Neid die Zweite

Hallo Psychokenner,

ebenfalls aus gegebenem aktuellen Anlass treibt mich die Frage um, aus welchem Grund wohl jemand bei jedweder Kritik, selbst wenn sie Dritten gilt, dem Kritisierenden Neid und Eifersucht unterstellt.

Gibt es dafür eine Erklärung?

Beste Grüße

=^…^=

Nachtrag
Es gibt zwar für meine Frage einen aktuellen Anlass, jedoch ist mir ein derartiges Verhalten schon häufiger aufgefallen; ich möchte deshalb darum bitten, nicht den aktuellen Anlass zu diskutieren, sondern den möglichen Hintergrund eines solchen Verhaltens.

Ein in Foren häufiger anzutreffendes Beispiel wäre folgender Wortwechsel:

Ich halte es angesichts der Millionenverluste des Unternehmens XY nicht für gerechtfertigt, dass dessen Manager Boni erhalten. - Du bist doch nur neidisch, dass Du nicht so viel Geld bekommst.

Oder aus dem Privatleben:

Ich finde es unangemessen, dass Schwägerin XY zu Goldenen Hochzeit meiner Eltern im Minirock und mit Ausschnitt zum Bauchnabel erschienen ist. - Du bist doch nur neidisch, dass Du keine so tolle Figur hast.

Gruß

=^…^=

Hallo Kamikazekatze,

mit Totschlagargumenten ist es so eine Sache … sie sind nämlich nicht unbedingt falsch, sondern werden bloß zu oft gebraucht und auch dann verwendet, wenn sie an den Haaren herbeigezogen sind. Natürlich gibt es Situationen, in denen Menschen neidisch sind und nur deshalb eine bestimmte Sache kritisieren, und es ist legitim, diesen Verdacht zu äußern. Aber es gibt ebenso viele Situationen, in denen der Neidvorwurf bloß ein bequem aus dem Zylinder gezogenes Totschlagargument ist, das jeder sachlichen Basis entbehrt.

Die Unterstellung, daß es ja nur ein Totschlagargument ist, kann aber ihrerseits aber auch wieder zum Totschlagargument werden. Die Sache ist also nicht so einfach zu beantworten.

Ich halte es angesichts der Millionenverluste des
Unternehmens XY nicht für gerechtfertigt, dass dessen Manager
Boni erhalten. - Du bist doch nur neidisch, dass Du nicht so
viel Geld bekommst.

Möglicherweise hat er recht, möglicherweise nicht. Das lässt sich vermutlich nur anhand des Gesamtkontextes festellen - und auch da werden unterschiedliche Leute das unterschiedlich sehen.

Kurz: Der Neidvorwurf kann ein Totschlagargument sein und ist es häufig auch. Das gilt für die Unterstellung, daß der Neidvorwurf grundsätzlich ein Totschlagargument ist, aber auch.

Gruß,
Max

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Ich halte es angesichts der Millionenverluste des
Unternehmens XY nicht für gerechtfertigt, dass dessen Manager
Boni erhalten. - Du bist doch nur neidisch, dass Du nicht so
viel Geld bekommst.

Hallo,
der Vorwurf eines Neids bei Deinen Beispielen dient meiner Ansicht nach dazu, den anderen ins Bockshorn zu jagen oder zumindest für Verwirrung zu sorgen.
Die Antwort mit dem Vorwurf: „du bist doch nur neidisch…“ bedeutet erstmal die Aussage des anderen einfach zu übergehen, warum auch immer. Vielleicht hat die erwidernde Person keine Idee oder keine Lust etwas Sachliches darauf zu sagen. Im letzteren Fall kann es sein, dass es viel interessanter zu sein scheint sich über den Anlaß der Aussage Gedanken zu machen, warum sie sich mit den Millionenverlusten beschäftigt, und hat ja auch gleich eine Erklärung parat.

Der Vorwurf, man sei neidisch, hat meiner Ansicht nach etwas mit der Beziehung zwischen zwei Personen zu tun hat, vielleicht steckt ein Unterlegenheitsgefühl dahinter. Da dient dieses Wort als Mittel zum Zweck.
Wenn man auf den Vorwurf aggressiv reagiert, dann käme das einer Annahme eines Angriffsangebots gleich, mit all den dazugehörigen Folgen. Wenn man den Vorwurf ignoriert, dann ignoriert man gleichzeitig die Empfindung der Person, was die Mißstimmung nicht besser machen wird. Man könnte auf den Neidvorwurf mit einer Gegenfrage reagieren: „wie meinst du das…?“ mit dem möglichen Effekt, dass der andere sich outet, und es wird erkennbar, was bei der Aussage mit den Millionenverlusten gestört hat. Dann hat man evtl. die Möglichkeit Mißverständnisse und vorallem die Mißstimmung zu beseitigen.

grüße oppo

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Hallo Katze,

Ich finde es unangemessen, dass Schwägerin XY zu Goldenen
Hochzeit meiner Eltern im Minirock und mit Ausschnitt zum
Bauchnabel erschienen ist. - Du bist doch nur neidisch, dass
Du keine so tolle Figur hast.

Das sind die Waffen im Zickenkrieg.

To.i

Hallo Max,

das mit dem Totschlagargument und dem Vorwurf des Totschlagargumentes und dem Vorwurf des Vorwurfes des … *g* ist mir durchaus auch schon durch den Kopf gegangen. Derlei gibt es ja in Diskussionen, insbesondere in Internetforen, nicht selten.

Mich würden aber zwei spezielle Spezialfälle besonders interessieren, die mir in letzter Zeit in unterschiedlichen Zusammenhängen gehäuft aufgefallen sind:

  • Personen, die grundsätzlich im Laufe einer Diskussion die Neid-Karte aus dem Ärmel ziehen, ganz unabhängig von dem Thema

  • Personen, die sich mit dem Neidvorwurf in die Unterhaltung Dritter hineindrängen

Was, meinst Du, könnte dabei der jeweilige Hintergrund sein?

Grüße

=^…^=

Hallo Oppo,

ja, das klingt schlüssig.

Was, meinst Du, könnte der Beweggrund speziell von Personen sein, die sich immer wieder ungefragt in anderer Leute Unterhaltungen einmischen, nur um jemandem den Vorwurf zu machen, er vertrete seine Position nur aus Neid heraus?

Grüße

=^…^=

Hallo Meyer,

Das sind die Waffen im Zickenkrieg.

wie erklärst Du Dir dann, dass derlei Vorwürfe auch von Männern (nach meinem subjektiven Eindruck sogar mehrheitlich von Männern) kommen?

Dadurch, dass Männer von Natur aus Zicken sind?

Gruß

=^…^=

Hallo!

Was, meinst Du, könnte dabei der jeweilige Hintergrund sein?

Ganz allgemein gesprochen geht es darum, das Argument oder die Meinung des anderen abzuwerten, indem man nicht mehr sachlich darauf eingeht, sondern einen persönlichen Zweit-Kriegaschauplatz aufmacht. Und dazu gibt es einige Methoden, der Neidvorwurf ist da nur ein Mittel von vielen.

„So schlecht kann ich nicht sein, immerhin habe ich habe den neuen Job bekommen.“ - „Na, kein Wunder bei dem Minirock …“

„Ich denke, aus diesem und jenen Grund sollten wir das so und so machen.“ - „Denken? Du?“

„Man kann Stroh entzünden, indem man mit einer Lupe die Sonnenstrahlen bündelt. Ich habe das in Afrika schon selbst erlebt.“ - „Du warst doch nie und nimmer in Afrika!“

„Unsere Wirtschaft braucht dringend einen gelockerten Kündigunsschutz.“ - „Klar, dein Onkel hat ja eine Fabrik.“

Klar: Auch das kann stimmen. Aber es kann auch einfach nur ein Totschlagargument sein. Letztendlich weicht man dem eigentlichen Argument aus und schießt sich auf irgendetwas weitestgehend Persönliches ein.

http://de.wikipedia.org/wiki/Argumentum_ad_hominem

Letztendlich ist die Frage also: Warum diskutieren Leute unsachlich und werden persönlich? Und da glaube ich, dafür gibt es zuviele Antworten, als daß man die hier aufzählen könnte.

Gruß,
Max

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Hallo!

Was, meinst Du, könnte der Beweggrund speziell von Personen
sein, die sich immer wieder ungefragt in anderer Leute
Unterhaltungen einmischen, nur um jemandem den Vorwurf zu
machen, er vertrete seine Position nur aus Neid heraus?

Er/Sie könnte sich zum Beispiel auf irgendeine Weise von der Diskussion betroffen fühlen, oder das Gefühl haben, er/sie muss eine bestimmte Sache verteidigen, oder er/sie will jemanden zur Hilfe kommen, oder es geht ihm/ihr um das große Ganze.

Würden sich zum Bespiel in meinem Lieblingsverein am monatlichen Stammtisch lautstark zwei Leute streiten, kann es sein, daß ich mich da völlig ungefragt einmische - und sei es nur deshalb, weil es mir um den Verein an sich geht und um die Stimmung, die am Stammtisch herrscht. (Allerdings hat man, wenn man sich öffentlich äußert - und das ist am Stammtish der Fall -, auch nicht unbedingt ein verbrieftes Recht auf ein ungestörtes Zweigespräch. Da muss es sich mE auch jeder gefallen lassen, wenn man sich am Gespräch beteiligt; das ist das Wesen einer solchen Gruppe. Aber ich schweife ab.)

Kurz gesagt: Gründe, um sich einzumischen - auch gute, berechtigte - gibt es viele. Wie sich dann jemand einmischt, ist dann wieder ein völlig anders Blatt. Es kann sich jemand aus guten Gründen völlig unsachlich einmischen, oder jemand mischt sich aus schlechten Gründen sachlich ein. Die Unterstellung, daß derjenige, der unsachlich ist, auch ein schlechtes Motiv hat, ist auch schon wieder ein Art Totschlagargument. Ebenso wie die Unterstellung, jemand mische sich nur nur um des Einmischens willen ein.

Ich glaube, da gibt es zuviele Möglichkeiten, um Deine Frage konkret zu beantworten.

Gruß,
Max

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Hallo Kätzken

wie erklärst Du Dir dann, dass derlei Vorwürfe auch von
Männern (nach meinem subjektiven Eindruck sogar mehrheitlich
von Männern) kommen?

Gar nicht.

Ich hab noch niemals erlebt, dass das Erscheinungsbild einer anderen Person zum Gegenstand männlicher Betrachtung, Bewertung oder gar zum Anlasse von Herabsetzungen wurde.

Dadurch, dass Männer von Natur aus Zicken sind?

„Die Zicke“ gem. Dr. Konrad Duden ist weiblich und das wird einen Grund haben :wink:

Nein, im Ernst, Männer sind natürlich nicht auch nur pflegeleicht, es äußert sich nur anders.

Du bist!

To.i

Hallo!

wie erklärst Du Dir dann, dass derlei Vorwürfe auch von
Männern (nach meinem subjektiven Eindruck sogar mehrheitlich
von Männern) kommen?

Ich würde es mir dadurch erklären, daß der Häuptling und Du in stiller Eintracht beide einen Knick in der Optik habt, nur jeder in die andere Richtung.

Gruß,
Max

1 Like

Hallo KamikazeKatze,

für die Person dient die Einmischung als Brücke um in Kontakt zu deen Leuten in der Gesprächsrunde zu kommen. Vielleicht befürchtet die Person, dass eine neutrale Haltung in der Formulierung nicht effektiv genug für sie ist, sie also an die Person(en) nicht nah genug herankommt und wird deshalb persönlich. Damit macht sie sich dann außerdem interessant und bekommt auch von den Anderen Aufmerksamkeit, die Qualität der Aufmerksamkeit spielt dabei keine Rolle.
In mir käme auch noch der Verdacht auf, dass die Person selbst sich mit Neidgefühlen plagt, das also ihr Thema ist.

Grüße
oppo

1 Like

Vielen Dank, Oppo!

Das leuchtet mir ein.

Beste Grüße

=^…^=

Hallo Meyer,

Ich hab noch niemals erlebt, dass das Erscheinungsbild
einer anderen Person zum Gegenstand männlicher Betrachtung,
Bewertung oder gar zum Anlasse von Herabsetzungen wurde.

nun, die von mir beobachtete Verhaltensweise tritt tatsächlich häufiger im Zusammenhang mit Geld oder materiellen Besitztümern auf, ich habe aber durchaus auch schon männlicherseits den Neidvorwurf im Zusammenhang mit der äußeren Erscheinung erlebt. Das ist einer der Gründe, warum mir dies in letzter Zeit so aufgefallen ist.

Gruß

=^…^=

Hallo Denker,

Er/Sie könnte sich zum Beispiel auf irgendeine Weise von der
Diskussion betroffen fühlen, oder das Gefühl haben, er/sie
muss eine bestimmte Sache verteidigen, oder er/sie will
jemanden zur Hilfe kommen, oder es geht ihm/ihr um das große
Ganze.

Würden sich zum Bespiel in meinem Lieblingsverein am
monatlichen Stammtisch lautstark zwei Leute streiten, kann es
sein, daß ich mich da völlig ungefragt einmische - und sei es
nur deshalb, weil es mir um den Verein an sich geht und um die
Stimmung, die am Stammtisch herrscht. (Allerdings hat man,
wenn man sich öffentlich äußert - und das ist am Stammtish der
Fall -, auch nicht unbedingt ein verbrieftes Recht auf ein
ungestörtes Zweigespräch. Da muss es sich mE auch jeder
gefallen lassen, wenn man sich am Gespräch beteiligt; das ist
das Wesen einer solchen Gruppe. Aber ich schweife ab.)

das ist durchaus nachvollziehbar.

Einer der Gründe, warum mir dieses Verhalten in letzter Zeit aufgefallen ist, ist aber, dass ich mehrfach mit großer Verblüffung beobachtet habe, dass eine Diskussion weitestgehend friedlich und keineswegs streitartig verlief - bis eben ein bis dahin Unbeteiligter mit dem Neidvorwurf hineingebrettert ist.

Grüße

=^…^=

Hi Max,

wie erklärst Du Dir dann, dass derlei Vorwürfe auch von
Männern (nach meinem subjektiven Eindruck sogar mehrheitlich
von Männern) kommen?

Ich würde es mir dadurch erklären, daß der Häuptling und Du in
stiller Eintracht beide einen Knick in der Optik habt, nur
jeder in die andere Richtung.

wie Du oben ersehen kannst, bin ich mir zumindest meiner Subjektivität bewusst. ;o)

Grüße

=^…^=

Hallo Meyer,

Hallo Kätzchen,

Ich hab noch niemals erlebt, dass das Erscheinungsbild
einer anderen Person zum Gegenstand männlicher Betrachtung,
Bewertung oder gar zum Anlasse von Herabsetzungen wurde.

nun, die von mir beobachtete Verhaltensweise tritt tatsächlich
häufiger im Zusammenhang mit Geld oder materiellen
Besitztümern auf, ich habe aber durchaus auch schon
männlicherseits den Neidvorwurf im Zusammenhang mit der
äußeren Erscheinung erlebt. Das ist einer der Gründe, warum
mir dies in letzter Zeit so aufgefallen ist.

Also, du meinst solche Dinge wie „Ah, naja, wie die aussieht, kann die sich nur hochgeschlafen haben“ ?

Solche Beobachtung kann ich überhaupt gar nicht bestätigen.

Wobei hingegen schoneinmal zur Sprache kommt (aktuelles Beispiel), warum einer mit einer Tesafilm-geklebten Brille herum läuft, wenn der sich locker eine neue leisten können würde.

Aber das hat mit neid nichts zu tun, das ist eher ein Geizvorwurf. Gut, Geiz ist ja auch eine Todsünde.

To.i

Ja,

wie Du oben ersehen kannst, bin ich mir zumindest meiner
Subjektivität bewusst. ;o)

Du bist sogar beim Fehler machen unfehlbar.

Das war ein Scherz :wink:

To.i

Tja Meyer,

Du bist sogar beim Fehler machen unfehlbar.

so bin ich eben.

Und - biste neidisch? ;o)

scnr

=^…^=