Hallo,
Mir ist dabei nach wie vor wichtig, dass es eine objektive
Realität gibt -
wenn mit objektiver Realität gemeint ist, daß es eine von uns unabhängig existierende Außenwelt gibt, dann bestreitet der Radikale Konstruktivismus es gar nicht:
„Da wir aber nur zu gut wissen, daß in unserer Erlebenswelt Dinge, Zustände und Verhältnisse keineswegs immer so sind, wie wir sie haben möchten, können wir uns kaum in jenen Solipsismus flüchten, wonach nur das existiert, was wir uns vorstellen“ (Ernst von Glasersfeld, Konstruktion der Wirklichkeit und des Begriffs der Objektivität. In Einführung in den Konstruktivismus (1992) (S. 30). München: Piper.).
Das von Dir zitierte Argument Ferraris’
„wenn es wahr wäre, dass der Gedanke die Realität erschafft, sähen wir nur das, was wir wollten und was uns gefiele - und wir wären niemals überrascht.“
ist also gar kein Argument gegen den Radikalen Konstruktivismus, denn der R.K. vertritt nicht den Standpunkt, den Ferraris ihm unterstellt, sondern in diesem Punkt die gleiche Ansicht wie Ferraris - und Du verlierst in Deiner psychotherapeutischen Praxis nicht die Argumentationsgrundlage, daß es eine außerhalb des Patienten existierende Außenwelt gibt. Der R.K. sagt „nur“, daß wir ihr wahres Sein nicht und niemals erkennen können und daß es verschiedene funktionale Möglichkeiten gibt, in ihr zurechtzukommen (Viabilität). Deshalb konnte Watzlawick psychotherapieren und den R.K. vertreten.
Beste Grüße
Oliver