Natur-Naturell

Hallo bumi,

ich rechne fest damit, dass Du eine „Wahrheit“ in Werten der Toleranz und Akzeptanz siehst. Gerade darum kann man nicht sagen, diese Werte enthielten keine Wahrheit, im Gegenteil, sie geben (wenn auch nicht ganz eigenständig) etwas von der Wahrheit wieder, das nur sie wiedergeben können.

Nur ist es ein Irrsinn unserer Zeit, zu meinen, das sei kein Bekenntnis zu einer eigenen „Wahrheit“! Man mag sich dazu bekennen und erzählen, woher man das Gute an diesen Grundwerten eigentlich hat und wie weit sie gehen, statt zu behaupten, es gebe keine Wahrheit.

Gruss,
Mike

Der Mensch ist das, was er aus sich macht
Hi Bumi.

gerade die Freiheitsgrade, die du dem Menschen attestiert, begründen die moralische Wertung.

Moralische Wertungen geschehen anhand von konkreten Handlungen. Die Summe aller menschlichen Handlungen lässt aber überhaupt keine Rückschlüsse auf die moralische Wertigkeit zu, die „der Mensch“ grundsätzlich hat. Und weil solche Rückschlüsse nicht möglich sind, kann von einer grundsätzlichen moralischen Wertigkeit des Menschen (gut oder böse) überhaupt keine Rede sein. Hier gilt das Wort der Existenzialisten: Der Mensch ist das, was er aus sich macht.

Der instinktgetriebene Ameisenlöwe kommt nicht wegen fortgesetzter Hinterlist in die Hölle, obwohl er den Ameisen Fallen stellt.

Na, vielleicht kommt er ja in den Ameisenlöwenhimmel, weil er die bösen Ameisen vernichtet - die nämlich gehen mit ihren Opfern auch nicht gerade human um :smile:

Chan

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Na, vielleicht kommt er ja in den Ameisenlöwenhimmel, weil er
die bösen Ameisen vernichtet - die nämlich gehen mit ihren
Opfern auch nicht gerade human um :smile:

Hi,
Natürlich nicht, wie sollten sie auch. Sie verhalten sich „formican“.

Blah

Moin Chan

Na, vielleicht kommt er ja in den Ameisenlöwenhimmel, weil er
die bösen Ameisen vernichtet - die nämlich gehen mit ihren
Opfern auch nicht gerade human um :smile:

Das erinnert an die Ideologie der islamistischen Selbstmordattentäter. :smile:

Hi!
Mir scheint, wir haben uns angenähert.
Du sprichst jetzt von meiner „eigenen“ Wahrheit. So sehe ich es auch. Sie entspricht der Art und Weise, wie ich im Kosmos, meinem Umfeld und meiner Haut stecke. Ich verteidige sie auch nur mit eigenem Herzblut, nicht mit fremdem. Deswegen nenne ich sie auch nicht „die“ Wahrheit. (Und dass ich den albernen Sieg über andere Wahrheiten nicht brauche, ermöglicht mir, mit den Anhängern der verpöntesten Ideologien zu reden.)
Bumi

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Unterschied zwischen Religion und Bibel
Hallo speedy2,
die Bibel entfaltet sich erst, wenn man sie als die in Jahrhunderten entstandene und immer wieder veränderte und in (hauptsächlich) 2 Sprachen verfasste Texsammlung sieht, die sie ist. Wer sie für Gottes Wort in aller denkbaren Direktheit hält, unterschätzt die ganze Konstruktion und kennt das Johannesevangelium nicht. Gottes Wort ist die Schöpfung, und Gott ist weder auf Bücher noch auf Päpste angewiesen. Fast eher noch auf Drehtänze, falls du weißt, was ich meine. Übrigens unterschätze ich auch das Menschenwort nicht, ob in Weisheitsbüchern, lustvoller Fiktion oder Hasstiraden. Auch sie gehören zur Schöpfung, auf die wir mit unserem Denken, Fühlen und Wollen reagieren.
Was viel schlimmer ist als die Verdrängung der Bibel, ist die Verdrängung dessen, was Jesus gewollt hat bzw. will. Es ist verdrängt durch denkfaule, gefühlsarme und willensschwache Untertanen der Kirchen und Parteien - sprich: des GELDES. Und diese Leute nun sind da, um geliebt zu werden. Das ist so wahr wie absurd.

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vom Verschwinden der Moral in der Geworfenheit
Guten Morgen, Chan,
jawoll, moralische Wertungen geschehen anhand von Erfahrungen mit konkreten Handlungen, an denen sich die Logik bis hinein in den Bereich des Unübersichtlichen abgearbeitet hat, so dass der Mensch nun nach pragmatischen Lösungen greift. Wer nach Summen ALLER menschlichen Handlungen fragt, abstrahiert von den Bedingungen der Wertsetzungen. Der Mensch als Species wäre allenfalls mittelbar als gut oder böse zu bezeichnen, in Ableitung aus einer Ethik.
Der Mensch ist das, was er aus sich macht, weil er ist, wo er ist.
Bumi

Hier entstehen viele Fragen…
Hallo bumi,

Mir scheint, wir haben uns angenähert.

Ich habe im Gegenteil bei der Lektüre Deines Artikels tausend Fragen.
Ich beschränke mich auf eine.

Herzblut

Wo ist - beispielsweise - die Grenze zwischen meinem Herzblut und dem Herzblut dessen, für den ich mein Leben hingebe?

Gruss,
Mike

3 Blut = 1
Hi!

Mein Herzblut ist das Siebenmilliardstel Stück Menschheit, auf das ich den unmittelbarsten Zugriff habe. Es ist verbunden mit einem Kontinuum namens Selbstbewusstsein, einer Empfindung, die einige Verantwortlichkeiten regelt.

Zu genau dem, was ich eben ausgelassen habe, google unbedingt John Donne: „The Flea“.

Bumi

Ohne verbindliche Kommunikation kein Menschsein
Hallo bumi,

so einfach geht das nicht. Beispiel 1: Die Mutter hat keinen „Zugriff“ auf ihren Säugling und er keinen „Zugriff“ auf sie. Sie lässt ihn verhungern.

Beispiel 2: Hans will Anna küssen, Anna will Hans nicht küssen. Wer kommt zur Erfüllung seines Wunsches und (vor allem:smile: warum?

Beispiel 3: Peter schreit „raus hier, es brennt“, weil er das Feuer im Dach gesehen hat. Karl findet, Gehorsam sei eine schlechte Tugend, und bleibt brav in der Stube. Peter packt Karl am Arm und zerrt ihn heraus.

Gruss,
Mike

Hallo bumi,

Gott ist die Schöpfung

Bist Du Pantheist?

Gruss,
Mike

Bilanz der menschlichen Moralität
Hi Bumi.

Wer nach Summen ALLER menschlichen Handlungen fragt, abstrahiert von
den Bedingungen der Wertsetzungen. Der Mensch als Species wäre
allenfalls mittelbar als gut oder böse zu bezeichnen, in
Ableitung aus einer Ethik.

Würde ich eine Bilanz der Moralität aller bisherigen menschlichen Handlungen ziehen (aus heutiger menschenrechtlicher Sicht), käme ich zu einem sehr negativen Ergebnis. Daraus schließe ich aber nicht auf eine negative Natur des Menschen, sondern auf den (relativ) niedrigen Stand seiner Entwicklung, die erst am Anfang ist. Seien wir doch mal ehrlich: Hat das Mittelalter (im weiteren Sinne) nicht erst 1945 geendet?

Chan

Bist Du Pantheist?

Wohl eher Narziss.

Gruß TL

Hallo Mike,

Gott ist die Schöpfung

Bist Du Pantheist?

das ist mal wieder typisch für Dich einen Guten Betrag durch
Unverstand zu hinterfragen oder zu negieren.
Einfach was weglassen und gegen halten.
Gottes Wort ist die Schöpfung. - steht dort.
Dies Interpretation geht konform dem Prolog im Johannesevangelium,
was ausdrücklich erwähnt wurde.Nur mal nachlesen.
Deine Hinterfragung von Bumi selbst (Pantheist) , ist, wie vieles andere von Dir, einfach Kappes, kann jedenfalls aus seiner
vorliegenden Einlassung nicht geschlossen werde.

Gruß VIKTOR

Hallo Mike,
ich sagte, ich verteidige meine Meinung mit meinem Herzblut und nicht mit fremdem.
Du fragtest mich daraufhin praktisch nach meinem Handeln angesichts des Handelns anderer, das unverantwortlich, konfliktbeladen und abstrus sein mag.
Ich werde aus meiner Überzeugung heraus dem Säugling helfen. In dieser Situation bin ich mir voraussichtlich der nächste und der Säugling der zweitnächste. Der Mutter bleibt, nach ihrer Art zu handeln.
Bei Hans und Anna küssen werde ich mich nicht einmischen, solange sich keine Komponente gemäß Fall 1 einstellt.
Ob ich Karls Selbstbestimmungsrecht verletze, hängt davon ab, ob ich es in diesem Augenblick höher werte als mein Interesse an einem anderen Fortgang dieser Geschichte. Ich werde als Ganzheit aus Emotionen und Überzeugungen auf die Situation regieren, hinterher aber keinen Lehrsatz aus meinem Handeln konstruieren.
Bumi

Asche auf mein Haupt
Hallo VIKTOR,

es war ein Lesefehler.

Ich bin trotzdem kein gutes Mittagessen für Dich - Höflichkeit schadet nicht.

Gruss,
Mike

Ch(risti?)an:
Ein Mensch, der sich und die Verhältnisse als gut bezeichnet, hört auf, moralisch zu handeln. Wer die bestehenden Verhältnisse optimieren will, bewertet diese als negativ im Vergleich zum nie erreichbaren Sollzustand. Dehalb müssen Bilanzen innerhalb bestehender Ethik so ausfallen.
Nach meinem Verständnis endete das Mittelalter trotz größtem Chaos etwa im 15. Jahrhundert mit beginnender Aufklärung. 1945 sehe ich nicht als Zäsur, sondern als bruchlose Fortführung der kapitalistischen Kriegswirtschaft, die wir von Kaiser Wilhelm kennen. Zur Zeit befinden wir uns in einer starken Mythisierung und Antiaufklärung. Ein neues Mittelalter hat schon begonnen. Ich nenne es seit der Jahrtausendwende Neofeudalismus.
Unabhängig von dieser bedauernswerten Entwicklung bleiben die Begriffe „gut“ und „böse“ intraspezifisch. Mag sich die kulturelle Evolution dem Punkte ihres Scheiterns nähern - die Ameisen werden uns nicht verurteilen und der Weltgeist ist eins weiter gezogen.
Bumi

Wo ist (wenigstens ungefähr) die Grenze?
Hallo bumi,

ich bleibe mal bei Beispiel 3.
a) Peter rettet Karl nicht aus einem brennenden Haus, sondern vor schweren Depressionen.

b) Und jetzt gehe ich noch einen Schritt weiter. Peter rettet Karl vor der ewigen Verdammnis und reisst ihn aus dem Feuer des Jenseits (wahlweise Fegefeuer oder Hölle).

Warum soll Peter nicht daran glauben wie an ein brennendes Haus?

Gruss,
Mike

Gott ist die Schöpfung?
Stammt nicht von mir. Ich sagte: Gottes Wort ist nicht gleich Bibel, sondern gleich Schöpfung.
Die Sache ist sogar noch verwirrender, weil im Kontext der Sprache der ganze Gottesbegriff zweifelhaft ist.

Hallo bumi,

sorry, das mit „Gott“ war ein Lesefehler von mir. Dennoch war er symptomatisch für die Richtung, in die Du denkst:

Gottes Wort ist nicht gleich Bibel, sondern gleich Schöpfung

Die Bibel ist Wort von Gott, die Schöpfung geht auf das Wort Gottes zurück, hat ihren Ursprung darin und wird nach christlicher Auffassung von ihm beeinflusst; sie beherbergt allerdings auch anderes. Gehört denn zum Beispiel mein Lesefehler etwa nicht zu Gottes Schöpfung? Und dennoch war er unvollkommen, also nicht göttlichen Ursprungs.

Gruss,
Mike