Hallo Leute,
mit Bezug auf den Erbsündenthread (Votum von puenkelchen):
Was ist der Unterschied zwischen der menschlichen Natur und dem menschlichen Naturell?
Gruss,
Mike
Hallo Leute,
mit Bezug auf den Erbsündenthread (Votum von puenkelchen):
Was ist der Unterschied zwischen der menschlichen Natur und dem menschlichen Naturell?
Gruss,
Mike
Steht unter Naturell im Lexikon. Ich guck jetzt nicht nach, aber Naturell ist eine Teilmenge der menschlichen Natur und bezieht sich auf sein Temperament (im weitesten Sinne, also einschließlich Gemütslagen).
Hallo bumi,
danke für die Wortmeldung; aus dem
Lexikon
werde ich nicht besonders schlau. Es deutet darauf hin, „Naturell“ sei so etwas wie eine individuelle Natur oder der Charakter.
Wie kann der Mensch von Natur (als homunculus) im Sinne der allgemeinen Menschennatur gut sein, von Natur (als Individuum) im Sinne des Einzelwesens aber schlecht?
Man müsste dann über die allgemeinmenschliche Natur sagen, sie beinhalte einen soundso-häufigen Fall, währenddem sie Ausnahmen bei Individuen zulasse. Was zur Folge hätte, dass gewisse Individuen auszumerzen oder aber dass Gut und Böse undefinierbar sind.
Gruss,
Mike
Hallo Mike,
erstmal neue Begriffsklärung: ein Homunculus ist ein im Reagenzglas erzeugtes Menschlein (mittelalterliche Vorstellung).
Wer sagt denn, dass die Menschennatur gut und das Individuum schlecht sein muss? Es wird auch umgekehrt gedacht: Dass die Menschennatur von der Erbsünde behaftet ist und es an dem Einzelnen ist, sich für das Gute zu entscheiden.
Die Menschennatur ist nicht nur ein Fall der Statistik. Die Menschheit insgesamt ist anders aufgebaut als ein Einzelmensch.
Das Ausmerzen von Individuen wäre nur in einem ethischen System verfechtbar, das das Ausmerzen an sich als gut bezeichnet. Womit wir bei deiner Infragestellung sind: du hast recht, Gut und Böse sind relativ. Es gibt keine absolute Wahrheit.
Gruss,
Bumi
Ich glaube nicht an ein heiliges Lexikon
Hallo bumi,
ich gehe natürlich vom Erbsündenthread und puenkelchen aus, die sinngemäss sagt „die menschliche Natur ist gut, das Naturell unter Umständen schlecht“. Es ist aber einerlei, auch wenn Du es umgekehrt siehst, denn das Entscheidende folgt:
Es gibt keine absolute Wahrheit
Warum sollte es denn dann nicht müssig sein, über Natur und Naturell - und ebenso über das Problem individuell-allgemein, privat-öffentlich oder auch nur ich-du zu diskutieren?
Im Moment, wo die Wahrheit über Gut und Böse relativ ist, hat doch die Sprache über Gut und Böse keinen Sinn! Ich könnte natürlich eine individuelle (!) Annäherung an einen bestimmten Menschen machen, der dann mit mir zusammen ein streckenweise einheitliches Bild von Gut und Böse hat. Solange dieses aber nicht verbindlich ist, macht lediglich die praktische, nicht die theoretische Diskussion darüber Sinn, somit ist auch jede Aussage über eine Natur oder ein Naturell sinnlos; was soll ich dann von einer Unterscheidung Natur-Naturell halten? Warum sollte die Aussage des Lexikons mehr wert sein als das Papier, auf dem sie steht?
Gruss,
Mike
Hallo!
[…] puenkelchen ,
die sinngemäss sagt „die menschliche Natur ist gut, das
Naturell unter Umständen schlecht“.
Also etwa so, wie Nestroy meint?:
„Der Mensch is scho guat, aber d Leut san schlecht.“
H.
Hi,
Nicht heilig, aber immerhin ein Wörterbuch, das die Begriffe erklärt findest Du hier für „Naturell“ und für „Natur“
Blah
Hallo Blahfasel,
danke.
Nachfrage: Vor welchem ethischen Hintergrund kann das gesagt werden? Also wenn ich damit rechne, der Mensch sei ganz verschieden, dann kann ich ja auch nicht pauschal seine Natur von seinem Naturell unterscheiden - oder?
Demzufolge liegt der lexikalischen Unterscheidung - übrigens von Dir in einer schönen Variante zitiert - eine Gemeinschaftlichekeit des Verständnisses, eine gemeinsame sprachliche Begrifflichkeit zugrunde. Welche?
Gruss,
Mike
Wundertüte der Evolution
Hi Mike.
werde ich nicht besonders schlau. Es deutet darauf hin,
„Naturell“ sei so etwas wie eine individuelle Natur oder der
Charakter.
Naturell - ein selten verwendeter und eher altmodischer Begriff - entspricht in etwa dem Temperament (wie bumi schon sagte), in dem Sinne, in dem man sagt, jemand sei cholerisch oder lethargisch usw. Charakter bezieht sich auf die moralische Struktur des Menschen, d.h. auf seine „Berechenbarkeit“ von sozialen Verhaltensweisen. Auch der Charakterbegriff ist ziemlich veraltet.
Die Frage, ob „der Mensch“ von „Natur“ aus gut oder böse ist, halte ich für obsolet, da gegenstandslos. Es gibt keine „menschliche Natur“, der Mensch ist gerade dadurch gekennzeichnet, dass er sich von seinen Instinkten weitgehend lösen kann (welche allein als naturgegeben bezeichnet werden können). Weder die Instinkte, denen er ggf. noch folgt, noch der Freiraum, den er über die Instinkte hinaus hat, sind geeignet, mit einem pauschalen moralischen Etikett versehen zu werden. Der Mensch hat das Potential zu allen Extremen des Verhaltens. Er ist sozusagen die Wundertüte der Evolution.
Chan
Hallo Mike
Entschuldige bitte, aber so habe ich das nicht gemeint. Als du von Natur sprachst, habe ich dich wohl falsch verstanden. Mir war nicht klar das du von der Natur des Menschen gesprochen hast. Dachte du meinst die Natur generell
Gruss
pue
Hallo
@bumi
…Gut und Böse sind relativ. Es gibt keine absolute Wahrheit. …
Die britische Fernsehjournalistin Joan Bakewell hat die Welt, in der wir leben — eine Welt, die ihre Bürger das Hassen lehrt —, mit treffenden Worten beschrieben. Sie schreibt: „Ich bin keine strenggläubige Christin, doch in den Lehren Jesu erkenne ich eine tiefe und absolute Wahrheit: Das Böse ist die katastrophale Folge eines Mangels an Liebe…Zitat Ende
Wenn man etwas nachdenkt, sollte man einige zweckdienliche Fragen berücksichtigen, die in diesem Zusammenhang bedeutsam sind. Wenn sich die Wahrheit nicht ermitteln ließe, welchen Sinn hätten dann die Worte Jesu: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“? Oder 1.Tim.2,3 wo es sinngemäß heißt Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, wobei natürlich der freie Wille- an etwas zu glauben auch wenn man es nicht sieht-Hebr.11, 1 eine Rolle spielt.
Da Gott allmächtig ist kann es für ihn kein Problem sein einem Menschen- der es möchte -beim Aufbau eines großzügigen, sanften Naturells zu helfen –Jesus weist darauf hin Matth.11, 29,30
Schlachter 2000 speedytwo
Hallo puenkelchen,
ich meinte sowohl generell als auch „des Menschen“. Diesen habe ich jetzt ins Spiel gebracht, um ein wenig zu verdeutlichen. Natürlich gehört zur Natur nicht nur der Mensch.
Gruss,
Mike
Hi,
Nun, es ist doch wohl so, dass die Gattung Mensch einen gemeinsamen Nenner im Verhalten zu einander und ihrer Umgebung entwickelt hat. Das würde ich dann als die „Natur des Menschen“ bezeichnen. Das ist dann also die gesamte Ausstattung mit grundlegenden Instinkten (Territorialbehauptung, Soziale Bedürfnisse etc.)
Die individuelle Ausprägung dieser Verhaltensweisen kann dann ja durchaus unterschiedlich sein - dafür würde ich den Begriff „Naturell“ setzen.
Blah
Hallo Blahfasel,
was ist dann der Unterschied zwischen Naturell und Charakter?
Gruss,
Mike
Danke
Hallo Leute,
vielen Dank den Antwortenden.
Natürlich war die Frage nur am Rande der Religionswissenschaft weil weitgehend Psychologie & Sprachwissenschaft (Fremdwörterkunde).
Insofern als „Natur“ gefragt ist, wäre es natürlich Naturwissenschaft.
Die Frage, ob die „Natur“ gut ist, ist natürlich Sache der einzelnen Religion und mir in Summa sehr wohl bekannt. Ob man den Begriff „Naturell“ für Religion(-en) braucht, ist zwar nach wie vor eine Frage von Religionen, die ich nicht kenne und/oder eines Glaubens, den ich nicht kenne; Ihr gabt mir aber einen Anhaltspunkt für allfällige einschlägige Diskussionen. Besten Dank.
Gruss,
Mike
Hi Chan,
gerade die Freiheitsgrade, die du dem Menschen attestiert, begründen die moralische Wertung. Der instinktgetriebene Ameisenlöwe kommt nicht wegen fortgesetzter Hinterlist in die Hölle, obwohl er den Ameisen Fallen stellt.
Bumi
Unterschied zwischen Religion und Philosophie
Bloßes Nachdenken erzeugt nicht unbedingt die Erkenntnis einer absoltuen Wahrheit. Hinter dieser Idee steht eine sehr persönliche Erfahrung, manche nennen sie Offenbarung. Erst sekundär macht das Nachdenken eine mitteilbare Idee draus.
Der instinktgetriebene
Ameisenlöwe kommt nicht wegen fortgesetzter Hinterlist in die
Hölle, obwohl er den Ameisen Fallen stellt.
Abgesehen davon, dass er ja nicht nur Ameisen verzehrt, würde mich doch interessieren, woher du so genau weißt, dass der Ameisenlöwe nicht in die Hölle kommt.
Oder meintest du, dass er in die Hölle kommt, allerdings nicht wegen fortgesetzter Hinterlist?
Kann er auch in den Himmel kommen?
Was sind dafür die Bedingungen?
Gruß TL
an was??
Hallo du dahinden,
ich bedaure den evangelikalen und fundamentalistischen Trend unserer Zeit sehr, der die ganze schöne Aufklärung der letzten 500 Jahre und den ganzen schönen Humanismus auffrisst, die Idee der Toleranz und Akzeptanz, die wunderbare Lessing’sche Ringparabel, die Forderung, das Gute nicht durch Denken beweisen zu wollen, sondern durch Tun - sollen wir wieder dahinter zurückfallen?
Ich mag Gruppen, die diskutieren, um sich immer wieder gemeinsam der Wahrheit zu nähern. Ich mag nicht Gruppen, die diskutieren, um mit ihrer Version der absuluten Wahrheit über andere zu siegen. Das nenne ich nicht einmal Diskussion.
Was ist bisher aus Versuchen geworden, die Wahrheit zu dogmatisieren? Wir sollten aus diesen Versuchen lernen. Und nicht so arrogant sein, Diskussionen, die in der Begeisterung für die Wahrheit stattfinden, gar jeden Sinn absprechen, weil die Beteiligten sich einander gelten lassen.
Warum nicht hinhören auf den Sprachgebrauch und achtsam darüber nachdenken, was in menschlichen Gemeinschaften in Jarhunderten gewachsen ist?
Bumi
Hallo
Bloßes Nachdenken erzeugt nicht unbedingt die Erkenntnis
einer absoltuen Wahrheit. Hinter dieser Idee steht eine sehr
persönliche Erfahrung, manche nennen sie Offenbarung. Erst
sekundär macht das Nachdenken eine mitteilbare Idee draus.
ich bedaure den evangelikalen und fundamentalistischen Trend unserer Zeit sehr, der die ganze schöne Aufklärung der letzten 500 Jahre und den ganzen schönen Humanismus auffrisst
Gott ist Liebe- er hat es auch nicht gewollt…
…Ich mag nicht Gruppen, die diskutieren, um mit ihrer Version der absuluten Wahrheit über andere zu siegen…
Stimmt,
- Korinther 8,2 Wenn aber jemand meint, etwas zu wissen, der hat noch nichts so erkannt, wie man erkennen soll…13,9 Denn wir erkennen stückweise…
es kommt auch drauf an als was man die Bibel betrachtet. Wenn sie für einen Leser nur Sagen/Erzählung/ ect. ist wird er wahrscheinlich weniger nachdenken über die Offenbarungen darin und auch nicht erkennen können wer Jesus wirklich ist und welche Rolle er spielt, obwohl Beweise über seine Echtheit gegeben sind sagt auch ein vielsagender Bibelvers aus …denn sein unsichtbares Wesen,(sein Naturell)? nämlich seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit Erschaffung der Welt an den Werken durch Nachdenken wahrgenommen Schlachter 2000- sagt aus -nachdenken- man kann die Bibel nicht immer in den Hintergrund verdrängen - auf die Frage : ist Gott allmächtig- würden sicher viele mit ja beantworten, wenn nicht, wer käme sonst noch in Frage? speedytwo