Hi e.c.
Zur Klarstellung möchte ich erstmal unterscheiden zwischen dem Erlernen schamanistischer Techniken in der Zone des Schamanismus, wie es etwa in Korea vorkommt (ja, von Frauen) oder in einigen Stämmen der amerikanischen Ureinwohner, und dem Erlernen von schamanistischen Techniken von „Stammesfremden“, sprich der Trennung von Schamanismus und Religion oder auch nur Kulturidentität (evtl. weil diese verloren gegangen ist) gegen eine Pseudoidentität.
Nun von der Castaneda Sache halte ich nicht viel. Aber da smuss man auch nicht, auch wenn sie in ihrem direkten Umfeld evtl. nachvollziehbar ist, muss man es ja nicht toll finden.
Fakt ist, Rauschmittel werden in jeder Religion benutzt, mehr oder weniger. Nichts anderes ist beim Peyote der Fall und es kann nicht nur um den Rausch gehen- es gibt nämlich weit nettere Methoden sich zu berauschen als mit diesem ekelhaften Ding.
Um die Grundlage für Castanedas Ansatz zu finden muss man kurz zurückgreifen…
Es gab Prärieindianer, die sehr verschieden waren, ein kultureller Schmelztiegel…schon vor den Europäern.
Einige Traditionen werden unter den Stämmen geteilt, z.B. die des Sun Dance und der Kriegsbruderschaften. Für letztere war es zur Findung des Selbst durchaus wichtig, Visionen zu haben. Ob das als Schamanismus zu bezeichnen ist, ist fraglich da a) mit einer oder mehrerer Visionen noch keine Berufung angenommen wird und b) es auch einige Überlappungen mit dem Totemismus gibt´.
Merke, nicht alles was Stimmen hört, an Geister glaubt, komische Dinge raucht, medizinische Kleinigkeiten heilt ist auch Schamane… das ist wie Geometrie. Ein Quadraht ist ein Rechteck, aber nicht jedes Rechteck ist ein Quadraht.
Nun, durch diese Visionsgier wurden Rauschmittel sehr beliebt, in erster Linie Alkohol der von den Kolonisatoren auch reichlich eingeführt wurde.
Ab 1850 wurde der Peyote aus Mexiko eingeführt - du merkst an der Zahl, für eine „alte“ Kultur ist hier kein Raum.
Auf diese Pflanze gründen sich dann neue Kulte auf deren Grund Brüderschaften gegründet werden, inklusive Mysterien und Visionen.
Bei den Prärieindianern hat der Schamane oder die Schamanin einen wichtigen Platz, bildet sogar eine eigene Kaste. Sie führten den Sun Dance aus der heftige Selbstverletzungen beinhaltet- allerdings war das ursprünglich keine reine Schamanensache sondern stammt aus einer Bruderschaft, deren Praktik von anderen Übernommen wurde.
Nach einem Verbot tauchte der Sun Dance auch erst 1934 wieder auf- bei den schon erwähnten Lakota und Ojibwa.
Ein weiterer neuer Kult ist der des Ghost Dance um 1870, ausgehend von den Mormonen die in den Indianern die 10 verlorenen Stämme Israels sehen/sahen.
Und schließlich entstand der Peyote-Kult (Castaneda), auch etwa um 1870 rum.
Es handelt sich also keinesfalls um etwas ursprüngliches. Den Kaktus gab es erst 20 Jahre als sich der Kult entwickelte… im 19. Jahrhundert! Die Zeit, wo viele der Neuen Religionen entwickelten. (Nicht zu verwechseln mit extremistischen Neuen Neuen Religionen).
Da der Peyote wie erwähnt ziemlich ekelhaft in Sachen Drogen ist, weil er heftige Nebenwirkungen hat, wurde der Kult 1964 verboten- zumindest war das einer der offiziellen Gründe, die amerikanische Regierung hat aber einiges andere auf dem Kerbholz, ich will deren Aktionen auch nicht beschönigen.
Das Verbot ging durch, weil man feststellte, dass es sich um keine Einschränkung der Religionsfreiheit handele, da es sich beim Peyote-Kult nicht um eine Religion handele.
Soviel zum historischen Hintergrund.
Nun, Castaneda versuchte das Gegenteil zu beweisen, scheint dort aber wirklich nicht vertauenswürdig zu sein, da seine Feldforschungen werder bestätigt werden konnten noch seine wissenschaftlichen Angaben korrekt sind bzw. in seltensten Fällen.
Nach dem was ich bisher gelesen habe, wird der Peyote Kult so also nicht als Religion anerkannt und die Ausführungen Castanedas offiziell angezweifelt, letztendlich als Falsch aber auch noch nicht durch.
Also aus *meiner persönlichen* Sicht bin ich nach den Angaben, die er macht bzw. sein Vorzeigehäschen Don Juan Matu machen, auch nicht überzeugt und eher skeptisch, vor allem weil der Kult neu ist und viele Aspekte seiner Theorien zusammengeklaubt erscheinen -was aber keine Seltenheit ist, auch bei Religionen nicht.
Letztendlich scheitert es auch an der Definition von Religion.
Da mir aber die Einsicht in weitere Details des Kultes fehlt, da ich mich noch nicht viel intensiver als hier damit auseinander gesetzt habe, kann ich da auch keine tiefergreifenden Urteile drüber abgeben.
Letzteres war also meine persönliche Interpetation.
lg
Kate
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