Moin!
Quoten sorgen leider nicht für Gleichberechtigung, die
zwingen nur etwas auf und es bleibt wohl immer so ein
„Gschmäckle“, dass da jemand den Job gekriegt hat wegen der
Quote und nicht wegen seiner Eignung.
Das ist es, was ich von den beruflich wirklich fähigen Frauen in meinem Umfeld auch gehört habe.
In privaten Diskussionen, die, für meinen Geschmack, zu
verbissen geführt wurden, brachte ich auch gerne das Argument,
dass eine Quote ja eigentlich per Gesetz verordnete
Diskriminierung im doppelten Sinne ist. Einerseits
manifestiert sie einen Unterschied, wo sie eigentlich dafür
sorgen sollte, dass es keinen Unterschied gibt,
…was dann zu einer Ablehnung von Quoten an sich führen muss, da es ohne reelle Unterschiede keine Quotenregelungen bräuchte…
andererseits
diskriminiert sie die andere Seite, die kein für sie
gemachtes, exklusives Gesetz hat. Das kann die Diskussion ein
wenig auflockern, da es ja ein wenig absurd ist (auch wenn ich
der Meinung bin, dass ein kleines bisschen Wahrheit enthalten
ist).
Hier sagte Frau von der Leyen, dass sie für 30% Männer, 30% Frauen eintreten würde. Das passt schon. Theoretisch.
Nebenbei finde ich es eine ganz gewaltige Unsitte, dass man
im Zusammenhang mit Frauen gern vom „Risiko einer
Schwangerschaft“ spricht. Ja, es besteht eine
Wahrscheinlichkeit, dass die Frau schwanger wird, ABER das
Wort „Risiko“ ist so negativ konnotiert, man denkt doch bei
einem Risiko zuerst an einen Unfall oder eine drohende Gefahr,
also eine unglückliche Begebenheit.
Für ein Unternehmen ist es das, zumal wir immer mehr amerikanische Management-Philosophien in deutschen Firmen finden und diese dazu führen, dass man nur noch in Quartalen, Monaten oder gar Wochen denkt, anstatt die gesellschaftliche Entwicklung im Auge zu behalten. Ohne Nachwuchs kann ich meinen laden in 20 Jahren zusperren. Nur interessiert das nicht, wenn der Laden rein auf den Value für US-Shareholders ausgerichtet ist.
Aber wie kann man eine
Schwangerschaft in diesen Zusammenhang bringen, ausser
vielleicht im streng betriebswirtschaftlichen Sinn?
„Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft“ klingt da doch
schon wesentlich positiver, weil neutraler.
Bitte nicht an der Formulierung aufhängen, ich habe nur die Frage etwas provokativ gestellt, denke aber persönlich , dass wir dann keine Frauenquoten mehr brauchen, wenn die Menschen zwischen 18 und 35 lernen, eigenverantwortlich ihren Lebensplan zu entwickeln, Verantwortung zu übernehmen und dies dann auch klar kommunizieren.
Wir lernen momentan, dass alles offen und alles möglich wäre.
Dass dem in der Realität nicht so ist, merken viele erst ab 35, wenn sie immer noch nicht CEO oder Art Director sind, die biologische Uhr langsam tickt, aber man ja sein 8-jähriges Studium mit 3 Auslandspraktika noch irgendwie vergolden möchte, bevor man dann ein Häuschen auf dem Land kauft und Kinder und Ziegen züchtet.
Natürlich ist das übertrieben, aber ein von der Schule an etwas zielführenderer Ansatz würde bei einer großen Zahl Paaren zu einem deutlich entspannteren Umgang mit dem Thema Familie führen können.
Wenn ich mich als Frau nach einem 1er Abi für St. Gallen entscheide, muss mir auch irgendwie klar sein, dass ich möglicherweise nicht mit 27 eine Familie gründen werde.
Wenn ich eine Bäckereiverkäuferinnen-Lehre mache, bietet es sich an, mit 25 mal an die Familienplanung zu denken und ich muss mich damit abfinden, niemals Vorstandsvorsitzende bei Siemens werden zu können.
Beide brauchen keine Quote.
Alle Frauen, die zwischen diesen Extrembeispielen liegen, hatten, hätten und haben immer die Möglichkeit, ihren Lebensplan zu hinterfragen und mit der Realität abzugleichen. Dabei sollte klar sein, dass ein normales deutsches Unternehmen keine Führungspositionen für 3 Jahre einfach freihalten und eine normale Frau ab 40 nur noch schwer eine problemlose Schwangerschaft haben kann. Für die junge Abiturientin bedeutet das, dass sie vor der Wahl des weiteren Ausbildungsweges für sich herausfinden sollte, was sie will. Ein Medizinstudium zu absolvieren und nach dem Examen dann zu Hause zu sitzen und die Kinder zu hüten macht keinen Sinn. Dafür sind auch die Studienplätze zu begrenzt. Eine Lehre zu machen weil die Eltern denken, sie würde sowieso mit 22 Kinder bekommen, während das Mädchen jedoch lesbisch ist und einen Faible für anorganische Chemie hat, wäre ebensowenig sinnvoll.
Die jungen Deutschen müssen lernen, wieder vor dem 30. Geburtstag erwachsen zu werden. Das ist wohl unser Hauptproblem.
Zudem gibt es aktuell eine große Zahl an top-qualifizierten Leuten zwischen 30 und 40, die auf der Suche nach guten Jobs sind.
Bewerber/innen sowie Unternehmen möchten dabei natürlich das beste für sich herausholen.
Nur liegt ein weiteres der Hauptprobleme bei der ungleichen Transparenz bzgl. der Motive der jeweiligen Seite.
Die Bewerberin kann sehr leicht ersehen, dass ein Unternehmen üblicherweise nach Profit strebt und was der Laden tut, ob er Auszeichnungen z.B. als Arbeitgeber des Jahres erhalten hat, wie lange es die Firma mit welchen Produkten auf dem Markt schon gibt, wie die Marktposition ist, ob sie Insolvent ist u.s.w.
Das Unternehmen hingegen darf bei weitem nicht alle Motivationen des potentiellen neuen Mitarbeiters/in anfragen.
Eine Frage nach Schwangerschaft und/oder Familienplanung ist ja sogar untersagt bzw. das Lügen darauf ist erlaubt.
Weshalb also sollte sich ein Unternehmen freiwillig einem solchen Risiko aussetzen (hier sind wir wieder bei der Formulierung „Risiko“, weil sie einfach passt), wenn ein ebenso qualifizierter Mann bzw. in der Realität meist 50 Männer für die Position in Frage kommen?
Als qualifizierte Frau, die sich Gedanken darüber gemacht hat, wann sie was im Leben tun möchte, ist somit eine Frauenquote, der Pseudo-Schutz des o.g. Frageverbotes oder das ganze Equal-Pay-Gerede nur hinderlich.
Sie würde auf Anfrage wohl sagen: „ich habe in XX das Fach xy studiert und mit 1,2 abgeschlossen. Währenddessen habe ich 2 Praktika in den USA und in Peking absolviert. Danach arbeitete ich für 3 Jahre als Account Manager und schliesslich als Account Direcor bei ZZ. Nun bin ich 27 Jahre alt und möchte den nächsten Schritt in eine Führungsposition gehen. Mich qualifiziert dafür mein Studium, meine exzellente jährliche Bewertung bei ZZ, mein Managementkurs xyz und mein Erfolgswille.
Und übrigens: ich bin verlobt, mein zukünftiger Mann arbeitet bei yz als Direcor Global Marketing. Unsere Familienplanung sieht so aus, dass wir aufgrund unser beider hoher Reisetätigkeit in frühestens 7 Jahren mit Kindern starten wollen. Es sollen 2 sein und ich möchte sie die ersten 2 Jahre selbst betreuen. Das sind voraussichtlich 5 Jahre, die ich ausfallen würde. Bis dahin haben wir 7 Jahre zusammen, für die ich Ihnen mein volles Commitment zusichere. Ferner möchte ich danach weitermachen. Und ja, ich weiß wie die Pille funktioniert… ,-).“
Welcher Personaler mit Grips würde sich die Dame entgehen lassen? Bei einem karriereorientierten Mann kann ich kaum mit 7 Jahren Verbleib im Unternehmen rechnen.
Die Frau hat somit gute Chancen, wenn sie nur deutlich darlegen kann, was sie will.
Dass dies nicht funktioniert, wenn die Bewerberin 36 ist und einen Kinderwunsch hat, ist klar. Aber weshalb sollte es eine Quote ihr erlauben, noch ein Jahr auf eine hohe Position zu hohen Kosten eingearbeitet zu werden, um sich danach in die Schwangerschaft zu verabschieden? Wir hatten es weiter oben: Verantwortung übernehmen! Die Firma ist nicht für die Familienplanung der Mitarbeiterinnen verantwortlich, sondern sie selbst zusammen mit ihren Partnern.
Dass dies auch dem Heer an 3,6-Absolventinnen des Studienganges Sozialwissenschaften nicht entgegen kommt, die Equal-Pay im Vergleich zu Ingenieuren mit 10 Jahren Berufserfahrung verlangen, ist schon klar.
Ihr denkt, der Vergleich hinkt?
Richtig! Das tut er immer. Denn der Werdegang zweier Menschen und v.a. deren Potential für das Unternehmen ist niemals identisch. Und solange unsere Gesetze die Frauen „zu Tode“ schützen, wird sich an ungleicher Bezahlung Mann-Frau nichts ändern. Denn ein Gehalt spiegelt nicht nur Ausbildung und aktuelle Leistung, sondern bei qualifizierten Jobs auch das Potential wieder. Und das muss bei Frauen im gebärfähigen Alter einfach niedriger angesetzt werden, solange man nicht offen miteinander umgehen kann.
Danke fürs Durchhalten!
Gruß,
M.