Hallo Roland,
Ich muß gestehen, dass ich meist bayrische Allgäuer treffe, aber noch nicht gewußt hab, dass es zwischen Bayern und Baden-Württemberg eine Sprachgrenze gibt.
Einen waschechten Ulmer kann man von einem waschechten Neu-UImer an der Dialektfärbung unterscheiden, obwohl da nur die Donau dazwischen liegt.
Was ist im baden-württemberger Allgäu anders wie im bayerischen Allgäu?
Dialaktunterschiede sind zwar wahrnehmbar (wenn man Erfahrung damit hat und selber aus der Gegend kommt), aber natürlich sind Sprachgrenzen und -übergänge fließend. Aus eigener Verwandtschaft weiß ich: Der Ehemann kommt vom württ. Allgäu und spricht ein alemannisch gefärbtes typisch württ. Allgäuer Schwäbisch, seine Frau kommt aus dem benachbarten Bayerisch-Schwaben (Allgäu) und redet ein typisch bayerisch-schwäbisches Alemannisch. Ja es gibt hörbare Unterschiede … Mann und Frau sind nur ein gutes Dutzend Kilometer voneinander aufgewachsen und (auch sprachlich) sozialisiert worden.
Sprich: ich kann halbwegs unterscheiden, ob jemand von hüben oder drüben stammt - vorausgesetzt, er spricht Dialekt.
Das ist schade, dass der Dialekt immer mehr aufgegeben wird.
Da stimme ich dir zu, ohne Einschränkung. Ewig schade, dass wir Dialektsprecher uns immer mal wieder und immer noch als Halbdeppen ansehen lassen müssen, nur weil wir nicht „hochdeutsch“ reden und innerlich den Hintern aus Respekt zusammenkneifen, wenn sich Laute von nördlich des Weißwurstäquators vernehmen lassen … (Das ist jetzt kein Problem der „Preußen“, sondern ein selbstgemachtes der Süddeutschen. Und bitte, ich weiß, dass die sog. „Preußen“ oft gar keine sind und auch keine sein wollen. Es ist halt so ein bequemer Sammelbegriff und nicht böse gemeint… Umgekehrt könnte ich in Hamburg tausendmal erklären, nein, ich käme nicht aus Bayern … )
Wird das Bodenseealemannische aufgegeben um hochdeutscher zu :klingen oder was ist der Grund warum sich die alemannischen Dialekte immer mehr zurückziehen?
Das ist glaube ich kein spezifisch schwäbisch-alemannisches Phänomen, sondern überall zu beobachten. Von der jeweiligen Regionshauptstadt (Landeshauptstadt) geht eine (vielleicht ungeliebte) Vorbildwirkung aus, und das „einfache Volk“ neigt dazu, die Sprech- und sonstigen Angewohnheiten der „besseren Kreise“ zu übernehmen. Das war schon immer so. Funk und Fernsehen sowie die Mobilität (Wohnungswechsel) in der Geselschaft verstärken dies natürlich noch stark.
Um beim oberschwäbischen Schwäbisch als Beispiel zu bleiben: Die Nasale (und die zugehörige sonstige Aussprachefärbung wird nach Stuttgarter Vorbild (in abgeschwächter Form) übernommen, das Niederalemannische verschwindet immer mehr. Bis jetzt bleibt das sdliche Oberschwaben (Nähe Bodensee) und das württ. Allgäu noch ohne Nasale, aber wer weiß, wie lange noch …)
Ganz Ähnliches kann man auch in und um Kempten beobachten: Hier sprach man einst ein reines „Allgaierisch“ (Ich will jetzt nicht ausführen, woraus sch dieses zusammensetzt, nur, Alemannisches ist stark auch mit drin). Inzwischen aber reden die Leute (nach Münchner Vorbild) mit viel mehr bayerischer Färbung in ihrer Sprache als noch vor wenigen Jahrzehnten.
Pfiate (sagt man auch bei uns in Oberschwaben)
Ludwig