Neues Steuer/Abgabe-System

Guten Abend, liebe Forumgemeinde

würde gerne von euch wissen, was für oder dagegen spräche.

Wieder angehaucht von Stammtisch-Gesprächen kam folgendes Gespräch zustande:

„Man schafft am Anfang erstmals alle Steuer ab, die es in GER gibt. Und dann führt man eine, sagen wir mal, 2-jährige oder 1-jährige Planung durch, was in GER so gemacht werden muss.
Z.B. in den 2 Jahren müssen so und so viel Straßen saniert werden und so und so viel gebaut. Dann werden diese Kosten an den erwerbstätige Menschen einfach verteilt. D.h. jeder weiß, dass er so und so viel für die Straßen zahlt. Dann müssen in den kommenden 2 Jahren so und so viel Millionen Rentner versorgt werden, die Kosten werden wieder gerecht auf alle umgeteilt. Dieses System sollte aber auch nicht starr sein, sondern flexibel: z.B. in Phillipinen brauchen Menschen Hilfe, dann wird es zum Anfang des nächsten Monats einfach die Abgabe eingeführt. Usw.“

Ich hoffe, es ist ein wenig verständlich, wie ich es meine.

Und nun wieder meine Fragen: was spräche dagegen oder dafür?

Ich könnte mir vorstellen, dass es Unmut in der Bevölkerung geben würde, wenn auf einmal Abgaben kommen würde, um Banken zu retten oder solche, um Politiker Gehälter zu zahlen. Oder z.B. könnte sein, bin mir aber nicht sicher, dass es Bürokratie fördern könnte. Auf der anderen Seite als Pro würde ich sagen, dass es einfach transparent wird und zweitens durch Entfall der ganzen Mehrwert-Steuer, irgendwelche Mineral-, Wein- und weiß-was-ich-Steuer ein wenig mehr Geld in den Taschen von Menschen bleiben würde.

Viele Grüße,
Alex

Hallo,

durch
Entfall der ganzen Mehrwert-Steuer, irgendwelche Mineral-,
Wein- und weiß-was-ich-Steuer ein wenig mehr Geld in den
Taschen von Menschen bleiben würde.

Das ganz sicher nicht. Da durch den Wegfall einer Steuer kein Cent weniger an insgesamten Ausgaben Ds, der Bundesländer, Landkreise oder Kommunen anfallen würde. Zumindest in nennenswerter Höhe.

Zudem ist den Menschen bekannt, welche Ausgaben erfolgen. Dafür gibt es den Haushaltsplan. Nur kennen ihn die meisten Menschen nicht im Detail. Weil er einfach sehr, sehr umfangreich ist.

Aber ich stimme Dir zu, wenn Du „forderst“, dass es weniger Komplexität im Steuerrecht geben sollte. Diese Debatte zieht sich in D aber schon über Jahrzehnte.

Gruß
vdmaster

Guten Abend!

Man schafft am Anfang erstmals alle Steuer ab…

Wovon werden ohne Steuereinnahmen staatliche Aufgaben und die dafür zuständigen Bediensteten bezahlt?

Ich hoffe, es ist ein wenig verständlich, wie ich es meine.

Nein. Falls du auf Transparenz hinaus willst: Die öffentlichen Haushalte sind für jedermann einsehbar.

Es gibt Ideen, das Steuersystem neu zu ordnen, z. B. Arbeit nicht mehr und statt dessen den Konsum zu besteuern, also keine Einkommensteuer, statt dessen höhere Mehrwertsteuer. Bei diesem und allen anderen kursierenden Vorschlägen muß man stets dazusagen, was damit erreicht werden soll. Führt hier zu weit.

Gruß
Wolfgang

Salvele  Alexander,

„Dafür“ spricht einiges, aber auch „Dagegen“.

Das Problem ist um einiges komplexer als es den Anschein hat,
übersehen wird nämlich, dass die Steuern nicht das alleinige Problem sind.

Die vielen Subventionen, Steuerbefreiungen und Sonderabgaben verzerren das
von Dir angedachte soziale Steuersystem aus „finanzieller“ Sicht.

Die rein „soziale“, also menschliche/geistige Komponente unserer Gesellschaft
ist die eigentliche Ursache für die Sogenannte „Ungerechtigkeit“.
Diese besteht nach meiner Meinung aus Gier, Neid Missgunst und Machtstreben !

Warum ? Weil nicht jeder Mensch nur mit dem zufrieden ist was zum Leben ausreicht.
Jeder möchte sich etwas leisten und auch wenn „nur“ für die Zukunft vorgesorgt werden
soll benötigt man mehr als das „Notwendige“.

Dadurch beginnt unser Zweiseitige Wirtschafts-Kreislauf :
Erstens   ; Wo ich etwas habe/produziere/kann/weiss um mehr Geld zu haben.  
Zweitens ; Wo ich etwas arbeite um Geld zu verdienen.

In beiden Fällen ist das Streben nach „MEHR“ der Hauptgrund für die ungerechte Verteilung
des Geldes/Allgemeingutes.

Wenn das Sozial- Steuersystem nach Deiner Idee gerechter gemacht werden würde,
käme innerhalb kurzer Zeit wieder eine Ausnahme/Sonderregelung/Subvention, mit
der sich jemand etwas mehr vom Kuchen abschneidet.

Beispiel : Politiker/Wirtschaftsbosse/Unternehmen welche behaupten „NUR“ 3% Erhöhung
der Diäten/Bezüge seien nicht viel, aber diese 3% als „zuviel“ z.B. für Harz IV befinden.

Kirchen/Religiöse Vereinigungen die sich aus sozialen Verantwortungen zurückziehen,
weil nicht mehr nach sozialen Vorschriften gelebt wird, sondern ebenfalls nur noch das 
Geld im Vordergrund steht.

Solange es menschliche gefühle gibt, wird es auch das legale und illegale Streben nach
„Mehr haben wollen“, „Mächtiger sein weil mehr Geld“, „Angesehener weil berühmt“ und
„Mehr Sicherheit für die Zukunft“ geben.

Auf der Erde gab es in 5000 Jahren fast alle Arten von Wirtschafts und Sozialstrukturen.
Revoluzionen änderten auch nichts, weil jeder der „veränderte“ entweder gescheitert ist,
oder seine „Verbesserungen“ wieder verschwanden.

Wer sollte kontrollieren ? Wie war das mit dem „Bock-zum-Gärtner-machen“ ?

Wenn das Volk ECHT-Demokratisch mitregieren sollte, dann gäbe es bald keine
Entscheidungen/Ergebnisse mehr, weil jeder für sich oder für eine Interessengemeinschaft
mehr erreichen will. 

Erst wenn Jeder nur noch mit dem Lebensnotwendigen auskommt, wird Dein 
„Gedanken-System“ funktionieren.

So, das ist meine Meinung, kürzer gings nicht und länger muss jetzt nicht.

Gruß und schönen Abend noch.

                                                 Patrik Steinbrenner.

Guten Abend!

Aber ich stimme Dir zu, wenn Du „forderst“, dass es weniger
Komplexität im Steuerrecht geben sollte. Diese Debatte zieht
sich in D aber schon über Jahrzehnte.

Mit dem Steuersystem wird versucht, es neben dem Fiskus allen Interessengruppen und Bürgern in jeglicher Lebenslage recht zu machen. Mit jeder Vereinfachung wird es Leute geben, die sich benachteiligt fühlen und entsprechend laut zetern.

Ich kann Geschimpfe über das angeblich zu komplexe Steuersystem nicht nachvollziehen. Der einzelne Bürger und einzelne Unternehmer ist jeweils nur von einer kleinen Teilmenge des Gesamtsystems betroffen. Diese Teilmenge läßt sich, wenn auch erst nach Beschäftigung mit der Materie und Gewöhnung an Amtsdeutsch und Terminologie, durchaus überblicken. So kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß vor allen Dingen die Leute am lautesten klagen und besonders begeistert Herrn Merz zujubelten, der mit der Steuererklärung auf dem Bierdeckel durch die Talkshows zog, die sich nie mit der Materie beschäftigten, deshalb auch keine Ahnung haben, worum es geht.

Mancher bekommt schon Pickel, wenn er amtliche Formulare nur sieht. Daraus folgt der Beschluß, sich damit gar nicht erst zu beschäftigen und ins allgemeine Gemaule einzustimmen. Obwohl viele z. B. Steuerformulare nicht sonderlich bürgerfreundlich gestaltet sind, tut’s nur beim ersten Mal weh :smile: Man muß sich halt durchbeißen, die Erläuterungen lesen und sich hier und da zusatzliche Informationen beschaffen. Schließlich kann man auch noch beim Finanzamt vorstellig werden und nachfragen „…das hier hab’ ich so und so gemacht … ist das ok so?“. Dabei lernt man auch gleich seinen Sachbearbeiter/seine Sachbearbeiterin persönlich kennen, was zuweilen hilfreich sein kann. Klar, regelrechte A****öcher gibt’s überall, aber die meisten Leute vom Finanzamt sind verträgliche, nette Zeitgenossen.

Mir sind mehrere Selbständige persönlich bekannt, die noch nie einen Buchhaltungskursus absolvierten, die davon nicht die Spur einer Ahnung haben, Gestaltungsmöglichkeiten deshalb gar nicht nutzen können, den eigenen, für teuer Geld vom Steuerberater gefertigten Jahresabschluß nicht verstehen, das Finanzamt nur als Ärger bereitendes, Geld forderndes Amt wahrnehmen, aber ohne auch nur die bescheidenste Kenntnis des Steuersystems die Kompliziertheit desselben beklagen.

Den Durchblick durch’s gesamte Steuersystem für alle Wirtschaftsbereiche, mit allen Feinheiten und allen einschlägigen Urteilen hat vermutlich kaum jemand. Jeder, auch ein Steuerberater, muß sich bei außerhalb seiner alltäglichen Tätigkeit liegenden Fragestellungen zunächst informieren. Aber jeder kann sich mit den wenigen für ihn relevanten Teilen beschäftigen und sie wenigstens so weit verstehen, daß bei Unklarheiten gezielte Informationsbeschaffung möglich ist.

Nochmal zu Friedrich Merz: Der Mann verbreitete dummes Zeug, denn nur mit einem Stufentarif in der Einkommensteuer wird nichts einfacher. Nicht der Tarif ist kompliziert, sondern all die individuell zu berücksichtigenden Sachverhalte führen zur Komplizierheit. Daraus folgt: Wer es einfacher haben will, muß auf Steuerminderungen, die ihm aufgrund seiner persönlichen/beruflichen/unternehmerischen Situation zugebilligt werden, verzichten. Das gäbe ein Gebrüll, gegen das sich die Schmerzensschreie Gefolterter wie geflüstert ausnehmen.

Gruß
Wolfgang

Hi Vdmaster,

Da durch den Wegfall einer Steuer kein
Cent weniger an insgesamten Ausgaben Ds, der Bundesländer,
Landkreise oder Kommunen anfallen würde. Zumindest in

Welche Aufgabe von Kommunen meinst du genau?

Ich habe gerade ein Beispiel z.B. mit den städtischen Schwimmbädern. Ich weiß nicht ob es sowas gemeint ist, aber man könnte doch sagen: in den kommenden 2 Jahren brauchen wir so und so viel Geld, um Schwimmbäder zu sanieren, zu erhalten oder ein paar neue zu bauen. Dann wird das Geld wieder zwischen den Bürgern verteilt.
Und in den nächsten 2 Jahren der Bedarf wieder erneut berechnet.

Viele Grüße,
Alex

Guten Abend Wolfgang,

Wovon werden ohne Steuereinnahmen staatliche Aufgaben und die
dafür zuständigen Bediensteten bezahlt?

Ich habe mich möglicherweise schlecht ausgedrückt. Die Steuer werden abgeschafft und sofort in gleicher Sekunde tritt dann die neue Regeln.

Nein. Falls du auf Transparenz hinaus willst: Die öffentlichen
Haushalte sind für jedermann einsehbar.

Es geht in erster Linie nicht um Transparenz, sondern um flexible Gestaltung von zweckgebunden Steuern. D.h. wenn wir in diesem Jahr so und so viele Renter versorgen müssen, dann wird es auf jeden Arbeitnehmer dann umverteilt, wenn wir für die Bildung so und so viel brauchen, dann wird es wieder als Abgabe auf alle umverteilt. Und wenn man sieht, dass für die Bildung dann man weniger benötigt oder z.B. in diesem Jahr für die Straßenausbau weniger benötigt wird, dann wird es halt angepasst.

Schöne Grüße,
Alex

Was soll das Ganze hier?
Gründe eine Partei, und dann Überlege mit was du deine utopischen Ideen bezahlen willst, denn von nichts kommt auch nichts.
Normalos haben ja nichts zum Geben. Oder?

Ach ja, Karl Marx lässt grüßen, allerdings hat er wenigstens eine Basis, wie er sich das Ganze vostellte, es steckte zumindest ein Konzept dahinter, was ich bei deinen Gedankengängen vollkommen vermisse.

Doch vorher musst du alle Menschen vom Egoismus befreien. Und davon haben gerade wir Deutsche in dem vergangenen Jahrtausend genug gehabt - wo all diessen Ideen, dessen Wahnvorstellungen hingeführt haben.

Du scheinst jedenfalls nichts begriffen zu haben - erlebt an eigenem Leben wahrscheinlich auch nicht. Fantasiere weiter, aber veschone uns mit sochen …

Lass das Ganze am Stammtisch, herausgekommen ist dabei meisten nichts …

der Letzte macht das Licht aus
Servus,

mit dieser Methode lässt sich die Abgabenbelastung der einzelnen Bürger mühelos aus dem Stand vervierfachen; fragt sich halt, wer bei einer so irrsinnigen Abgabenlast überhaupt noch den Kuchen macht, den Du großzügig verteilen willst.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo,

Es geht in erster Linie nicht um Transparenz, sondern um
flexible Gestaltung von zweckgebunden Steuern.

Was meinst Du damit genau? Denn

wenn wir
in diesem Jahr so und so viele Renter versorgen müssen, dann
wird es auf jeden Arbeitnehmer dann umverteilt,

und dann ist das ein alter Hut.
„Die Rente“ wird im Prinzip nicht aus „Steuern“ finanziert, sondern so, wie Du es vorschlägst.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gesetzliche_Rentenversi…

wenn wir für
die Bildung so und so viel brauchen, dann wird es wieder als
Abgabe auf alle umverteilt. Und wenn man sieht, dass für die
Bildung dann man weniger benötigt

Gut. Und wer legt fest „wieviel Bildung“ nötig ist?

oder z.B. in diesem Jahr für
die Straßenausbau weniger benötigt wird,

Und auch hier: wer bestimmt, welche Straße wo gebaut bzw. ausgebaut wird? Oder auch nicht?

Viel Spass beim festlegen.

Gruß
Jörg Zabel.

Guten Abend!

Es geht in erster Linie nicht um Transparenz, sondern um
flexible Gestaltung von zweckgebunden Steuern.

Bisher sind Steuern nicht zweckgebunden.

D.h. wenn wir

in diesem Jahr so und so viele Renter versorgen müssen, dann
wird es auf jeden Arbeitnehmer dann umverteilt, wenn wir für
die Bildung so und so viel brauchen, dann wird es wieder als
Abgabe auf alle umverteilt. Und wenn man sieht, dass für die
Bildung dann man weniger benötigt oder z.B. in diesem Jahr für
die Straßenausbau weniger benötigt wird, dann wird es halt
angepasst.

Jeder Bürger hätte viele variable, zweckgebundene Abgaben zu zahlen. Den Vorzug solcher Vorgehensweise hab ich immer noch nicht begriffen.

Jedes Haushalten, egal ob privat, gewerblich oder im Gemeinwesen, braucht ein Budget. Innerhalb des Budgets kann man hin und her schieben, hier kürzen, dort aufstocken. Äußert ein Ressort Wünsche, erhebt sich aus irgendeiner Ecke eine Stimme, die Gegenfinanzierung fordert und damit Auskunft verlangt, woher das Geld zur Erfüllung der Wünsche kommen soll. Du wirst nicht wirklich wollen, daß die Antwort dann stets Steuererhöhung lautet. Daß alle Ressorts grundsätzlich mehr angeblich unaufschiebbare Wünsche als Geld haben, ist eine Binsenweisheit.

Was soll mit der Idee erreicht werden?

Gruß
Wolfgang

Guten Abend!

Aber ich stimme Dir zu, wenn Du „forderst“, dass es weniger
Komplexität im Steuerrecht geben sollte. Diese Debatte zieht
sich in D aber schon über Jahrzehnte.

Mit dem Steuersystem wird versucht, es neben dem Fiskus allen
Interessengruppen und Bürgern in jeglicher Lebenslage recht zu
machen.

Genau dies ist das Problem. Deine Schlußfolgerung „man müsse nur…“ kann ich nicht nachvollziehen. Allein die Anzahl der Anlagen und der Umfang der Erläuterungen ist schon erheblich. Neben dem juristischen Deutsch.

Ehemann selbstständig, Ehefrau Arbeitnehmerin, zwei Kinder. Kinderbetreung für das jüngste, Ausbildung für das Älteste. Zusätzlich noch eine Wellblechhütte, die vermietet wird. Eventuell eine Tätigkeit als Nebenerwerbslandwirt (was hier in der Gegend geradezu epidemische Ausmaße hat). Prost Mahlzeit! Da sind die aber mit ihrer Erklärung längere Zeit beschäftigt.

Dir ist bekannt, dass behauptet wird, es gäbe kein Land der Welt, in welchem der Umfang von Rechtskommentaren und Steuerliteratur so ausgeprägt sei wie in D?

Gruß
vdmaster

Ich habe gerade ein Beispiel z.B. mit den städtischen
Schwimmbädern. Ich weiß nicht ob es sowas gemeint ist, aber
man könnte doch sagen: in den kommenden 2 Jahren brauchen wir
so und so viel Geld, um Schwimmbäder zu sanieren, zu erhalten
oder ein paar neue zu bauen. Dann wird das Geld wieder
zwischen den Bürgern verteilt.
Und in den nächsten 2 Jahren der Bedarf wieder erneut
berechnet.

Das passiert doch bereits mittels Steuern. Die Steuereinnahmen werden per Hochrechnung berechnet und auf dieser Basis wird das Geld für die Aufgaben verplant.

Ich bin allerdings der Meinung dass viele öffentliche Aufgaben nicht von allen Bürgern finanziert werden sollten, sondern nur durch diejenigen die sie auch nutzen, Schwimmbäder und Theater (vor allem letztere verschlingen Unsummen) sind hier gute Beispiele. Sehe es offen gesagt nicht ein dass ich Theater bezahlen soll die ich nie besuche.

Servus,

die Merz-Version des Kirchhof-Konzepts bezieht sich ausschließlich auf das, was dem Steuerpflichtigen am allerwenigsten Mühe macht, nämlich den ESt-Tarif. Mit einer Änderung des Tarifs ist aber überhaupt nichts an dem geändert, was die ESt so mühselig im Umgang macht.

Wenn man den enormen Umfang an Verästelungen lichten wollte, die in EStG und KStG die an und in sich klaren und schlüssigen grundsätzlichen Strukturen so gut wie nicht mehr erkennen lassen, wäre dafür eine Relativierung/Ergänzung/Änderung von Art. 3 Abs. 1 GG notwendig - das ist nämlich die Basis für die ungeheuer schwerfällige und detailreiche Ausgestaltung des Steuerrechts.

Dass sich da kein Kirchhof und kein Merz rantrauen, liegt auf der Hand.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo Blumepeder,

da überdehnst Du aber m.E. die Auswirkung des Art 3(1) GG gewaltig. Dieser legt ja nicht fest, dass alle gleich viele Steuern zu entrichten hätten oder Abschreibungsmöglichkeiten haben sollten, sondern bestehende Gesetze auf alle Personen gleichermaßen angewandt werden sollen.

Oder kennst Du ein Urteil des BVerfG, welches eine andere Sprache spräche? Sprich eine Stufenregelung ausschlösse? Unabhängig davon, dass die Merz´sche Bierdeckellösung evtl. nicht politisch umsetzbar wäre? Unabhängig davon, dass sie politisch/sozial unerwünscht wäre?

Gruß
vdmaster

Ich bin allerdings der Meinung dass viele öffentliche Aufgaben
nicht von allen Bürgern finanziert werden sollten, sondern nur
durch diejenigen die sie auch nutzen, Schwimmbäder und Theater
(vor allem letztere verschlingen Unsummen) sind hier gute
Beispiele. Sehe es offen gesagt nicht ein dass ich Theater
bezahlen soll die ich nie besuche.

Andererseits bezahlst Du auch straßen, die Du nie befährst, Bahnstrecken, die Du nie benutzt, Bibliotheksbücher, die Du nie liest…

Servus,

jetzt hab ich eine schöne ausführliche Replik geschrieben, dann wurde sie mir von einem Hustenanfall des wewewa-Servers kaputtgehauen.

Also bloß die Kurzfassung:

  • Der ESt-Tarif ist, ich wiederhole mich, der Teil des EStG, der den Steuerpflichtigen die allergeringste Mühe macht. Bei gegebenem zu versteuernden Einkommen lässt sich die ESt-Belastung in Echtzeit berechnen, also wesentlich schneller als mit Kuli und Bierdeckel.

  • Die Sache mit dem Gleichheitsgrundsatz mag von den Vätern des Grundgesetzes zwar anders gemeint gewesen sein, aber sie ist der Hebel, mit dem man unliebsame Regelungen im EStG am leichtesten kippen kann. Es lohnt sich, in diesem Zusammenhang einen Blick in die „Erläuterungen zur Festsetzung“ auf den ESt-Bescheiden zu werfen, die von Jahr zu Jahr ein wenig wechselnde, aber immer ellenlange Listen von anhängigen Verfahren bei BFH und ggf. BVG enthalten, bei denen sich die Kläger fast immer auf fehlende Gleichbehandlung berufen.

  • Deswegen traut sich niemand, grundsätzliche Vereinfachungen oder Konkretisierungen am EStG umzusetzen; und deswegen sind neuere Regelungen im EStG, wie z.B. der fast unlesbar gewordene § 10 EStG, so grauselich formuliert - sie müssen ja so allgemeingültig sein, dass auch zukünftige Dinge, die sie noch gar nicht berücksichtigen konnten, der gebotenen Gleichbehandlung unterliegen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo!

Mit dem Steuersystem wird versucht, es neben dem Fiskus allen
Interessengruppen und Bürgern in jeglicher Lebenslage recht zu
machen.

Genau dies ist das Problem. Deine Schlußfolgerung „man müsse
nur…“ kann ich nicht nachvollziehen. Allein die Anzahl der
Anlagen und der Umfang der Erläuterungen ist schon erheblich.
Neben dem juristischen Deutsch.

Ehemann selbstständig, Ehefrau Arbeitnehmerin, zwei Kinder.
Kinderbetreung für das jüngste, Ausbildung für das Älteste.
Zusätzlich noch eine Wellblechhütte, die vermietet wird.
Eventuell eine Tätigkeit als Nebenerwerbslandwirt…

An individuellen Sachverhalten kommt einiges zusammen. Dazu noch ein privat und beruflich genutztes Fahrzeug, Aufwendungen für die Altersvorsorge, Abschreibungen für irgendwelche gewerblichen Sachen, Kosten für Zahnersatz, haushaltsnahe Dienstleistungen, Sanierung der unter Denkmalschutz stehenden Fassade, Berücksichtigung eines Verlustvortrags, als Freiberufler nach § 18 EStG erzielte Einnahmen und als Gewerbetreibender erzielte Einnahmen, Gewerbesteuer, Umsatzsteuer - ein stinknormaler Steuerzahler, ein ganz normaler Fall.

Aber merkst du was? Falls nicht: Es geht durchweg um Steuererleichterungen, um Minderungen der Zahllast. Das könnte man einfacher gestalten. Welche die Steuerlast mindernden Sachverhalte sollen unberücksichtigt bleiben, damit es für den Bürger einfacher wird? .

Prost Mahlzeit!
Da sind die aber mit ihrer Erklärung längere Zeit beschäftigt.

Zunächst ist es mühsam, sich durchzubeißen. Aber abgesehen von sich ändernden Zahlen ist es im nächsten Jahr schon weitgehend eine Arbeit aus Copy & Paste. Man wird vertraut mit den Dingen. Ein Sachverhalt entfällt, irgendwo kommt Neues dazu. Wer noch nebenbei eine Landwirtschaft oder einen Handel betreibt, ist ohnehin spätestens alle paar Tage mit seinen Zahlen, mit Zahlungsein- und Ausgängen beschäftigt, aber mitnichten für’s Finanzamt, sondern viel ausführlicher als es je ein Amt fordert, im Interesse des eigenen Überblicks, der eigenen Planung und Vorausschau.

Bei jedem Schrotthändler, der in schedderigen Klamotten auf seinem matschigen Platz herumstapft, ist der PC Tag und Nacht eingeschaltet, um den Zeitpunkt nicht zu verpassen, den Container mit Bronzeschrott zu verticken. Bei Landwirten mit Lagerkapazitäten ist es nicht viel anders. Jeder Kaufmann wertet permanent aus, z. B. den Erfolg einer Werbeaktion, spielt mit Excel, macht sich aus Zahlenkolonnen anschauliche Kurven. Vom Online-Höker bis zum Kneipier, der seine Aktion „Zahlen Sie, was es Ihnen wert ist“ oder das Ergebnis der letzten Ü50-Party unter Berücksichtigung der Aushilfskräfte bis zum Bierlieferanten auswerten will. Das bißchen Zeug für’s Finanzamt fällt in laufender Buchführung per Mausklick von alleine ab. Und wo es nicht von alleine abfällt, wo man gestalten kann, macht die Sache sogar ein bißchen Spaß.

Dir ist bekannt, dass behauptet wird, es gäbe kein Land der
Welt, in welchem der Umfang von Rechtskommentaren und
Steuerliteratur so ausgeprägt sei wie in D?

Vorausgesetzt, die Sprüche haben ein wahren Kern, sind sie Wasser auf die Mühlen berufsmäßiger Jammerer, die aber nicht verraten, welche steuerlich relevanten Sachverhalte sie der Einfachheit halber unter den Tisch fallen lassen wollen. Wer unbedingt möchte, kann die Einfachheit haben. Auf Anhieb fallen mir dazu 2 Methoden ein, die von vielen Leuten zelebriert werden (aber ausdrücklich nicht zur Nachahmung zu empfehlen sind):

  1. Man gebe nur seine Einnahmen an und zahle daraufhin den vom Finanzamt verlangten Betrag. Ist wirklich so einfach wie der Kauf eines Kaugummis.
  2. Man gebe gar nichts an, verzichte auf Steuerklärungen. In solchen Fällen schätzt das Finanzamt die Steuerschuld. Die wird vom Steuerpflichtigen bezahlt. Siehe da, es geht ganz ohne Papierkram.

So verfahrende Leute melden über kurz oder lang Insolvenz an und beginnen von vorne, falls das Finanzamt sie läßt und nicht wegen hartnäckiger Verletzung steuerlicher Obliegenheiten ein Gewerbeverbot ausspricht. Natürlich verfügen solche Leute ohne Buchführung nach einer Insolvenz über keinen Verlustvortrag, der einem Neustart förderlich sein könnte, aber dafür ist alles schön einfach :smile:

Ich will gar nicht bestreiten, daß steuerliche Regelungen Potenzial für Vereinfachungen und Entbürokratisierung bieten. Solange man aber jedem Einzelfall gerecht werden möchte, wird bei Vereinfachung nicht viel 'rüberkommen. Es gibt auf dem Gebiet etliche Propheten, die sich bei genauerem Hinsehen als hohle Nüsse entpuppen. Herrn Merz nannte ich schon, der zwar publikumswirsam, aber mit seinem Stufentarif am Problem vorbei argumentierte und den Uri Geller für den bierseligen Steuerstammtisch machte. Ich erwähnte auch den Vorschlag, alle Steuern in der Mehrwertsteuer aufgehen zu lassen, also nur noch den Konsum zu besteuern. Ist zweifellos einfach. Individuelle Sonderfälle gibt’s dann nicht mehr. Solche Vorschläge werden nur beklatscht, solange das Publikum nicht begreift, welche Folgen damit einher gingen.

Wenn anderweitig nach einfacherer Steuergesetzgebung verfahren wird, ist das nicht per se ein Qualitätsmerkmal. Mit weniger Berücksichtigung der individuellen Situation des Steuerpflichtigen kann man Vereinfachung haben. Man kann die Vereinfachung wie unsere Altvorderen auf die Spitze treiben, die unabhängig von der persönlichen Situation den Zehnten abzuliefern hatten. Über Steuergerechtigkeit läßt sich ewig streiten, aber so sieht sie jedenfalls nicht aus.

Das alles sage ich nicht als Steuerfachmann, der ich gar nicht bin, sondern bloß als Ing., der auch kaufmännisch tätig ist. Demgemäß kümmere ich mich wie jeder andere Normalverbraucher um die für mich relevanten steuerlichen Belange. HGB, BGB, EStG und AO nebst Anwendungserlassen sowie ein paar Auswahl-Schmöker wichtiger Gesetze stehen mit etlichen Lesezeichen versehen in einigermaßen aktueller Ausgabe zumeist als Beck-Texte im Regal - wie bei wohl jedem Koofmich. Beim Vergleich der Regalmeter mit anderer Fachliteratur geht das bißchen Zeug unter ferner liefen unter, sowohl in cm, als auch in € und Zeitaufwand. Für mich sind weder Schiffsbeteiligungen noch Feinheiten von Stiftungen oder die Gewinnermittlung bei Forstbetrieben relevant, sondern bloß der schmale Ausschnitt des mich unmittelbar Betreffenden. Das gilt für jeden Steuerpflichtigen. Man muß sich ein bißchen kümmern, mal hier und da lesen, manchen Absatz auch mehrfach, bevor er nach Zerpflücken verständlich wird. Kostet manchmal etwas Überwindung. Aber verglichen mit Tiefe und Umfang der ureigenen Fachgebiete ist es am Rande mitlaufender Kram, Für die Beantwortung einschlägiger Fragen findet man an jedem Ort der Republik, der aus mehr als 3 Gehöften und einem Zigarettenautomaten besteht, einschlägige Fachleute. Darüber hinaus in jedem Finanzamt.

Also wo genau liegt das Problem?

Gruß
Wolfgang

Hallo!

Ich bin allerdings der Meinung dass viele öffentliche Aufgaben
nicht von allen Bürgern finanziert werden sollten, sondern nur
durch diejenigen die sie auch nutzen, Schwimmbäder und Theater
(vor allem letztere verschlingen Unsummen) sind hier gute
Beispiele. Sehe es offen gesagt nicht ein dass ich Theater
bezahlen soll die ich nie besuche.

Steuern sind nicht zweckgebunden. Sie finanzieren die gesamte Infrastruktur des Gemeinwesens. Dabei liegt es in der Natur der Sache, daß wohl kein Bürger alle Teile der Infrastruktur nutzt. Ebenso liegen verschiedene Prioritäten jedes Bürgers in der Natur der Sache, Jeder wird irgendwelche aus Steuergeld finanzierten Aktivitäten benennen können, die er für entbehrlich hält. Würde man alle Aktivitäten aus der Steuerfinanzierung herausnehmen, die irgendjemand für unwichtig hält, gäbe es weder Steuern noch Gemeinwesen.

Gruß
Wolfgang

Man könnte auch eine Pflanze legalisieren und dann eine Steuer darauf erheben. So wie in Teilen der USA.

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspol…