Wieso sollte ich jemanden persönlich kennen müssen, um beurteilen zu können, ob dessen Aussagen rassistisch sind? Und wenn sie das sind, wieso sollte man den Urheber dann nicht als Rassisten bezeichnen? Es stünde ihm ja frei, nachdem man ihn auf die Aussagen seiner Texte so einige hundertmal hingewiesen hat, andere Texte zu verfassen, wenn er nicht für einen Rassisten gehalten werden will und die Texte nur so eine Art Spaß sein sollten (es soll ja Leute geben, die in diesem Internetz für begrenzte Zeiträume aus Neugier oder Doofheit Rollen spielen).
Ein Teil der Hausbewohner hier hat vier Beine. Diese Formulierung entspricht der Wahrheit, lässt aber weder einen Rückschluss darüber zu, welchen Anteil sie an der Gesamtbevölkerung haben noch welchen Einfluss sie auf die Wahrnehmung des Haushaltes haben noch welchen Einfluss sie auf die Abläufe im Haushalt nehmen können.
Das schafft per se keine Probleme, sondern nur dann, wenn entweder die Zahl der Ereignisse so hoch wird, dass sie die Allgemeinheit tangieren oder die Ereignisse von Medien und Rassisten u.a. bzw. insbesondere im Internet so weit aufgebauscht werden, dass die tatsächliche und scheinbare Zahl und Intensität der Ereignisse die öffentliche Wahrnehmung und Stimmung verändert.
Nein.
Niemand zieht sie ins Lächerliche. Ein kleiner Rest der Bevölkerung versucht, in einer Kackophonie von Hass, Lüge und Übertreibung eine Stimme der Vernunft laut bleiben zu lassen, nur gelingt das immer weniger. Und genau so, wie hier der Anteil der vernünftigen Stimmen immer kleiner wird, wird er in der Dauerbeschallung der Bevölkerung aus asozialen Medien, TV, Radio und Telegram auch immer kleiner.
Und diese Aussage ist eben nicht Auswuchs irgendwelcher Ängste, die Du mir sinnloser- und unnötigerweise unterschieben wolltest, sondern nicht zuletzt der aktuellen und absehbaren Wahlergebnisse in Deutschland.
Natürlich kann man der Ansicht sein, dass man die Protagonisten nicht als Nazis oder Rassisten bezeichnen, sondern mit Argumenten überzeugen sollte, von ihrem ekligen Tun abzulassen, aber siehe da: mit dem Rezept haben wir es hier bald 20 Jahre lang versucht und so versuchen es seriöse Teile der Medien und Politiker auch schon seit Anbeginn der Zeit.
Die bittere Erkenntnis ist, dass man auf die Bauern- und Rattenfänger, Propagandisten und Populisten, die Hetzer, Lügner und Rassisten gar keinen Einfluss hat und die auf keines der Argumente eingehen und auch Tatsachen nicht akzeptieren. Wenn man sie in einer Talkshow, in einem Twitter-Thread oder in einem Artikelbaum hier mal final widerlegt hat, gehen sie in die nächste Talkshow, hauen den nächsten Tweet raus oder veröffentlichen hier die nächste als Frage getarnte Hetze gegen Ausländer, Migranten, Muslime und andere Gruppen.
Richtig. Und mein Weg damit umzugehen, ist nicht, mit denjenigen zu kuscheln und die liebzuhaben, die die Lügen und Hetze in die Welt setzen, sondern deren Aussagen so zu kommentieren, dass ein unbeteiligter Dritter, der des Weges und zum Lesen vorbeikommt, nicht glaubt, dass das, was zuvor geschrieben wurde, eine unbestrittene Wahrheit ist.
Was dieses Wahrnehmungsding angeht, noch ein Hinweis auf eine Befragungen basierende Studie aus dem Jahre 2014 (!), also wahrscheinlich 2013 erhoben. Danach hat ein Drittel aller in der EU lebenden Frauen in ihrem Leben mindestens einmal Gewalt erfahren (die Werte lagen zwischen 20% (Estland) und Dänemark (52%). Wie gesagt: 2014, also bevor hier nach der Ansicht einiger quasi die Gesetzlosigkeit eingetreten ist.
Interessant ist dabei auch, dass ein erheblicher Teil der Täter der frühere oder aktuelle Partner war und interessant ist auch, dass die Spätfolgen insbesondere psychischer Natur bei Gewalt durch den Partner viel ausgeprägter und häufiger waren als nach Taten durch Dritte. Ach ja: etwa die Hälfte aller Frauen hat der Untersuchung zu Folge schon sexuelle Belästigung erlebt.
Was sagt uns das alles? Eine ganze Menge. Vor allem halt, dass es auch bevor die Menschen hierherkamen, die für praktisch alle Vorfälle, die in diesem Artikelbaum thematisiert wurden, verantwortlich gemacht werden, Gewalt und Belästigung von Frauen gab und zwar in einem so erheblichen Maße, dass man sich fragen muss bzw. sollte, ob an der Mär vom harmlosen deutschen Mann etwas dran sein kann. Und dann waren es eben oft die Partner, die Gewalt ausübten, was die Schlussfolgerung zulässt, dass das heute auch noch so ist.
Und damit kommen wir wieder zum Anfang: der deutsche Mann ist nicht besser oder schlechter als der syrische oder irakische. Unter Berücksichtigung einiger statistischer Effekte sind Unterschiede im Verhalten im strafrechtlichen Sinne kaum feststellbar, sofern überhaupt vorhanden. Das einzige, was sich signifikant zum „ausländischen“ Mann zu dessen Nachteil geändert hat, ist die Wahrnehmung und die fällt nicht vom Himmel, sondern wird durch Rassisten, die Vorfälle aufbauschen sowie deren Häufigkeit und Intensität übertrieben darstellen, beeinflusst.
Dadurch wuchert der Rassismus immer weiter durch die Bevölkerung, während es eigentlich wichtiger wäre, sich mit den Ursachen und den Tatsachen auseinanderzusetzen, nämlich dass wir in Deutschland einige Millionen junger Männer verschiedenster Nationalitäten und Herkünfte (inkl. „biodeutsch“) haben, die so wenig sozial-ökonomische Perspektive sehen, dass sie es für zielführend oder zumindest nicht als nachteilig empfinden, strafrechtlich auszufallen und so den Rest ihrer ohnehin schon kleinen Perspektive zu verspielen.