Nazis, die Juden geholfen haben

Hallo.

Für die Recherche zu einem Buch bin ich auf der Suche nach wahren Geschichten von Juden, denen von Nazis geholfen wurden.

Diesbezüglich habe ich von Fälschungen von Ariernachweisen gehört oder Mitgliedern der SS, die Juden zur Flucht verholfen haben.

Gibt es hier historische Quellen oder belegbare Ereignisse?
Oder hat jemand aus seiner Familie mal von einer solchen Geschichte gehört?

Gruß,

Sacha

Hallo Sacha,

Für die Recherche zu einem Buch bin ich auf der Suche nach
wahren Geschichten von Juden, denen von Nazis geholfen wurden.

Hmm … was genau bedeutet „geholfen“? Etwas zu essen gegeben? Außer Landes geschmuggelt? Das Leben gerettet? Arbeit gegeben?

Und wer ist ein Nazi?

Oskar Schindler z.B. war Parteimitglied, trug ein Hakenkreuzabzeichen und war rein äußerlich betrachtet ein mustergültiger Nazi. Aber ich denke, das ist nicht so wirklich, was du meinst, oder?

Kennst du übrigens den Film „Der Pianist“? Da findet ein Nazi einen Juden - den „Pianisten“ - in seinem Versteck, gibt ihm aber etwas zu essen und seinen Mantel. Zählt das schon als „helfen“? Reicht es schon, dass er ihn nicht verraten hat?

Ich glaube, es kann nur gut für dein Buch sein, wenn du deine Suche genauer eingrenzt.

Übrigens, noch so eine Geschichte von einem Nazi, der eine Jüdin geschützt hat: Anita Lasker-Wallfisch hatte die Eingebung, sich die Etüden von Chopin beizubringen, und zwar alle. Diese Etüden zählen zu den schwierigsten Klavierstücken, die es gibt. Nun, sie hat die Etüden gelernt, und in Auschwitz hat ihr dann einer der SS-Offiziere mitgeteilt, dass sie nichts zu befürchten hat - weil sie so gut Klavier spielt. (Es kann auch nicht geschadet haben, dass sie jung und hübsch war.)

Geholfen hat er ihr also wohl. Als uneigennützig würde ich es aber in dem Fall nicht bezeichnen. Er wollte einfach weiter ihre Musik hören.

Ganz so einfach ist deine Frage also gar nicht zu beantworten.

Schöne Grüße

Petra

Hallo Petra.

Für die Recherche zu einem Buch bin ich auf der Suche nach
wahren Geschichten von Juden, denen von Nazis geholfen wurden.

Hmm … was genau bedeutet „geholfen“? Etwas zu essen gegeben?
Außer Landes geschmuggelt? Das Leben gerettet? Arbeit gegeben?

Ganz konkret heißt das: das Leben gerettet.
Uneigennützig, eigennützig oder mit Doppelinteresse.

Und wer ist ein Nazi?
Oskar Schindler z.B. war Parteimitglied, trug ein
Hakenkreuzabzeichen und war rein äußerlich betrachtet ein
mustergültiger Nazi. Aber ich denke, das ist nicht so
wirklich, was du meinst, oder?

Ich meine damit nicht nur Parteimitglieder, sondern tatsächlich Mitglieder der SS.
Parteimitglieder gab es wohl damals viele.

Kennst du übrigens den Film „Der Pianist“? Da findet ein Nazi
einen Juden - den „Pianisten“ - in seinem Versteck, gibt ihm
aber etwas zu essen und seinen Mantel. Zählt das schon als
„helfen“? Reicht es schon, dass er ihn nicht verraten hat?

Nein, ein Mantel und was zu essen ist für die Story natürlich ein Bißchen zu wenig. Das alleine wäre sicher zwar schon ein eingegangenes Risiko, doch suche ich Geschichten, wo aktiv das Leben eines Juden oder einer jüdischen Familie gerettet wurde.
Bei meinen Recherchen stieß ich auf die Geschichte eines SS-Mannes, der in eine Jüdin verliebt war und ihr und ihrer Familie zur Flucht verhalf.
Die Frage, ob das aus Eigennutz geschah, kann man auch nicht so leicht beantworten. Aber in diesem Fall schon irgendwie aus Nächstenliebe…

Übrigens, noch so eine Geschichte von einem Nazi, der eine
Jüdin geschützt hat: Anita Lasker-Wallfisch hatte die
Eingebung, sich die Etüden von Chopin beizubringen, und zwar
alle. Diese Etüden zählen zu den schwierigsten Klavierstücken,
die es gibt. Nun, sie hat die Etüden gelernt, und in Auschwitz
hat ihr dann einer der SS-Offiziere mitgeteilt, dass sie
nichts zu befürchten hat - weil sie so gut Klavier spielt. (Es
kann auch nicht geschadet haben, dass sie jung und hübsch
war.)

Geholfen hat er ihr also wohl. Als uneigennützig würde ich es
aber in dem Fall nicht bezeichnen. Er wollte einfach weiter
ihre Musik hören.

Vielen Dank schonmal.
Werde der Geschichte mal nachgehen.

Gruß,

Sacha

Noch’n Buch
Hallo nochmal,

ah so. Nun wird die Sache klarer. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob du neue, noch nicht veröffentlichte Aussagen suchst, oder solche, über die schon geschrieben wurde, oder einfach alles.

Aber ich habe noch ein Buch für dich:
„Ich ging durchs Feuer und brannte nicht“ von Edith Hahn Beer. Da überlebte eine Jüdin, indem sie einen Nazi heiratete. Sie sagt ihm auch nach einiger Zeit, dass sie Jüdin ist. Er ist zwar sauer, dass sie ihn zu Beginn angelogen hat, aber er heiratet sie trotzdem. Sie bekommt während des Krieges sogar ein Kind von ihm. Naja, einige Jahre nach dem Krieg kam dann doch die Scheidung. Er mochte es nicht, wenn man ihm widersprach, und schlug sie vor den Augen ihrer Tochter, und so hat sie sich dann doch entschieden, sich wieder von ihm zu trennen.

Immerhin setzt sie sich noch bei den Russen für ihren Mann ein, und er kommt so eher aus der Kriegsgefangenschaft frei.

Er war allerdings nicht bei der SS.

Viel Erfolg noch mit deinem Buch.

Schöne Grüße

Petra

Hallo, Sacha,

interessant für dich - falls du sie nicht schon kennst - die Namen:
(alle Angehörige der Wehrmacht)

Heinz Droßel
http://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Dro%C3%9Fel

Albert Battel und Max Liedtke retteten als Offiziere der Wehrmacht durch offenen Widerstand ca 500 Juden vor der Deportation
http://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Battel
http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Liedtke_%28Journali…

Karl Plagge
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Plagge

Willi Ahrem
http://www.ns-gedenkstaetten.de/nrw/aktuelles/index…

Anton Schmid
http://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Schmid

Alfons Zündler
http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.ht…

Interessant auch - falls du sie nicht schon kennst - die beiden Bücher von Wolfram Wette:
http://www.amazon.de/Retter-Uniform-Handlungsspielr%…
http://www.amazon.de/Zivilcourage-Emp%C3%B6rte-Helfe…

Lieben Gruß, jenny

KZ-Kommandant dürfte wohl nach landläufiger Meinung als Nazi durchgehen…

Da hätte ich dann noch Erwin Dold zu bieten, der einzige KZ Kommandant, der freigesprochen wurde, wegen erwiesener Unschuld.

http://www.freiburg-schwarzwald.de/littenweiler/buch…

Weitere Infos sind eher Dünn gesäht, es gibt aber einen Dokumentarfilm über die Ereignisse… ansonsten müsstest Du in den Prozessakten des 1 Natzweiler-Prozess in Rastatt suchen. Im Internet findet man ansonsten herzlich wenig…

Bei meinen Recherchen stieß ich auf die Geschichte eines
SS-Mannes, der in eine Jüdin verliebt war und ihr und ihrer
Familie zur Flucht verhalf.
Die Frage, ob das aus Eigennutz geschah, kann man auch nicht
so leicht beantworten. Aber in diesem Fall schon irgendwie aus
Nächstenliebe…

Hi Sascha,

bei solchen Beurteilungen solltest Du sehr vorsichtig sein. „Schon irgendwie aus Nächstenliebe“ - da sträubt sich bei mir etwas und ich muss an kitschige Filme denken.

Spekulire lieber nicht über die Motive von Handlungen, zu denen du sehr wenig Bezug hast.

Nix für ungut

Alles Gute

Uli

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Hallo Sacha,

Für die Recherche zu einem Buch bin ich auf der Suche nach
wahren Geschichten von Juden, denen von Nazis geholfen wurde.

Leider hast Du nichts Näheres über das Buchprojekt geschrieben.

Für mich ist auch nicht klar, wer bei Dir unter Nazis läuft.
Wer ist für Dich „Nazi“? Ich stelle immer wieder fest, daß in Deutschland der Begriff sehr unterschiedlich verwendet wird, je nach dem, ob von nicht-jüdischen Deutschen oder Juden.

Aus nicht-jüdischer Perspektive ist meist die Clique um H.itler „Nazi“, SS und Führungspersonal einiger Organisationen des 3. Reichs.

Aber die ganz normalen Mitläufer werden nicht als Nazis gesehen.

In jüdischen Kreisen erlebe ich meist, daß als „Nazi“ jeder gesehen wird, der damals gelebt hat und nicht im Widerstand aktiv war.

Diesbezüglich habe ich von Fälschungen von Ariernachweisen
gehört oder Mitgliedern der SS, die Juden zur Flucht verholfen
haben.

Einige Beispiele hast Du ja schon mit Links genannt bekommen.

Gibt es hier historische Quellen oder belegbare Ereignisse?

Es gibt einige Forschungsprojekte, zum Beispiel am Berliner Institut für Antisemitismusforschung. Dort wird an einer Studie gearbeitet, was die Helfer nun genau motiviert hat.

Oder hat jemand aus seiner Familie mal von einer solchen
Geschichte gehört?

Ach, ich habe viele Geschichten von Menschen gehört, die im Versteck überlebt haben. Nur sehr wenige leben noch. Es ist eine Altersfrage.

Relativ bekannt wurde in den letzten Jahren die Geschichte von Lilli Wust, die Felice Schragenheim versteckt hat. Das Buch „Aimee und Jaguar“ hat sie bekannt gemacht, hat aber allzu viele Ungereimtheiten.

Viele Grüße

Iris

Moin,

Aus nicht-jüdischer Perspektive ist meist die Clique um
H.itler „Nazi“, SS und Führungspersonal einiger Organisationen
des 3. Reichs.

Aber die ganz normalen Mitläufer werden nicht als Nazis
gesehen.

Wessen „nicht-jüdische“ Perspektive soll das denn sein? Ganz sicher nicht die derjenigen, die die Nazizeit noch erlebt haben.

In jüdischen Kreisen erlebe ich meist, daß als „Nazi“ jeder
gesehen wird, der damals gelebt hat und nicht im Widerstand
aktiv war.

Was mindestens genau so schräg ist. Haben die Leute keinen Geschichtsunterricht gehabt?

Gruß
Marion

Hallo Uli,

bei solchen Beurteilungen solltest Du sehr vorsichtig sein.
„Schon irgendwie aus Nächstenliebe“ - da sträubt sich bei mir
etwas und ich muss an kitschige Filme denken.

Spekulire lieber nicht über die Motive von Handlungen, zu
denen du sehr wenig Bezug hast.

Das war eher ein Zitat meines Zeitzeugen, den ich befragt hatte.
Er sagte ganz unverblümt, daß die Beziehung zu einer Jüdin seine Karriere sofort beendet hätte.
Ich fragte ihn dann, ob er es denn nicht auch seiner Frau zuliebe getan hätte und er sagte: „Doch. Schon irgendwie auch.“
Das hat für mich nichts kitschiges.
Ganz im Gegenteil.

Gruß,

Sacha

Das war eher ein Zitat meines Zeitzeugen, den ich befragt
hatte.
Er sagte ganz unverblümt, daß die Beziehung zu einer Jüdin
seine Karriere sofort beendet hätte.
Ich fragte ihn dann, ob er es denn nicht auch seiner Frau
zuliebe getan hätte und er sagte: „Doch. Schon irgendwie
auch.“
Das hat für mich nichts kitschiges.
Ganz im Gegenteil.

Hi Sascha,

dann lies Dir noch einmal durch, wie Du es geschrieben hast:

Die Frage, ob das aus Eigennutz geschah, kann man auch nicht so
leicht beantworten. Aber in diesem Fall schon irgendwie aus
Nächstenliebe…

Wenn Du ein Buch schreibst, solltest Du gut trennen, was der Zeuge gesagt hat und was Du so glaubst.

Alles Gute

Uli

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… Klar. Was die Leute sagen und was sie meinen sind mitunter auch zweierlei.
Da ich aber an einem fiktionalen Stoff schreibe, der durch reale Geschichten inspiriert ist, darf ich das auch interpretieren.

Sacha

darf ich das auch
interpretieren.

Dürfen schon.
Aber dann nicht wundern, wenn deine Leser ähnlich wie u.s. reagieren (ich übrigens auch).
Gerade Schriftsteller sollten mit Sprache etwas präziser umgehen.

Gruß
Elke

Er sagte ganz unverblümt, daß die Beziehung zu einer Jüdin
seine Karriere sofort beendet hätte.
Ich fragte ihn dann, ob er es denn nicht auch seiner Frau
zuliebe getan hätte und er sagte: „Doch. Schon irgendwie
auch.“
Das hat für mich nichts kitschiges.
Ganz im Gegenteil.

Hi Sacha,
und wenn Du später mal ein Buch über Korruption in der SS schreibst, kannst Du die Geschichte noch einmal brauchen.
Sorry, ich bin nicht romantisch.

Gruss

Uli

Im Prinzip hast Du gerade den Kern der Geschichte erraten :smile:
Es ist keine romantische Liebesgeschichte.
Es geht um Korruption, persönliche Beziehungen, Klüngel und Vetternwirtschaft.
Das hat - wie gesagt - nix romantisches. Auch wenn der Kern eine Liebesgeschichte ist, an der sich alles entzündet.

)

Gruß,

Sacha

Hi,

für Geld haben Nazis fast alles gemacht.

nicki

Hallo

Für mich ist auch nicht klar, wer bei Dir unter Nazis
läuft.

Nazi = Na tionalso zi alist

Die Zuordnung ist daher recht einfach. Als Nazis per Definition kann man alle Parteimitglieder der NSDAP bezeichnen.

Aus nicht-jüdischer Perspektive ist meist die Clique um
H.itler „Nazi“, SS und Führungspersonal einiger Organisationen
des 3. Reichs.

Das mag ev. für die frühen Nachkriegsjahre noch gelten, hat doch aber spätestens seit den 68’ern für den Begriff keine Bedeutung mehr. Vielmehr wird der Begriff Nazi seit dieser Zeit nicht nur durch eine aktive Unterstützung gekennzeichnet, sondern noch sehr vielmehr durch die Geisteshaltung.

Bestes Beispiel ist die Verwendung des Begriffes (zu Recht) für die gegenwärtigen rechten Organisationen, obgleich sie mit dem Nationalsozialismus der 20ger Jahre kaum noch Schnittpunkte haben.

Weiteres Beispiel dafür ist die Verwendung des Begriffes für gleichartige rechte Organissationen im Ausland. (Russland, Frankreich, Italien, Polen etc.) Diese sind ideologisch noch weiter vom Ursprung der NSDAP entfernt.

Aber die ganz normalen Mitläufer werden nicht als Nazis
gesehen.

Mitläufer ist ein Begriff der meist verwendet wird, um Verantwortung zu verklären oder von sich zu weisen. Entweder man war aktiv im System integriert bzw. ein aktiver Unerstützer, oder man war ohne politische Interessen und hat einfach nur sein Süppchen gekocht.

Aber Mitläufer kling so schön harmlos. Aber auch schon eine Denunziation macht den Unterschied. Ein Denunziant ist kein Mitläufer mehr. Und wenn man sich vor Augen führt, daß fast 90% der Informationen bei der GeStaPo durch „freiwillige“ Anzeigen und Denunziation zustande kamen, bekommt der Begriff „Mitläufer“ eine neue Aura.(Die GeStaPo hätte mit ihrem geringen Personalbestand diese Masse an Infos nie selbst sammeln können und konnte sie kaum bearbeiten.)

Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, das man sich außerhalb von Deutschland in den Jahren nach dem Krieg, oft über die Verwendung des Begriffes „Mitläufer“ bei Deutschen lustig gemacht hat.

Gruß Parzival

2 Like

So eine Antwort ist einfach nur zum K****

Hallo

Für mich ist auch nicht klar, wer bei Dir unter Nazis
läuft.

Nazi = Na tionalso zi alist

Ab hier habe ich nicht mehr weitergelesen. *kotz*

Hallo

Ab hier habe ich nicht mehr weitergelesen. *kotz*

Nicht sehr informativ was du hier geschrieben hast.
Ich hoffe es geht dir zwischenzeitlich besser und du kannst di Quelle deines Unwohlsein artikulieren.

Gruuß Parzival

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Lieber Sacha,

Hitler selbst unterstützte seinen „Edeljuden“: Eduard Bloch, den Arzt, der Hitlers Mutter Klara aufopferungsvoll behandelt und gepflegt hatte. Bloch genas nach dem Anschluss dann einige wenige Privilegien und durfte 1940 in die USA emigrieren.

Auch wieder ein Beleg, wie aufgesetzt und unausgegoren die gesamte Nazi-Ideologie war. Auch in meiner Familie galt die These: „Der Jude“ ist bös’ und zum Unglück der Völker auf der Welt; alle jüdischen Menschen, die meine Großvöter gekannt hatten, bezeichneten sie allerdings in ihren Erinnerungen als ordentlich und ehrenwert.

Das Thema insgesamt halte ich übrigens für heikel und sensibel. Unbedingt muss herausgearbeitet sein, dass die Unterstützung einzelner Juden quasi zufällig und irrational geschah. Es wäre schlimm, würde ein Leser herauslesen können, es würde auch gute Nazis gegeben haben und im Nationalsozialismus wäre auch Platz für Menschlichkeit gewesen, hätte man ihn denn nur richtig eingerichtet.

Gruß
Hardey