Mir gefällt. dass das (schon infantil zu nennende) Erklärmodell „die sind eben unterbelichtet bzw. Loser etc.“, das nach einigen Landtagswahlen die Runde in vielen Berichten machte, zerplatzt. Es war leicht zu entlarven als
- abwertend
und
- Schutzreflex der „Angegriffenen“/„Bedrohten“ (also derjenigen, deren Parteien Verluste einstreichen mussten)
Erzeugt wurde dies durch die holzschnitzartige Konstruktion des „typischen“ AfD-Wählers. Gefördert durch die tlw. Mißachtung von differenzierenden Parametern. Zur Erläuterung ziehe ich einmal den Punkt Bildung heran. Es gab einige Grafiken, die Hochbildung, höhere Bildung und niedrige Bildung zeigten. Unter den Hochgebildeten wurden diejenigen mit Uni-Abschluss (oder Besuch) zusammengefasst. Höhere Bildung wurde den Abiturienten zugesprochen und unter niedrige Bildung die mit Real- und Hauptschulabschluss.
IMHO mag das den Eitelkeiten der Journalisten und bspw. grüner Wähler schmeicheln (beide haben hohe Anteile Universitärer). Ebenso mag es u.U. sogar heutige Aufteilungsquoten (Uni, Abi, Rest) passabel widerspiegeln. Aber eben nicht die vor 20, 30 oder 40 Jahren, bei denen der Anteil von schon Abiturienten noch deutlich niedriger lag als heute. Die Leute der betroffenen Altersklassen wählen aber ebenfalls.
Der geneigte ZEIT-Leser (oder SPIEGEL) mag sich nun wohler fühlen, da ihm „bestätigt“ scheint, die AfD-Wähler wären … äh … nicht so wie er (im Schnitt).
Unterschlagen wurde aber die Differenz zwischen Real- und Hauptschule und völlig ausgeblendet die weitere formale Ausbildung durch Lehre und weiteres (Meister, Facharbeiter). Das sind aber mitunter Anforderungsprofile, bei denen sich viele Abiturienten mächtig einnässen würden.
Meine Anforderung an eine Analyse der Wähler ist etwas weitreichender und ich hätte durchaus auch mehr Professionalität im Blätterwald erwartet. Es könnte daran liegen, dass ich zu anderen Zeiten und anderen Parteien schon professionelleres sah. Es könnte aber auch daran liegen, dass die Blättchen eine gewisse Message verbreiten wollten; evtl. auch unter- oder halbbewusst.
Es interessiert mich bei einer Studie aber eben nicht nur das Ergebnis. Bevor das einsortiert wird, würde ich gerne einen Blick darauf werfen, wer sie durchführte und wie sie durchgeführt wurde. Gerade um interessengeleitete Verfälschungen ausschliessen zu können. Ein kleiner Artikel in der FAZ ist da sicher nicht ausreichend.
Es kann aber auch zu geschlamperten Verfälschungen einiger Aussagen kommen. Spontan fiele mir ein, dass die leicht überdurchschnittliche Einkommenssituation näher geprüft werden müsste. Wurden hier die statistischen Werte der Gesamtbevölkerung herangezogen oder die der dt. Gesamtbevölkerung. Denn nur diese ist ja wahlberechtigt.
Fragen über Fragen.
Gruß
vdmaster