Hi,
die Moralphilosophie ist ein Flipperspiel. Was passiert mit einer moralischen Haltung bei akuten Realitätseinschlägen? Was bewirkt der von irdischem und höllischem Feuer gepackte Karl in Peter?
Peters Moral steht in Wechselwirkung mit einer Ethik und mit seinen Empfindungen. Die Ethik sagt ihm: Handle entschieden durch Unterlassen oder Begehen einer Tat. Und: Handle beispielhaft (Kant). Oder: als werde an dir gehandelt. In der Tat, das Überich redet mit. Aber auch 17 andere Instanzen, zum Beispiel die Erlebensqualität von Rauchvergiftung. Die Physik wirkt auf die Metaphysik, wo der Satz entsteht: Der Karl brennt für seine Sünden.
Egal, ob sich Peter von der unsinnigen Sündentheorie beeindrucken lässt oder nicht, ich vermute einfach mal, dass Karls Selbstbestimmungsrecht de facto in dieser Extremsituation für Peter keine Rolle spielt. Aber egal, wie er letztendlich handelt: jeder ziehe seine Schlüsse, aber keiner werfe den ersten Stein.
Bumi
Schon wieder Unverbindlichkeit
Hallo bumi,
keiner werfe den ersten Stein
Natürlich. Urteilt nicht übereinander. Jesus geht sogar noch weiter: „Lasst beides [Gut und Böse] wachsen.“
Und doch: „Geht hin zu allen Völkern und lehrt sie, was Ich euch aufgetragen habe.“.
Nehmen wir an, der Lehrsatz von der Sünde habe Peters Naturell geweckt, in Gegensatz zur Natur, die ohne den Lehrsatz schon vorbestanden habe. Wie kann ich mir herausnehmen, darüber zu urteilen? Das ist es ja gerade, was ich nicht will.
Natürlich sagt mir mein (der christliche) Glaube auch, dass der Mensch Gut und Böse unterscheiden kann. Bedeutet einerseits: Ich kann jemanden auf seine Tat aufmerksam machen. Wenn Peter über Karl die Tyrannei errichtet, mit dem Argument von Hölle und Fegefeuer, dann ist die Sachlage klar. Ich kann Peter ermahnen.
Andererseits sagt mir mein Glaube auch, Gott könne selbst aus der Tyrannei noch Gutes hervorgehen lassen, und das Verurteilen sei Seine Sache.
Nur entbindet mich das eben nicht von meinem eigenen Glauben! Und dagegen ist anzurennen: wenn die heutige Zeit meint, die Wahrheit habe keinen Namen, und das sei gefälligst (durchzusetzender) Grundkonsens.
Gruss,
Mike
Hallo Mike.
es war ein Lesefehler.
akzeptiert - ich nehme meine Kritik an Dir diesbezüglich zurück.
Ich reagierte hier deshalb heftiger als angemessen darauf, weil
schon von Dir hier „gekürzte“ Zitate als Ausgang von unpassenden
Gegenhaltungen erfolgte.Genauer lesen erspart Ungemach.
Gruß VIKTOR
immer noch Verantwortlichkeit
Hallo Mike,
das Wort „Unverbindlichkeit“ ist mir schon lange suspekt. Wer es benutzt, sehnt sich doch eher nach Vorschriften als nach Verantwortung.
„Lasst beides [Gut und Böse] wachsen.“ Kann ich was mit anfangen. Wo sagt er das?
„Geht hin zu allen Völkern und lehrt sie.“ Das war revolutionär. Der Jude Jesus sagt: Schottet euch nicht mehr ab! Seine Art zu lehren war nicht zuletzt das Vorbild, das er gab. Seine Haltung, alles auf eine Karte zu setzen.
„Peters Naturell geweckt“ ??
„dass der Mensch Gut und Böse unterscheiden kann“. Also, tu’s doch! Wo ist das Problem? Du handelst eigenverantwortlich und äußerst dich über andere. Der andere handelt eigenverantwortlich und äußert sich über dich. Das wahre Problem ist dir vielleicht zu unangenehm, es besteht doch in dem Mut, so radikal zu leben wie Jesus. Wenn jeder meint, er dürfe eine kleine Sünde begehen, um 10 große Sünden anderer auszumerzen, dann ist das der Endsieg für den Teufel.
„ermahnen“ - wie das wieder klingt. Wie eine Exekutivbehörde, die einen Verstoß gegen „verbindliche“ Vorschriften festgestellt hat.
Die Gebote, vor allem das erste, sind keine Bürokratie. Sie sind eine straffe Prophezeihung: Wenn du konsequent diesen Weg gehst, dann wirst du … Da sind keine Verhandlungen und Rechtsanwälte nötig.
Bumi
Hallo bumi
Was viel schlimmer ist als die Verdrängung der Bibel, ist die Verdrängung dessen, was Jesus gewollt hat bzw. will. Es ist verdrängt durch denkfaule, gefühlsarme und willensschwache Untertanen der Kirchen und Parteien - sprich: des GELDES. Und diese Leute nun sind da, um geliebt zu werden. Das ist so wahr wie absurd…
Ist vielleicht ein Grund die Bibel zu verdrängen um nicht weiter nachdenken zu müssen. Solche haben es sich selbst erwählt…dennoch,
falls jemand nicht glauben will muss ich ihn aber deswegen nicht hassen. Glaube ist ja Privatsache. Wenn man das Johannes Evangelium richtig versteht, will Jesus nicht viel:
Joh.3,35 Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben. 36 Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt od. sich weigert, dem Sohn zu glauben, der wird das Leben nicht sehen, … Schlachter 2000
nun, er will einfach nicht näher überdenken und wenn du sagst- Gott braucht niemand-genau so ist es und der Mensch kann ohne Gott nicht leben. speedytwo
Hallo bumi,
sehnt sich eher nach Vorschriften als nach Verantwortung
oder danach, dass gewisse Leute (einschliesslich evtl. er selbst) sich zu ihrer Verantwortung verbindlich bekennen.
Gut und Böse
Mt 13,30. Ähnlich in der Bergpredigt, Mt 5,45.
Wo ist das Problem?
Dort, wo man sich nicht bekennt, sondern hinter einer Lehre (namentlich von einer sogenannten „Gleichheit“) verschanzt. Sobald der Wind kommt (z. B. ein aufrechter Moslem), fällt dieses Bäumchen.
keine Verhandlungen und Rechtsanwälte nötig
Wenn bspw. der Staat sich gottlos nennen will (vgl. Debatten über Abschaffung der Gottesnennung in Landesverfassungen), dann scheinen die Juristen auch hier ihren Tribut zu fordern. Gewiss, es ist nicht die erste Pflicht eines Christen, zu schauen, dass die öffentliche Meinung Augenmass hat. Denn er soll zuerst vor der eigenen Türe kehren. Dennoch ist es an der Zeit, dass gewisse Leute sich auf ihre Wurzeln besinnen - und vor allem auch dazu stehen.
Gruss,
Mike
blinder Eifer ist eine Schwäche
Hallo Mike,
in Sachen Verbindlichkeit drehen wir uns im Kreis. Ich sags nochmal: In der Verantwortlichkeit ist eine Verbindlichkeit im guten Sinne locker vorhanden. Die größte Verantwortlichkeit, oder, nein - der Kern jeder Verantwortlichkeit ist die vor sich selbst, oder vor Gott, je nach Sichtweise des Kandidaten. Wenn ein Mensch erst einmal so weit ist, hat er auch keine Schwierigkeiten mehr, mutig, offen und ehrlich zu sein. Das sind meine Ideale, wegen derer ich mit einer Dornenkrone durch die Gegend laufen muss.
Richtig, die Lehre darf nicht den Glauben ersetzen, an eine Lehre kann man nicht glauben. Sie ist im Zusammenleben nicht ohne Funktion, aber ich weiß nicht, ob die negativen Nebenwirkungen die positiven überwiegen. Einer, der an der Lehre hängt, ist nicht unbedingt aufrecht, aber vielleicht starrsinnig. Die größten Feinde sind zwei starrsinnige Bekenner. Die größten Freunde sind zwei aufrechte Gläubige, egal aus welcher Glaubensgemeinschaft.
Was ist denn das für eine Demagogie: Verzicht auf Gottesnennung in Landesverfassungen sei ein Bekenntnis zur Gottlosigkeit? Oh weh, Mike, wir sind doch sehr weit auseinander in unseren Auffassungen. Das genaue Gegenteil scheint mir der Fall. Du sollst den Namen Gottes nicht unbedacht nennen. Nicht un anonymen, bürokratischen Zusammenhängen, die durch die Regelung staatlicher Gewalt entstehen. Bist du für eine Verquickung von Staat und Religion, für eine Verunreinigung von Religion? Eine natürliche und gottgefällige Verbindung der beiden Kategorien ist doch mit jedem Menschen gegeben, der die zehn Gebote einhält. Was ist erreicht, wenn die vier Buchstaben „Gott“ in diesen Machwerken stehen? Mich gruselts. Echte Bekenntnisse sind keine Buchstaben, sondern Taten. Da zeigt sich, wo einer steht und zu was. Zu Geld und Krieg oder zu der echten Auseinandersetzung, die der Frieden ist.
Du weißt nicht, wie „verbindlich“ die Bekundungen in diesem Forum sind. Du kannst nicht wissen, ob da auch nur ein echtes Bekenntnis zu finden ist. Wenn du dir mit deinen eigenen Augen ein Bild davon machen könntest, wie ich lebe, könntest du einem Bekenner auf den Zahn fühlen. Du bist herzlich eingeladen.
Bumi
Missverständnisse
Hi Bumi.
Ch(risti?)an:
Nee, absolut kein „risti“. Genau andersrum. Ich dachte, soviel sei klar.
Wer die bestehenden Verhältnisse optimieren will, bewertet diese als negativ im Vergleich zum nie erreichbaren Sollzustand. Dehalb müssen Bilanzen innerhalb bestehender Ethik so ausfallen.
Ich dachte absolut nicht nur an die bestehenden Verhältnisse. Die sind gar nicht mal so schlecht. Ich zog wirklich eine Bilanz über die Jahrhunderte (und Jahrtausende) hinweg. Wir reden ja über die vermeintliche bzw. hypothetische menschliche Natur, also etwas Gegenwartsübergreifendes.
Nach meinem Verständnis endete das Mittelalter trotz größtem
Chaos etwa im 15. Jahrhundert mit beginnender Aufklärung.
Ist der Konvention entsprechend natürlich korrekt.
1945 sehe ich nicht als Zäsur, sondern als bruchlose Fortführung
der kapitalistischen Kriegswirtschaft, die wir von Kaiser
Wilhelm kennen. Zur Zeit befinden wir uns in einer starken
Mythisierung und Antiaufklärung. Ein neues Mittelalter hat
schon begonnen. Ich nenne es seit der Jahrtausendwende
Neofeudalismus.
Nun, ich wollte damit einfach ausdrücken, dass seit 45 im Hinblick auf Menschenrechte ein deutlich geschärftes Bewusstsein besteht. Das ist, glaube ich, kaum ernsthaft abzustreiten. Dass es nach wie vor starke Gegenkräfte gibt, ist natürlich auch nicht abzustreiten.
Unabhängig von dieser bedauernswerten Entwicklung bleiben die
Begriffe „gut“ und „böse“ intraspezifisch.
Es gibt gewiss einen harten Kern der Moral, den alle Kulturen anerkennen: das Tötungsverbot (abgesehen von bestimmten Ausnahmen). Auch Hilfsbereitschaft ist ein global anerkannte Tugend. Man könnte weitere Punkte nennen, was aber diesen schon ausfädelnden Thread sprengt.
Mag sich die kulturelle Evolution dem Punkte ihres Scheiterns nähern -
Pessimismus ist nicht mein Ding. Ich glaube nicht an ein Scheitern.
…und der Weltgeist ist eins weiter gezogen.
Möglich. Aber wohin?
Chan