Für mich liegt das Problem schon in der Problembeschreibung. Das sind verschiedene Dinge:
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ich habe da ein Problem - ich und mein Partner können uns
nicht streiten.
Was willst du? Dich streiten können?
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Damit meine ich, das wir zu keiner Einigung kommen.
Oder mit deinem Partner eine Einigung finden?
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Streiten wir uns, versuche ich meinen Standpunkt klarzumachen,
Oder deinen Standpunkt klarmachen?
Wenn ja, wozu streiten?
Und ist der Weg über den Streit der richtige, um zu einer Einigung zu kommen?
Es geht da in den meisten fällen auch gar nicht darum, das ich
bestimmen will,
manchmal aber schon?
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sondern eigentlich ein Kompromiss gut wäre,
eigentlich?
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oder ich eifnach seine Beweggründe wissen will.
Beweggründe oder Kompromiss? Was steht im Vordergrund?
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Ich weiß also nie, ob er ehrlich ist, oder nicht.
Steht das im Vordergrund?
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Sondern auch um abstimmen.
Abstimmen oder Streiten?
Was zb Erziehung betrifft, Werte,
Verhalten als Mann/Frau/Eltern etc.
Und das willst du über Streiten lösen? Warum?
Beispiel wäre zb. das umgehen mit Verhalten der Kinder. Ich
finde, das er etwas anders machen sollte ( er zb erlaubt
sachen, die ich grad verboten habe)- er sagt ich hab recht,
Das ist aber nicht Abstimmen, das ist Rechthaben wollen.
Versteht mich nicht falsch, aber ich weiß gar nicht mehr woran
ich bin.
Ich auch nicht. Vielleicht liegt aber genau da das Problem. Also nicht darin, dass ich es nicht weiß, aber dass du wirklich nicht vermittelst, als ob du selbst weisst, was du willst - es sind im Grunde sieben Punkte. Du gibst hier zum Teil ziemlich verschiedene Marschrichtungen, Ziele vor, die sich zum Teil ziemlich widersprechen bzw. Strategien, die nicht mit den Zielen übereinstimmen. Blockieren und dann doch tun, was man will, ist da eine nachvollziehbare Reaktion von jemandem, der für sich beschlossen hat, dass das der am wenigsten Energie aufwändige Weg daraus ist.
Ich brauchte da einfach mal ein paar objektive Tips und
Gedanken zu.
Ich würde erst einmal mir versuchen klar zu werden, was du eigentlich willst.
Willst du dich abstimmen über Erziehungsfragen? Dann gilt es bei zwei Eltern erst einmal darum, sich über die verschiedenen Standpunkte zu verständigen. Streit hat da nichts zu suchen. Es geht um Austausch. Der muss in einem Rahmen stattfinden, der grundsätzlich Ergebnis offen ist. Recht haben wollen ist da ziemlich ungünstig.
Wenn es dagegen um etwas geht, wo man Recht haben will, weil es einem wichtig ist, dann ist es kein Abstimmen mehr. Dann würde das auf einen (gesunden?) Streit hinaus laufen. Nur muss man sich dann auch von Anfang an klar sein, dass das einer ist. Und sich fragen, was die Konsequenzen sind und ob sich das lohnt, zu streiten. Und man sollte wenigstens eine ungefähre Ahnung haben, was dabei rauskommen soll, wenn der Andere eine andere Position hat und die nicht aufgeben will.
So einen Streit muss man „können“ und man muss ihn ggf. üben. Ob man das nun ausgerechnet beim Thema Kindererziehung üben sollte - ich würde sagen, unverfänglichere Themen wäre dazu besser geeignet.
Die dritte Variante ist, sich austausche mit dem Ziel eines Kompromisses. Das ist nicht unbedingt dasselbe wie abstimmen. In Sachen Kindererziehung könnte das bspw. bedeuten, dass man sich abstimmt, dass Vater und Mutter unterschiedliche Strategien fahren. Das kann beim ein oder anderen Thema sogar gut sein. Kinder kommen damit klar - solange es transparent ist und sich Eltern nicht ausspielen! Ein Kompromiss wäre dann EINE gemeinsame Linie. Also eine Abstimmung mit einer einheitlichen Lösung.
Nur noch mal zum Bewusstwerden: Ein Streit ist eine offen ausgetragene Meinungsverschiedenheit. Wenn du dich streiten willst, gehst du schon von Anfang an davon aus, dass es die gibt. Wenn du mit der Haltung in die Kommunikation gehst, dann erfährst du ggf. vom anderen gar nicht, wo er wirklich steht - denn du hast ihn a. ja schon auf die Gegenposition gestellt und b. eigentlich in den Streitmodus. Was, wenn er (noch) gar keine Gegenposition hatte, vielleicht gar keine Position zu dem Zeitpunkt? Dann geht er ob deines Angriffsmodus in Verteidigungsposition und entwickelt seine inhaltliche Position möglicherweise erst dann…