten.

Das Traurige ist, dass der Dialekt in München selber sehr stark bedroht ist. Jetzt wird das fast ausgestorbene Münchnerische
in den Gegenden um München herum gesprochen wobei die alten regionalen Mundarten aufgegeben werden. Auch das finde ich sehr schade und bedenklich. Wenn in München der Dialekt doch einmal ausstirbt und durch eine norddeutsche Varietät des Hochdeutschen ersetzt wird, dann könnte das auch zweitversetzt für die anderen Regionen in Bayern gelten :frowning:
Naja, noch ist es nicht so weit und Gott sei Dank wird Dialekt auch nicht mehr so verteufelt wie vor 20 oder 30 Jahren. So besteht schon noch Hoffnung.

Pfiat di,
Roland

Servus,

die Unterscheidung kann man anhand der Lautverschiebung treffen, die das Schwäbische zusammen mit den fränkischen Sprachen mitgemacht hat. Das Bodenseealemannische ist zusammen mit dem Oberrheinalemannischen dem Hochalemannischen sehr nahe.

Haus-Hûs, Weib-Wîb, Leit-Lît sind als „Grenzmarken“ deutlich; für das Gegenteil, nämlich einen fließenden Übergang, steht z.B. die interessante Entwicklung von N nach S von gwäsa - gwäa - gsei - gsî.

Nicht bloß Laute, sondern auch Vokabular sind im Schwäbischen nach Norden zu vom Fränkischen beeinflusst und nach Süden zu mittelhochdeutsch erhalten: so/anderscht heißt ungefähr ab Kisslegg dîserweag/derweag, in der gleichen Gegend knapp südlich des 48. Breitengrades verläuft die Grenze zwischen „ebber“ und „numma“ für jemand.

Die zwischen „ällaweil“ und „all/allat“ für „immer“ ist im Zeitablauf interessant, weil sie zeigt, wie sich das Seealemannische relativ schnell nach Süden zurückzieht - vor ungefähr dreißig Jahren habe ich in ein und derselben Familie aus dem Tettnanger Raum den Vatter „allat“ und den Junior „ällawîl“ sagen hören.

Es kann gut sein, dass das Zurückweichen des Seealemannischen damit zu tun hat, dass das Schwäbische dem Fränkischen und damit der modernen Standardsprache näher ist. Diese Entwicklung ist sicher nicht dem Fernsehdeutsch geschuldet, allenfalls vielleicht davon beschleunigt: Man kann in den gewesenen Reichsstädten Biberach und Ravensburg hören, wie sich der städtische Dialekt deutlich vom mehr mittelhochdeutsch gebliebenen des Umlands abhebt, und deren relative Isolierung vom Umland ist ja ungefähr zweihundert Jahre vorbei. In Ulm geht das auch in die Richtung - wenn man einen aus Ulm und einen aus Heidenheim nebeneinander hört, würde man nicht raten, dass der Ulmer ein ganzes Stück südlich des Heidenheimers daheim ist.

„Trauet nicht dem König Chlodwig, trauet nicht dem Gott der Franken!“

In diesem Sinne

Dä Blumepeder

Schwäbisch - Fränkisch: Auslaut ‚-ig/-ich‘
Servus Peder,
das mit dem Fränkischen Einfluß ist interessant und kann gut sein.
Was mich noch interessieren würde wäre der Auslaut „-ig“ im Schwäbischen. In Bayrisch Schwaben ist der im Dialekt meist „-ik“.
Es gibt da in der Allemannischen Wikipedia eine Tabelle:
http://als.wikipedia.org/wiki/Schw%C3%A4bisch#Woeche…

Das Schwäbische im Augsburger Raum verhält sich ähnlich wie das östlichere Mittelbairisch. „-ig“ wird da zu „-ik“ (im Mittelbairisch fällt das „-k“ manchmal weg.
„-ich“ wird bei uns zu „-i“ das „-ch“ fällt bei uns immer weg. In der Tabelle steht „wirklik“ für „wirklich“. Das wäre bei uns im Westmittelbairischen „wirkle/wiakle“. Sagt Ihr „wirklik“ oder auch „wirkli“? Wie ist es bei Euch mit dem Auslaut „-ig/-ich“?

Servus,
Roland